Amalfiküste: das Paradies war reine Nervensache!

 

 

Scala

Endlich! Portico del Paradiso, Scala.

 

 

Ankunft nach 15 Stunden Anreise in der aussichtsreichen „Vorhalle des Paradieses“ (Portico del Paradiso) in dem schönen und verschlafenen Scala (auf deutsch Treppe!!!) an der Amalfiküste. Meine Freundin wurde netterweise mit den Koffern von Ravello aus gefahren, ich hatte mich durch die Schlucht steil aufwärts über dutzende Treppenstufen zu Fuß ins Ziel gerettet. Nach Duschen sofort ab ins Il Pinguino, tolle Pizzeria und mehr, kannte ich noch von 2014, Essen und Wein ordern und noch mal zurückblicken auf eine völlig verkorkste Anreise. Was hatte sich der Weinschank bloß dabei wieder gedacht?

 

 

Scala

Kurz vorm Ziel: Scala!

 

 

2014 hatte ich mich bei der Abgabe des ausgeliehenen Fahrzeuges mit der neapolitanischen Mietwagen-Mafia angelegt und mir geschworen, nie wieder ein Auto in Neapel zu mieten. Um auch Ärger im Düsseldorfer Flughafen zu vermeiden, war man schon seit 3 Uhr nachts auf den Beinen und auch der ruppige Hinflug machte mich nicht frischer, als ich den Taxifahrern vor dem Flughafen Neapel die entscheidene Frage stellte: was kostet eine Fahrt nach Scala? Statt wie geplant 80 Euro, wurde ein Festpreis von 135 Euro aufgerufen, ich war sauer, vermutete Betrug und zog dann etwas voreilig Plan B aus der Tasche! Mit dem Taxi zum Hauptbahnhof Neapel, mit dem Schnellzug und mit Vesuvblick nach Salerno, dann mit dem Bummelzug nach Vietri sul Mare. Hier beginnt die berühmte und schmale Küstenstraße Amalfitana. Das ging alles überraschend gut, aber nun wurde man weichgekocht!

 

 

Amalfitana

Vietri sul Mare, Anfangsort der berühmten Amalfitana.

 

 

Nachdem fünf Linienbusse wegen Überfüllung nicht in Vietri sul Mare angehalten hatten und wir mit den Koffern eh schwer gehandicapt waren, schmolz das eigentlich riesige Zeitpolster immer weiter zusammen und ich rief das erste Mal im Portico del Paradiso an, dass wir später kämen. Dort gab man mir den Tipp, Castiglione zu erreichen, zwar noch unten an der Amalfitana, aber mit Busverbindung hoch nach Scala. Mittlerweile hatte ich bemerkt, dass ein viel beschäftigter Taxifahrer immer in seinen Pausen zum Cafe Russo zurückkehrte. Wir bestellten dort Getränke und Knabbereien auf der netten Terrasse und bei seiner nächsten Pause konnte ich ihn noch mal sprechen. Eine halbe Stunde später ging es dann auf abenteuerliche Fahrt, die Küstenstraße ist eine gewagte Konstruktion, durch die vielen Serpentinen, Umfahrungen und Staus dauerte es noch mal eine ganze Weile, bis wir an der Spitzkehre und Auffahrt nach Ravello in Castiglione abgesetzt wurden. Unglaubliches Verkehrchaos und unglaublich, wie der nette Taxifahrer es trotzdem schaffte, relativ schnell und winkend im Gegenverkehr zurück nach Vietri sul Mare zu verschwinden. Beim Warten auf den Bus lernte meine Freundin dann noch einen älteren Herrn kennen, der sich eine englischsprachige Dolmetscherin aus seiner Familie dazu holte, die sich als eine unserer supernetten Frühstücksfrauen im Portico del Paradiso herausstellte. Es kam Hoffnung auf und der Bus kam und wir durften tatsächlich mit unseren Koffern vorne einsteigen. Einer der schlimmsten Höllenritte begann, die ich je erleben durfte (und ich kenne Bus fahren auf Madeira!). Immer schön durch die Spitzkehren direkt am Abgrund, oben mit den Händen festkrallen, mit den Beinen irgendwie die Koffer fest quetschen und die Freundin verdächtig nah an der Bustür torkeln sehen, ein schlimmer Albtraum! Mit letzter Kraft erreichte man das schöne Ravello und musste erfahren, dass der Bus nicht nach Scala weiterfuhr. Man versank dann in der Masse der heranstürmenden und sich um die Plätze balgenden Touris, die den Berg wieder runter und weiter nach Amalfi fahren wollten. Ein letzter Versuch (mit Koffern ist man wohl Freiwild!) bei einem Taxifahrer und nach der Preisnennung für die Fahrt nach Scala ein kleiner Wutanfall mit Publikumsbeschimpfung beim Weinschank und der Gang zu Fuß nach vorn!

 

 

Scala

So nah und doch so fern: Scala! Links der dicke Duomo, rechts diagonal oben das Portico del Paradiso!

 

 

Trinkpause in der netten Sisina’s Snack Bar in Ravello, das Ziel auf der anderen Talseite schon zu sehen, doch wir waren echt kaputt und ratlos, auch das Feierabend Bier in der 0,66 Liter Flasche wurde dann noch vom Tisch geweht! Wir merkten dadurch erst mal, wie weit oben wir über der Steilküste waren. Der zweite Anruf beim Portico del Paradiso brachte dann die Erlösung, die Freundin vom Hotelmanager wollte uns sofort abholen. Nach zehn Minuten war sie tatsächlich da, großer Jubel vor der Bar und großes Gelächter, weil alles bis auf den langen Weinschrank in das kleine Auto passte. Der blühte dann aber noch mal richtig auf, kaufte unterwegs Limoncello und powerte sich an den unzähligen Treppenstufen mächtig aus, nach insgesamt 15 Stunden ab Düsseldorf dann glücklich im Ziel, meisterliche Entgleisung, wahrscheinlich unvergessliche Eindrücke, aber ich hatte ein schlechtes Gewissen, da ich Erholungsurlaub versprochen hatte!

 

 

Tramonti

Rosato 2021, Costa d’Amalfi DOC, Tenuta San Francesco, Tramonti

 

 

Immerhin die erste Weinauswahl im Il Pinguino von mir gelungen, ein schöner Rosato aus einer Cuvee der Rebsorten Aglianico und Piedirosso. Helles Apricot, in der Nase Erd- und Himbeere, florale Noten, im Mund frische Säure, wieder Beerenfrucht, auch Mineraltöne, sehr elegant und süffig, schöner Essensbegleiter zu Antipasti und Pizza.

 

 

Ravello

Blick vom Portico del Paradiso auf Ravello.

 

 

Durch diesen Einstieg war ich der Tenuta San Francesco im Hinterland der Amalfiküste bei Tramonti schon mal positiv zugetan, aber ich schwöre, bei jedem Restaurantbesuch in unserem Urlaub standen Weine dieses Weingutes in allen Preis- und Qualitätsstufen omnipräsent auf den Weinkarten. Deshalb tippte ich auf eine ambitionierte Genossenschaft und fiel bei der Recherche zuhause dann aus allen Wolken: im Jahre 2004 schlossen sich vier Winzer aus drei Familien zusammen und bewirtschaften seitdem ca. 14 Hektar Rebfläche von einem wunderschönen Bauernhof aus dem 18. Jahrhundert. Ein besonderes Juwel sind dabei die uralten Rebstöcke (100 bis 300 Jahre!!!) von Tintore, Aglianico und Piedirosso-Rebstöcken, natürlich hätte ich mir diese Schätze gerne einmal angesehen, deutliche Parallelen zu den Uraltreben der Cantina del Taburno erkennbar, die für den Bue Apis verwendet werden. Kampanien ist ein Rebenwunderland, die Rebstöcke werden hier teilweise mächtig wie Baumstämme und  sind noch größtenteils wurzelecht und haben die Reblausplage überlebt! Durch die mangelnde Mobilität habe ich hier wohl ein ganz großes highlight verpasst!

 

 

Tramonti

È Iss 2017, Tintore Prephilloxera, IGT Campania Rosso, Tenuta San Francesco, Tramonti

 

 

Aber dafür habe ich am nächsten Tag abends die Vorlage aus der Weinkarte des tollen Restaurants Dei Cavalieri direkt gegenüber vom Duomo in Scala genutzt. Es gab einen Wein aus der Spitzenlinie der Tenuta San Francesco, den È Iss, einen eleganten Tropfen aus den ältesten Tintore-Beständen des Weingutes, von pythonartig wuchernden Uralt-Rebstöcken, die auf bis zu 500 Meter hochgelegenen terrassierten Hängen wachsen und von dem einzigartigen Klima (starken Temperaturschwankungen durch kalte Fallwinde) und der Bodenbeschaffenheit (Bimsstein, Vulkanasche, Kalksteineinlagerungen) profitieren.

 

Sehr dunkles Rubinrot mit violetten Randaufhellungen, in der Nase das volle Programm, Kirsche, Brombeere, Pfeffer, Nelke, Leder und Waldboden, im Mund überraschend viel Säure, aber auch weiche Tannine, Sauerkirsche, Lakritz, erdige Töne, guter Körper, dabei aber auch elegant und mit einem langen Abgang versehen. Ich fand den Wein einfach nur großartig (2017 soll allerdings kein einfacher Jahrgang an der Amalfiküste gewesen sein!), aber die Preisgestaltung bei diesem Wein in anderen Restaurants in Scala und besonders in Ravello auf der anderen Talseite wies klar auf Touristenfalle hin, sehr gut so ein Wein als Preisindikator auf den Weinkarten, da wurden unverschämte Gaja (Piemont)-Preise aufgerufen, schön, dass unsere Restaurant-Lieblinge (stehen wieder oben unter Reisen zum Wein/Amalfiküste) da nicht mitgemacht haben.

 

 

 

Ravello

Blick von der Villa Rufolo, Ravello.

 

 

Ravello ist ein zauberhafter und aussichtsreicher Ort über der Amalfi-Steilküste mit Luxushotels, berühmten Villen und ihren Gärten (Richard Wagner war hier und fand die Inspiration für das Bühnenbild des 2. Aktes „Klingsors Zaubergarten“ für seine Oper Parsifal, es gibt regelmäßig Aufführungen), einer Hollywood-Filmtradition und vielen hochzeitswütigen Kulissen-Romantikern, bei denen Geld scheinbar keine Rolle spielt.

 

 

Ravello

Ravello!

 

 

Wieder einmal konnte ich über Instagram einen tollen Kontakt herstellen, wir trafen in Ihrer Kaffeepause in Ravello am Domplatz die supernette „die_wein_beginnerin“, Reiseleiterin und bald hoffentlich auch Sommelière und Weinprofi (wir drücken ganz fest die Daumen!), sie hatte noch einige interessante Infos für uns: in ihren letzten sieben Jahren und regelmäßigen Besuchen wäre es an der Amalfiküste immer voller geworden, besonders die Amerikaner würden den starken Dollar ausnutzen und groß auftrumpfen, Prominente würden sogar per Hubschrauber in die Luxushotels in Ravello eingeflogen, Amalfi ganz unten an der Küste würde von Kreuzfahrtschiff-Passagieren überrannt, durch die Menschenmassen würde die Infrastruktur nach und nach zusammenbrechen. Nach den Wochen um den italienischen Feiertag Ferragosto, an dem ganz Italien zu den Küsten strömt und Urlaub macht, wäre die Gastronomie schon abgearbeitet und fertig, aber in den letzten Jahren nun auch noch im September eine weitere Hochsaison. Nachdenklich zogen wir uns zum Mittag in die Enotavola Wine Bar zurück, die_wein_beginnerin sauste draußen noch mit ihrer Reisegruppe vorbei, hoffentlich sieht man sich mal wieder! Die Weinbar an und unter einem alten Turm wird nur von Frauen geführt, dadurch ist es besonders nett und entspannend, es gibt tolles Essen und eine sehr gute Weinkarte.

 

 

Tramonti

Rosato 2021, Costa d’Amalfi DOC, Cantine Giuseppe Apicella, Tramonti

 

 

Auch die Cantine Giuseppe Apicella aus Tramonti scheint riesig, da auch omnipräsent auf den Weinkarten an der Amalfiküste vertreten, aber es gibt gerade mal 7 Hektar Anbaufläche, auch wieder im Hinterland der Küste bei Tramonti, auf ca. 300 bis 600 Meter Höhe stehen ebenfalls uralte Rebstöcke. Vater Giuseppe entschloss sich erst 1977, ein eigenes Weingut zu eröffnen, keine Ahnung, wie er an die teilweise 200 Jahre alten Rebstöcke gekommen ist. Heute profitiert Sohn und Weinmacher Prisco von dieser weisen Entscheidung und die Weine werden gerne in den diversen Restaurants als Geheimtipp empfohlen, auf Preis-Genuss Schnapper wartet man in Ravello allerdings vergeblich.

Der Rosato 2021 aus den Rebsorten Piedirosso und Sciascinoso leuchtet pink im Glas, riecht herrlich nach Erdbeeren, Zitrusfrüchten und floralen Noten, im Mund dann spannungsgeladen mit frischer aber angenehmer Säure, viel Beerenfrucht, dabei sehr süffiger Abgang. Auch toller Essenswein, beschwingt wanderten wir von Ravello nach Scala zurück.

 

 

Scala

Duomo Scala mit Blick auf Ravello (dahinter).

 

 

Dadurch, dass Scala auf ordentlicher Höhe am Hang liegt, ergeben sich wunderschöne Wandermöglichkeiten in alle Himmelsrichtungen, sehr schön z.B. die Wanderung vom Örtchen Minuta hinab nach Amalfi. Es geht über uralte schmale Treppenwege durch eine wunderschöne Landschaft. Bis auf die Maultierkolonnen, die hier  z.B. Baumaterial transportieren, weil man viele Häuser mit Fahrzeugen nicht erreichen kann, ist man meistens relativ ungestört und kann die immer wieder neuen Ausblicke genießen.

 

 

Minuta

Am Goldfisch-Maultierbrunnen in Minuta.

 

 

Amalfi liegt wunderschön an der Amalfitana unten am Meer, doch wenn man die Stadt von oben betritt, läuft man über die Haupteinkaufsgasse direkt auf die Massen am Domplatz zu und bekommt einen Schock, es wird immer voller und unten am Hafen herrscht sogar richtiges Chaos, die Busse wieder total überfüllt, zu viel Verkehr, totales Theater. Ich hatte nur einen Wunsch, rechts am Dom hoch zum Friedhof und auf verschlungenen Wegen durch dunkle Durchgänge, unzählige Treppenstufen und an Geländerwegen an Abgründen vorbei ab nach Atrani, dem relativ stillen Gegenmodell von Amalfi.

 

 

Amalfi

Duomo, Amalfi

 

Amalfi

Blick auf Amalfi

 

Atrani

Blick auf Atrani

 

 

Und rein zufällig gibt es in Atrani ein Michelin Stern-Restaurant namens A’Paranza, das auch mittags geöffnet hat. Ich liebe Mittagessen in Italien, weiße Tischdecken, alles leger und ohne Romantik-Touch, meistens tolle Menüangebote und spannende Weinkarten. Im A’Paranza Menü-Schwerpunkt auf Meeresfrüchte und Fisch, dazu eine Flasche Rosato vom Weingut Marisa Cuomo aus Fuore, paradiesische Zustände.

 

 

Atrani

Rosato 2021 vom Weingut Marisa Cuomo im A’Paranza, Atrani

 

 

Der Rosato 2021 eine Cuvee aus den Rebsorten Aglianico und Piedirosso. Lachsfarben, in der Nase rote Früchte, blumige (Rosen, Veilchen) und kalkige Noten, im Mund frische Säure, sehr ausgewogen und spannungsgeladen, elegante Fruchtnoten, langer und würziger Abgang, toller Essensbegleiter, hat viel Freude bereitet.

 

Gestartet sind Andrea Ferraioli und seine Frau Marisa Cuomo 1983 mit knapp 3 Hektar Rebfläche auf steilen Terrassen mit uralten Rebstöcken im Pergola-System in Furore, einer Streusiedlung, vorne an der Küste, direkt über der Amalfitana. Mit absolutem Qualitätsstreben, Nachhaltigkeitsgedanken, viel Investitionen (z.B. einem fantastischen Kellerneubau) und vielen Auszeichnungen, konnte man sich zu einer Referenz der Appellation Costa d’Amalfi DOC hocharbeiten. Mittlerweile liefern ca. 60 Weinbauern an der ganzen Amalfiküste Trauben von autochthonen Rebsorten und schmalen Terrassen zu, man kann so auf ca. 18 Hektar zurückgreifen und kommt auf einen jährlichen Flaschenausstoß von ca. 120 000 Flaschen. Bin neugierig auf weitere Weine vom Weingut Marisa Cuomo, die Spitzenlinie mit Rot und Weiß allerdings weder in den Restaurants noch in den Weinläden in Ravello zu bezahlen.

 

 

Scala

Futzi im Jakuzzi! Portico del Paradiso.

 

 

Nach weiteren schönen Wanderungen ins eindrucksvolle Eisental (Valle delle Ferriere), nach Pogerola und Pontone, war noch eine Rechnung mit einem speziellen Wanderweg von 2014 offen: beim Versuch das Valle delle Ferriere auf Höhe zu umrunden, hatte mich ein böser Höhenangst-Anfall zur Umkehr gezwungen, ich war damals sehr überrascht (weil ich vorher immer und immer wieder auf Madeira auf halsbrecherischen Levada-Touren erfolgreich gegen die Angst angekämpft hatte). Sehr oft hatte ich in der Zwischenzeit an den Weg gedacht und mir den erfolgreichen Weitergang vorgestellt. Und nun war es endlich soweit, 2022 ging es über die Punta d’Aglio zur berüchtigten Stelle. Der Weg rechts unterhalb des Gesteinmassivs schon gut sichtbar, er führt quer über den sanft (später steil) abfallenden Hang (mit den Bäumchen) und verschwindet dann rechts nach einer Kurve weiter hinten im Tal.

 

 

Valle delle Ferriere

Valle delle Ferriere, Höhenweg meiner (Alb-) Träume.

 

Valle delle Ferriere

Reine Kopfsache!

 

 

Wie in alten, längst überwundenen geglaubten Zeiten: die volle Ladung Höhenangst, der Kopf spielt nicht mit und man bekommt Panik, erst geht es nur um einen selber und man kann die Situation noch einigermaßen überspielen, aber wenn man dann die Freundin unbeeindruckt immer weiter vorwärts schreiten sieht, brechen alle Dämme, man sieht Ihren Absturz und die Katastrophe schon vor sich, Herzrasen und Schwitzanfälle, man will die Wanderung nur noch beenden und sitzt verkrampft auf einem Stein. Es war dann auch nicht hilfreich, dass uns ein Jogger und ein telefonierender Mann mit Hund entgegen kamen, der Madeira Levada-Ziegenbock schwer angeschlagen, Träume sind Schäume, nächster Anlauf wohl erst 2030.

 

 

Scala

Falanghina 2020, Rudus delle Ferriere, Casa Esposito, Scala

 

 

Auf dem entspannenden Rückweg Einkehr auf der Terrasse des schönen Hotel-Restaurants Zi’Ntonio in Scala. Superfreundliche Bedienung und der für mich immer superspannende Blick auf die Weinkarte zeigte Erstaunliches. Da hatte jemand den Mut, statt der üblichen Platzhirsche einen Kleinerzeuger aus Scala, die Casa Esposito,  auf die Karte zu setzen. Der Falanghina 2020 (autochthone Weißwein-Rebsorte aus Kampanien) mit strohgelber Farbe und funkelnden grünen Reflexen, in der Nase Ananas und florale Noten (Mandelblüte?), im Mund schöne Frucht, dabei sehr sanft und süffig, mineralisch-würziger Abgang. Toller Essensbegleiter, wohl Erstjahrgang, 1200 Flaschen. Wir waren richtig angetan und ich wollte bei unserem nächsten Besuch im Restaurant den Scalese, einen Vino Spumante des Weingutes probieren, meine Freundin wollte sogar das Weingut besuchen, es musste irgendwo steil oberhalb unseres Domizils Portico del Paradiso liegen.

 

 

Scala

Hoch über Scala.

 

 

Leider wurde in der zweiten Woche das Wetter schlecht, es gab sehr oft Regen, gut für die Landschaft, unangenehm für uns. Wir nutzten an einem Regentag eine Regenpause zum Aufstieg, es ging über Treppenwege heftig aber schnell nach oben und wir fanden die unscheinbare Casa Esposito am Rand und steil über Scala. Mittlerweile habe ich ein wenig recherchiert, hier oben bewirtschaftete Großvater Mario Esposito Afeltra über Jahrzehnte nachhaltig die Landschaft, Wein, Tomaten, Gemüse u.v.m., für die Enkel waren die Besuche immer ein highlight, besonders der Einsatz des Maultieres. Enkel Nicola de Rosa, mittlerweile Agronom bei Pompeji, weigerte sich den Besitz zu verkaufen und kontaktierte den Weinberater Vincenzo Mercurio und so konnte man 2020 den Erstjahrgang (zwei Weine) erzeugen. Ich werde die (Erfolgs-) Geschichte weiter verfolgen und wünsche viel Glück, es scheint Nicola eine Herzenzsache zu sein und er betreibt seine Vision zusätzlich auch noch sehr professionell, es gab wohl schon einen kleinen Auftritt auf der Vinitaly in Verona. Und tausend Dank an die netten Leute vom Zi’Ntonio, ohne die ich das Weingut nie entdeckt hätte.

 

 

Scala

Casa Esposito , Borgo Campidoglio 12, Scala

 

 

Weinschank überredete zwischenzeitlich seine Freundin, doch die regenfreie Zeit auszunutzen und den Weg noch ein wenig weiter in das Seitental mit seinem Kastanienwald zu gehen. In der wunderschönen Landschaft gab es schon einige verfallende Häuser mit brachliegenden Grundstücken, wunderbar, dass dieses Schicksal die Casa Esposito nicht getroffen hat. Als wir schon richtig weit im Seitental waren, schoss die nächste Regenwolke heran und es fing heftig an zu regnen. Wir stellten uns unter einen mächtigen Kastanienbaum, erst kamen Rinnsale vom Berg, dann kam immer mehr Wasser. Die Italiener, die teilweise noch Grundstücke im Wald bewirtschaften, nahmen Reißaus,  ein Mann kam mit seinem Piaggio zu uns, um uns vor unserem Standort zu warnen, Kastanien können wohl aus Höhe heftig einschlagen. Also zurück, mächtig viel Wasser von oben und auf den Wegen, das Wege- und Treppennetz ist uralt aber bewährt, Erdrutsche und Schlammlawinen hat es erst sehr selten an der Amalfiküste gegeben. Völlig durchnässt erreichten wir wieder unser Domizil, später gab es dann zur Entspannung im Zi’Ntonio wirklich noch den Vino Spumante Scalese (Rebsorten Falanghina und Biancolella, 590 Flaschen).

 

 

Scala

Scalese 2020, Vino spumante bianco Pas Dosé, Casa Esposito, Scala

 

 

Überraschung bei der uns unbekannten weiblichen Bedienung beim zweiten Besuch im Restaurant Zi’Antonio, dass wir gerade diesen Schaumwein von dem Miniweingut aus Scala  haben wollten: goldgelb und trüb im Glas, in der Nase spannender Duft von Pfirsich, Blüten und Kräutern (Rosmarin?), druckvolle Perlage, fruchtig, mineralischer Abgang, richtig gut gemacht und wieder ein toller Essensbegleiter! Auwei, wenn alle 1493 Einwohner Scalas eine Flasche pro Jahr von der Jahresproduktion der Casa Esposito trinken würden, dann wäre schon Feierabend! Und da beginnt auch schon wieder der Spagat, Nachhaltigkeit oder die Naturschätze ausbeuten, zerstören und kurzfristig richtig abkassieren? Hoffentlich gibt es auch an der Amalfiküste viele Menschen, die ihr Erbe wie Nicola de Rosa eisern verteidigen und Ihr Tun begründen und vermarkten, dann sind auch faire Flaschenpreise möglich!

 

 

Ravello

Ausblick aus dem neuen Hotel La Moresca, Ravello!

