Die erste Woche unseres diesjährigen zweiwöchigen Austria-Urlaubes verbrachten wir in der Freistadt Rust am Neusiedlersee, einer sehr malerischen und winzigen Storchenstadt (ca. 1600 Einwohner). Die Störche waren zwar schon bis auf sechs Pflegefälle im Wellness-Urlaub in Afrika, aber auch ohne vollbesetzte Storchennester und Geklappere auf den Dächern kann man sich der Schönheit und Stimmung der Stadt kaum entziehen und man fragt sich sofort, wie so ein spezieller Ort (Freistadt?) entstehen konnte.
Das Geheimnis des Wohlstandes liegt in einigen Launen der Natur begründet, hier treffen vielfältige Böden (Urgestein und Korallenkalk mit Lehm- und Mergelschichten) in sanfter Hanglage auf einen der wärmsten Klima-Hotspots Oesterreichs, dazu die regulierende aber auch botrytisfördernde Wirkung des Neusiedlersees, eines Steppensees.
Dazu große Winzerkunst von Winzern, die ihr Wissen regelmäßig an die nächsten Generationen weitergegeben haben. Neben Rebsorten wie Welschriesling, Gelber Muskateller und weißen Burgundersorten, ist besonders die Rebsorte Furmint hervorzuheben, sie liefert die für Süßweine wichtige Säure. So entstand schon vor Jahrhunderten ein weltberühmter und stark nachgefragter Süßwein, der Ruster Ausbruch, auf einer Stufe mit Tokajer (Ungarn/Slowakei) oder Sauternes (Frankreich). Der Wein heißt Ausbruch, da die edelfaulen Trauben in mühsamer Handarbeit selektiert und dann vom Stock ausgebrochen werden müssen.
Der entstandene Reichtum durch den berühmten Wein wurde konsequent genutzt, um sich aus den Wirren und Verheerungen der Geschichte herauszuhalten, man konnte sich bei drohenden Vernichtungen freikaufen und auch die dauerklammen Habsburger zu vielen Zugeständnissen „überreden“, so erwarb man sich als kleine Marktgemeinde 1681 bei Kaiser Leopold I. Freistadtrechte für 60 000 Gulden und 28 000 Liter Ruster Ausbruch. Es entstand das malerische Barockstadtbild, das mittlerweile zum Weltkulturerbe gehört. Der Ausbruch hat es als Prädikatsstufe der KMW (Klosterneuburger Mostwaage) sogar ins oesterreichische Weingesetz geschafft. Seit 1991 versucht eine Gruppe Winzer im „Cercle Ruster Ausbruch“ den leicht verblassten Ruhm des Weines mit strengen Regeln wieder herzustellen. In Rust ist passenderweise auch die Weinakademie Oesterreich ansässig.
Manchmal hat man das Gefühl, Rust wäre eine einzige Vinothek, überall Weingüter, Buschenschänke und sehr gute Restaurants mit sehr vielen offenen Weinen auf der Weinkarte. Trotz vieler anderer gute Weine, hat uns das Thema Ruster Ausbruch gefangen, selbst meine nicht weinaffine Freundin hatte plötzlich Lust, sich durch das große Angebot durchzuprobieren, neben einem Ausreißer nach unten haben wir nur wunderbare Weine verkostet (verblüffenderweise passten die Weine zu vielfältigen Speisen, nicht nur wie empfohlen zu Desserts und Gänseleber!) , aber der einstimmige Sieger war der Ruster Ausbruch Furmint 2015 vom Weingut Giefing.
Ein wunderbarer finessenreicher Wein, goldgelbe Farbe, duftet nach Mandarine und Honig, besitzt ein tolles Süß-Säure-Spiel, sehr fein, nicht übertrieben üppig, sehr langer Abgang. Glückwunsch an das Weingut Giefing für diesen Wein! In einem Restaurant ist mir noch der Chardonnay Muschelkalk 2015 von Giefing sehr positiv aufgefallen. Später in Wien habe ich dann noch den Tipp bekommen, dass auch die Rotweine umwerfend wären, hier lohnt sich weiteres Probieren des Sortiments bestimmt.
Zum Ruster Ausbruch Furmint 2015 kann ich hier weder ein Empfehlung noch eine Wein-Bewertung abgeben, da wir den guten Tropfen noch nicht probiert haben. Die Flasche liegt immer noch im Regal und wartet auf einen geeigneten Moment.
Ich möchte aber ein paar Worte zum Weingut Giefing und dem Blaufränkisch Ried Umriss Jahrgang 2017 verlieren. Ein intensives Farbspiel und einem Geschmack bei dem man wirklich eine prägnante Kirschfrucht am Gaumen hat. Fruchtig und sanft im Abgang mit einer angenehmen Säure.
Die Familie Giefing pflegt einen tadellosen Kundenkontakt und ich war wirklich von der Herzlichkeit überrascht – besonders die bei der Bestellung beigelegte handgeschriebene Karte hat mich sehr beeindruckt.
Folgt man den Aussagen vieler Hersteller, dann nehme ich der Familie Giefing den Umgang mit der Natur und der auferlegten Pflicht zu Nachhaltigkeit uneingeschränkt ab. Für uns ist es sicherlich nicht das letzte Mal, die Produkte dieses Familienweingutes zu kosten.
Dankeschön an Sommelier Gorilla und Peter Schank…