Wie ein kleines Wunder, der Weinschank fand Burgunder!

 

Eine lange Suche geht mit viel Glück erfolgreich zu Ende, der Weinschank wollte endlich etwas über das berühmte Burgund schreiben und hat über einen längeren Zeitraum Weine aus den untersten beiden Stufen der Burgund-Klassifikation getestet, neben der Grundstufe Régional wurde auch in der höheren Stufe Village probiert. Warum gestaltete sich diese Suche so schwierig?:

Das Preisniveau ist heftig, die Einstiegsweine kosten schon sehr viel Geld, dann geht es selbstbewusst Schritt für Schritt über die Klassifikationsstufen in ungeahnte Höhen, kein Wunder, dass die deutsche VDP dieses System von 1935 auch seit 2012 umzusetzen versucht, die obersten Stufen bestehen im Burgund aus den Grand Cru und Premier Cru-Lagen, Weine kosten hier ein kleines Vermögen.

Den Winzern ist die Einmaligkeit des Terroirs bewusst, kleinste Hektaranteile werden liebevoll gepflegt, niemand hat Interesse, seinen Besitz an das Großkapital zu verkaufen, durch das französische Erbrecht ist eine unübersichtliche Zahl von Klein- und Kleinsterzeugern entstanden. Bilden sich Starwinzer heraus, werden die Weine von Händlern abgegriffen und dann über Reservierungen schnell durch Liebhaber geordert. Es ist sehr schwierig, an gereifte Jahrgänge zu kommen. Die Burgunder benötigen aber auch wirklich Reifezeit! Ich hatte leider das zweifelhafte Vergnügen, fast ausnahmslos jüngere Jahrgänge zu testen und stand dadurch schon fast auf verlorenem Posten.

Auch der Weinstil bereitete mir große Probleme, in der französischen Kultur sind viele Weine reine Essensbegleiter, wir Deutsche trinken Wein aber lieber gern solo. Die typischen Eigenschaften der roten Burgunder (Pinot Noir), die hellrote Farbe, die verblüffende Komplexität des Buketts, die elegante Tiefe, Mineralität und eine gewisse Rauchigkeit, werden die Weine wahrscheinlich nie zu Modeweinen machen, aber in der heutigen Zeit der violetten, rosinierten Fruchtbomber sind die Weine wohl richtig megaout.

Manchmal muss dann einfach ein Glückstreffer her, um den Fuß in die Tür zu bekommen, bei mir war es der Chassagne-Montrachet Rouge Vieilles Vignes (Alte Reben) 2015 von der Domaine Bernard Moreau et Fils. Er war von seiner Art dann einfach so majestätisch anders als alle anderen Burgunder, die ich aus den Jahrgängen 2015 und 2016 vorher probieren durfte, ein großer Wein!, erinnerte mich durch seine unaufgeregte, perfekt ausgeglichene und weiche Art mit perfekt eingebundener Säure  sofort an sündhaft teurere und vor vielen Jahren verkostete Bordeaux-, Toskana- und Rioja-Preismonster, ein junger, aber jetzt schon begeisternder Pinot-Noir mit echter Klasse und großer Sanftheit! Ganz leicht vom Holz geküsst, aber dadurch ein enormer Schmeichler, so ein Wein ist der perfekte Einstieg in die Burgunderwelt und macht Lust auf mehr!

 

Chassagne-Montrachet

Chassagne-Montrachet Rouge Vieilles Vignes 2015 Domaine Bernard Moreau et Fils

 

Das Dorf Chassagne-Montrachet befindet sich im südlichen Teil der Cote de Beaune, ein Ort, der zwar mit großartigen Rotweinlagen aber ohne jede Gastronomie überrascht, die Attraktionen muss man sich von der Kirche hoch erwandern oder gleich ins Glas schütten lassen, aus diesem Ort dann ein Treffer, schon großes Glück!, diesen Erzeuger sollte man sich merken.

 

Chassagne-Montrachet V.V. 2015

Uralte Mauern

 

Und nun natürlich auch der Wunsch, einen weißen Burgunder vorstellen zu können, auch hier dauerte es quälend lange, bis ich aus den Jahrgängen 2015 und 2016 einen Treffer landen konnte. Die Chardonnay-Traube liefert aus weltberühmten Lagen im Bestfall sehr duftige, mächtige, cremige, buttrige und nussige Weine mit viel Kraft und superelegantem Holzeinsatz. Alle jungen probierten Weine aus der Grund-Appellation Bourgogne blanc zeigten aber heftige Säure in einer Disharmonie zu einem mächtigen Körper, alles unrund und unreif, ich wollte es mir wirklich nicht einfach machen und so einen Wein empfehlen, um dann auf eine wahrscheinlich glorreiche Zukunft zu verweisen und so habe ich immer weiterprobiert. Der Treffer kam dann aus dem Nichts, aber nach vielen Enttäuschungen war auch noch ein Weinladen die Fundgrube, was mich ja trotz des vielen Geschimpfes auf den unfähigen stationären Weinhandel in den älteren Beiträgen dann doch sehr glücklich macht, da kennt sich jemand im Weißweinbereich sehr gut aus und kann mir helfen, ein großes Lob an Christian Fenske und sein Team aus Wuppertal!

 

Chardonnay

Bourgogne Blanc 2016, Henri Boillot, Mersault

Durch Zufall bin ich auch hier in der Cote de Beaune gelandet, Mersault liegt ein paar Kilometer nördlich von Chassagne-Montrachet und ist schon eher ein Ort, den man sich als Tourist im Burgund wünscht.

 

Cote de Beaune

Henri Boillot, Mersault

Der Wein ist wirklich jung, hat mich aber trotzdem begeistert, weil die Säure schön eingebunden ist und sich so schon eine gewisse Harmonie der Komponenten Körper und Säure abzeichnet. Eine gewisse Mächtigkeit und Konzentration wird durch Frucht und Mineralität veredelt, der Wein ist sehr gelungen und bietet auch schon ersten Trinkgenuss. Vom Weingut selber habe ich irgendwo den Satz „Gelingt uns dieser Grundwein, gelingen uns im Jahrgang auch die höherwertigen Weine“ gelesen. 2016 scheint ja dann für Henri Boillot, ein sehr gutes Jahr zu werden.

Und noch ein kleines Wunder: der Weinschank darf ganz offiziell auf die Weinmesse ProWein am 17.03 und 18.03 in Düsseldorf.  Trotz fehlenden Gewerbescheins hat man mir als weinblogger dann doch Fachkompetenz zugetraut und Eintrittskarten verkauft. Das macht mich sehr glücklich und ein bisschen stolz, werde mich gut vorbereiten und dann berichten.

 

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