 

 

Nach 12 Tagen dann (die vorher abgemachte!) Vertreibung aus dem Paradies, es wurde wieder ein Heiliger geehrt und prozessiert und das Hotel war schon vorher für diesen Zeitraum ausgebucht. Der nette Frühstücks-Engel, den wir schon unten am Anreisetag an der Amalfitana getroffen hatten, fuhr uns und unsere Koffer rüber nach Ravello, unglaublich nette Aktion, tausend Dank noch mal dafür! Das Portico del Paradiso und seine Engel waren super!

Das Hotel La Moresca liegt genau an dem Platz mit dem Brunnen und Sisina’s Snack Bar, vor der mir am Ankunftstag die Flasche Bier vom Tisch geweht wurde. Früher hatte man auch ein Restaurant, was nun zu einer kleinen Infozentrale umfunktioniert wurde, in der sich drei äußerst kompetente Frauen die Schichten teilten und auf jede Frage eine Antwort wussten. Die alte Weinkarte des Restaurants war noch vorhanden und man konnte Wein und Snacks auf der spektakulären Dachterrasse vertilgen. Aus einem früheren Cilento-Besuch (weiter südlich beim berühmten Paestum!) kannte ich noch die Weine von Luigi Maffini aus Giungano und war sehr auf den Kratos gespannt, der mich bisher schon öfter überzeugt hatte.

 

 

Cilento

Kratos 2016, Luigi Maffini, Giungano

 

 

Der Fiano (autochthone Rebsorte aus Kampanien) strahlend goldgelb im Glas, in der Nase Pfirsich, florale Noten, Kräuter, im Mund sehr fruchtig (tropische Früchte), feine Mineralik, weich ausbalanciert, fast cremig, sehr süffig, noch spürbare Säure, schön langer Abgang mit einer feinen Aprikosennote. Starke Version aus 2016, hat uns super gefallen.

Luigi Maffini hat mit einem kleinen Familienweinberg im schönen Castellabate an der Küste des Cilento-Nationalparks praktisch als Hobbywinzer begonnen, hat sich dann aber als studierter Agronom mit Hilfe seiner Familie und dem Önologen Luigi Moio behutsam vergrößert. Mittlerweile besitzt man ein Weingut mit schönem Keller in Giungano, nördlich von Agropoli, etwas im Hinterland. Dort hat man ca. 15 Hektar unter Reben, man profitiert vom biologischen Anbau auf Ton-Kalkstein-Skelettböden und dem Cilento-Flysch. Der Cilento gilt wegen seiner Schönheit immer noch als ein Italien-Geheimtipp.

 

 

Scala

Süditalienische Idylle.

 

 

Das aussichtsreiche und schöne Ravello mag ich trotz seines Trubels sehr, es gibt viele, viele Weinläden, leider aber alle nur mit stark überteuertem Sortiment, ein Weinladen hatte es mir aus zwei Gründen besonders angetan.

Hier gab es tatsächlich einen 2014er Taurasi Radici (für 80 Euro die Flasche!!!) vom Weingut Mastroberardino, von dem ich ca. zwei Wochen vor dem Urlaub durch Zufall 12 Flaschen für einen durchschnittlichen Flaschenpreis von 19 Euro im Internet geschossen hatte. Gleicher Jahrgang, da war ich natürlich auf eine Probe nach dem Urlaub gespannt, gekauft habe ich ihn in Ravello natürlich nicht! Taurasi DOCG ist wohl die berühmteste Aglianico (Rebsorte)-Appellation Kampaniens, es gibt diesen Spruch „Taurasi, der Barolo des Südens“. Ich war sehr misstrauisch, und siehe da, eine geöffnete Flasche hatte sich schon sehr Richtung Likör verabschiedet und war ungenießbar! Der Internet-Weinhändler wird die Weine nicht ohne Grund zu diesem Kurs abgegeben haben, der Taurasi Radici 2014 aber zwei Mal in Top- bzw. Idealform, allerdings von der Art und Alterungsfähigkeit nicht mit einem Barolo vergleichbar.

 

 

Atripalda

Taurasi Radici 2014, Taurasi DOCG, Weingut Mastroberardino, Atripalda, Kampanien

 

 

Intensives Rubinrot im Glas, verführerisches Bukett nach Süßkirschen, Johannisbeeren, Veilchen, Pfeifentabak und einem Hauch Holz, im Mund Pflaume und Kirsche, noch Säure vorhanden, sehr elegant und samtig, überraschend kühl, dann langer Abgang mit feiner Würze. Sehr schöner und ausdrucksstarker Wein.

Das traditionsreiche und berühmte  Weingut Mastroberardino wurde schon 1878 von Angelo M. (1850-1914) gegründet. Der Familie Mastroberardino hat Kampanien das Ansehen und den Erhalt autochthoner Rebsorten (wie Fiano, Greco, Falanghina oder Aglianico) zu verdanken. Besonders in der Zeit von Antonio Mastroberardino wurden die Grundlagen für die späteren Erfolge gelegt, zwischenzeitlich produzierte man 50% aller DOC-Weine Kampaniens und sogar 90% Wein aus der berühmten Taurasi DOCG (Rebsorte Aglianico). 1994 kam dann es zu einer großen Zäsur, ein Familienstreit zwischen Antonio und Walter Mastroberardino führte zur Abspaltung des Weingutes Terradora und einiger der besten Weinberge, Antonio konnte im Gegenzug weiter den berühmten Familiennamen nutzen. Heute kümmert sich Sohn Piero um die Geschicke des Weingutes und fällt immer positiv mit neuen Projekten auf, so betreibt Mastroberadino einen historischen Weinversuchsanbau in Pompeji, hat ein Golf-Ressort geschaffen und bewirtschaftet mittlerweile stolze 350 Hektar Reben.

 

 

Maremma

Links das Objekt der Begierde: Avvoltore 2004!

 

 

Wie alle besuchten Weinladen in Ravello führte mein Favorit nur stark überteuerte kampanische Weine, hielt aber noch eine echte Attraktion bereit. Mir fielen sofort ein paar wenige gereifte italienische Weine aus anderen Regionen auf, die jeweils zu 15 Euro verramscht werden sollten. Bei den Süßweinen (Jahrgänge 2000 und 2001) war ich mir recht sicher, dass man noch eine hohe Wahrscheinlichkeit auf Genuss haben würde, doch sollte man auch bei dem Supertoskana-Wein Avvoltore 2004, immerhin das Spitzenprodukt des Weingutes Moris Farms aus der Maremma (Toskana), zuschlagen? Ich kaufte erst mal nichts und lud Fotos von den Weinen incl. der Frage „Soll ich kaufen?“ bei Instagram hoch. Es kam ein dutzendfaches „Ja“ und am nächsten Tag stand ich wieder auf der Matte! Der Avvoltore kostete nun 18 Euro, das kommt davon, irgendwer hatte wohl meine Begehrlichkeiten bemerkt! Auf jeden Fall kaufte ich nun drei gereifte Flaschen und war auf die Verkostung in der Heimat super gespannt!

 

 

Ravello

Probe der gereiften Weine aus dem Weinladen in Ravello!

 

 

Und dann ging es los: alle drei Korken abgebrochen, gerade der schon völlig durchgezogene Korken vom Avvoltore 2004 machte mir große Sorgen! Musste wieder mit dem Filter operieren (ich hasse das!), ich benötige für ältere Weine immer noch dringend Spezialwerkzeug! Aber es ging alles gut, Weine alle in Ordnung!

Der Avvoltore rubinrot aber mit deutlich rotbraunen und hellen Rändern, in der Nase viel vegetabile Noten, Gemüse, Gras und Oliven, aber auch Paprika und Liebstöckel, im Mund spannungsgeladen und voll mit noch überraschend deutlich spürbarer Säure, süßfruchtig mit enormer Tiefe und dabei sehr kühl und elegant, langer Abgang mit einem Hauch nach Medizin. Schöner Essenswein, aber die Nase schreckt mich ab.

Der Wein Avvoltore (Sangiovese, Cabernet Sauvignon und Syrah aus dem Weinberg Poggio all’Avvoltore) ist der Spitzenwein und das Herzensprojekt des Weinmachers Adolfo Parentini von Moris Farms. Er kann dabei auf 70 Hektar und zwei Weingüter zurückgreifen, Poggio La Mozza in der DOC Morellino di Scansano und Fattoria Poggetti in der DOC Monteregio di Massa Maritima. Vor einigen Jahren erhielt der Avvoltore 2004 drei Gläser im Gambero Rosso, ich durfte schon mal einen fantastischen Morellino di Scansano aus dem Haus verkosten.

 

Ein toller Süßwein ist der Picolit 2000 aus der Appellation Colli Orientali del Friuli DOC, vom Weingut La Roncaia. Neben einer schönen Bernsteinfarbe betört der Wein mit einer Duftexplosion nach Aprikose, Honig, Kamille und Nüssen, im Mund wunderbare Aprikosenfrucht und Karamell, erstaunlich viel Säure und ein langer Abgang mit einer leichten Schärfe. Wirkt frisch und jugendlich, dabei sehr süffig, ein echter Charmebolzen und ein versöhnlicher Treffer, ließ mich gleich wieder gedanklich ins geliebte Friaul entschwinden.

 

Von La Roncaia auch der Ramondolo 2001 aus der wunderschönen Appellation Ramondolo DOCG. Von der Cola-Farbe erinnert mich der Süßwein an die tolle Welschriesling Trockenbeerenauslese 2005 von Familie Velich am Neusiedlersee. Der Duft geht Richtung Rosinen, Blumen und Gewürzen, im Mund vollmundig, kraftvoll und ölig, Rumtopf, wirkt unglaublich feurig (bei moderaten 12,5% Alkohol), voll dagegenhaltende Säure, langer Abgang, begeisternder Wein, Treffer 2 hat mein Glück perfekt gemacht!

 

Die Cousins Marco und Stefano Fantinel haben den historischen Kleinbetrieb La Roncaia bei Nimis gekauft und schrittweise modernisiert und auf 22 Hektar vergrößert. Ein Juwel ist der größte Weinberg der Region, der mit Picolit-Reben bepflanzt ist, 6 Hektar mit der seltenen autochthonen Rebsorte sind in dieser sehr besitzzersplitterten Region schon eine echte Hausnummer. Weiteres Hauptaugenmerk liegt auf  der Verduzzo-Rebe für den Ramandolo DOCG. Beide Süßwein-Arten mal unbedingt probieren, gerne auch gereift!

 

 

Tramonti

Per Eva 2020, Costa d’Amalfi, Tenuta San Francesco, Tramonti

 

 

Abschiedsessen auf der Restaurant-Terrasse des Hotels Bonadies gegenüber unseres Hotels, es gab neben einer kleinen Dusche von oben auch noch  tolles Essen (u.a. Pasta mit Meeresfrüchten) und einen Weißwein aus der Spitzenlinie der schon vorgestellten Tenuta San Francesco aus Tramonti.

Der Wein ist eine Cuvee aus den Rebsorten Falanghina, Ginestra und Pepella und kam mit strohgelber Farbe ins Glas. In der Nase eine Explosion nach Apfel, Pfirsich, Orangenblüten, Honig und etwas Pfeffer, dazu mineralische Töne, im Mund volle Frucht,  leichte Salzigkeit, schöner Schmelz und komplex, im langen Abgang ein Hauch Bitterkeit, ein beeindruckender und schöner Wein. Ein toller Abschlussabend und ein würdiger und nicht so leicht zu vergessender Wein! Per Eva?, ach so, liebe Grüße an unsere Eva aus Haltern.

 

 

Ravello

Abfahrt aus Ravello im Nebel!

 

 

Am nächsten Morgen um fünf Uhr lag Ravello unter einer dichten Nebelschicht. Ich war plötzlich sehr froh, nicht fahren zu müssen, zum Glück hatten uns unsere Hoteldamen vom La Moresca einen echten Profi-Taxifahrer bestellt, es ging nördlich direkt über eine Passstraße durch die nebeligen Berge, Tramonti wohl auch in der Nähe, aber man konnte nichts sehen, viele Serpentinen und Dunkelheit. Die letzten Kilometer dann Autobahn zum Flughafen Neapel und irgendwie dann doch noch ein versöhnliches happy-end. Doch dann kam der Flug mit den schlimmsten Turbulenzen, die ich bisher in meiner Flugreisen-Karriere erleben durfte. Diese Reise wird auf jeden Fall immer unvergesslich bleiben. Reine Nervensache!

 

Wünsche Euch frohe und besinnliche Weihnachten und einen guten Rutsch nach 2023, da geht es hier dann weiter, bis später, Euer Weinschank, Peter.

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Berlin HBF

Berlin HBF: Vorhang auf für den Weinschank!

Gerüchten zufolge dauert es ja immer so 10 bis 15 Jahre, bis die gerade angesagten Weintrends aus den Metropolen in Münster ankommen. Das hat natürlich auch Vorteile, manche übertriebene Kurztrends verpasst man dann (zum Glück?) komplett. Aber ich wollte doch mal lieber wieder nachschauen, was in der Weinwelt da draußen so los ist und reiste für fünf Tage zum Prenzlauer Berg, Berlin. Eine hippe Quelle für Trends! Wunderschöne Altbauwohnböcke (und nicht so schöne Neubauten) bieten mit ihren betuchten Mietern und Eigentümern einen brodelnden Mikrokosmos für die Verwirklichung neuer Ideen und Lebensmodellen, hier können viele Spezialisten überleben und fernab vom mainstream verrückte Sachen machen. Auch das Weinthema läuft hier so, bitte bloß keinen Durchschnitt!, extrem hohe Frequenz von spezialisierten Weinläden und Weinbars, besonders das Thema Natural-/Orangewein ist in den Kiezen omnipräsent. Und was hört man in Berlin so, als man die Frage nach seinem Wohnort mit Münster beantwortet? „Trinkt ihr in Münster eigentlich immer noch nur VDP?“ Eine bodenlose Frechheit, aber irgendwie ist da ja auch was dran, hier für den Münsteraner Etikettentrinker noch mal  die Verlinkung zur VDP-Qualitätspyramide aus dem Jahre 2012. Scheinbar immer noch ein Trend!

Prenzlauer Berg

Oben rechts meine Bude, rechts beginnt auch der Kollwitzkiez, Prenzlauer Berg!

Ein erster Glückstreffer der schöne Weinladen „Winematerial Berlin“ mit dem superfreundlichen und -höflichen Carlos Rodriguez-Santamarta an der Schönhauser Allee, ausschließliches Angebot von spanischen Naturalweinen und für mich mittags ein großartiger Anlaufpunkt, um spanische Orangeweine zu köstlichen Tapas zu testen und die Kiezbewohner zu beobachten. Schön auch die Erfahrungen, dass Orangeweine nicht wie angenommen alle irgendwie gleich schmecken, tolle Tapasbegleiter sein können und beim Einlassen auf das Thema in der Sonne richtig Spaß machen. Paradiesische Zustände und sofort ein Paukenschlag. Ich wurde behutsam an das Thema herangeführt, die Auswahl war riesig.

Schönhausener Allee

Spanischer Orangewein bei winematerial Berlin!

Schönhäuser Allee

Leckere Tapas, happa happa!

Schönhauser Allee

I’m a winematerial boy!

Ich war sehr gespannt, ob sich meine Vorauswahl auch ohne Berliner Luft, Sonne und  köstliche Tapas im trauten Heim im dunklen und lauten Münster (Baustelle im Hinterhof) bewähren sollte.

El Tiemblo

Airene 2018, Vinos Ambiz, Fabio Bartolomei, El Tiemblo, Sierra de Gredos, Weinregion Madrid

Köstlich auf jeden Fall der trüb orangene 2018er Airene (Rebsorte Airén von ca. 40 Jahre alten Rebstöcken) aus der Sierra de Gredos aus dem Dorf El Tiemblo, ca. 100 km westlich von Madrid. Dezent fruchtige und schöne Nase nach Mandarine, Zitrone und Apfel, dazu faszinierende Steinnoten, im Mund neben Orange eine gewisse Herbe, dazu viel Mineralik und spürbare Säure, toll zu Tapas, Antipasti oder feinen Salaten, mein erster großer Favorit in Berlin und auch in Münster!

Für diesen Wein zeigt sich Fabio Bartolomei verantwortlich, halb Schotte und halb Toskaner, in Madrid ansässig und schon ein kleiner Star in der Orangewein-Szene, mittlerweile bei (immer noch sehr wenigen!) 30 000 Flaschen Jahresproduktion angekommen und mit 12 verschiedenen Weinen im Portfolio unterwegs. Unnachgiebig und unaufgeregt in seiner Philosophie der natürlichen Weinerzeugung, Wahnsinn!, was man alles weglassen kann (steht hinten auf dem Flaschenetikett!), ich kannte zwar den Nachnamen Bartolomei aus der Toskana, betrete hier aber echtes Neuland! Aber richtig gut gefallen hat mir dieser Orange-Wein, hätte ich nicht für möglich gehalten!

Les Gunyoles d'Avinyonet

Ovella Negra 2019, Viticultor Ramon Jané, Les Gunyoles d’Avinyonet, Penedes

Vielleicht noch überzeugender der Ovella Negra, ein Orangewein aus 65% Garnacha blanca und 35% Malvasia de Sitges aus alten Reben (ca. 60 Jahre) von kalkhaltigen Böden mit Feuerstein rund um das schöne Dorf Les Gunyoles d’Avinyonet im Penedes. Von der Farbe erinnert der Wein an einen Federweißen, trübes Gelb, die irre und fantastische Nase erinnert an Macchia-Kräuter, Piniennadeln, Aprikose und einen leichten Hefeton, im Mund tropische Früchte, feine Herbe, Schmelzigkeit, Frische und eine gute Säurestruktur, dazu ein salziger Abgang, schon solo großartig, aber ein blockbuster (blogbuster?) zu Sushi, Tapas, orientalischen Gerichten oder gegrilltem Fisch. Einfach mal über den Schatten springen und probieren, ganz toll!

In Spanien brodelt es fern von der Massenproduktion der riesigen Weinfabriken biologisch, ich war schon von der Rotweinauswahl in kleiner Produktion im Weinladen vom Spanienspezialisten Christian Fenske mit seinem Team in Wuppertal begeistert und total überrascht, hier der Link zum Artikel, in vielen Ecken Spaniens besinnt man sich scheinbar wieder auf seine uralten Traditionen und alten Rebanlagen, die vom Opa noch hingebungsvoll gepflegt und niemals mit Chemie kontaminiert wurden, Ramon Jané fühlt sich zwar selber als schwarzes Schaf der Familie, geht aber wohl den richtigen Weg! Nachhaltiger Anbau, strapaziöse manuelle Techniken, erst mit gleichgesinnten und ebenfalls talentierten Freunden (Ramon Galimany, Toni Carbó und Mercè Cuscó), nun auch schon wieder mit diesem Soloprojekt! Fantastisch!

La Portera

Tardana 2019, Bodegas Cueva,, Mariano Taberner, La Portera, Requena, Valencia

Eine Kanone auch der Tardana 2019 von Mariano Taberner. In der Nase Muschelschale, aber auch süße Frucht, im Mund viel Volumen und frische Säure, salzige Herbheit, Pampelmuse und dabei lang anhaltend. Durch Anklänge an eine frische Meeresbrise wieder ganz anders, aber richtig super, besonders zu Tapas, Fisch oder feinen Salaten.

Mariano Taberner ist ein Rebenflüsterer, er hat seine 10 Hektar ca. 35 Jahre alten  Reben auf 600 Meter Höhe auf lehmig-kalkigen Böden im Hinterland von Valencia stehen. Auf seinem Weingut aus dem 18. Jahrhundert, der Bodegas Cueva in La Portera, zaubert er aus alten einheimischen Sorten mit viel Kreativität kleine Kunstwerke. Bei aller Besonderheit und Eigenständigkeit ist der Tardana trotzdem nicht kompliziert oder schwierig zu trinken, der Stil gefällt mir sehr gut, im Portfolio sind noch viele verrückte und natürlich hergestellte Weine zu entdecken und sogar Bier.

Fazit: drei großartige Orangeweine, ein Supereinstieg in diese faszinierende Welt! Ein großer Dank an Carlos Rodriguez-Santamarta und seine Winzer!

Pfefferberg

Schankhalle am Pfefferberg

Hätte mich die ganze Woche nur von Kleinigkeiten zum Wein in den tollen Weinbars ernähren können, das Niveau war extrem hoch, habe die besten Adressen oben unter Reisen zum Wein/Berlin eingetragen. Da ich auch zwei Verabredungen hatte, ging es aber auch zwei Mal ins Restaurant. Im Restaurant Kink am Pfefferberg entdeckte ich mit meinen jungen und netten Bekannten La. und Ki. aus Berlin „White Wedding“ einen sehr schönen Xinomavro 2019 von  Thymiopoulos „Terre et Ciel“ aus Naoussa, Griechenland. Der Rotwein kam leicht gekühlt auf den Tisch.

Makedonien

Xinomavro 2019, „Terre et Ciel“, Thymiopoulos Vineyards, Naoussa POP, Makedonien, Griechenland

Rubinrot mit transparenten Rändern, in der Nase fantastische Kirschnoten, aber auch Waldboden, Gewürze und Tabak. Im Mund viel Frucht, aber auch mineralische Noten, fein hinterlegte Säure, sehr elegant und ausgewogen, langer Abgang. Toller Wein, er entpuppte sich auch als großartiger Essensbegleiter zu der feinen Küche im Restaurant Kink. Klare Empfehlung!

Aufstrebendes 50 Hektar Weingut aus Nordgriechenland, Naoussa, Makedonien. Apostolos Thymiopoulos arbeitet sehr natürlich, zum Teil auch biodynamisch, kann auf hervorragende Lagen zurückgreifen und versucht Terroirweine zu erzeugen, die ihre Herkunft widerspiegeln. Dafür ist Xinomavro eine sehr geeignete und spannende Rotwein-Rebsorte. Müsst Ihr unbedingt probieren! Werden vielleicht griechische Weine ein neuer Trend?

Kvareli

Qvevri Weine von der JSC Cooperative Kindzmarauli, Kvareli, Georgien

Interessanter Besuch auch im Weinhaus Tsinapari an der Prenzlauer Allee, gegründet 2003, zwei nette Überzeugungstäter haben eine kleine georgische Oase in Berlin geschaffen. Hier gibt es georgische Kunstausstellungen, legendäre georgische Weinproben und viele Infos über das für mich doch sehr fremde Land. Beim Wein ist man natürlich stolz auf die uralte Tradition der Amphorenwein-Herstellung, Georgien gilt als das Land mit der ältesten Weinkultur und als Wiege des Weinanbaus, es wurden Amphoren (auf georgisch Qvevri) mit Entstehungsdatum ca. 6000 v. Christus gefunden. Die Amphoren wurden und werden in die Erde eingegraben und haben ein Fassungsvolumen von 800 bis 5000 Litern. Ich konnte vier weiße Weine der Genossenschaft Kindzmarauli aus Kvareli erwerben und war auf die Verkostung sehr gespannt! Hier kann man wirklich von einem Trend sprechen, die Amphorenwein-Herstellung ist zur Zeit bei einigen deutschen, österreichischen, italienischen, spanischen, kroatischen und anderen Winzern schwer angesagt!

Prenzlauer Berg

Gott schuf den Georgier und der Georgier schuf ein göttliches Getränk: den Wein!

