Rotes Autochthones aus Nordost-Italien (Friaul)

 

Das Friaul ist eine wunderschöne und faszinierende Grenzregion im Nordosten Italiens (Grenze zu Slowenien) und wegen der enormen Vielfalt auch weintechnisch sehr interessant. Scheinbar mühelos kann und konnte die Region jede regelmäßig durch Italien schwappende Weinmodewelle bedienen, egal ob es um kräftige Weißweine (Appellation Collio DOC), mineralische Weißweine (Carso DOC, Isonzo DOC), Weißweine aus Amphoren, Experimental- oder „Orange“-Weine (Collio DOC) oder auch um das Megathema „autochthone“ Rebsorten“ ging. Bei autochthonen Rebsorten handelt es sich um einheimische Reben, also um lokale Vertreter, die nur in einer Region vorkommen und sich nicht wie die „internationalen“ Sorten wie z.B. Cabernet Sauvignon, Merlot, Cabernet Franc, Syrah u.v.a.m. über die ganze Weinwelt verteilt haben. Unentdeckte autochthone weiße Rebsorten aus dem Friaul sind z.B. Friulano (früher Tocai friulano, die Ungarn haben wegen Ihres Tokaji und der „Namensähnlichkeit“ Stress gemacht!), Ribolla gialla, Malvasia istriana, Vitovska, Verduzzo und Picolit.

Aber die Welt dürstet nach Rotwein, in der Appellation Friuli Colli Orientali DOC werden einige rote autochthone Rebsorten wie z.B. Refosco dal Peduncolo Rosso, Schioppettino, Tazzelenghe oder Pignolo angebaut. Da auch schon die „Internationalen“ lange Zeit in der Gegend vorkommen, spricht man im Friaul „Merlot“ und „Cabernet Franc“ einfach so aus, wie man die Reben schreibt und betrachtet sie dann auch als „autochthon“.

Vorgestellt werden nun zwei Rotweine vom Weingut „Le Due Terre“ („Die zwei Erden“, Anspielung auf die beiden verschiedenen Bodentypen Mergel und rote Erde) aus Prepotto, eine Entdeckung aus der großartigen Enoteca „De Feo“ aus Cividale (der alten, ehemaligen und schönen Hauptstadt des Friauls).

Silvana Forte und Flavio Basilicata erzeugen mit viel Leidenschaft jedes Jahr ca. 20.000 Flaschen Biowein (unzertifiziert), alles wurde aus dem Nichts aufgebaut und nach über 25 Jahren ist man gerade für die Rotweine eine echte Referenz der „östlichen Hügel des Friauls“ geworden.

Der rubinrote Merlot 2012 duftet nach schwarzen Johannisbeeren, grüner Paprika und Salmiakpastillen, der erste Eindruck ist Kraft und Fülle, spürbarer Alkohol, aber dann kommt der Clou, kühle Frucht und eine mineralische Salzigkeit, superelegant, als würde der Wein plötzlich in eine andere Richtung abbiegen, sehr erstaunlich und faszinierend, ein eigener Merlot-Stil aus einer „fast“ autochthonen Rebsorte des Friauls.

 

Friuli Colli Orientali

Merlot 2012 von Le Due Terre

 

Der rubinrot-violette „Sacrisassi Rosso“ 2012, eine Mischung aus jeweils 50% Refosco und Schioppettino, duftet nach Pfeffer, Lakritz und Kaffee, im ersten Eindruck auch Kraft und Fülle, aber auch hier wieder ein Wechsel, plötzlich feine Würze, Samtigkeit, tolle Eleganz und Länge, kühle Frucht und Mineralik, außergewöhnlich feiner Stil, eigentlich könnte das Weingut auch „Die zwei Weinstile“ heißen, hinter dem ersten kräftigen Eindruck steht erhabene, wundervolle Feinheit.

 

Friuli Colli Orientali

Sacrisassi 2012 von Le Due Terre

 

Dies sind zwei ganz tolle Rotweine, die eindrucksvoll zeigen, dass nicht jeder italienischer Rotwein aus autochthonen Rebsorten nach Primitivo (dem Brombeer-Bomber aus Apulien/Süditalien) schmecken muss, man muss sich nur auch auf Vielfalt und neue Geschmackserlebnisse einlassen…

 

Friuli Colli Orientali

Le Due Terre

 

Apropos, der Weinschank eröffnet die Weißwein-Jagdsaison mit einer zweiwöchigen Reise nach Austria/Slowenien, u.a., um den besten Sauvignon blanc der Welt zu finden, den soll es da irgendwo geben…

Bleibt am Ball und vergesst mich nicht, ich komme hoffentlich mit vielen neuen Weinen zurück…

 

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