Reifeprüfung im Herbst (Teil 2: Barbaresco)

 

Teil 2 und gleich das Ende dieser Herbstweinreihe (der Herbst verabschiedet sich hier bei uns auch schon, es wird mächtig kalt!), hatte im Gegensatz zu der langwierigen und kostspieligen Suche nach dem Barolo meines Vertrauens dieses Mal überhaupt keine Probleme, hätte ein Dutzend Barbareschi vorstellen können, habe mich aber bewusst für den Wein mit der „tragischen“ Geschichte entschieden, der superelegante, herbstduftende Barbaresco Ovello 2007 vom Weingut Gigi Bianco mit enormer Länge, Feinheit und Kraft (14,5% Alkohol perfekt eingebunden, man bemerkt nichts davon), dafür eine enorme Spannung, schon fast ein Vibrieren, ein Prototyp für einen gelungenen und gereiften Barbaresco, ein totaler Verführer und was passiert dann?:

 

Barbaresco Ovello 2007, Weingut Gigi Bianco

 

Wollte meine Ex-Arbeitskollegen zum Abschied in Düsseldorf verblüffen und überraschen und hatte schon alles im italienischen ristorante in Lörick arrangiert (hatte den Ovello 2007 dabei und vage Korkgeld ausgehandelt!) und dann war die Pulle korkig (aber extrem korkig!), eine unvergessliche und tragische Geschichte, so etwas kann leider bei jedem Wein passieren, deshalb hier jetzt noch mal die Wiederherstellung des Rufes, Weine und Weingut Gigi Bianco (Kleinsterzeuger mitten im Ort Barbaresco am Turm gelegen) sind normalerweise top!

Eingestiegen bin ich mit dem 2005 Barbaresco Canova, ein unglaublicher komplexer Wein, wie ich hinterher erfahren habe, der letzte vinifizierte Jahrgang des großen Meister Gigi selbst, nach seinem Tod hat dann Tochter Susanna die Verantwortung für das kleine Weingut übernommen. Der Name Canova (ein besonderes Kernstück der Lage Ovello) wurde dann ab Jahrgang 2006 getilgt und in Ovello unbenannt, es gab Verwechslungsgefahr, da auf der anderen Seite der Appellation bei Bricco di Neive auch eine Lage (MGA) Canova zugelassen wurde bzw. existierte.

Die zweite Lage der Biancos heißt Pora, hier entstehen etwas sprödere, aber genau so elegante Tropfen, z.B. der Barbaresco Pora 2006, ebenfalls perfekte Essensbegleiter (z.B. zum Karnickel).

Sensationell gut auch der abgestufte Langhe Nebbiolo 2009, 2010 reift jetzt auch der Trinkreife entgegen.

 

Barbaresco duftet nach Herbst!

 

Man merkt hier deutlich den Unterschied, wir haben nur einen Tagesausflug in die Barolo-DOCG gemacht und nicht so richtig den Fuß in die Tür bekommen, aber zwei Wochen in Neive (Nachbarort von Barbaresco) in der Appellation Barbaresco DOCG auf einem Weingut gewohnt und uns über Tipps, Gastronomie und Wanderungen mit Weininfos vollgesogen und ich bin so zu einem großen Barbaresco-Fan geworden.

Besonders die Wanderungen von Neive in alle Himmelsrichtungen und von Alba über Barbaresco nach Neive brachten die Impressionen, die man dann abends im ristorante umsetzen konnte, über ganz besonders spektakuläre Lagen (z.B. Montestefano, Serraboella, Gallina, Pajore) ist man dann auch zu ganz besonders spektakulären Weinen gekommen.

 

 

Auch auf den Wanderungen erlebt: Nach steilen Aufstiegen von Alba und der großzügigen Umgehung des großzügig angeketteten Hundes „Pietro“ und Ankunft in der Mittaghitze in Barbaresco, standen da schon die ersten Amis mit Rotweingläsern vor einer Kirche in der Sonne, Prost!, in der Kirche ist übrigens die Ortsvinothek untergebracht…

Beim mehrmaligen Versuch wie bei der „Truman-Show“ die Außengrenze der Appellation zu erreichen, bin ich an einer Bierschwemme vorbeigekommen (erste Halluzinationen?), konnte meine Italienischkenntnisse verbessern („No paura, cane!“, da kam der Löwenmähnige auch schon durchs Unterholz gebrochen!) und schließlich feststellen, dass Appellationsgrenzen unsichtbar sind.

 

 

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2 Responses to Reifeprüfung im Herbst (Teil 2: Barbaresco)

  1. Elke Endres sagt:

    Hallo Peter,
    auf diesem Wege möchte ich Dir FROHE WEIHNACHTEN wünschen.
    Bis bald auf ein „Bierchen“. Lieben Gruß Elli

    • Weinschank sagt:

      Ja Elke,
      danke gleichfalls, plane noch zwei Beiträge und wünsche dann darin meinen Lesern hoffentlich auch noch frohe Weihnachten und einen guten Rutsch (nur UPS kann mich jetzt noch stoppen!). Der Bogen von Barbaresco zu Bierchen ist nicht einfach zu schlagen: Wir wohnen seit 15 Jahren in der Nähe von Pinkus Müller und als Weintrinker kommt die Hausbrauerei natürlich immer zu kurz, deshalb bin ich sehr dankbar, wenn ich bei Deinen organisierten Treffen dann mengenmäßig wieder einiges aufholen kann…

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