Die Wein-Cooperative Kindzmarauli ist eine der ältesten Weinkellereien Georgiens und hat eine bewegte Geschichte hinter und hoffentlich auch eine verheißungsvolle Zukunft vor sich. Die Anfänge lassen sich bis zum Anfang des 16. Jahrhundert zurück verfolgen, damals hatte man im Schloss von Kvareli schon ca. 60 Amphoren im Einsatz. In der kommunistischen Zeit erfolgte eine starke Zäsur, die Amphoren wurden durch Beton-Eier ersetzt, aus dem traditionellen Weingut sollte in kürzester Zeit eine Weinfabrik namens „Roter Keller“ werden. In den 60er Jahren wurde der „Rote Keller“ von dem großen georgisch-sozialistischen Staatskonzern „Samtrest“ übernommen und produzierte nur noch Tankweine aus vom Konzern angelieferten Trauben, wohl schlimme Massenware, der Tiefpunkt war erreicht. Erst mit der Perestroika unter Gorbatschow gab es wieder eine neue Chance, sich aus dem Riesengeflecht der „Samtrest“ zu lösen und eine eigenverantwortliche Genossenschaft mit Mitgliedern aufzubauen. „Samtrest“ wollte den defizitären „Roten Keller“ sehr gerne loswerden und so startete man als Cooperative Kindzmarauli und staatsferner Betrieb neu durch. Die Anfänge mit 260 Mitgliedern waren sehr beschwerlich, man musste viel tricksen und z.B. auch zusätzlich Weizen und Haselnüsse anbauen, um unauffällige Zahlen vorweisen zu können. Mit dem Ende der Sowjetunion konnte man 150 Hektar Rebfläche neu erwerben und wandelte sich in eine Aktiengesellschaft um. Ohne Auslandsinvestitionen verfolgte man langsam seine Strategie, zurück zu den Amphoren, dazu neue Fässer, neue Abfülltechnik, neue Pressen, Revitalisierung des Rebbestandes, biologisches Konzept  und seit 2013 auch ein schönes Hotel (Chateau Kvareli) mit Gartenrestaurant. Hier geht es scheinbar immer weiter aufwärts, Generaldirektor ist Nugsar Ksovreli, ein Georgier mit Ausbildung in der Pfalz und Klosterneuburg (Austria).

Kvareli

Kisi 2017, Qvevri, Cooperative Kindzmarauli, Kvareli, Kachetien, Georgien

Die weiße autochthone Traube Kisi als 2017er Amphorenwein, sehr klimaempfindlich und aufwändig zu pflegen, in der Sowjetzeit fast ganz verschwunden. Heute gibt es wieder kleinere Flächen, im Glas schöne Bernsteinfarbe, in der Nase Dörrobst, Pfefferminz, Nüsse und florale Töne, im Mund sehr trocken, leichte Schärfe, feurig, schöne Säure und langer Abgang mit leicht bitterer Note. Sehr aufregend, sehr anders, ganz kurz flackerte eine Erinnerung an die trockenen Madeiraweine (Rebsorte Sercial) auf.

Kvareli

Rkatsiteli 2018, Qvevri, JSC Cooperative Kindzmarauli, Kvareli, Kachetien, Georgien

Die Weißweintraube Rkatsiteli als 2018er Amphorenwein, orangene Farbe mit Bernstein- Reflexen bei Zimmertemperatur im Burgunder-Glas, in der Nase wunderbar komplex,  Bienenwachs, Karamell, Kräuter, Nüsse und Honig, im Mund trocken, intensiv, ölig, Holzspur, eingebundene Säure, langer Abgang mit ganz leichter Schärfe! Super, mit viel Lagerpotential, der Wein hat noch eine große Zukunft vor sich!

Kvareli

Mtsvivani Kakhuri 2018, Qvevri, Cooperative Kindzmarauli, Kvareli, Kachetien, Georgien

Die sehr seltene Weißweintraube Mtsvivani Kakhuri schon eher ein Anti-Aussterbe- und damit Lieblingsprojekt vom Kindzmarauli-Weinmacher Tamaz Konchoshvili, der 2018er Wein aus der Amphore mit Bernsteinfarbe, verhaltener Nase nach Zitrone, Birne, Nüssen und grünem Tee,  im Mund Schmelz, erstaunlich süffig, schon sehr ausgewogen und rund, wenig Säure, langer Abgang mit ganz leichter Bitternote, macht wie bisher alle probierten Amphorenweine aus Georgien Lust auf Kombination mit Essen. Erst dann wird der Genuss perfekt sein, bin neugierig auf asiatische Küche, aromatischen Käse, eine tolle Herausforderung für Sommeliers.

Kachetien

Mtsvane Qvevri 2019, Coop. Kindzmarauli, Kvareli, Kachetien, Georgien

Autochthone Rebsorte Mtsvane Jahrgang 2019 aus der Amphore, orangene Farbe, tolle Nase nach Hagebutte, Gras, Harz, Kleber, voller Körper, Grapefruit, Schmelz, feine Säure, beim langen Abgang leichte Schärfe und Bitterton. Spannender Amphorenwein  von 25 Jahre alten Mtsvane-Rebstöcke, trotz Jugend schon fertig für die Kombination mit Essen.

Fazit: besondere Verkostungs-Erfahrung mit den georgischen Amphorenweinen, hatte am Anfang so meine Vorurteile und Bedenken, da die Weine nach mind. 6 Monaten in der Amphore noch mal ins Holzfass kommen. Gehen da nicht alle Eigenheiten der autochthonen Rebsorten verloren? Aber bei allen vier Weinen bleibt genug Säure vorhanden, die Farbe und die Geruchseindrücke sind  unterschiedlich, gemeinsam die leichte Schärfe und die Bittertöne im Geschmack und der lange Abgang. Nehme alle vier Weine als Siegerschankweine auf, in einem nächsten Schritt müsste man die Weine jetzt mal blind mit der angesprochenen Amphoren-Konkurrenz vergleichen, das wäre sehr aufschlussreich, ich benötige jetzt aber erst mal eine Pause, spannend, anstrengend und fordernd diese Georgier!

Köpenick

Wundervino! Wundervolle Adresse in Alt-Köpenick!

Der zweite geplante Besuch in einem Restaurant brachte mich dann richtig ins Strampeln bzw. ins Schleudern. Ich hatte morgens eine Fahrradtour ins weit östliche Köpenick gemacht (was für Ausdehnungen hat Berlin!) und mittags dann das schöne Wundervino direkt in Alt-Köpenick  besucht und tolle Chenin blancs von der Loire verkostet. Laden und Besitzer einmalig großartig und mit toller Qualität, hier wäre ich Stammkunde, die Straßenbahnen quietschten alle 5 Minuten am Laden entlang, trotzdem schien die Zeit irgendwie still zu stehen und ich war voll in meinem Element! Erst als Ki. aus Wedding auf der Bildfläche erschien, kehrte ich in die Realität zurück, abends war da doch auch noch ein für mich ganz wichtiges Treffen in der Weinwirtschaft Lochner um 19 Uhr mit dem großartigen Instagramer  1950Michael angesetzt! Aber zwei Gläschen Wein und eine Käseplatte mussten noch probiert werden! Kurz danach dann Ki. mit dem Rennrad weit vor mir, sie ist diesjährige stolze Alpenüberquererin mit dem Rad, aber da lässt sich ein Weinschrank natürlich mit seinem ausgeliehenen Damenfahrrad nicht bange machen, immerhin hat er ja auch dieses Jahr zwei mal die Alpen unterquert (mit dem Zug!), erst ein Platten konnte Ki. dann stoppen und den Weinschank allein auf die triumphale Bergetappeneinfahrt zum Prenzlauer Berg bringen! Hab so sehr geschwitzt und gelitten, bitte nicht wieder Wadenkrämpfe wie in bella Italia, nein nein, 18:45 Uhr war ich in meiner Bude!

Um 19:25 Uhr saß ich dann leicht zerstört im schönen Wein-Restaurant Lochner in Schöneberg, vorher hatte ich noch Schöneberg mit Schönefeld verwechselt und mich gewundert, warum ein Taxifahrer bei Nennung des Fahrtziels mit den Worten „Ich hab Feierabend!“ davonbrauste. Aber ich habe es dann doch geschafft und dann tauchte er auf, der nette und manchmal geheimnisvolle Michael, und unglaublich, wie man sich irgendwie schon ganz gut kannte, gut harmonisierte und großartige Häppchen (das Tapas-Konzept bei Lochner hat mir super gefallen, großes Lob!) und einen fantastischen 2013er Spätburgunder Nummer 1 vom Weingut Richard Östreicher aus Sommerach (Franken) vertilgte. Ein großer Moment, Instagram hat dunkle Seiten, aber wenn man dann solche Weinexperten kennen lernen darf, wiegt das alles auf! Ich bekam sogar zwei Flaschen als Geschenk mitgebracht, da war ich super gespannt! Er wird es nicht gerne lesen, aber für mich ist er der Gralshüter der vergessenen Rebsorten, der alten Sätze, er beackert das Taubertal und Franken, taucht regelmäßig in München und Berlin auf, liebt klassische Musik, wandert in Pakistan, gibt wertvolle Tipps  und ist dabei immer sehr bescheiden und immer geradeaus und ehrlich, eine tolle charismatische Persönlichkeit! Staune dann immer und fühle mich selber etwas blass!

Sommerach

Alter Satz trocken 2019, Rimbacher Landsknecht, Weingut Otmar Zang, Sommerach, Franken

Natürlich muss ich mich zuerst für das Foto-Arrangement entschuldigen, aber meine  Vorurteile gegenüber „Alten Sätzen“ oder „Mischsätzen“ oder „gemischten Sätzen“ saßen als Blindverkoster tief. Mich schreckte immer das Durcheinander in Mund und Nase, das Danebenliegen beim Erraten und Ratlosigkeit war bei dieser Art von Wein immer Hauptprogramm! Gehen wir mal lieber von dieser königlichen Disziplin weg und verkosten ganz bürgerlich entspannt mit Musik und Kopfhörer im Rolf Benz Sessel, dann haben wir hier einen sehr ungewöhnlichen und charakterstarken Wein im Glas: das Spektakel beginnt mit blassgelber Farbe mit grünen Reflexen, die Nase ist sofort komplex da, wird aber mit Belüftung immer intensiver, Kräuter, Gewürze und Birne, sehr eigen und großartig, volle Ladung aus dem Bocksbeutel, im Mund viel Würze und Herbheit, dazu Zitrusfrucht, spürbare aber eingebundene Säure, schmelzig und irgendwie trotz aller Besonderheit auch süffig, dazu ein langer mineralischer Abgang! Eine große Überraschung und ein großes Erlebnis!

Das 10 Hektar Weingut Otmar Zang in Sommerach besitzt in seinem tollen Lagenportfolio noch mal einen ganz großen Schatz, den Rimbacher Landsknecht. In dieser Lage, dem ältesten Weinberg Frankens, wurden 1835 über 35 verschiedene Rebsorten gepflanzt, die zwar teilweise nicht mehr bestimmbar sind, aber eine beeindruckende Basis für den Wein „Alter Satz“ von Otmar Zang bilden. Auf jeden Fall fließen u.a. Riesling, Silvaner, Elbling, Muskateller und Traminer in die Cuvee ein. Früher hat man sich mit dem Anpflanzen verschiedener Rebsorten eine Lebensversicherung beim Ausfall einzelner Rebsorten in den Weinbergen schaffen wollen, heute ist diese Methode durch die Wiener Winzer mit ihren gemischten Sätzen (den Begriff hat man sich rechtlich schützen lassen!) wieder in aller Munde. Auch in Deutschland revitalisiert man mit Neuanpflanzungen von Mischsätzen die alte Tradition, um so großartiger ist es, dass man in Sommerach noch diese uralte Original-Anlage vorfinden kann, die beweist, dass diese Tradition auch in Deutschland tief verwurzelt ist.

Röttingen

Tauberschwarz 2015 RR, Röttinger Feuerstein, Weingut Familie Hofmann, Röttingen, Franken

Was für ein Wein und was hätte der Weinschank alles bei einer Blindprobe erzählt, aber gewusst hätte er gar nichts: helle rubinrote Farbe, elegantes Bukett nach Johannisbeeren, Holunder, Nelke, Leder und Gewürzen, im Mund leicht herb, Sauerkirsche, spürbare Säure, feines Holz, auch Mineraltöne,  sehr elegant und mit gutem Nachhall, erinnerte mich an feine Weine aus Frankreich oder Italien, ist aber ein Tauberschwarz, eine sehr selten gewordene Rebsorte aus dem fränkischen Taubertal-Stück bei Röttingen. Unbedingt probieren und mit Fleischgerichten kombinieren, toller und interessanter Wein, der mich bei einer Blindprobe immer wieder in die schöne und weite Irre geführt hätte, sehr spannend!

Vater Alois Hofmann begann mit der Selbstherstellung und  -vermarktung seiner Weine 1991 mit gerade einmal 1,3 Hektar. Unter Sohn Jürgen, der schon früh ins Weingut einstieg und erfolgreicher Geisenheim-Absolvent ist, konnte die Rebfläche behutsam auf 9 Hektar vergrößert werden. Der meiste Besitz liegt in der Spitzenlage Röttinger Feuerstein, hier entstehen auf Muschelkalkböden mit weißen Quarzadern (Feuerstein) besondere Weine. Für mich auch ein Grund, demnächst mal diese Ecke zu besuchen, da hat vielleicht auch unser 1950Michael mal wieder einen echten Trend gesetzt!

Prenzlauer Allee

The mindful drinking club

Schöner Laden an der Prenzlauer Allee mit nur alkoholfreiem Angebot und  seltenen Öffnungszeiten, da war ich ganz froh, dass ich an meinem Abreisetag noch auf der Matte stehen konnte. Im Geschäft hörte ich dann gleich ein ganz interessantes Gespräch zwischen einer Kundin und dem Verkäufer. Die Kundin berichtete von einer großen Probe von 21 (!!!) alkoholfreien Weinen, die alle nicht geschmeckt hätten und richtig grauselig gewesen wären. Ich war sehr auf die Reaktion gespannt, der Verkäufer entgegnete seelenruhig, dass sie bisher zu gleichen Ergebnissen gekommen wären und auch noch keinen alkoholfreien Wein führen würden, sich aber auf alkoholfreie Schaumweine spezialisiert hätten. Über diese Antwort war ich sehr froh und ließ mir erst einmal ein Probepaket mit sechs Flaschen nach Münster schicken. Ich war sehr gespannt auf die Verkostung und ob die alkfreien Schäumer an das Niveau meines bisherigen Anti-Alkohol-Lieblings Jörg Geiger herankommen würden.

Prenzlauer Berg

Alkoholfreie Schäumer aus dem „Mindful drinking club“

Der alkoholfreie Noughty Organic Sparkling Chardonnay von Thomson & Scott kommt mit mächtiger Schaumkrone ins Glas, die nach einiger Zeit verschwindet. Goldgelbe Farbe, in der Nase Blüten, Tee und Honig, im Mund schöne straffe Perlage und Noten von Zitrus, wirkt cremig und hat etwas Würze im mittellangen Abgang. Hat mir gut gefallen, bilde mir ein, in einer Blindprobe durch das mangelnde Fruchtvolumen den alkoholfreien Schäumer zu erkennen.

Organic sparkling wine

Noughty, Organic sparkling wine, Alcohol free,Thomson and Scott

Die ehemalige BBC-Kulturredakteurin Amanda Thomson hat sich nach ihrem Umzug mit ihrer jungen Familie von London nach Paris ganz dem Thema Wein verschrieben und hat sich wohl mit alkoholfreien Schäumern einen Namen in angesagten Bars und Restaurants auf der ganzen Welt gemacht. Wenn ich das richtig verstanden habe, ist der Firmensitz in England, die Trauben kommen aus Südspanien und die Weinbereitung wird in Deutschland durchgeführt.

Auch der Noughty Organic Sparkling Rosè von Thomson & Scott gefällt mir sehr gut, wieder am Anfang viel Schaum, dann Erdbeer-, Melonen- und Blütenduft, im Mund viel Straffheit, Erdbeernoten und leicht würziger Abgang.

Der Senza, ein alkoholfreier Schäumer der Firma Winade Getränke GmbH aus Gerbach am schönen Donnersberg in der Pfalz (an dem ich mich schon relativ intensiv und erfolglos mit dem Fahrrad abgekämpft habe) mit schöner straffer Perlage und einem tollen Bukett nach Apfel, Birne und floralen Noten. Wirkt dann aber im Mund für mich nur flach und dünn, etwas Frucht, aber ohne Nachhall. Schade!

Der alkoholfreie Schäumer „Eisenkraut und Quitte“ von „von Wiesen“ aus Bensheim, Hessische Bergstr., direkter Nachbar der Griesel Sekt Company, mit schöner schäumender Perlage und toller Nase nach Quitte, Kräuter und Tee. Kein Wunder bei der Zubereitung, Knollenselleriesaft, der durch milchsaure Gärung frischer Selleriestücke in Salzlake gewonnen wird, wird dann mit Kräutertee aus Eisenkraut, Quittensaft und Hopfen versetzt. Im Mund fehlt mir dann aber das Volumen, die Fülle und die Frucht, etwas Salz, aber mir kam das Ganze etwas charmelos und dünn vor! Schade, wieder kein Treffer von der Hessischen Bergstr..

Die beiden alkoholfreien Schäumer von Altdrinks riechen und schmecken verblüffend identisch (oder sehr, sehr ähnlich!) wie die alkfreien Schaumweine von Thomson und Scott, was in diesem Fall ja gar sogar ganz gut ist, weil mir die Thomson und Scott Flaschen ja gefallen haben. Dieses Mal soll es sich um zwei junge Norweger als Macher handeln, die Weinproduktion aber wieder in Deutschland. Es scheint mir, als würden hier kreativ immer neue labels erfunden und mit Internet- und Instagram-Auftritten hinterlegt. Die Produkte gefallen mir, wer aber genau dahinter steckt, bleibt im Nebel.

Fazit: Das Thema ist ausbaufähig, ich werde es auf dem Schirm behalten!

Prenzlauer Berg

Cantina Sant’Ambroeus by Marco, Hufelandstr., Bötzowkiez

Schon 2015 durfte ich Marco Callegaro in seinem kleinen Weinladen Cantina Sant‘ Ambreus in der Hufelandstr. (Bötzowkiez, Prenzlauer Berg) erleben,  ein großer Experte für italienische Weine. Mittlerweile hat er sich wohl auch große Kompetenz beim Thema italienische Orangeweine erarbeitet. Ich habe ihn vor meinem Berlin-Besuch angeschrieben, der Gute hat dadurch von meinem Auftauchen Wind bekommen und sich mal gleich in den Urlaub verabschiedet. Immerhin konnte ich mir so wenigstens noch ein 6er Probierpaket schicken lassen. War sehr gespannt, fühlte mich aber ohne Beratung erst mal ein wenig auf verlorenem Posten.

Orangewein

Italienischer Orangewein: die durchsichtigen Flaschen!

Das Schönste und Spannendste beim Erstellen meines blogs ist mittlerweile für mich die Recherche geworden, wer steckt hinter dem Wein, aus welcher Ecke kommt er, gibt es unbekannte Informationen? Bei der Kombination Orangeweine mit einem meiner Lieblingsländer Italien war ich noch einmal besonders gespannt.

Ein ganzer Liter Orangewein (É Orange 2019), der lustigerweise eher zitronengelb ist und nach dem empfohlenen Schütteln (!) etwas trüb wird und an Federweißer erinnert! Tolle Nase nach tropischen Früchten, Hefe und Honig, im Mund frisch und herb, Zitrone und Grapefruit, langer mineralisch-salziger Abgang, sehr schön in der Sonne mit leckeren italienischen Kleinigkeiten vorstellbar. Der Wein besteht wohl aus einer Cuvee der seltenen piemontesischen autochthonen Rebsorte Nascetta, Muscat Blanc und Manzoni bianco und wird in der Amphore und danach in der Betonkugel ausgebaut.

Poderi Cellario sind eigentlich Fausto und Cinzia Cellario in 3. Generation mit Familie in Carrù, ganz im Süden der Langhe im Piemont noch am Fluß Tanaro gelegen, aber schon ein ganzes Stück weit weg von den Nebbiolo-hotspots Barolo DOCG, Barbaresco DOCG, Nebbiolo d’Alba DOC oder Roero DOCG. Man hat sich konsequent für nachhaltigen und umweltfreundlichen Weinbau entschieden, pflanzt wieder vermehrt autochthone Reben an, sorgt für Artenvielfalt und produziert Naturalweine. Mit Ihrer Begeisterung haben sie Freunde, Bekannte und andere Winzer angesteckt, die alle beim Projekt Poderi Cellario mitarbeiten und know-how und Rebfläche eingebracht haben, man ist immerhin bei 13 Hektar in der südwestlichen Langhe angelangt und kein reiner Dolcetto-Spezialist mehr. Auch schöne Homepage, auf der man die jungen Wilden und die erfahrenen Alten in Aktion erleben kann. Daumen drücken, dass das Konzept weiterhin erfolgreich bleibt.

Orangeweine

Drei Orangeweine, von unten È Orange bis oben Sirocco von La Via del Colle

Der FxF 2020 ist eine Cuvee aus den kampanischen autochthonen weißen Rebsorten Coda di Volpe, Fiano und Greco und ein Gemeinschaftsprojekt der Cantina Giordano und der Tenuta Vincenzo Nardone aus Venticano bei Avellino. Hier erzeugen zwei Weingüter unabhängig voneinander zwei Cuvees mit den drei Rebsorten. Die Orange-Weine wurde dann zu einem Wein (Fifty-Fifty) vereinigt.  Orangene Farbe, Nase nach Birne, Quitte und Kräutertee, im Mund dann bissige Säure, herbe Frucht und ein jodiger Abgang, kein Kindergeburtstag und sehr speziell! Hat mir nach der ersten ablehnenden Verkostung bei der Nachprobe viel besser gefallen, auf jeden Fall spannend und für Weintrinker, die Herausforderung suchen und vielleicht verrückte pairings ausprobieren wollen.

Nicola Nardone ist 2004 in den kleinen Betrieb seines Vaters Vincenzo eingestiegen, nachdem er eine önologische Ausbildung in Bordeaux absolvieren konnte. Die Weinwelt im noblen Bordelais hat ihn nachhaltig abgeschreckt, diese Art von Weinen wollte er auf keinen Fall machen. Er hat sich lieber auf einheimische Rebsorten konzentriert, die sich auf  den besonderen Böden (Lehm, Kalksteineinschlüsse, Kieselsteinvorkommen) auf bis zu 500 Meter Höhe wohl fühlen.

Der Sirocco 2020 von der Azienda La Via del Colle hat eine wunderbar leuchtende Bernsteinfarbe, in der Nase Akazienhonig, Karamell und Malz, im Mund Schmelzigkeit, aber auch leichte Herbe und jodige Noten, Ähnlichkeit zum Vorgänger, dabei langer Abgang mit leichter Brandigkeit, wieder ein fordernder Wein, man muss sich drauf einlassen und mit Köstlichkeiten kombinieren oder einfach passen. Auch hier hat mir der Wein im 2. Durchgang viel besser gefallen, gewöhnungsbedürftig, aber sehr spannend!

Die Azienda agricola biologica La Via del Colle in Bertinoro, Provinz Forlì-Cesena, Emilia-Romagna, ist durch die Liebe zweier Menschen entstanden. Der „Bienen- und Trüffelmann“ Renzo verliebte sich in Oriana aus der Weinfamilie Tesini und man beschloss 1982, einen Bauernhof mit 7 Hektar zu kaufen. Hier erzeugte man Wein, verkaufte aber auch Trüffel und selbst angebaute Artischocken, Honig, Spargel und Obst. Schon Anfang der 90er fiel der Startschuss für einen modernen Erweiterungsbau, 1996 waren ein neuer Keller, Wohnungen, ein Labor und ein neuer Laden fertig. Mittlerweile sind auch die Kinder Chiara und Francesco in den Betrieb eingestiegen, 2019 erlangte man die Biozertifizierung und man besitzt mittlerweile 28 Hektar, davon 18 Hektar Rebfläche, der Rest mit Wald, Obstbäumen, Ackerfläche und 300 Bienenstöcken bestückt. Ein Paradies!

Orangewein

Italienischer Orangewein: die dunkeln Flaschen!

Der Il signor Kurtz Nista 2021 mit sehr schöner orangener Farbe, auch komplexe Nase nach Apfel, Kräutern, Honig und Nüssen, im Mund Zitrus, erdig, malzig, spitze Säure, langer rauchiger und herber Abgang, kein Anfängerwein, übt aber eine gewisse Faszination auf mich aus und sollte mit Essen kombiniert werden. Dürfte die Weingemeinde spalten, von totaler Ablehnung (Ekel) bis Jubelarien dürfte alles dabei sein.

Hinter so einem Wein kann nur ein positiv Weinverrückter stehen: signor Kurtz (Anspielung auf den Kurtz in seiner eigenen Welt im Herz der Finsternis von Joseph Conrad) ist Marco Durante, ein Überzeugungstäter in einem Mikroweingut mit schönem Weinhang in Vallupina, ein Tor zum Trasimeno See in Umbrien. Die ca. 1800 Flaschen des 2021er Nista hat er aus Trebbiano erzeugt, für mich ein kleines Wunder! So eine Komplexität hätte ich niemals mit der Rebsorte in Verbindung gebracht.

Orangewein

Drei Orangeweine, von unten Nista bis oben Coenobium

Der Monocromo #1 mit goldgelber Farbe, in der Nase tropische Früchte, Kräuter und Jod, im Mund Zitrus, Schmelz, leicht, frisch und ausgewogen, eingebundene Säure, dazu erstaunliche Mineralität (Salz) und langer Abgang mit leichter Bitternote, gefällt mir sehr, ist aber nicht gefällig.

Mario Macciocca ist ein ehemaliger Fußballprofi und ließ nach Karriereende nach einer kurzen Stipvisite in der Gastronomie in Rom alles hinter sich und wanderte in die benachbarte Weinregion Latium (Lazio) aus. Dort betreibt er nun auf 4 Hektar  natürlichen Weinbau und bringt sieben Weine heraus. Der Monocromo #1 aus Passerina Trauben macht richtig neugierig.

Der Coenobium 2020 wird wirklich komplett auf einem Trappisten-Kloster (Coenobium Monastero Trappiste Vitorchiano) im Latium produziert. Der Trappisten-Orden ist 1892 durch Teilung des Zisterzienser-Ordens entstanden und steht Männern und Frauen offen, die Mitglieder des Ordens sollten Abgeschiedenheit, klösterliche Askese und harte körperliche Arbeit mögen.  Auf gerade mal 2,5 Hektar entstehen jährlich ca. 24 000 Flaschen Wein.

Der Naturwein Coenobium besteht zu 45% aus Trebbiano, zu 35% aus Malvasia und zu 20% aus Verdicchio, hat eine goldgelbe Farbe mit orangenem Einschlag, duftet nach Aprikose, Apfel und Bienenwachs, schmeckt zitrusfrisch und  herb, mineralisch, hat Säure und Schmelz, langer Abgang mit etwas Würze. Ist kein einfacher, aber ein komplexer Wein, finde ich ebenfalls gelungen. Auch hier sollte Essen auf den Tisch kommen.

Fazit: Tausend Dank an Marco Callegaro für die schöne und spannende Weinauswahl, der Tausendsassa hat mir ein wenig gefehlt, aber ich habe mich auch so ins Thema reinprobiert, auch hier öffnete sich wie bei den spanischen Orangeweinen eine faszinierende Welt, ich fand die italienischen Vertreter etwas schwieriger und mit mehr Ecken und Kanten und hab mir nach der Probe erst einmal einen ganz normalen und konventionell hergestellten Pinot Noir gegönnt!

Gesamtfazit: die Weinwelt fasziniert durch ihre Vielfältigkeit und fordert die Konsumenten heraus. Entweder bleibe ich stehen und trinke nur Riesling und Bordeaux (oder noch schlimmer: ich werde Nationalweintrinker!) und bezeichne Orangeweine dann als Katzenpisse oder ich lasse mich auf immer wieder neue Erfahrungen ein und werde dadurch zum echten Weinkenner und Kosmopoliten. Diese Neugierde wird sehr oft  durch Bekanntschaften mit tollen Menschen belohnt, Wein verbindet, die Woche in Berlin war so schnell rum, ich hätte noch viel mehr entdecken können, die Stadt ist voll mit guten Adressen und engagierten Weinfreaks, beim nächsten Mal! Schreibt mir mal einen Kommentar, auch gerne, wenn Ihr eigene Weintrends entdeckt haben solltet.

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Zeit für Jubiläen und Gewinntrophäen!

 

2022, in diesem Jahr sind einige Jubiläen für mich zu feiern! Bringen wir es hinter uns! Seid schlau und lest trotz der biederen Einleitung weiter, es gibt nämlich tolle Preise zu gewinnen!

 

 

Münster

Störche über der Überwasserkirche in Münster!

 

 

Ich wohne dieses Jahr genau 20 Jahre zentral in der nach dem Krieg wiederaufgebauten Altstadt Münsters.  Nach einem halben Jahr Wohnungssuche mit abenteuerlichen Geschichten (der Wohnungsmarkt in Münster war auch schon 2002 nicht in Form!), bekam ich die große, einmalige und eher zufällige Chance, als Erster bei einer Wohnungsbesichtigung mit ca. 10 Personen meine Entscheidung zu fällen, es war die ca. 12. besichtigte Wohnung, aber auch die Wohnung mit der besten Lage und  einem sehr schönen Ausblick auf die Überwasserkirche.

Mit dem Unterschreiben des Mietvertrages begannen für mich goldene Zeiten, die Pendelei von Dortmund nach Münster war dadurch Geschichte, mein damaliger Arbeitgeber wechselte zwar öfter in Münster den Standort, blieb aber eigentlich immer in Münsters Promenaden (Lindenallee)-Nähe und so konnte ich meine Arbeitsstelle immer schnell mit dem Rad erreichen. Beim letzten Standort in Münster an der Piusallee wollte ich schon bei der Sendung „Der schönste Weg zur Arbeit der Welt!“ mitmachen, leider wurde die Sendung nie produziert, Gewinnchancen hätte ich aber gehabt!

 

 

Bad Kreuznach

Die Arbeitsstelle war so nahe, darauf einen tollen Nahe Sekt Brut Nature vom Weingut Martin Korrell.

 

 

Aus den Rebsorten Spätburgunder, Weißburgunder und Chardonnay wurde hier ein kleines Meisterwerk produziert. Schöner Lachston, in der Nase Apfel, Mandarine und etwas Hefe. Feine und sanfte Perlage, im Mund trocken, aber mit spürbaren Fruchtaromen und wunderbar schmelzig, dazu ein schöner langer Abgang mit mineralischen Noten. Wunderbar, wie fruchtig elegant ein eigentlich sehr trockener deutscher Sekt ohne Dosage schmecken kann. Auflösung des Geheimnisses: durch das deutsche Weingesetz sind für die traditionelle Herstellung von Sekten mindestens 9 Monate vorgeschrieben, der Brut Nature lag aber sogar 36 Monate auf der Hefe. Den Sekt habe ich im tollen Restaurant Pfaffenberg in Solingen auf Empfehlung des Sommeliers entdeckt!

 

 

Schlossböckelheim

Bei Schloßböckelheim an der Nahe.

 

 

Das Weingut Korrell liegt zwar etwas abseits und versteckt in der Ebene bei Bad Kreuznach in einem Dorf namens Bosenheim, die Korrells besitzen aber auch Anteile an einigen Nahe-Lage-Sahnestücken wie dem großartigen Bad Kreuznacher Paradies (Tonboden mit Kalkanteil) , dem St. Martin (rotliegender Sandverwitterungsboden) und dem Rosenberg (Kies). Dazu kommt auch Besitz im Schlossböckelheimer Felsenberg, dem Norheimer Dellchen und Kirschheck und der Niederhäuser Klamm. Insgesamt ist man durch dieses beeindruckende Lagenportfolio bei ca. 26 Hektar angelangt, ab 2023 wird man nach Umstellungsphase biologisch zertifiziert sein. Regelmäßig werden Rieslinge hoch eingeschätzt und prämiert, im Anbau aber auch Grauburgunder, Spätburgunder, Portugieser, Müller-Thurgau, Weißburgunder und Chardonnay. Hier habe ich durch den Sekt ein tolles Weingut (wieder-) entdeckt, es sollten noch viele Treffer für meinen blog im Sortiment versteckt sein, bin sehr gespannt!

 

 

Nordkirchen

Besteht das Leben nur aus 1000 Sahnestücken?

 

 

Jedes Menschenleben ist wohl leider ein Auf und Ab, so paradiesisch konnte es nicht bleiben, der damalige Arbeitgeber kam in heftige Turbulenzen und schloss dann irgendwann seinen Standort in Münster. Immerhin konnte man mir noch eine Stelle in Düsseldorf anbieten. Die Turbulenzen wurden trotz (oder gerade wegen?) des Einsatzes hunderter externer Berater nicht kleiner. Im Gegenteil, auch ein bekannter kahler Vogel aus dem jetzigen Bundestag kassierte noch mal richtig ab und reiste regelmäßig mit Chauffeur und Luxuslimousine aus dem Sauerland an! Also bitte, meine erste Entlassung! Ich benötigte für eine Strecke von Münster nach Düsseldorf zur Arbeitsstelle mit dem Zug und Straßenbahn ca. 2,5 Stunden, am Tag also 5 Stunden, auf Dauer echte Quälerei und Lebenszeit-Vernichtung, da sind mir wohl einige Balkon-Abende mit tollen Rosé-Weinen durch die Lappen gegangen. Da hole ich mal gleich direkt was nach und erinnere an meine großartige Rosé-Mammut-Probe (auch schon wieder ein Jahr her!), die mich wahrscheinlich dann nachträglich doch noch zum Rosé-Experten gemacht hat!

 

 

Rheingau, Mosel und Rheinhessen

Kleine, aber feine Rosé-Probe, Rheingau, Mosel und Rheinhessen.

 

 

Instagram macht es möglich, ich habe nach einem sehr schönen Spätburgunder 2016 nun endlich auch mal einen Rosé vom Traubenwerk (Endre und Claudia Kasa in Lorch im Rheingau) kaufen können. Der 2021 Spätburgunder Rosé feinherb Lorcher Kapellenberg mit dem hier wirklich passenden Aufdruck „Open, Enjoy, Empty, Repeat“ auf dem Etikett präsentiert sich kupferfarben, duftet herrlich nach Erdbeeren und brennt im Mund ein Fruchtfeuerwerk ab, die Süße wird von einer sanften Säure begleitet. Der Wein ist süffig ohne Ende, breit, betört und begeistert, sehr gut solo denkbar, aber auch zu Salaten oder sogar zum Grillen, unkomplizierter Liebling, wenn es doch bloß mehr Flaschen gäbe, zu dem Preis ist aber immer alles  sehr schnell ausverkauft.

 

Der 2021 Spätburgunder Rosé vom Weingut Lorenz in Detzem an der Mosel mit Lachston und schöner Erdbeernase. Im Mund viel Frucht, aber auch eine angriffslustige Säure, die den Wein schlank und elegant macht. Eine tolle Entdeckung aus dem Restaurant EssAtelier  in Solingen-Ohligs, eher kein Solokünstler, aber stark z.B. zu Hackfleischgerichten. Auch Tobias Lorenz, der das Weingut nach einer Zwischenstation bei van Volxem 2013 übernahm, ist kein Solokünstler. Er kann auf den Leistungen der Eltern Nikolaus und Maria Lorenz aufbauen, hat ein eingespieltes Team und kann auf einige tolle Lagen in diesem ehemals berühmten (und mittlerweile etwas vergessenen) Moselabschnitt zugreifen: Detzemer Würzgarten und Maximiner Klosterlay, Thörnicher Ritsch, Pölicher Held und Trittenheimer Apotheke und Altärchen. Großartig, wenn schon der Rosé überzeugt und noch so ein Portfolio zu entdecken ist!

 

Der 2020er Rosé vom Weingut Ökonomierat Johann  Geil Erben aus Bechtheim (Rheinhessen) war in der letztjährigen Rosé- Mammutprobe eine großartige Überraschung, fruchtig und süffig, ein großer Favorit von mir zu einem kleinen Preis! Und er sollte auch in der nachfolgenden Blindprobe (s. unten) nicht enttäuschen. Deshalb war ich sehr gespannt, wie wohl der Nachfolgejahrgang 2021 abschneiden würde. Leuchtender und funkelnder Lachston, toller Duft nach Erdbeeren und Melone, im Mund sehr zurückhaltende Frucht bei perfekt eingebundener Säure, wirkt dadurch superelegant und ist dabei wieder so süffig, anders als 2020, aber wieder ein Champion, auch im Jahrgang 2021 bewährt sich die Cuvée aus Spätburgunder, St. Laurent und Merlot. Bin wieder von der Familie Geil-Bierschenk begeistert, hätte ich nicht für möglich gehalten, dass man 2021 so einen Rosé nachlegt! Glückwünsche aus Münster!

 

Drei tolle Rosés aus Spätburgunder oder mit Spätburgunder-Anteil, alle einen Versuch wert!

 

 

Blindprobe

Ein Jahr her, meine legendäre Rosé-Probe!

 

 

Nach einigen abenteuerlichen Vorstellungsgesprächen 2017 mit Gratis-Demütigung ging es dann nach einem letzten und zum Glück guten und erfolgreichen Gespräch wieder steil aufwärts, neue, anstrengende und interessante Stelle in einem Kinosaal in Münster. Kann nun wieder mit dem Rad zur Arbeit fahren und bin seit Juni 2022 schon wieder 5 Jahre im neuen Job, der Chef hat mich informiert, konnte ich erst gar nicht glauben, time is running,  aber auch happy-end, das musste stilvoll mit Siegerschankweinen und alten Weggefährten aus Münster und Haltern gefeiert werden!

 

 

Münster

Jubiläums-Blindprobe beim Weinschank!

 

 

Nach langer Corona-Pause endlich mal wieder eine berühmt-berüchtigte Blindprobe beim Weinschank. Sechs Teilnehmer versuchten spielerisch die einzelnen Kategorien zu erraten, Land, Region (Appellation), Rebsorten, Jahrgang und Namen des Weingutes, es gab Preise und Trostpreise, die Teilnehmer mühten sich redlich und punkteten, man blieb bei der Sache (Dank vom Weinschank noch mal dafür!) und äußerte sich auch nebenbei zum Eindruck, den die Weine so machten. Da war ich besonders gespannt, weil ich bis auf eine Ausnahme nur deutsche und österreichische Siegerschankweine aus meinem blog angestellt hatte. Für die meisten Weine gab es sehr viel Zuspruch, besonders beliebt der süffige Rosé 2020 vom Weingut Ökonomierat Geil aus Rheinhessen, der fruchtige und elegante österreichische Rosé-Sekt von Bründlmayer aus dem Kamptal, aber auch der mineralische Chardonnay Kalkstein 2020 von Künstler aus dem Rheingau hatte seine Fans! Meine Freundin schockte die Konkurrenz dann mit einer Serie „Deutschland – Franken – Silvaner – Weingut Bickel-Stumpf – Jahrgang 2019“, da lagen schon unausgesprochene Manipulationsvorwürfe in der Luft, es ging aber alles mit rechten Dingen zu, wir waren vor kurzen vor Ort gewesen (Bickel-Stumpf, Frickenhausen, Franken) und hatten eine Verkostung gemacht, wie man weiter unten noch lesen kann. Deshalb will ich aber die Leistung meiner Freundin nicht schmälern, immer großartig,  wenn die Weine per Serie blind so zugeordnet werden können! Aber auch die anderen Teilnehmer enttäuschten nicht und setzen viele Treffer!  Andere Weine dann eher mit kleinerer aber doch noch wahrnehmbarer Anhängerschaft (Grüner Veltliner 2019 von Soellner, Wagram, Österreich oder Spätburgunder 2017 von Philipp Heinz aus der Pfalz). Ein Wein fiel allerdings deutlich ab, die 2018er Cuvee Siglos (Blaufränkisch/Zweigelt) aus der Magnum (1,5 Liter) vom Weingut J. Heinrich blieb sieglos und wurde von allen Teilnehmern verschmäht. Ein vorher unprobierter Gewinn bei Instagram, meines Erachtens deutlich überkonzentriert und zu mächtig, zu viel Holzgeruch, zu viel Nougat und Würze. Wahrscheinlich aber auch auf verlorenem Posten, weil der Vorgänger der sehr elegante Lemberger Viventum 2015 vom Weingut Schefenacker-Weingart aus Württemberg war. Zum Abschluss eine köstliche Beerenauslese 2007 vom Weingut Carlo Schmitt (ehemals Weingut Heinz Schmitt), meine Baby-Boomer Generation hat normalerweise Probleme mit Süße im Wein, war aber hier sehr angetan. Schöne Probe, ich war mal echt zufrieden!, alle Weine in der Siegerschankliste und über die Suchfunktion aufspürbar!

Nachtrag zur Magnum 2018 Siglos vom Weingut J. Heinrich: wahrscheinlich wurde der Wein durch den Transport beeinträchtigt, ich finde im Netz nur positive Kritiken! Das wäre natürlich für alle Beteiligten tragisch, besonders für die Winzerin! Werde bei nächster Gelegenheit noch mal Weine von J. Heinrich verkosten, bin jetzt neugierig geworden.

 

Frickenhausen

Hotel-Weingut Meintzinger in Frickenhausen

 

 

Ich führe meinen blog nun schon fünf Jahre! Fünf Jahre blog in Verbindung mit Schichtarbeit, nicht immer die ideale Verbindung, manchmal eine richtige Hass-Liebe, aber ich habe den Jubiläums-Zeitpunkt irgendwie dann doch trotz mehrmaliger Aufgabe-Gedanken erreicht! Und da wollte ich mir doch was besonderes  für die treuen Leser (und die, die es werden wollen!) einfallen lassen und meine Fahrt nach Franken für den Einkauf toller Preise für mein Jubiläums-Gewinnspiel nutzen. Ein Rotwein-Treffer in dem tollen Bamberger Restaurant Eckerts (eine Domina 2017 Süd-Süd Frickenhäuser Kapellenberg) hatte mich auf das wunderschöne Hotel-Weingut Meintzinger in Frickenhausen gebracht! Hier werden von Michaela und Jochen Meintzinger völlig neue Maßstäbe gesetzt, statt „klein und fein“ gibt es auch „groß und fein“, aus dem ehemaligen verstaubten Hotel in der historischen Sommer-Residenz der Fürstbischöfe von Würzburg ist ein fantastisches Kleinod (oder Großod?) geworden, das Gebäude historisch, aber die Inneneinrichtung stylish, trotzdem liebevoll, gemütlich und komfortabel, die ersten Eindrücke überwältigend, da mussten wir erst mal bei Brotzeit und Wein runterkommen! Auf Empfehlung des Instagramers „Frangn_Castello“ entdeckten wir einen tollen Rotling.

 

 

Frickenhausen

Rotling 2021, Weingut Meintzinger

 

 

Der Eichstrich „Führerschein weg!“ fehlt auf dem Glas weiter oben noch, was für ein süffiger Wein! Lachsfarbe mit Kupfertönen, in der Nase Erd- und Himbeeren, angenehme Säure und im halbtrockenen Bereich angesiedelt, viel schmeichelnde Frucht, auch zu den unten abgebildeten Köstlichkeiten ein toller Begleiter, man lernt nie aus!

 

 

Frickenhausen

Tolle Brotzeit bei Meintzinger

 

 

Frickenhausen

Rotling 2021, Weingut Meintzinger Frickenhausen

 

 

Kleiner Exkurs: Rotling. Was ist eigentlich Rotling? Der Rotling ist ein roséfarbender Wein, wird aber im Gegensatz zu normalen Roséweinen (nur aus roten Trauben) aus einer Mischung von weißen und roten Trauben hergestellt. Besonders in den Weinanbaugebieten Württemberg, Baden, Franken und Sachsen verbreitet. Seinen Ursprung hat er tatsächlich in Sachsen, wo er als „Schieler“ (eine lautliche Variante von Schillerwein, wegen der schillernden Farbe) bezeichnet wird. Sachsen?, da war doch was!

 

 

Sörnewitz

Der rosa Schuh, Weingut Schuh, Coswig-Sörnewitz, Sachsen

 

 

Der „Rosa Schuh“ leuchtet und funkelt lachsfarben, dazu ein leichter Kupferton, in der Nase Erdbeere, im Mund ebenfalls viel Beerenfrucht, dazu etwas Vanille und sächsische Säure, dadurch unheimlich frisch und süffig, aber auch eher ein sommerlicher Speisenbegleiter. Überraschungswein im tollen Panorama-Restaurant Luisenhof hoch über dem „Blauen Wunder“ in Dresden, Schielerwein (Rotling) aus Kerner (weiße Rebsorte) und Dornfelder (rote Rebsorte), eine klare Empfehlung!

Das familiäre und schöne Weingut Schuh (5 Hektar, viel Steillagenbesitz, z.B. die Monopollage Meißner Klausenberg) wurde 1990 in Coswig-Sörnewitz gegründet und besitzt neben einigen Gästezimmern auch ein Restaurant. Nach Lehrjahren in Neuseeland und im Bordelais leitet ab 2016 Matthias Schuh den kleinen Betrieb. Bei 60 000 Flaschen Jahresproduktion (in guten Jahren!) sind die Weine selbst in der Gastronomie in Dresden schnell ausverkauft, was wir leider selber bei unserer tollen Dresden-Reise feststellen mussten. Einzige Chance ist dann noch die Vinothek der Schuhs, es sind von dort auch großartige Wanderungen durch die Weinberge möglich, also festes Schuhwerk mitbringen!

 

 

Frickenhausen

Frickenhäuser Blauer Silvaner 2021, Weingut Meintzinger, Frickenhausen, Franken

 

 

Aber zurück zu den Meintzingers: Jochen und Michaela Meintzinger haben als 8. Generation das Anwesen übernommen und neben der fantastischen Renovierung des Hotels ab 2005 auch stark in den Weinbau investiert, mittlerweile ist man bei 35 Hektar angekommen und hat sogar eigene Reben in Würzburg stehen. Ich fremdelte beim Test der Weißweine ein wenig mit der  angeholzten Süd-Süd-Linie, aus der auch die rote Entdeckungs-Domina 2017 stammte. Bei der Hitze in unserer Frickenhausen-Woche dann doch lieber keine Rotwein-Verkostung, aber es gefiel mir von den Guts- und Ortsweinen besonders gut ein Blauer Silvaner 2021. Seltene Rebsorte in Franken auf nur noch knapp 20 Hektar, wahrscheinlich Mutation vom Grünen Silvaner, seit 1984 in Deutschland offiziell zugelassen.

Goldgelbe Farbe, benötigt Luft, zeigt dann eine superspannende Nase mit Aroma nach Bienenwachs, Apfel, Quitte und Kräutern,  im Mund Grapefruit, schmelzig, aber auch würzig, gute Länge! Interessanter Wein für die Kombination mit Essen, eine schöne Herausforderung für Sommeliers!

 

 

Frickenhausen

Genialer Verkostungsraum der Meintzingers

 

 

Uns hat es fünf Tage im Hotel super gefallen und so bin ich auf die Idee gekommen, bei den Meintzingers anzufragen, ob ich einen Gutschein für zwei Übernachtungen im Hotel erwerben könnte. Das ging problemlos und so kann ich nun freudig mitteilen, dass der Gutschein der 1. Preis in meinem Jubiläums-Gewinnspiel sein wird! Und an dieser Stelle auch sofort die Preisfrage: wie heißt der geniale Weinmacher, der der Liebe wegen aus Franken (Klingenberg) in seine alte Heimat zur Ahr zurückkehrte und dort eine ehemalige deutsche Weinkönigin heiratete? Richtige Antwort geheim über die Kommentarfunktion hier an mich. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Mehr Infos zum Gewinnspiel oben in der Menüleiste unter „Jubiläums-Gewinnspiel“.

 

 

Frickenhausen

1.Preis: Gutschein für zwei Übernachtungen im DZ im fantastischen Hotel-Weingut Meintzinger

 

 

Direkt neben Meintzingers führt ein kleiner Weg zum Weingut Bickel-Stumpf, ein großartiger Zufall (oder auch irgendwie Vorsehung?), dieses Weingut ist mir nämlich schon mehrfach positiv in Restaurants aufgefallen, von Kappeln an der Schlei (Restaurant Pierspeicher) bis nach Prien am  Chiemsee (Feinkost Kunz), da war ich extrem gespannt auf eine Weinprobe. Und der Seniorchef erzählte von den Anfängen im Jahr 1976. Er (Reinhard Stumpf, Weingutsbesitzer in Thüngersheim) heiratete seine Frau Carmen Bickel (Weingutsbesitzerin in Frickenhausen) und man musste sich entscheiden, wie und wo man leben und arbeiten wollte. Das Weingut Bickel-Stumpf mit zwei Standorten wurde gegründet und man hat aus den extrem unterschiedlichen Terroirs (Muschelkalk in Frickenhausen und Buntsandstein in Thüngersheim) eine besondere Philosophie gemacht. Mustergültig (VDP-Weingut) zieht sich der unterschiedliche Stil durch die Kollektion, es hat total Spaß gemacht, die jeweiligen Weine miteinander zu vergleichen.

 

 

Thüngersheim und Frickenhausen

Silvaner trocken Buntsandstein und Muschelkalk, VDP.Ortswein (Thüngersheim und Frickenhausen), Weingut Bickel-Stumpf

 

 

Der Silvaner 2021 Muschelkalk aus Frickenhausen in mächtiger Frühform, blasse goldgelbe Farbe, beim Eingießen wieder diese feine Bildung von Bläschen, in der Nase ein betörender Geruch nach reifer Birne, gelber Melone und Quitte, dazu Kräuteraromen und im Mund dann zu Grapefruit-Noten und Apfel diese wunderbare Cremigkeit, sehr süffig, schmelzig und mineralisch, voll und rund, das verführt zum nächsten Schluck, dazu ein schön langer Abgang, ein Vorzeige-Silvaner, großes Lob!, ich mag diesen Stil einfach sehr, auch gerne zum Sushi, bin schon wieder extrem begeistert!

Auch der Silvaner 2021 Buntsandstein aus Thüngersheim mit blasser und klarer goldgelber Farbe, auch wieder Bläschen im Glas,  in der Nase auch wieder Birne, aber dann plötzlich auch Mirabelle und florale Noten , im Mund sehr dezente Frucht,  dabei dann sehr kreidig-mineralisch, spürbare Säure und Würze, anhaltender Abgang, wir benötigen hier wohl noch etwas Zeit, dann bekommen wir einen dieser wunderschönen Silvaner, die an einschlägige Franzosen erinnern.

 

 

Frickenhausen

Weinprobe bei Bickel-Stumpf

 

 

Es ging bis zur VDP.Erste Lage hoch und es gab keine Ausfälle. Die GG konnte man nicht verkosten, ich hab trotzdem zwei Silvaner GG gekauft und bin mir sehr sicher, dass hier hohe Qualität ins Glas kommen wird. Davon werden vielleicht später die Gewinner berichten können (2. Preis GG 2018 Mönchshof und 3.Preis GG 2018 Rothlauf). Ein großartiges  Weingut mit sehr hoher Qualität, ein echter Liebling von mir!

 

 

Frickenhausen und Thüngersheim

Silvaner 2018 GG, Mönchshof (Frickenhausen) und Rothlauf (Thüngersheim)

 

 

Eine geniale Vervollständigung des gastronomischen Angebotes in Frickenhausen ist die Fränkische Weinstube Ehrbar von 1926. Hier zaubern Sebastian Stahl und Team jedem Gast ein Lächeln ins Gesicht, tolles Essen, sehr gut bestückte Weinkarte, sehr freundlicher Service und in besonderen Momenten macht der Chef sogar noch eine geniale Führung durch das alte Gemäuer, wunderbares Franken, Frickenhausen ist immer einen Besuch wert!

 

 

Frickenhausen

Herzenssache: Fränkische Weinstube Ehrbar!

 

 

Sulzfeld

In Sulzfeld.

 

 

Die Umgebung von Frickenhausen ist auch sehr schön, malerische Orte wie Sommerhausen, Sulzfeld und Ochsenfurt, alle mit Stadtmauer und Türmchen, schönen Gärten, Blumenschmuck und viel Kunst, richtig pittoresk!

 

 

Marktbreit

Weindreieck Marktbreit

 

 

Aber weintechnisch toppte ein ebenfalls wunderschöner Ort die Szenerie, magic Marktbreit. Nach einem Tipp des Instagramers 1950Michael tauchten wir im kleinen Laden „Weindreieck“ von Jasmin von Dungern auf, Jasmin ist eine echte Freifrau! Was wir hier probieren durften, war alles großartig, wir haben 6 Flaschen mit Ersatzflaschen gekauft (also 12 Flaschen), ich habe hier die große Serie gewittert! Habe leider auch schon andere Trefferquoten im Weinhandel erlebt, sechs Flaschen auf Empfehlung des Weinhändlers gekauft, fünf Nieten, 12 Rotweine beim Internet-Händler, 11 Nieten, deshalb sind so Leute wie Jasmin Gold für mich wert, kleine und feine Auswahl, alles selbst vorprobiert und für gut befunden, großes Lob und noch mal tausend Dank vom Weinschank für diesen Einsatz!

 

 

Frickenhausen

Müller Thurgau 2020 trocken, „Heimatliebe“, Weingut Laudens Bach, Frickenhausen

 

 

Süffiger Treffer aus Frickenhausen, seit 2018 betreiben die beiden Überzeugungstäter und Brüder Reiner und Rolf Laudenbach mit Hilfe der Kellermeisterin Stefanie Fröhlich das Bio-Weingut Laudens Bach am Ortsausgang, der von Richtung Würzburg abgewandten Seite.

Strohgelb im Glas mit grünlichen Reflexen, in der Nase Apfel, Blüten, etwas Muskat, im Mund sehr süffig, viel Frucht, aber auch eine starke Säure. Im Abgang Kräuternoten, gefällt richtig gut, sollte aber vielleicht noch eine Saison zur weiteren Harmonisierung im Keller ruhen.

Der Müller-Thurgau, auch Rivaner genannt, ist eine Neuzüchtung aus dem Jahre 1913 von einem Schweizer Herrn namens Hermann Müller aus dem Schweizer Kanton Thurgau. Rivaner war eine tolle Eselsbrücke, bis sich bei gentechnischen Untersuchungen herausstellte, dass es sich nicht um eine Kreuzung zwischen Riesling und Silvaner handelte, sondern Riesling mit der Rebsorte Madeleine Royal gekreuzt wurde. Absicht der Kreuzung war es, mehr Ertragssicherheit zu schaffen, leider führte der verbreitete Anbau von Müller-Thurgau (immerhin noch zweitverbreiteste Rebsorte in Deutschland!) auch zu vielen verwässerten und neutralen Exemplaren. Dabei kann der „Müller“ mit den guten Genen auch zu überraschenden Ergebnissen führen, in Franken, aber auch Saale-Unstrut und Sachsen pflegt man ihn hingebungsvoll und ich konnte schon überdurchschnittliche Qualitäten probieren.

 

 

Nordheim am Main

Silvaner Liaison 2021 und Fräulein Paupau 2021, Weingut Bunzelt

 

 

2016 übernahmen Nina Bunzelt und Ihr Lebensgefährte Alexander Huber (beide Geisenheim-Absolventen und auf Lehrjahren in USA und Neuseeland unterwegs)  das Familienweingut in Nordheim in 3. Generation. Mit ihrem 2018er Jahrgang feierten sie als „Fränkische Entdeckung“ den Einzug in den Vinum Weinführer.

Der Wein „Fräulein Paupau“ ist der kleinen Tochter Paulina gewidmet, eine Cuvée aus Riesling und Rieslaner. Ich hätte bei dieser Rebsorten-Kombination einen großen Säureangriff erwartet, aber der Wein ist harmonisch und sehr schmelzig, besticht durch seine Zitrusaromen, Mineralität und seine Frische, sehr süffig, fruchtiger Abgang. Zitrusgelbe Farbe im Glas, in der Nase Zitronenschale, Grapefruit und etwas Würze. Schöner Wein mit großem Preis-Genuss-Verhältnis! Super!

Der Silvaner 2021 Liaison (Silvaner-Reben von Muschelkalk- und Keuperböden) gelb im Glas mit grünen Reflexen, mit beeindruckendem Bukett nach Birne, Quitte und Mirabelle, dazu leichte würzige Noten und Tee, im Mund dezente Zitrustöne und dazu viel Mineralität, sehr schmelzig, süffig und frisch, mundfüllend, kräftig, aber harmonisch, im Abgang dann noch mal geheimnisvolle Gesteinnoten, starker Wein mit großartigem Preis-Genuss Verhältnis, Lob an das Weingut Bunzelt, aber auch an unsere tolle Jasmin vom Weindreieck, super, was hier für Schätze ins Glas kommen!

 

 

Randeresacker

Rock Roots Randersacker: Silvaner 2019 aus Sonnenstuhl und Pfülben, Weingut Göbel!

 

 

Auch im Sortiment des Weinladens „Weindreieck“ in Marktbreit zwei Bocksbeutel-Silvaner von den Randersacker Top-Lagen Sonnenstuhl und Pfülben vom Weingut Göbel. Martin Göbel kehrte nach Lehr- und Wanderjahren in Österreich und Neuseeland 2011 ins traditionsreiche Familienweingut zurück und übernahm 2014: Rock Roots Randersacker! Bei aller jugendlichen Energie, kreativen Ideen und Lust auf Veränderung war eines klar: gute und ausdrucksstarke Weine lassen sich nur erzeugen, wenn leidenschaftlich, penibel und biologisch in den Weinbergen gearbeitet wird! Durch uralte Muschelkalk-Lagen, betagte Rebstöcke und einzigartiges Mikroklima sollte es möglich sein, ohne verfälschende und übertriebene Aktionen im Keller herausragende Qualitäten zu erzeugen. Ich war sehr gespannt, wie der Vergleich der beiden Silvaner-Lagenweine ausgehen würde.

Der Silvaner 2019 Sonnenstuhl im geliebten Bocksbeutel benötigt einige Zeit und Luft, um sich dann sehr fein zu öffnen: in der Nase immer deutlicher wahrnehmbare Birne, aber auch Kräuter und Blumen, im Mund feine Frucht mit einer immer stärker anrollenden Würzigkeit, dabei überraschend voller Körper, dezenter Säure und einem sehr lang anhaltenden Abgang. Ein ausdrucksstarker Wein, mit dem man sich beschäftigen muss, belohnt dann aber sehr, fasziniert durch Vielschichtigkeit und verbindet Kraft und Eleganz!

Ebenfalls im Bocksbeutel der Silvaner 2019 Pfülben, nach dem Öffnen der Flasche ist er sofort da, in der Nase etwas Zitrusfrucht und Apfel, dazu Kräuter und eine tolle und geheimnisvolle Mineralität, die sich als Würze pikant und lang im Mund präsentiert und die ebenfalls vorhandene Frucht bedrängt. Komplexes Spiel bei dezenter Säure, macht sehr viel Freude und erinnert mich an den probierten Sylvaner 2016 vom Weingut Weltner oder an mineralische Weine aus Frankreich.

Schöner Vergleich, mag beide Lagen-Weine vom Weingut Göbel sehr!

 

 

Randersacker

Pinot Meunier Rosé Auslese 2011 Randersackerer Ewig Leben, Wgt. Bardorf, Randersacker

 

 

Und noch ein großartiges Weingut, Stefan Bardorf bewirtschaftet in zweiter Generation sein 3 Hektar Weingut nach ökologischen Leitsätzen und kann auf beste Steillagen in Randersacker zugreifen.

Die 2011er Auslese Pinot Meunier (Schwarzriesling) Rosé kommt von der Steillage „Ewig Leben“, leuchtet genial nach Kupfer und verströmt ein fantastisches Bouquet nach Hagebutte, Nüssen und Tabak. Im Mund schöne Fruchtsüße, Erdbeeren und Himbeeren, leichter Karamellton, super integrierte Säure, anhaltender Abgang, köstlicher Wein, was soll ich noch schreiben? Da hat mal richtig was gefunzt und geflusht, die Krönung einer großartigen Auswahl und es gab noch viel mehr…

Und zum Abschluss hat Jasmin uns noch einen Tisch im großartigen Restaurant Michels Stern in Marktbreit reserviert, da ging die Weinprobe dann zum Essen weiter, Stefan und Wolfgang Michel haben ein großartiges Feuerwerk abgebrannt, die Weinempfehlungen kommen aber mal später, die Neugierigen sollen aber schon wissen, dass ein gereifter Spätburgunder von Richard Östreicher aus Sommerach mein Favorit war! Fantastisches Restaurant, tolles Marktbreit, tolle Franken, wir kommen wieder!

 

 

Marktbreit

Fünf Sterne für Michels Stern vom Weinschank!

 

 

Weinschank

Kaiser Weinschrank der Letzte und die Säulen (Instagram und blog) seiner unglaublich unabhängigen Macht!

 

 

Und nun?: habe ich die 10 000 follower? Eigentlich hatte ich mich doch nur aus purer Verzweiflung bei Instagram angemeldet, um ein wenig Werbung zu machen, da ich hier im blog einfach keine Leser hatte, was für einen blogger dann doch auf Dauer eher belastend wird. Bin bei Instagram aber nie richtig warm geworden und wollte mir immer viel lieber meine Unabhängigkeit bewahren, als Gratisweinkisten zu verkosten. Bei Instagram gibt es eine ungesunde Mischung aus Gier und Abhängigkeit, gerade im Weinbereich total unglaubwürdig und damit tödlich für die Vertrauensbasis! Habe immer meinen eigenen Film (bzw. Bildersturm) gemacht und das Erreichen der 10 ooo follower (wer das wohl alles ist?) soll allen anderen Wein-Instagramern Mut geben, sich von den dümmlichen Automatismen fern zu halten und kreativ und unabhängig zu agieren. Hier ist der Beweis, man kann trotzdem auf viele follower kommen, sogar ohne fake accounts von fast barbusigen Bardamen, Forex-Tradern am falschen Hebel und todkranken Witwen, die ein Vermögen zu verschenken haben. Die wurden von mir hoffentlich alle ausnahmslos gelöscht!  Zum Glück habe ich über Instagram aber auch einige neue und treue Leser für meinen blog bekommen, was für mich ein wahres Geschenk ist!, Instagramer sollen und dürfen natürlich auch alle beim Jubiläums-Gewinnspiel als Dankeschön mitmachen, gerne eine geheime Nachricht über DM an mich!

 

Das Gewinnspiel läuft bis zum 14. September, 24 Uhr,  folgende fünf Gewinne werden unter den richtigen Antworten mit dem gesuchten Winzernamen dann zügig verlost!

 

Die richtige Antwort war:

 

 

Klingenberg

Benedikt Baltes

 

 

  1. Preis: 2Ü-Gutschein Weingut-Hotel Meintzinger in Frickenhausen: Gewinner ist der champuspapst!
  2. GG 2018 Mönchshof, Weingut Bickel-Stumpf, Frickenhausen: Gewinner ist Dr. Ralf Niehues!
  3. GG 2018 Rothlauf, Weingut Bickel-Stumpf, Frickenhausen: Gewinner ist karstbk!
  4. Sekt Brut Nature, Weingut Korrell, Nahe: Gewinner ist Edmund Schwabe!
  5. Rosé 2021, Weingut Ökonomiegut Geil, Rheinhessen: Gewinnerin ist winetravelsnfood!

 

Glückwünsche an alle Gewinner! Ich bemühe mich mit dem sofortigen Versand der Preise, könnte allerdings sein, dass ich es wegen Urlaubes nicht mehr schaffe, dann müsst Ihr zwei Wochen warten! Und die Teilnehmer, die nicht zum Zug gekommen sind, sollen nicht traurig sein, es geht hier ja weiter und immer mal wieder was zu gewinnen!  Danke fürs Mitspielen (war dieses Mal nicht so leicht!) und Grüße Euer Weinschrank!

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Nicht trinkfaul im Friaul!

 

 

Cividale

Friul?: friulanisch für Friaul!

 

 

2011 war ich das letzte Mal in Cividale im Friaul (offiziell Friuli Venezia Giulia) und bekam live mit, wie die Stadt zum Thema „Die Langobarden in Italien. Orte der Macht (568 bis 774 nach Christus)“ zusammen mit sechs anderen Orten in Italien mit dem UNESCO-Weltkulturerbe-Status ausgezeichnet wurde. Die Freude auf dem Marktplatz war damals riesig und auch meine Freude war dieses Jahr groß, weil mir meine Freundin eine tolle Ferienwohnung ausgesucht hatte und ich zwei Wochen aus dem Fenster genau auf diesen stimmungsvollen Marktplatz schauen konnte. Schwalben schwirrten durch die Luft, die tätowierten Langbärte in den Weinbars lärmten, der italienische Fußballnachwuchs bolzte hemmungslos durch die Spaziergänger und am Sonntag spielte das örtliche Orchester sogar mir zu Ehren auf, wieder mal eine gelungene Überraschung, mein geliebtes Cividale del Friuli!

 

 

Cividale del Friuli

Das Publikum war wieder wunderbar!

 

Udine

Schönes Udine!

 

 

Cividale del Friuli liegt 18 km östlich von Udine entfernt, und 18 km weiter östlich von Cividale beginnt schon Slowenien, das Grenzland besteht aus fast undurchdringlichen grün bewaldeten Bergen, dahinter ragen schon schroffe schneebedeckte Gipfel auf. Weintechnisch gehört Cividale zur Appellation COF (Colli Orientali del Friuli DOC), im Norden die wunderschöne Süßwein-Appellation Ramandolo DOCG, im Süden findet man das Collio DOC (auf der slowenischen Seite das Gegenstück Brda), noch weiter südlich Isonzo DOC und Carso DOC, eine steinige Spielwiese für Entdecker.

 

 

Cividale

Cividale am schönen Fluss Natisone und im Hintergrund das grüne Grenzland!

 

 

Am Ankunftsabend ging es sofort in das erste Restaurant, die Weinsafari konnte beginnen, das Fremdeln nahm glücklicherweise mit zunehmendem Hunger ab, mein Italienisch gerade so gut, um nicht den Hungertod sterben zu müssen. An Nachbartischen wurden interessante Weinflaschen geöffnet, ich bestellte dummerweise glasweise die offenen Hausweine und machte eine große und wichtige Erfahrung für die restliche Zeit der Weinreise. Die Hausweine taugen auch hier nur ganz selten was, dieses Gequatsche „mit den Hausweinen kannst Du nie was falsch machen“ ist absoluter Blödsinn, das Essen war toll, aber die Weine gingen gar nicht! Dann lieber alleine eine ganze Flasche bestellen und einfach mit Rest stehen lassen, so machen es die Italiener auch. Nach einer Woche kehrte ich noch einmal in das Restaurant Alla Frasca zurück und bestellte mir zum Essen eine Flasche Schioppettino 2016 von Monviert aus Cividale, großartig!, so hätte es am ersten Abend auch laufen können.

 

 

Cividale del Friuli

Schioppettino 2016, Friuli Colli Orientali, Azienda Agricola Monviert, Spessa (Cividale del Friuli), Friaul

 

 

Monviert ist friulanisch und bedeutet auf deutsch in etwa „aussichtsreicher Berg“. Früher hieß das Weingut Ronchi San Giuseppe, nach einer kleinen Kapelle auf dem Weinberg. Nach Jahren der Expansion auf mittlerweile 87 Hektar wollte man wohl ein Zeichen setzen und seine tiefe Verbundenheit und Verwurzelung im Friaul mit dem neuen Namen zum Ausdruck bringen. Neben dem namensgebenden Weinberg Monviert, an dem sich auch das schöne Weingut befindet, besitzt man noch weitere Weinberge im Süden von Cividale, zwischen den Gemeinden Spessa, Prepotto (nicht verwechseln mit dem Prepotto im Karst!) und Corno di Rosazzo. Die Besonderheit ist hier die autochthone und spätreifende Rebsorte Schioppettino (Ribolla Nera), die sich beim Weingut Monviert auf Mergelböden des Col Rusal sehr wohlfühlt.

Im Glas funkelndes Rubin, in der Nase Pfeffer, Gewürznelke, Pflaume und ein Hauch Vanille, im Mund sehr voll, eingelegte Kirschen, aber trotz aller alkoholischen Kraft schafft es der Wein mit frischer Säure, feinen Tanninen und mineralischer Würze in Harmonie zu bleiben. Schöner Essensbegleiter zu meiner Pasta mit Porcini-Köpfen. Toller Schioppettino 2016!

 

 

Palmanova

Erste Versuchung in Palmanova!

 

 

Am Sonntag nach Ankunft ging es mit meinem Weinfreund Secondo (mein Erster!) und Schwester im Fiat 500 auf große Fahrt. Neben der ebenfalls als Unesco-Weltkulturerbe ausgezeichneten Festungsstadt Palmanova und einem hübschen Weiler namens Clauiano wollte mir Secondo eine spezielle Weinadresse zeigen, die ihn bei seinem letzten Besuch sehr beeindruckt hatte. Und so ging es an Cormons vorbei, er umkreiste das hübsche Castello di Spessa (nicht verwechseln mit dem Spessa bei Cividale!) und zog dann an vielen mir bekannten Weingütern vorbei nach Norden. Stopp und kleine Weinprobe in der Vineria Vencó del Collio mit Weinen vom Weingut Livon.

Das Weingut Livon wurde 1964 von Dorino Livon in Dolegnano bei San Giovanni al Natisone in bescheidenen Ausmaßen gegründet und dann stetig erweitert, mittlerweile besitzt die Familie (fünf Kinder) ein kleines Imperium mit 175 Hektar und weiteren Weingütern im Friaul (Villa Chiòpris), in der Toskana bei Radda (Borgo Salcetino) und Umbrien (ColSanto). Man hat sich sehr der Qualität und dem Terroir verschrieben, mustergültige Aufteilung der Weine und Lagen in eine klassische Linie, in eine Cru-Linie und eine Gran Cru-Linie. Ich war sehr gespannt, ob das Weingut bei seiner Größe wirklich auch die Grundqualitäten noch pflegt und war sehr glücklich, dass der Friulano (früher Tocai Friulano) aus der klassischen Grundlinie als 2021er ins Glas kam.

 

 

San Giovanni al Natisone

Friulano 2021, Collio DOC, Livon, Dolegnano, Friaul

 

 

Strohgelbe Farbe, schönes florales Bukett unterlegt mit Pfirsich und etwas Mandel, im Mund sehr fein und zart, Aprikose, harmonische Säure, im Abgang auch eine Spur Mineralität. Sehr eleganter Wein, auch solo köstlich! War aber trotz unzähliger Restaurant- und Weinbarbesuche in Cividale und Udine nicht zu finden. Habe gehört, dass 2021 im Friaul ein Jahrgang ist, mit dem große Hoffnungen verknüpft werden. Scheinbar gehen große Mengen der Livon-Produktion in den Export, zur Zeit ist der Friulano Jahrgang 2021 auch noch nicht über das Internet erhältlich. Aufpassen, das wird sich sehr lohnen!

 

 

Collio DOC

Pinot Bianco 2018 Cavezzo, Collio DOC, Livon, Dolegnano, Friaul

 

 

Der Pinot Bianco 2018 kommt von der Cru-Lage Cavezzo, einer dieser besonderen Flysch-Lagen im Collio-Hügelland nahe Slowenien. Bei Flysch handelt es sich um ehemalige marine Sedimente, die in Millionen Jahren durch das Abgleiten und Abrutschen von der Kontinentalplatte in die Tiefsse entstanden sind. Beim späteren Auffalten kamen dann diese gepressten Böden mit Ton-, Sandstein- , Kalk-, Quarz-, Glimmer- und Feldspat-Anteil wieder an die Oberfläche.

Im Glas goldgelb, in der Nase Vanille, aber auch Blüten und Apfel, kräftiger Körper, sehr dezenter Holzeinsatz, cremig, aber auch noch mit klar wahrnehmbarer Frucht, Zitrusnoten, Grapefruit und Orange. Auch noch spürbare Säure, schöner langer Abgang, klassischer Essensbegleiter. Ich war bei dem Wein sehr auf den Holzeinsatz gespannt, da bin ich schon oft in diversen Weinregionen enttäuscht worden, passte hier aber perfekt. Das macht Lust auf mehr, das Sortiment ist groß, klar strukturiert und spannend, bestückt mit internationalen und autochthonen Rebsorten.

Danke noch mal für den schönen Ausflug und die Tipps an Secondo und Schwester!

 

 

Cividale

Alter Fogola in der Antica Trattoria ai Tre Re

 

 

Schon 2011 eines meiner Lieblingsrestaurants in Cividale, die Antica Trattoria ai Tre Re. Ich war richtig traurig, als ich irgendwann  durch Zufall im Internet erfahren musste, dass das Traditionslokal schließen musste. Doch ich hatte ein Hinweisschild mit „Tre Re“ gesehen und ging am Sonntag nach dem Ausflug der Sache nach: was für ein großes Glück!, die Trattoria hatte unter neuer Leitung wiedereröffnet und es stand mit Alberto ein echter Profi im Service, vinophil, mehrsprachig (auch bestes österreichisch!), immer gleichmäßig um alle Gäste bemüht, sehr freundlich und lustig. Ein wirklich schönes Gefühl, wenn gefallene Restaurant-Klassiker auferstehen und nicht (wie schon so oft bei anderen Wiederbesuchen erlebt!) für immer verschwinden.

Beim ersten Besuch im Tre Re gab es natürlich Friulano, die autochthone Rebsorte mit Geschichte, ein Liebling im Friaul und auch ein Liebling vieler Weinkellner, in unendlich vielen Spielarten ausgebaut, ich musste etwas aufpassen, dass andere Rebsorten im Friaul nicht zu kurz kamen. In Weinkreisen ist die Geschichte des Namenstreits zwischen Ungarn und Italien bekannt, Ungarn klagte wegen Verwechslungsgefahr mit dem berühmten ungarischen Süßwein Tokaji gegen die Verwendung des Namens „Tocai Friulano“ im Friaul. Ich bin den Ungarn für diese Klage heute noch dankbar, weil ich dadurch Cividale, meinen Weinkumpel Secondo und das Friaul entdeckt habe, die Logik dahinter habe ich aber nie verstanden, für mich bestand da nie Verwechslungsgefahr, da sollte man lieber das Städtchen Montepulciano in der Toskana umbenennen (dummer Scherz!). Nachdem Ungarn trotzdem Recht bekam, hießen Rebe und Wein im Friaul nur noch Friulano.

 

 

Tokaji

Tokaji, vino dolce ungherese

 

Torreano

Wertvolle Reben und Lagen bei Torreano

 

 

Und so einen Friulano hatte ich auf Empfehlung im Glas, einen 2020er Nexus vom Weingut Valchiarò. Das Weingut wurde von fünf Freunden als Zusammenschluss in den 90er Jahren in Torreano gegründet, sehr wertvolle und unterschiedliche Reben und Böden wurden in das Projekt eingebracht. Der nächsten Generation steht mittlerweile ein Weingutsneubau im benachbarten Örtchen Togliano zur Verfügung. Der Name Valchiarò ist eine Anspielung auf das Tal (Valle) und das Flüsschen Chiarò. Der Nexus ist das weiße Spitzenprodukt des Hauses, ein Friulano, der in guten Jahren regelmäßig aufhorchen lässt.

 

 

Torreano

Friulano Nexus 2020, Friuli Colli Orientali, Azienda Agricola Valchiarò, Torreano, Friaul

 

 

Strohgelbe Farbe, in der Nase florale Noten, Mandel und exotische Früchte, guter Körper und Kraft, aber in perfekter Harmonie, sehr ausgewogen, viel Frucht, moderate Säure, nach Luft dann auch mineralische Töne, langer Abgang, toller Essensbegleiter mit einem wahnsinnig guten Preis-Genuss-Verhältnis! Wenn der Livon-Friulano der warme Sommerwind wäre, dann hätten wir hier den kühlen Talwind. Der Wein hat mich ebenfalls sehr beeindruckt, Vorzeige-Friulano! Glückwunsch an das Weingut Valchiarò!

 

 

Oslavia

An der Grenze zu Slowenien (Brda) im Görzer Hügelland (Collio Goriziano DOC)

 

 

Bei einem weiteren Besuch im Tre Re auf Empfehlung von Alberto entdeckt, einen 2021er Ribolla Gialla vom Weingut Ivan Sosol aus den Weinhügeln um Görz (Gorizia). Im wunderschönen und heutigen Grenzland zu Slowenien tobte  im 1. Weltkrieg ein unbarmherziger Stellungskrieg , der tausende Opfer auf italienischer, österreichischer und deutscher Seite forderte. Heutzutage herrscht hier tiefer Frieden und viele Winzer in der Gegend sind sehr berühmt geworden, allen voran natürlich der Amphorenwinzer und Visionär Josko Gravner aus dem Weiler Lenzuolo Bianco. Auch vor Ort der sehr junge Winzer Ivan Sosol, der mit Hilfe seines Vaters Mariano eher bodenständigere Weine macht, aber eindrucksvoll beweist, dass man mit der autochthonen Ribolla Gialla- (auch Rebula genannt) Traube im Collio Goriziano und in den slowenischen Brda wunderschöne Ergebnisse erzielen kann.

 

 

Görz

Ribolla Gialla 2021, Ivan Sosol, Lenzuolo Bianco, Oslavia, Görz

 

 

Goldgelb, in der Nase florale Noten und Pfirsich, sehr frische Säure, viel Zitrusfrucht, Aprikose und Mandarine, dazu feine mineralische Noten, schöner Abgang, perfekt mit seiner Frische zu Fischcarpaccio. Hat mir sehr gut gefallen, hatte auch die Nase im Vergleich zu zwei anderen Ribolla Gialla-Weinen aus anderen Ecken für mich klar vorn. Ausschau halten, sehr talentierter Winzer mit Erfahrung des Vaters im Hintergrund!

 

 

Cividale

Ponte del Diavolo in Cividale

 

 

Über die Teufelsbrücke ging es am nächsten Tag Richtung Süden der Stadt, Abfahrtszeiten der Busse checken und sich im Innenhof der schönen Antica Trattoria Leon d’Oro endlich mal ein entspanntes erstes Mittagessen gönnen. Spannend immer die üppigen Weinkarten und die Qual der Wahl bei der Auswahl. Musste an den schönen Tag in Salzburg denken, an dem ich mit meiner Freundin den Wein-Instagramer Riesling_oder_Vitovska treffen durfte und bestellte aus alter Verbundenheit eine Flasche Vitovska 2019 vom Weingut Edi Kante aus dem Karst.

 

 

Cividale

Antica Trattoria Leon d’Oro

 

 

Nach Überqueren des Flusses Isonzo erreicht man schon sehr südlich im Friaul Richtung Triest diese faszinierende schroffe Karst-Landschaft mit ihren typischen roten Böden. Und den Schützengräben. Leider wütete auch hier der 1. Weltkrieg extrem und es waren hunderttausende Tote zu beklagen. Die Gebeine der Toten liegen in Redipuglia, einem großen Mahnmal, jeder Tote mit einem alphabetischen Eintrag auf der Friedhofsmauer, leider konnte man zigtausende Tote nicht mehr identifizieren. Und leider reicht der Wahnsinn der vergangenen Kriege scheinbar nie aus, die ewige Mordlust des Menschen muss immer wieder neue Wahnsinnstaten begehen. Da wird man schwermütig, schnell zurück zum Wein, die finsteren Gedanken verscheuchen!

 

 

Carso

Ehemaliger Schützengraben im Karst

 

Carso

Gedenkstätte Redipuglia

 

 

Hier im Karst (Carso) erkannte der Winzer Edi Kante als einer der Ersten das einzigartige Terroir und schuf im Zusammenspiel von seiner Philosophie, den Böden (rote Erden mit hohem Kalkanteil), den internationalen und autochthonen Rebsorten und dem Klima eine ganz eigene Geschmackswelt. Parzellenweise baut er sein Lesegut von alten und ertragsschwachen Weinbergen in seinem modernen und in den Fels gehauenen unterirdischen Superkeller aus, dabei biologische Vielfalt und Umweltschutz im Blick, bestimmten Weinmoden ist er dabei nie gefolgt. Dass im Friaul weitverbreitete Trendthema „Orange-Wein“ konnte ihn z.B. nie reizen. Er versucht lieber, die Besonderheiten des Terroirs herauszuarbeiten. Mittlerweile hat er eindrucksvoll bewiesen, was in der unwirtlichen Landschaft möglich ist und hat eine ganze Generation von Winzern beeinflusst.

 

 

Carso

Vitovska 2019, Weingut Edi Kante, Localitá Prepotto, Duino-Aurisina, Friaul

 

 

Im Glas hellgelb mit feinen Apricot-Reflexen, komplexe Nase nach Blumen, Kräutern und Pfeffer, im Mund puristisch trocken und komplex,  etwas Apfel und Zitrus, viel Würze und Feuerstein, dezente Säure, leicht und frisch, im Abgang salzige Eindrücke, ein Schrecken für lecker Fruchtbombentrinker, aber zum Essen eine Wucht! Dem internationalen Geschmack klar abgewandt, dafür auf seine Heimat verweisend, auch in der Blindprobe erkennbar (es bietet sich ein spannender Blindproben-Vergleich mit anderen mineralischen Weinen an!), so geht autochthon, kein Anfängerwein, aber eine tolle Herausforderung!

 

 

Cividale

Spaziergang Borgo Brossana an der Mündung des Rio Emiliano in den Natisone

 

 

Abends ging es nach einem Spaziergang am Fluss Natisone und dem wunderschönen Borgo Brossana in das  alte langobardische Viertel von Cividale mit seinen wertvollen Schätzen und Zeugnissen  stilgemäß in die Taverna Longobarda. Hier wirkt der charismatische Roberto Cedermas (durch Personalmangel unterhalb der Woche manchmal auch alleine, Wahnsinn!), den ich auch noch von 2011 kannte, und ich war auf den Geschmack gekommen und wollte einen Rotwein aus dem Karst probieren. Roberto empfahl einen Terrano 2020 von Castelvecchio, einem Weingut über dem Fluss Isonzo in Sagrado. Kannte die Rebsorte als Rosé ausgebaut aus Kroatien und das Weingut Castelvecchio von einem Besuch im Ristorante Tre Re 2011, damals gab es einen hervorragenden Weißwein Malvasia Istriana. So schließt sich manchmal der Kreis.

 

 

Isonzo

Sagrado über dem Fluss Isonzo, Eingangstor zum Karst!

 

 

Das wunderschöne  40 Hektar Gut Castelvecchio liegt aussichtsreich über dem Ort Sagrado und erinnert mit seinem fantastischen Park Ungaretti eher an die Toskana. Hier oben produziert die Familie Terraneo terroirgeprägte Weine. Hier oben beginnt auch der Karst mit seinen schwierigen Felsböden mit dünnem Belag roter Erde, den kalten Winden, den Soldatenfriedhöfen und geheimnisvollen Naturphänomenen. Ganz in der Nähe der Lago di Doberdò, manchmal ein großer See, manchmal nur ein Acker, die Karstquellen machen es möglich.

 

 

Sagrado

Terrano 2020, Carso DOC, Az. Agr. Castelvecchio, Sagrado, Friaul

 

 

Schönes Rubinrot, in der Nase Kirsche, Beeren und Tabak, auch erdige Noten, im Mund karg und herb, sehr mineralisch bei wenig Frucht, würziger Abgang, wirkt sehr leicht und frisch, hält aber beim Essen Balance und ist dann ein Vergnügen. Wieder ein sehr interessanter Wein mit guten Wiedererkennungschancen bei einer Blindprobe, aber für Anfänger wahrscheinlich eher ein Graus. Mir gefallen solche Weine sehr, spiegelt seine Herkunft wider, ohne jede nachträgliche Schönung. Für tolerante Weintrinker absolut probierenswert!

 

 

Cividale

Taverna Longobarda

 

 

Bei einem weiteren Besuch in der Taverna Longobarda einen Schioppettino bestellt. Dario Coos besitzt ein  7 Hektar Weingut in Nimis in der wunderschönen Ramandolo Appellation und bringt neben Süßweinen auch  einen Schioppettino unter der Bezeichnung Venezia Giulia IGP heraus.  Von meinem Kumpel Secondo und noch einigen Italienern habe ich gehört, dass sie Ribolla nera (Schioppettino) völlig ablehnen und lieber Pignolo trinken. Bei mir war es genau anders herum, fand die Pignolos zu mächtig und alkoholreich, Schioppettino dagegen sehr aufregend.

 

 

Nimis

Schioppettino 2019, Dario Coos, Nimis, Friaul

 

 

Wie z.B. den Schioppettino 2019 von Dario Coos: tiefdunkles Rubinrot, faszinierende Nase, die mich an eine Heilquelle im Kurpark erinnert hat, extrem mineralisch, auch Pfeffer und Tabak, im Mund Kirsche, Beeren, Würze und Erdigkeit, schöner warmer Abgang, eine tolle Überraschung. Unbedingt mal einen Schioppettino probieren.

 

 

Ramandolo

Ramandolo DOCG

 

 

Und dann ging es wieder los, mit Secondo und seinem Fiat 500 ins Ramandolo-Gebiet. Diese weiße Süßwein-Appellation ist nur 40 Hektar groß, hat viele steile Rebflächen auf 300 bis 500 Meter Höhe und besitzt seit 2001 den DOCG-Status. Zugelassen ist hier nur die Rebsorte Verduzzo giallo, eine spezielle Verduzzo-Variante, die Weine werden immer besser, erlangen Aufmerksamkeit und werden immer mehr eine Alternative zu den eigentlich noch höher eingeschätzten Picolit (Rebsorte)-Süßweinen aus den Colli Orientali Friuli.

 

 

Tarcento

Azienda Agricola Micossi

 

Tarcento

Ramandolo 2019, Azienda Agricola Micossi, Sedilis, Tarcento, Friaul

 

 

Einkehr bei der Azienda Agricola Micossi, 2,5 Hektar Minigut bei Tarcento, Produktionsleiter Walter Revelant, Sohn Alessandro (seit 2015 unterstützend tätig) und Team im Stress, keine Ahnung was los war, aber für uns gab es trotzdem einen Ramandolo auf der schönen Terrasse.

Leuchtendes Bernstein, tolles Bouquet nach Mandelaromen, Orangenzesten und feinem Karamell, im Mund Honig, Feigen, Datteln und Rosinen, betörende Süße, aber auch feine und bemerkbare Säure, schöne Balance, anhaltend, köstlicher Dessertwein oder zu Käse. Kann mich nur immer wiederholen, unbedingt auch mal einen Ramandolo DOCG probieren! Gerne zum Vergleich natürlich auch einen Picolit DOCG aus den Colli Orientali Friuli!

 

 

Cividale

Osteria alla speranza, Cividale

 

 

Nach solchen paradiesischen Zuständen (Danke an Secondo für die schöne Rundfahrt!) hatte ich abends noch Lust auf einen Restaurantbesuch, es ging in Cividale in die Osteria Alla Speranza, von außen sehr unscheinbar, hatte da wenig Hoffnung auf spektakuläre Küche. Aber es kam ganz anders, ich stolperte geradewegs in das wohl ambitionierteste Restaurant von Cividale und wurde von einem Sommelier zum Tisch in den Raum der Alleinspeisenden geführt. Auf der Speisekarte ein fantastisches 5 Gänge Fisch- und Meeresfrüchte-Menü und dann dazu noch eine üppige Weinkarte. Und was finde ich dort? Meine blog-Favoriten aus Kroatien, Malvasia Istarska von Radovan und Fakin, ich war nicht zu halten, diesen Triumph musste ich dem Sommelier (und später auch noch dem Besitzer) mitteilen! Der Sommelier erst etwas belustigt und auch verwirrt, dann aber doch sehr erfreut, dass ich nach meiner Geschichte nach seiner Weinempfehlung zum Essen fragte und diese dann auch befolgte: und ich musste es nicht bereuen, großartiger Collio Bianco von Edi Keber aus dem Weiler Zegla bei Cormons aus dem Collio (Goriziano). Oben an der slowenischen Grenze ist die Familie Keber seit 300 Jahren vor Ort und hat allen Veränderungen getrotzt. Eigentlich veränderte sich nur die wehende Nationalflagge, man gehörte mal zu Österreich, dann zu Italien, dann zu Slowenien und schließlich wieder zu Italien. Aber eigentlich hatte man genug damit zu tun, dem schwierigen Terrain mit seinen autochthonen Trauben besondere Weine abzutrotzen. 2020 ist das beim Collio Bianco wieder meisterhaft gelungen, eine Cuvee aus 70% Friulano, 15% Ribolla Gialla und 15% Malvasia Istriana.

 

 

Görz

Vino da uve autoctone 2020, Collio DOC, Edi Keber, Loc. Zegla, Cormons

 

 

Ein faszinierender Wein, strohgelb, in der Nase verhaltene florale Noten, Pfirsich, Honig, Mandel, alles ganz fein und nur angedeutet, im Mund sehr trocken, Kräuterwürze, Mineralik, etwas Zitrus, schön unterlegte Säure und ganz langer Abgang, war  ein idealer Begleiter zum 5 Gänge Menü, drängte sich nie nach vorne, meldete sich aber immer wieder spektakulär zurück, ein sehr spannender Wein und ein wundervoller Restaurantbesuch.

 

 

Cividale

Locanda al Castello, Cividale

 

 

Cividale hat auch eine Burg hoch über der Stadt, allerdings handelt es sich dabei um ein Wellness-Ressort mit aussichtsreichem Restaurant, bei steigenden Temperaturen eine willkommene Abkühlung, nach Aufstieg etwas Wind und Chill-Atmosphäre auf der Terrasse beim Mittagessen. Sehr freundlicher und zuvorkommender Service.

 

 

Prepotto

Friulano 2018. Colli Orientali Friuli DOC, La Viarte, Prepotto

 

 

1973 von Giuseppe Ceschin im malerischen Hügelland zwischen Corno di Rosazzo und Prepotto durch Landkauf aus dem Nichts erschaffen, Weingut La Viarte, spektakulärer Neubau auf einem Hügel mit fantastischer Lage, so dauerte es eben bis 1984 bis die ersten Etiketten auf den Markt kamen. Mit Sohn Giulio profitiert nun die nächste Generation von dieser mutigen strategischen Entscheidung der Eltern.

Der Friulano 2018 ein starker Vertreter seiner Art, strohgelb, toller Duft nach Pfirsich und Melone, Blumen, etwas Mandel und Feuerstein, im Mund sehr ausgewogen und voll, schöne Frucht, trotzdem trocken, viel Schmelz und Trinkfluss, frische Säure, sehr anhaltend. Ging auch solo, blühte aber zum Essen richtig auf, machte ebenfalls richtig Spaß!

 

 

Judrio

Judrio

 

 

Mir spukten immer noch die Livon-Weine im Kopf rum und ich wollte am nächsten Tag unbedingt noch mal in die Gegend, in der der Fluss Judrio die Grenze der Appellationen Colli Orientali Friuli DOC und Collio DOC bildet. Die Temperaturen waren leider auf Rekordhoch und so stieg ich bei 32 Grad einfach mal in Cividale in einen Bus mit südlichem Fahrtziel ein, es sollte nach Corno di Rosazzo gehen. Der gereizte Busfahrer forderte mich wegen Corona auf, hinten einzusteigen, ich wollte aber vorne eine Fahrkarte kaufen, da war Ärger vorprogrammiert. Nach Versöhnung und Winken stand ich dann um 12 Uhr mittags in der Sonnenhölle, kein Wasser, wenig Orientierung, keine Menschenseele unterwegs, alle Läden geschlossen: so mag es der Weinschank, fertig für den Gewaltmarsch! Nach einem kleineren Schnitzer und einem Umweg von ca. 2 km, der bei Knallsonne richtig mürbe macht, gab es dann ein Erfolgserlebnis nach dem anderen. Erst Wasser im Supermarkt, dann eine Trattoria, in die ich in Begleitung bestimmt eingekehrt wäre, Wegweiser Richtung Cormons, Überquerung des Flusses Judrio und den Ort Brazzano, an den ich mich von der Rundfahrt mit Secondo und Schwester noch erinnern konnte. Die Locanda Orologio mit einladener Terrasse tauchte auf wie eine Oase in der Wüste, ich saß  idyllisch umgeben von Reben (Livio Felluga-Besitz) und bekam die Weinkarte mit den offenen Weinen.

 

 

Brazzano

Offene Weine Locanda Orologio, Brazzano

 

 

Viele gute Weine, aber mein eindeutiger Favorit der Sauvignon 2020 vom 15 Hektar Weingut Mauro Drius aus Cormons. Hellgelbe Farbe mit grünen Reflexen, in der Nase ganz feiner Geruch vom grünen Apfel, Gras und Holunder, im Mund Pfirsich und Holunder, sehr elegant und weich, mineralischer, langer Abgang. Wundervoller Sauvignon, Volltreffer, mit einem Hochgefühl schaffte ich auch noch die restliche Strecke nach Cormons und konnte mit dem Zug über Udine wieder nach Cividale fahren.

 

 

Cormons

Cormons

 

 

Für Cividale hatte ich noch einen Restaurant-Tipp von Secondo bekommen, das Ristorante Al Fortino. Sehr schönes Restaurant und bei beiden Besuchen erwischte ich schöne Weine zum sehr guten Essen.

 

 

Cividale

Ristorante al Fortino, Cividale

 

Cividale

Vorspeise

 

 

Es handelt sich ja um keinen food-blog, aber eine Vorspeise muss ich hier mal zeigen, weil man dadurch die Genialität der Einfachheit durch frische Zutaten in der italienischen Küche erkennen kann. Die Tomaten schmeckten himmlisch, dazu eine cremige Burrata, die durch das Salz der Alici und etwas Olivenöl den letzten Pfiff bekam. Dazu dann ein Pinot Bianco 2020 von Drius, genau wie beim Sauvignon Blanc leicht grünliche Reflexe. In der Nase Pfirsich, Melone, Birne und Lavendel, im Mund frisch und elegant, exotische Frucht, mineralische und würzige Aromen, anhaltend, im Abgang leichte Bitternote. Ein Klassewein!

 

 

Cormons

Pinot Bianco 2020, Isonzo DOC, Mauro Drius, Cormons, Friaul

 

Torreano

Pinot Bianco 2020, Friuli Colli Orientali DOC, Weingut Jacùss, Montina di Torreano

 

 

Und auch bei einem späteren Besuch des Restaurants Al Fortino gab es neben dem hervorragenden Mittagessen auch wieder einen tollen Wein: einen Pinot Bianco 2020 vom Weingut Jacùss aus Montina, einem Ortsteil von Torreano, einem Nachbarort von Cividale. Die Brüder Sandro und Andrea Iacuzzi produzieren hier von 10 Hektar Rebfläche typische Colli Orientali Friuli DOC-Weine. Beim Pinot Bianco werden 20% der Trauben ins Barrique gelegt. Strohgelbe Farbe, Duft nach grünen Äpfeln, Birne und Haselnuss, auch florale Eindrücke, im Mund viel Zitrus und Säure, voll,  auch Würze und eine leichte Bitternote, schöner Essensbegleiter zu Carpaccio und Pasta mit dunkler Sauce und Parmesan.

 

 

Cividale

Weinbar „I perchè delle coccole“, Cividale

 

 

Von vielen guten Weinbars in Cividale hat mir die etwas abseits gelegene Bar „I perchè delle coccole“ am besten gefallen: sehr freundliche Betreiber, entspannte Gäste, viele offene Weine (dabei drei Lieblinge!), gutes Bier und in Notfällen war man auch bereit für meine Extrawünsche (ich bekam manchmal abends noch einen zweiten Hungerschub), noch mal vielen Dank dafür!

Richtig angetan hatte es mir der Friulano 2020 vom Castello di Spessa. Durch die Rundfahrt wusste ich von der Verwechslungsgefahr beim Namen Spessa, war aber trotzdem überrascht, dass es sich um das große Anwesen bei Cormons von Loretto Pali mit dem Park mit den hundertjährigen Bäumen, einem Golfplatz und Restaurant rund um das tolle Schloss handelte. In einem ehemaligen Luftschutzbunker lagern die Schätze, von 28 Hektar produziert man jährlich ca. 80 000 Flaschen, das ist nicht sehr viel! und das schmeckt man!

Der Friulano 2020 mit intensiver strohgelber Farbe, in der Nase eine Explosion von Früchten (Pfirsich, Aprikose, Birne), Mandeln und einer Blumenwiese. Im Mund  sehr samtig und frisch, ausgewogen und harmonisch, fruchtig und mineralisch zugleich, schmelziger und süffiger Abgang, enormer Trinkfluss, auch solo trinkbar, richtig toller Wein!

 

 

Cividale

Weinbar-Giganten: Castello di Spessa und Antico Brolio!

 

 

Die beiden Rotweine kommen aus einer Kleinkellerei in Prepotto (COF, nicht Carso!), Antico Brolio, Vater Giovanni Durì (genannt Vanni) und Sohn Massimo keltern hier jährlich zwei Weiße und vier rote Weine, auf die Weine war ich sehr gespannt, weil ich 2011 schon mal vor Ort war.

Der Schioppettino 2019 rubinrot und wieder mit sehr komplexer Nase. Dieses Mal ging es Richtung Kaffee, Schokolade und Tabak, Pflaume, Johannisbeere, Lakritz und Pfeffer, immer wieder überraschend, hätte ich blind ins Bordeaux verortet. Im Mund deutlich schwarze Beeren, Alkohol und auch Säure, viel Power und auch viel Jugend, Würze, schöner langer Abgang, gefällt ausgezeichnet, sollte sich aber im Keller noch weiter harmonisieren.

 

 

Cividale

Weinbar „I perchè delle coccole“, Cividale

 

 

Der Merlot 2018 (im Friaul „Merlott“ gesprochen) mit tiefem Rubinrot, in der Nase Pflaume, nasse Blätter, Leder, Pfeffer, Eukalyptus, Rauch, im Mund sehr voll und breit, deutliche Alkoholnote, viel Kraft, etwas Holz, aber auch Säure, viel Tannin, sehr langer Abgang. Lässt sich schon problemlos antrinken, benötigt aber noch Zeit oder ein fleischlastiges Essen. Sehr guter Wein!

 

 

Capriva del Friuli

Ribolla Gialla Extra Brut, Puiatti, Capriva del Friuli

 

 

Kurz vor Ende der Reise besuchte ich dann noch einen schönen Weinladen in Cividale, um die gefundenen Treffer nachzukaufen und vielleicht noch besser fotografieren zu können. Der Seniorchef empfing mich freundlich, doch als ich meine Weingutsnamen von meiner Liste vorlas, meinte er, dass das aber nicht die besten Weingüter des Friauls wären. Als ich antwortete „für mich schon!“, bröckelte seine freundliche Fassade dann doch deutlich. Natürlich wollte er mir die großen Namen des Friauls verkaufen, am besten noch irgendwelche Sonderabfüllungen, aber ich suchte eben auch gezielt. Bin ja immer um Ausgleich bemüht, kann mich auch ein wenig in die Problematik des Weinhandels hineinversetzen, aber was hätten mir  jetzt noch zusätzliche und hochpreisige Weine gebracht? Immerhin kam ich noch auf das Thema Ribolla Gialla-Spumante, da hatte mich schon mal ein Außenseiter sehr begeistert, war auf die Empfehlung des Patrone sehr gespannt. Ein Schäumer von Puiatti, ein kleines Weingut aus Capriva del Friuli, mittlerweile aber in das Weinportfolio des Riesenunternehmens Angelini-Gruppe (international agierendes Pharmaunternehmen) integriert. Was für ein Zufall, dazu gehören auch Bertani (Venetien, habe einen Bardolino vorgestellt), Val di Suga (Brunello di Montalcino), TreRose (Vino Nobile di Montepulciano) und die Tenuta Collepaglia (Verdicchio dei Castelli di Jesi, Marken). Wein-Monopoly, die Weingüter aber alle unabhängig und eigenverantwortlich.

Der Ribolla-Gialla Spumante Extra Brut mit goldener Farbe und straffer Perlage, sehr schöner Fruchtnase (Pfirsich, Birne, etwas Hefe), im Mund sehr ausgewogen und frisch, wieder Frucht, aber trocken, sehr elegant und süffig, feiner Abgang, eine schöne Überraschung, die Gegend um Cormons scheint sehr gut für Ribolla-Gialla Weine und Spumante zu sein.

 

 

Cividale

Der Giro d’Italia in Cividale

 

 

Am letzten Urlaubstag war ich schon ein wenig traurig, aber auch sehr gespannt, welche Überraschung mich wohl dieses Mal in Cividale erwarten würde. Man hatte mir zu Ehren eine Etappe des Giro d’Italia nach Cividale und Umgebung gelegt, das Weinstädtchen im Fahrradfieber, herrlich! Bedanke mich an dieser Stelle noch mal ausdrücklich für die gute und freundliche Behandlung, es war mal wieder richtig schön, sorry an alle, die ich auf dem Marktplatz nicht sofort wiedererkannt habe, aber keine Frage, ich komme wieder!

 

 

Cividale

Rebzeilen in Cividale.

 

 

Fazit: trotz allen Einsatzes hätte man in diesem Weinparadies noch mehr Treffer landen können, allerdings habe ich auch ein Dutzend Weine aussortiert. Manchmal waren mir die Weine zu schwer und alkohollastig, auch bei den Weißweinen wurde es mir manchmal zu hochprozentig und zu brandig. Schade, an jedem probierten Wein hing eine Geschichte, ein Restaurant, ein Ort, eine Begegnung mit Menschen, das geht nun leider verloren, aber ich musste sieben, das Ganze wurde hier schon sehr ausufernd, werde mich in Zukunft wieder ein wenig kürzer fassen müssen. Besucht mal Cividale und das Friaul, auch für Nichtweintrinker eine fantastische Gegend!

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Mausbiber Gucky geht auf Spähtrupp!

 

Wohin sollte man als weitsichtiger und getriebener weinblogger auch sonst gehen, wenn man nicht mit Corona in Quarantäne säße? Zu guten Weinentdeckungen in diesen kurzen Zeitintervallen benötige ich einfach ein Netzwerk aus guten stationären Weinhändlern, engagierten Sommeliers in Restaurants, weinverrückten Instagramern, charismatischen Weinbar-Besitzern, gut orientierten Urlaubsbekannten, netten Arbeitskollegen und dazu noch möglichst viele Reisen in die einzelnen Weinanbaugebiete selbst. Normal also immer auf Spähtrupp!

 

Wir sitzen leider aber mittlerweile mit Corona in Quarantäne (die blog-Killer Variante hat mich und Sommelier Gorilla zum Glück nicht erwischt!) und sichten die Notizen, ganz selten kommen die Siegerschankweine auch einfach mal direkt zu uns: ein netter Arbeitskollege hatte mir eine Flasche Bardolino aus der gleichnamigen Appellation Bardolino DOC vom Ostufer (Venetien) des Gardasees mitgebracht. Ich habe mich sehr gefreut und war sehr gespannt, als überzeugter und regelmäßiger Westufer-Besucher (Salò, Lombardei) kannte ich bisher nur die Bardolino-Chiaretti (Rosés), die regelmäßig für mich gegen die Valténesi-Chiaretti vom Westufer untergingen, aber dafür auch nur die Hälfte kosteten. Hatte auch gelesen, dass es die Bardolino-Rotweine in modischen Zeiten der totalen Überkonzentration genau so schwer hätten, wie der vom Aussterben bedrohte Valpolicella Classico. Und auch der Arbeitskollege war nach einer kurzen Valpolicella Classico-Phase im Verlaufe seines Urlaubes dann doch lieber auch auf Valpolicella Ripasso umgeschwenkt, ich mag diese Art Wein einfach nicht!

 

 

Monte Baldo

Ganz runter, dann links und immer geradeaus: Bardolino!

 

 

Aber mitgebracht hatte er mir den Bardolino Le Nogare 2019 von Bertani! Ein großer Weinbetrieb (mittlerweile 220 Hektar) mit viel Tradition (gegründet 1857), mit viel unterschiedlichem Besitz in Venetien, mit einem Flaschenausstoß von jährlich ca. 1,6 Millionen Flaschen und auch einer Spitzenlinie mit Amarone-Weinen. Bei der Ernte kann man auf eine eingespielte Frauenkooperative zurückgreifen.

 

 

Bardolino DOC

Großer Liebling Bardolino 2019, Le Nogare von Bertani, Venetien

 

 

Der Bardolino in einer aufwändigen Flasche mit schönen Einprägungen, Cuvée aus den Rebsorten Corvina, Rondinella und Molinara,  sensationell transparente und hellrote Farbe, in der Nase ein toller Duft nach Erdbeeren, Blumen und Pfeffer, im Mund sehr fein und leicht, moderate Säure, feine Lakritzspur, im Abgang dazu eine leichte Bitternote, finde den Wein nicht nur wegen des tollen PLV großartig, allerlei food-pairing bietet sich an (Pasta, Käse und sogar Fisch), eine wunderschöne Entdeckung! Vielen Dank vom Weinschank noch mal an den Arbeitskollegen und erfolgreichen Jugend-Fußballtrainer D. aus Dortmund, nach fast fünf Jahren blog der Rotwein mit dem besten PLV, ein Urlaubsmitbringsel, aber mit Plan ausgesucht, die Ripasso-Weine von Bertani waren nämlich die eigentlichen Favoriten von D., ein schöner Zufall, vor Ort sein, ist immer Gold wert!

 

 

Mincio

In der Nähe von Bardolino!

 

 

Sensationell kontrovers auch die Bewertungen im Internet, neben einigen wenigen (aber überschwänglich positiven) Bewertungen, eine totale Vernichtung des Weins mit so Kommentaren wie „die schwere Flasche hat viel versprochen, aber der Inhalt ist nur dünn!“ oder „guter Zechwein, aber blasse Farbe!“, Freunde, Freunde, ihr müsst mit Euren total verklebten Glutamat-Wodka-Gaumen noch viel lernen, aber was viel schlimmer ist, ich muss bald die fetten Lieblingsweine dieser hater durchprobieren, bestimmte Themen kommen immer näher, ich glaube, es wird für mich bald sehr unangenehm!

 

 

Levada

Stolzer Levada- Ziegenbock auf Madeira

 

 

Halsbrecherische Touren haben wir schon einige auf Madeira zusammen gemacht, Wanderkollege Christian war bei meinen Schwindelanfällen auf der Levada immer die Ruhe selbst! Wir beide  kannten schon vorher die portugiesische Kultur und waren immer an gutem Wein und Essen interessiert, also immer schön statt Genickbruch abends aus der grünen Hölle wieder in der quirligen Inselhauptstadt Funchal auftauchen und die großartigen Speise- und Weinkarten der Restaurants erforschen (übrigens mein Lieblingsabenteuer!). Ich befürchte, die Zeit ist vorbei, dafür hat mein Wanderkumpel nun eine kleine Familie gegründet und ist von Mainz in die Pfalz umgezogen. Von der Quelle unterstützt er mich und meinen blog neuerdings mit Tipps, was ich sehr großartig finde, weil ich die Pfalz sehr liebe, aber bisher nur sehr wenige Treffer im blog hatte! Sorgen um Kungelei muss man sich hier auch nicht machen, weil Christian meinen Lieblings-St. Laurent aus Österreich verrissen hat und ich es ihm eigentlich sehr gerne heimgezahlt hätte, aber neben dem schon vorgestellten sehr guten Tempranillo (!) aus der Pfalz haben es mir auch die Spätburgunder vom Nussbaum-Projekt sehr angetan.

 

 

Neustadt-Königsbach

Drei Jahrgänge Spätburgunder Königsbacher Ölberg am Nussbaum

 

 

Drei Freunde, die sich beim Studium Weinbau und Önologie in Neustadt kennengelernt haben, führen seit 2014 nebenberuflich ein Garagenweingut in Neustadt-Königsbach, das Nussbaum-Projekt. Matthias Rau arbeitet eigentlich in einem anderen Winzerbetrieb in der Pfalz, hat aber im Keller des Wohnhauses seiner Eltern einen kleinen Weinkeller mit Fässern eingerichtet und produziert dort mit seinen Freunden Joachim Schmidt und Benedikt Grein nach eigenen Vorstellungen Riesling und Spätburgunder, manchmal auch Sylvaner, Sauvignac oder sogar selbstgebrautes Bier (die beiden Freunde von Matthias Rau sind gebürtige Franken!). Namensgeber für das Projekt ist ein schöner alter Nussbaum im Garten der Raus.

 

 

Königsbach

Oben auf dem Etikett hat Jakob Möhring für das Nussbaum-Projekt gezeichnet.

 

 

Der Spätburgunder vom Königsbacher Ölberg wächst auf Buntsandstein, Lehm und Kalkmergel und bringt dadurch hellrote und transparente Weine, die herrliche Kirsch- und Beerenaromen im Duft bieten, 2017 (leider ausverkauft!) bot dazu noch Kräuter auf und ruhte in sich selbst, 2018 bietet dafür im Mund viel Kirschfrucht, vibrierende Säure, junge Tannine, viel Eleganz und Kühle, einen schmelzigen Abgang mit einem Hauch Bitterschokolade, sehr schöner Spätburgunder mit tollem PLV! Auch 2019 sehr gelungen, dunkler in der Farbe, aber immer noch transparent, benötigt Luft, dann intensive  Nase nach süßen Kirschen und Leder, im Mund sehr viel dunkle Frucht, fein unterlegte Säure, schmelziger Abgang mit feiner Würze, drei sehr gelungene Spätburgunder, Respekt!

 

 

Friedrichstadt

Mrs. Pipco’s Weinladen in der Friedrichstadt, Düsseldorf

 

 

Als ich früher noch raus durfte und fast jeden Tag von Münster nach Düsseldorf pendeln musste, besuchte ich regelmäßig nach Feierabend auf dem Rückweg zum Düsseldorfer HBF den schönen Weinladen von Mrs. Pipco in der Friedrichstadt (Helmholtzstr. 28). Im Laden der ausgebildeten Sommelière gab es immer viel zu entdecken und eine besondere Holzkiste  inspirierte mich dann auch zu einem Beitrag im blog, manchen Schatz konnte ich nach Münster bringen und sehr oft war der Besuch der kleinen Oase das einzige highlight des sonst quälend langen Tages. Nach acht Jahren Bundesbahn-Marter meinte es dann der damalige Arbeitgeber gut mit mir und ich wurde entlassen! Mit zwei gescheiten Arbeitskollegen aus Düsseldorf machte ich noch bei Mrs. Pipco eine schöne Abschluss-Weinprobe, einer der beiden Arbeitskollegen ist leider Silvester 2021 verstorben, was mich immer noch unendlich traurig macht!

Aus beruflichen und familiären Gründen hat der Weinladen von Mrs. Pipco nur noch freitags geöffnet und mein comeback dort wird immer unwahrscheinlicher, immerhin war ein Teil meiner Familie dort und holte besagte Holzkiste ab, dabei brachten sie auch noch einige andere Weine mit, darunter auch einen wunderbaren Frühburgunder von der Nahe.

 

 

Odernheim

Klosterruine Disibodenberg

 

 

Frühburgunder 2016 Kapellenberg vom Weingut Disibodenberg (früher Weingut Klostermühle Odernheim). Obwohl ich von Kaiserslautern die Flüsse Lauter und Glan hochgeradelt bin, um wieder zurück zur FW an der Nahe in Oberhausen zu kommen, habe ich die berühmte und geschichtsträchtige Klosterruine Disibodenberg an der Mündung des Glans in die Nahe nicht gesehen. Auch die sehr alten Lagen sind mir nicht weiter aufgefallen, allerdings habe ich bis heute abgespeichert, dass die Gegend zwischen Meisenheim (Glan) bis zum Rotenfels (Nahe) wunderschön ist. Acht Generationen hat eine Familie Schmidt aus Odernheim eine Basis für das heutige Weingut gelegt, bei Ihr dominierten die Burgundersorten, neben Chardonnay, Grau- und Weißburgunder bildeten dabei auch Spätburgunder (in den Lagen Montfort und Langenberg) und der seltenere Frühburgunder (in der Lage Kapellenberg) Schwerpunkte, was außergewöhnlich und der geologischen Besonderheit der Lagen geschuldet ist. Hier gibt es teilweise eine Mischung aus vulkanischen Gestein (Melaphyr), Sandverwitterungsböden und schieferdurchsetzten Bereich. 1992 ging das Weingut an Prof. Held, 1997 übernahm operativ der ambitionierte Weinmacher Thomas Zenz. In den letzten Jahren flossen beträchtliche Investitionen in Modernisierung, in eine Brennerei, in Versektung und in ein schönes Weinhotel in Meisenheim. Der Clou gelang aber 2017, man konnte vom traditionsreichen Weingut v. Racknitz (Luise von Racknitz entschied sich leider komplett gegen die Weiterführung Ihres Weinbaus) die Riesling-Toplage Disibodenberg erstehen und ist nun mit 22 Hektar bemerkenswert ausgeglichen und gut aufgestellt.

 

 

Frühburgunder

2016 Frühburgunder trocken, Kapellenberg, Weingut Disibodenberg, Odernheim, Nahe

 

 

Der Frühburgunder hat eine schöne transparente rubinrote Farbe, duftet herrlich nach Sauerkirschen, Johannisbeeren, Pfeifentabak und Leder, im Mund Kirsche und etwas Pfeffer, wirkt voll, aber trotzdem sehr elegant und kühl, sanfte Tannine, eingebundene, aber präsente Säure, schöner Nachhall mit eleganter Holzspur, wieder begeistert mich ein Frühburgunder, sehr interessanter Wein, gerne wieder, ein Besuch auf einem Freitag in Düsseldorf bei Mrs. Pipco sollte aber doch auch irgendwann mal wieder klappen!

 

 

Weinhandel

Weinhandel Lapinski im Fuchswinkel

 

 

Anfangsschwierigkeiten hatte ich mit dem Weinladen Lapinski in Wuppertal-Vohwinkel, es gibt viel Konkurrenz im Tal und auf dem Ölberg, habe erst zwei oder drei Nieten erwischt, bin dann aber zum Glück über meinen Schatten gesprungen und wieder aufgetaucht, als „Belohnung“ habe ich dann in dem schönen und breit aufgestellten Weinladen zwei wirklich tolle Weine von der Loire gefunden. Bei Recherche dann für mich immer wieder verblüffende Infos über Wuppertal, es soll noch einen zweiten Weinladen der Lapinskis hoch oben in Cronenberg geben, war dort schon öfter, sogar einmal mit meinem großartigen Bekannten Secondo aus dem Friaul, der nach 30 Jahren Abwesenheit in die alte Heimat zurückgekehrt ist und dort wirklich noch einen ehemaligen Stammgast der ehemaligen Familien-Eisdiele getroffen hat. Bei so viel emotionaler Ablenkung ist mir leider der Weinladen total durchgegangen, das ändere ich bald, reise demnächst rassig über die Samba-Trasse mit dem Rad an und bin sehr gespannt!

 

 

Vouvray

2019 Champalou, Vouvray AOC, E.A.R.L. Champalou, Vouvray, Loire, France

 

 

Da ist einmal ein Chenin aus der Appellation Vouvray vom Weingut Champalou, einem Mitglied der unabhängigen Winzervereinigung. Hinter Champalou stehen Catherine und Didier Champalou, die 1985 mit einem halben Hektar mit Chenin blanc (das blanc kann man auch weglassen, es gibt keinen roten Chenin!) in Vouvray gestartet sind und mittlerweile über 21 Hektar verfügen. Bei allem ökonomischen Wachstum wurde dabei das ideale Wachstum für Ihre Reben aber auch nie aus den Augen verloren, man arbeitet nach biologischen Grundsätzen.

Der 2019er Chenin hat eine blassgelbe Farbe mit grünlichen Reflexen, in der Nase viel Zitrus, aber auch Quitte und Akazie, im Mund richtig voller fruchtiger Körper, rassige Säure, Mineraltöne, anhaltender Abgang. Um den Wein pur genießen zu können, erscheint es mir noch viel zu früh, wegen der Säure sollte man mit Essen kombinieren, ich denke da an das ganze Fischprogramm (Zander, Lachs, Steinbutt, Seeteufel u.a.), aber auch gerne Austern, Muscheln und Sushi, aber auch Carpaccio vom Thunfisch, für Abenteurer auch krosse Ente oder Kalbsnieren. Super dazu auch ein Griff unter die Käseglocke (z.B. Munster, Crottin de Chavignol, Reblochon, o.ä.).

 

 

Loire

Sancerre 2020, Domaine des Brosses, Alain Girard & Fils, Cher, Loire

 

 

Toller Sancerre 2020 Domaine des Brosses, 11 Hektar Weingut  aus Veaugues bei Cher, Überzeugungstäter und Herzensbrecher sind die Eheleute Girard mit ihrer Familie, die mich trotz zwei voller Weinregalreihen mit Sancerre in meinem Keller nach  Großprobe dazu gebracht haben, fast alle Weine in einem Instagram-Gewinnspiel abzugeben und lieber auf diesen Sancerre zu setzen: helles Gelb, in der Nase spektakulär mit Zitrus, Melone, Feuerstein und floralen Noten, ein wirklich winziger Hauch Stachelbeere, im Mund zwar noch präsente Säure, aber auch viel Trinkfluss, viel Mineralik, frisch und auch fruchtig, dabei ausgewogen und mit schmelzigem Abgang, ein großer Favorit, bin plötzlich der beste Freund der Lapinskis!

 

 

Elberfeld

Rex Bar im Postboutique Hotel Wuppertal, Am Kolk 3, Elberfeld

 

 

Konzertbesuch in der Historischen Stadthalle Wuppertal, die einen legendären akustischen Ruf genießt und auch von Taxifahrern gerne vom Klang zwischen die Elbphilharmonie in Hamburg und den Großen Musikvereinssaal in Wien eingereiht wird. Ich fand den Abend nicht nur musikalisch beeindruckend, es gab mehrere flammende Appelle gegen den verfluchten Krieg in der Ukraine vom jüngsten Generalmusikdirektor in Deutschland, dem hochbegabten Grazer Patrick Hahn, sensationelle Ausstrahlung, gleich auch noch Pianist, danach großartige 1. Sinfonie von Brahms, tolles Orchester, wir kommen wieder! Vor und nach dem Konzert waren wir noch in der Rex-Bar unseres Postboutique Hotels. Das Hotel ganz im Bauhaus-Stil gehalten, konnte für die schöne Bar die Familie Akgün gewinnen, die dieses Jahr mit ihrem Restaurant Shiraz und ihrem jungen und großartigen Koch Alexander Hoppe zu einem Michelin-Stern in Wuppertal greifen konnte. Glückwunsch dazu, Alleinstellungsmerkmal in der Stadt, die gastronomisch aber noch einiges mehr zu bieten hat!

 

 

Heppingen

Grauer Burgunder 2020, Weingut Burggarten, Ahr

 

 

Für mich natürlich auch immer interessant, was gibt es zu den Gerichten, die im Restaurant Shiraz vorbereitet und vom Berg ins Tal geliefert wurden, in der Bar für Weinempfehlungen? Der Graue Burgunder 2020 vom VDP.Weingut Burggarten von der gebeutelten Ahr eine echte Visitenkarte und Ansage des Weingutes für betriebsinterne Pyramiden-Besteigung, toller Grauburgunder VDP.Gutswein,  strahlende goldgelbe Farbe, schönes Bukett nach Apfel, im Mund volle Frucht, viel Süffigkeit, frische Säure, alles sehr ausgewogen und mit Trinkfluss versehen, beim Abgang auch mineralische Töne, großes Lob! Da wäre ich alleine nie drauf gekommen, das Weingut Burggarten mit Paul-Josef Schäfer gilt eigentlich als Spätburgunder-Spezialist. Die Rex-Bar ist auf jeden Fall einen nächsten Besuch wert, ich habe da sogar schon einen neuen großartigen Mitstreiter bei Instagram gefunden!

 

 

Hahnenfurth

Weinbahnhof Wuppertal, Hahnenfurth 2, und eine Kiste Stahl!

 

 

Und wieder so eine tolle Entdeckung in Wuppertal, der ehemalige und leider schon lange stillgelegte große Ausflugsbahnhof in Wuppertal-Hahnenfurth wurde nach vielen Jahren aus dem Dornröschenschlaf erweckt und mit viel Herzblut und großen Aufwand renoviert und bietet nun dem umtriebigen Getränkehändler Stefan Jukic ein neues Refugium mit tollen Räumlichkeiten und nun auch schönen Sitzmöglichkeiten an der frischen Luft. Wenn die location so perfekt ist, hapert es ja meistens beim Sortiment, aber ich habe als Probierflasche einen Silvaner 2021 vom Winzerhof Stahl mitgenommen, beim nächsten Besuch war es dann schon eine Kiste! Hier gibt es viel zu entdecken, neben Wein auch tollen Käse aus Kroatien, Bier, Bierlikör, Eierlikör, Limoncello und v.a.m., Stefan Jukic beackert nun besonders auch das Weinthema, paradiesische Zustände für mich, hoffentlich wird der superschöne Laden angenommen, werde nach Spähtrupp mit dem Auto dieses Jahr auch noch sehr oft mit dem Rad oder der neuen S-Bahn Linie anreisen.

 

 

Auernhofen

Silvaner 2021 trocken, Winzerhof Stahl, Auernhofen, Franken

 

 

Der unaufhaltsame Aufstieg des Christian Stahl: setzten die Eltern noch eher auf klassische Landwirtschaft und lieferten die Trauben aus zugepachteter Fläche im Taubertal bei der Genossenschaft ab, war beim Sohnemann Christian längst die Begeisterung und Leidenschaft für das Thema Wein entfacht. Ich bewundere immer diesen Typus Mensch, der zielgerichtet, selbstbewusst und gegen alle Widerstände seiner Berufung nachgeht,  Christian Stahl wählte Lehrjahre in einem Würzburger Weingut und die Ausbildung an der Rheingauer Hochschule für Wein in Geisenheim im Rheingau. Nach dann schweren Anfangsjahren stellte sich nach und nach großer Erfolg ein, die Stahl-Serien Federstahl, Damaszener und Edelstahl wurden von Jahr zu Jahr besser, ist leider an mir komplett vorüber gegangen, was soll ich sagen?, ich bin schon vom Basiswein Silvaner 2021 total begeistert und werde im Juli hoffentlich das Weingut mit dem tollen Restaurant besuchen.

 

Mag ja Silvaner sehr und habe schon einige tolle Weine aus Franken gefunden und vorgestellt, der Basis-Silvaner vom Winzerhof Stahl konnte mich restlos begeistern: sehr helles Gelb, in der Nase Apfel, florale Noten und ein Hauch Kreide, sehr schön eingebundene Säure, viel Schmelz und Süffigkeit, im Abgang wieder mineralische Noten, was den Wein sehr spannend, aber bestimmt nicht zum Liebling der Massen machen wird. Ich mag den Wein wirklich sehr, ein einziger Kritikpunkt, ich vermisse den geliebten Bocksbeutel!

 

 

Rüttenscheid

Weinbar Emma, Emmastr. 2, Essen-Rüttenscheid

 

 

Mein dritter Besuch in der Weinbar Emma in Essen-Rüttenscheid sollte ein ganz besonderer werden, wir waren zu viert, alle neugierig und wollten volles Programm. Und wir bekamen volles Programm! Es gab eine Köstlichkeit nach der nächsten, charmant präsentiert vom Patron Rainer Podzuck, der zu jedem Gang eine Geschichte zu erzählen wusste (mal war es der Großmarkt Paris, mal die Toskana, mal seine schillernde Vergangenheit) und natürlich einen passenden Wein empfehlen konnte, da wurde ein großartiges Feuerwerk gezündet! Gerüchteweise hat er die Weinbar sechs Monate später eröffnet, weil er mit Details der Inneneinrichtung noch nicht zufrieden war, ein absoluter Perfektionist, dem man aber auch vertrauen und mögen muss. Im Internet gibt es für dieses Konzept großes Lob, aber auch einige üble Ausreißer nach unten, die dem Überzeugungstäter Intransparenz bei den Preisen und am Ende des Abends dann „Frühlings Erwachen“ vorwerfen, wenn die Gäste dann auch noch zum Geldautomat geschickt wurden, weil das Bargeld nicht reichte (Vorsicht, keine Kartenzahlung möglich!), kochte die Volksseele über! Dabei wird in der Weinbar Emma extrem entschleunigt, wir hatten einen fantastischen Abend mit vielen Überraschungen, die Weintipps passten alle, mir haben besonders der Champagner (leider gibt es zu meinen notierten Namen im Internet nichts, aber ich habe auch letztens in einem Restaurant statt Gosset leider „Rosé“ verstanden!)  und ein Rosé-Sekt aus Österreich gefallen! Ich finde die Weinbar spitze, es gibt auch Spezialveranstaltungen und Weinreisen, man kann auch herrliche Momente bei einem Glas Wein und einer Köstlichkeit erleben, ein wunderbarer Weinhotspot in Essen-Rüttenscheid. Komme bald wieder!

 

 

Kamptal

Bründlmayer-Sekt Brut Rosé Reserve, Weingut Bründlmayer, Langenlois, Kamptal, Österreich

 

 

Mein Emma-Siegerwein trotz wirklich starker Konkurrenz, der Rosé-Sekt Reserve von Bründlmayer, ein großer Charmeur: lachsrosa Farbe, schöner Duft nach Erdbeeren und Zitrusnoten, ganz feine Hefenoten und Vanille, im Mund wunderbar fruchtig und süffig, feine Perlage, schöne Länge mit mineralischen Anklängen, ganz stark, ein toller Sekt und endlich stimme ich mal mit den Falstaff-Punkten überein! Erstaunlich fand ich auch die Rebsorten der Cuvee: Pinot Noir, Zweigelt und St. Laurent! Köstlich!

 

 

Fazit: Bleibt neugierig wie Mausbiber Gucky auf Spähtrupp im Teil 742 der Perry-Rhodan Serie (bin leider bei Heft 12 ausgestiegen!) und schreibt gerne mal Kommentare, ich bin wieder genesen und gehe in Reha auf Weinreise! Bleibt dabei und bis bald!

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Gute Noten für Exoten?

 

 

Stellt Euch vor, irgendwo in einer Stadt am Ende einer Fußgängerzone gäbe es einen Weinladen, der Euch immer mit Freundlichkeit, Neuigkeiten, seltenen Weinen und Inspiration beglücken würde. Der Laden hätte allerdings auch einen einzigen winzigen Nachteil: Preisaufschläge beim Wein wie im Restaurant! Würdet Ihr trotzdem hingehen bzw. dann auch kaufen? Da es ein Nerello Mascalese von Graci und vom Ätna  aus genau diesem Sortiment in meinen blog und die Siegerschankweinliste geschafft hatte, war ich hin und her gerissen und dabei fürchterlich neugierig! Zum Glück bekam ich von der Familie einen Gutschein für den Weinladen geschenkt und es ging wieder hin, gerade wurden Rotweine von der Domaine Jean Vullien et Fils vorgestellt, ein vigneron independant aus den Savoyen, da musste ich natürlich zugreifen! Die wunderschöne Region Savoyen in Westfrankreich an der Grenze zur Schweiz und dem Aostatal (Italien) ist wahrscheinlich noch unbekannter als das weiter nördlich gelegenere französische Weinanbaugebiet Jura und ab und an findet ein medaillengeschmückter Weißwein (z.B. Vin de Savoie Roussette oder Vin de Savoie Chignin-Bergeron A.O.C.) den Weg zu den Internethändlern in Deutschland. Sonst warten die Winzer vor Ort ganz entspannt auf Besuch! Und der kommt dann auch, Savoyen erfreut sich im Winter (Ski) und im Sommer (Wandern, Kulinarik) großer touristischer Nachfrage und die Weine werden fast ausschließlich vor Ort getrunken.

 

 

Freterive

Rebflächen im Besitz der Domaine Jean Vullien, wunderbar fotografiert von Bastien Taugis!

 

 

Die Weinregion Savoyen ist so groß wie das Bordeaux, erzeugt aber nur ein 1/50 der Weinproduktion des Bordeaux, mittlerweile sind 2300 Hektar bestockt, 70 % aller Weine sind weiß und es gibt eine große Rebsortenvielfalt, ein Eldorado für Entdecker und Genießer! Rotweine aus der Region waren mir völlig unbekannt, ich konnte gleich drei verschiedene Flaschen der Domaine Jean Vullien et fils erstehen. Die Domaine liegt im Süden der Region, zwischen Chambery und Albertville in einem Ort namens Freterive und besitzt 38 Hektar Rebfläche auf Kalkböden. Von denen sind 7,5 Hektar mit der einheimischen roten Mondeuse-Traube und 4,5 Hektar mit Pinot Noir bestockt. Auch hier gelten die altbekannten Appellationsregeln, je genauer und strenger die geographische Herkunft und die Spielregeln sind, je höher wahrscheinlich auch die Qualität, aber leider auch sicher der Preis!

 

 

Freterive

Domaine Jean Vullien et fils!

 

 

Der helle und rubinrote Pinot Noir Jeannine 2019 überzeugt mich mit seinem umwerfenden Duft nach Nelken, Leder und Laub, erinnert verblüffenderweise an einen Nebbiolo. Im Mund leicht, frisch, fein und für seine Jugend schon überraschend weich, Beerenaromen und Lorbeer, schöner würziger und schmelziger Abgang, sehr süffig, gefällt mir als Startwein richtig gut! Ein beruhigender erster Treffer!

 

Aber dann der erste Wein meines Lebens aus der autochthonen Rebsorte Mondeuse, ein Vin de Savoie Mondeuse 2018 Vieilles Vignes Prestige. Sehr dunkles Rot, super spannende pflanzliche Nase, Linsen, Veilchen, Estragon und Johannisbeere, im Mund ein wenig Schwarzkirsche, aber dann anrollende würzige und erdige Noten, dazu feine Säure und Tannine, alles überraschend ausgewogen und mit schönen Abgang! Ein Traum für Blindverkoster, aber ich fürchte kein Wein für Anfänger oder Leckerschmecker, auf jeden Fall eine großartige Überraschung!

 

Nicht minder spannend dadurch natürlich der zweite Mondeuse-Wein, aus einer höher eingeschätzten Appellation stammend und mit Ortsangabe versehen, ein Vin de Savoie Arbin Mondeuse AOC. Schwere Flasche mit einem schönen geprägten Savoie Wappen versehen, erinnerte mich sehr an die Flaschen aus der Appellation Châteauneuf-du-Pape AOC an der Rhone, ich erwartete nun Power ohne Ende, aber zum Glück blieb alles in feiner und unaufgeregter Harmonie. Kirschrote Farbe, wieder spannende Nase mit Pflaume, Pfeffer, Unterholz und Leder, im Mund sehr fein, rote Früchte in Verbindung mit Erdigkeit, süffig, schöner Abgang. Unterschied sich deutlich von seinem Vorgänger, nicht so extrem pflanzlich und erdig, dafür viel eleganter. Gefiel mir ebenfalls super, das dürfte ebenfalls ein wunderbarer Wein für food-pairing sein. Tolle Serie, Respekt!

 

 

 

Bochum

Ehemaliger italienischer Weinhotspot in Bochums Zentrum: da Concordio!

 

 

Durch meine sehr stark italienisch geprägte Weinanfangszeit vor fast 30 Jahren entdeckte ich bei der Suche nach Wein PLV-Krachern (das Geld war damals sehr knapp!) durch eine Schaufensterauslage ein großartiges Weinbistro in Bochum („da Concordio“), eine edle Rebsorte und den Süden Italiens! Der charismatische Concordio und seine hübsche Frau waren zu jener Zeit in Bochum richtig angesagt, gefühlt war die gesamte Kaufmannschaft vor Ort und probierte sich bei sehr guter Pasta-Küche nach Feierabend durch die berühmte Weinwelt Italiens und auch durch die unbekannte Weinwelt der Region Kampanien. Neben vielen italienischen Weinklassikern gab es auch die exotischen kampanischen Weißweine wie Greco di Tufo, Fiano di Avellino oder Coda di Volpe und sogar einen Rotweinstar aus Kampanien, den Taurasi DOCG, der „Barolo“ des Südens, blablabla, gemacht aus 100% der Rebsorte Aglianico. Statt des hochpreisigen Taurasi hatte Concordio für meine Bekannten und mich immer einen bezahlbaren Aglianico bereit, einer unserer Lieblinge war der Aglianico Fidelis von der Cantina del Taburno in Benevento, einer Genossenschaft mit 300 Mitgliedern aus dem Hinterland Neapels und dadurch mit wertvollem Besitz an den Hängen des erloschenen Vulkans Taburno ausgestattet.

 

 

Benevento

Monte Taburno, Weinbau rund um einen erloschenen Vulkan! Interessantes Foto von Mauro Pancaldi!

 

 

Immer ein Erlebnis, wenn irgendetwas zu feiern war und wir uns dann mal den Delius aus der nächsthöheren Appellation der Cantina gönnten, verblüffte und amüsierte Gesichter im Bistro, der Nachwuchs trinkt exotisch, aber wir waren glücklich und gehörten dann auch irgendwann dazu, es wurde angestoßen und geplaudert! Und natürlich legte Concordio noch einen drauf, die Cantina del Taburno hatte auch ein Spitzenprodukt aus damals über 150 Jahre alten Aglianico-Rebstöcken im Sortiment, den Bue Apis!, der Preis für uns damals zu heftig!, leider ist es dadurch nie zu einer Probe gekommen, obwohl wir sehr schwankend und neugierig waren! Die Zeit ist durchgerauscht, Familie Concordio ist wohlhabend in die Heimat der Väter nach Kampanien zurückgekehrt und führt eine schöne und aussichtsreiche Pension in Agropoli, der edle Aglianico ist als Rebsorte mittlerweile in Deutschland total in Vergessenheit geraten (der omnipräsente Primitivo aus Apulien ist wahrscheinlich schuld!) und der Weinschank wird alt und schwelgt immer häufiger in Erinnerungen! Also back to the roots und Aglianico der Cantina del Taburno ordern , gar nicht so einfach, leider in Deutschland nicht mehr zu bekommen, immerhin konnte ich über Instagram direkt eine Kiste aus Italien anfordern, das musste einfach sein. Ich war gespannt auf die Weine und der Bue Apis war auch dabei!

 

 

Benevento

Cantina del Taburno.

 

 

Und gleich der ehemalige Liebling Aglianico Fidelis aus der großen Appellation Sannio DOC als  Jahrgang 2017 merkwürdig ausgezehrt, kratzig und ruppig, Weinfehler oder schlechter Jahrgang? Bevor ich überhaupt den ersten Selbstmitleid-Gedanken fassen konnte, öffnete ich einfach die zweite mitgeorderte Flasche und siehe da, ein völlig anderer Wein präsentierte sich, der Plan mit der Absicherung ging wieder voll auf, nicht auszudenken, wenn ich den Aglianico wegen eines Weinfehlers verrissen hätte. Sehr dunkles Rot mit violettem Einschlag, in der Nase Kirsche und Pfeffer, im Mund süße Frucht und Würze, Säure und spürbares Tannin, ausgewogen und süffig, würziger Abgang, für mich eine gelungene Zeitreise, jetzt noch die tollen Pastagerichte aus dem „da Concordio“ dazu, kleiner Wein ganz groß!

 

Ambitionierter der Delius 2016, ein Aglianico aus der Appellation Taburno DOCG, an den Rändern im Glas etwas heller als der Fidelis, tolle Nase nach Kirsche, Pflaume, Tabak und Pfeffer, am Gaumen mit vollem fruchtigen Körper, geschliffenem Tannin und eingebundener softer Säure, sehr harmonisch und ausgewogen, langer und feinfruchtiger Abgang, sehr eleganter Wein, ein Aglianico in großer Form!

 

 

Benevento

Bue Apis 2015!

 

 

Aber jetzt der mit Spannung erwartete Bue Apis: auf dem Etikett die geheimnisvolle Statue aus ägyptischen Granit in Form eines Stieres, die 1629 am Fluss Sabato in Maccabei (bei Benevento) gefunden wurde und mittlerweile etwas unscheinbar vor einer Kirche in Benevento steht. Wahrscheinlich stammte die Statue wirklich aus Ägypten und war in einem römischen Tempel in Benevento aufgestellt. Im Zuge der Verbannung von heidnischen Kultgegenständen, wurde der Apis-Stier der ägyptischen Mythologie dann bei Maccabei „entsorgt“. Die Geschichte gefällt mir und erinnert mich ein wenig an einen Weingutsbesuch in Vipava (Slowenien), als ich gefragt wurde, ob ich schon den Sarkophag im Museum gesehen hätte, als Ort an einem Pass wäre in Vipava viel abgestellt worden.

Faszinierend auch die Hänge des Vulkans Taburno mit seinen uralten Aglianico-Anlagen, ein Weingarten beim Dorf Pantanielli mit ca. 200 Jahre (!!!) alten wurzelechten Rebstöcken und hingebungsvoller Pflege von schon sehr betagten Genossenschaftsmitgliedern, bringt die Trauben für die ca. 6000 Flaschen, die jedes Jahr in der Cantina del Taburno als Spitzenprodukt abgefüllt werden und schnell ausverkauft sind.

Der 2015er Bue Apis mit sehr dunklem Rot, in der Nase nach guter Belüftung im Dekanter Kirsche, Brombeere, Tabak, Süßholz und Waldboden, im Mund wieder Kirsche und Beeren, ein Hauch Würze und Bitterschokolade, voller Körper, konzentriert, aber kein Stier, wirklich eher auf der cool climate-Seite, alles bleibt harmonisch und ausgeglichen, feine Tannine und Säure, langer Nachhall und meines Erachtens viel Zukunftspotenzial, ein ganz großer Rotwein!

 

 

Bensheim

Drei Sekte der Griesel Compagnie von der Hessischen Bergstr.

 

 

Paradox: nach mehreren Reisen nach Süditalien (Apulien und Kampanien) ist plötzlich das deutsche Weinanbaugebiet Hessische Bergstr. für mich der viel größere Exot, obwohl es doch eigentlich viel besser erreichbar scheint. Aber entweder blieb ich im Rheingau oder an der Nahe hängen oder ich rauschte durch nach Franken. Beim einzigen Tagesbesuch in der Region kann ich mich nur noch an die grimmigen Kopfschmerzen am nächsten Tag erinnern. Deshalb beobachtete ich freudig den scheinbar unaufhaltsamen  Aufstieg eines erst 2013 gegründeten Weingutes, den großen Erfolg der Sektmanufaktur Griesel und Compagnie aus Bensheim. Nach Aufgabe der historischen und schönen Produktionsstätte von 1904 durch die Hessischen Staatsweingüter im Jahre 2010 in der Bensheimer Altstadt, kaufte die Familie Streit das Anwesen und verfolgte eine klare Strategie: hier sollte junge Innovation in alten Gemäuern zu völlig neuen Qualitäten in der doch sehr kleinen (ca. 450 Hektar), verschlafenen, vergessenen und immer nur durchschnittlich bewerteten Weinregion führen. Ein Sekthaus sollte es werden, 7,5 Hektar Rebfläche, ein großartiger Kreuzgewölbekeller und moderne technische Ausstattung standen bereit, aber wer sollte der Macher werden?  Die Wahl fiel auf den erst 30 jährigen Niko Brandner, Quereinsteiger (Banker), aber dafür dann mit Topumschulungsausbildung beim Sekthaus Raumland (Rheinhessen) und beim schon hier öfter erwähnten Weingut Fürst in Bürgstadt (Franken).  Wohl ein absoluter Glücksgriff, die Kritikermeinungen überschlagen sich mit höchstem Lob, es war endlich der Zeitpunkt gekommen, mal drei Sekte aus der Grundlinie zu verkosten!

 

 

Bensheim

Chardonnay Brut Nature 2017, Riesling Brut 2018 und Pinot Brut Nature 2017.

 

 

Vom Chardonay Brut Nature nur 2988 Flaschen, 100% Handlese, keine Dosage, goldgelbe Farbe, in der Nase Apfel, Hefe und etwas Mandel. Am Gaumen frisch, Apfel und Kräuter, etwas Herbe.

Der Riesling Brut 2018 ebenfalls aus 100% Handlese, mit 5g/Liter Dosage und 13% Reserve perpetuelle, also 13% Zugabe als Riesling-Grundwein aus dem Stückfass: goldgelbe Farbe, in der Nase Mandarine, Hefe und Blüten, im Mund feine Perlage, viel Zitrus und Säure, Herbe und Würze.

 

 

Bensheim

Drei Griesel-Sekte!

 

 

Vom Pinot Brut Nature 2017 3190 Flaschen, wieder 100% Handlese, 100% Pinot Noir, 0 g/Liter Dosage, 34 Monate Hefelager und 6% Reserve perpetuelle. Goldgelbe Farbe, in der Nase Johannisbeere, Brot und Mandel, im Mund sanfte Perlage, Apfel, Herbe und Würze.

Sehr schön gemachte Sekte mit Rebsortentypizität und Champagnerambitionen, aber wie soll ich das jetzt nach dieser superlangen und positiven Einleitung bloß schreiben? Es droht neues Ungemach, ich muss vieles vorbereiten und kann durch meinen Schichtdienst manchmal erst sehr spät probieren. Bei den drei Sekten habe ich auf mindestens einen Treffer gehofft,  mir haben die Sekte aber einfach alle nicht geschmeckt, das kommt in den besten Familien vor! Mich störten die herben Töne, die Holzwürze und  eine schnell nachlassende Straffheit der Perlage, die zu viel Breite und zu noch mehr Herbheit führte. Hatte einfach keine Lust mehr auf das nächste Glas! Sehr schade, ich war sehr geknickt, so läuft das manchmal, aber probiert bitte selbst und schreibt dann mal hier Kommentare. Die Geschmäcker sind ja zum Glück sehr verschieden!

 

 

Pfalz

Weinbau in der Pfalz, Gott erhalt’s!

 

 

Manchmal habe auch ich mal Glück, habe von meiner netten Madeira-Urlaubsbekanntschaft Christian, der mittlerweile aus Mainz in die Pfalz umgezogen ist, zwei Flaschen Rotwein geschenkt bekommen, ein Spätburgunder war klasse (dazu später!), die zweite Flasche war ein totaler Exot und passte wunderbar in diesen Beitrag: ein spanischer Tempranillo im Versuchsanbau in der Pfalz! Die Genossenschaft Weinwelt Herrenberg-Honigsäckel in Bad Dürkheim-Ungstein hat 105 Mitglieder unter Vertrag, die 185 Hektar an den Hängen des schönen Haardtgebirges bewirtschaften. Ist man in der Pfalz normalerweise recht bodenständig unterwegs, zeichnen sich hier einige Mitgliedsbetriebe mit großer Experimentierfreude aus. Es gibt Viognier, Hibernal und Soreli bei den weißen und Merlot, Syrah und eben auch Tempranillo bei den roten Rebsorten im Anbau, die dann sortenrein von einem erfahrenen Team im Genossenschaftskeller verarbeitet werden. Bin ja immer bei der Verkostung gespannt, aber ein spanischer Pfälzer machte mich besonders neugierig!

 

 

Bad Dürkheim

Exoten in der WG Weinwelt Herrenberg-Honigsäckel! (Erlaubnis zur Fotoverwendung kam direkt vom Vorstand der WG, tausend Dank vom Weinschank dafür!)

 

 

Ein dunkler Tempranillo-Rotwein 2019 vom Ungsteiner Honigsäckel, duftet nach Kirsche, Beeren und etwas Vanille, im Mund dann dem jungen Alter geschuldet noch zu viel Säure, aber auch saftig, fleischig und mit Würze, dazu voller Abgang, tolles PLV und toller Tipp von Christian, freundliche Menschen in der Verwaltung der Winzergenossenschaft, auf jeden Fall auch ein Anlaufpunkt beim nächsten Pfalzbesuch!

 

 

Pfalz

Drei Pfälzer Exoten

 

 

Irgendwie bin ich ja mit meinem weinblog selber ein Exot, ein Internet-Weinlesebuch mit wenigen täglichen Aufrufen und noch weniger Kommentaren (wenn man mal von den 10 Millionen Fake-Kommentaren absieht, die ich dann leider immer alle löschen muss!), am 01. Juli 2019 dann der Versuch, mit den Bildern aus dem blog, ein wenig Werbung für mein Geschreibsel bei Instagram zu machen. Und siehe da, ich wurde von einigen neuen und treuen Lesern gefunden! Tausend Dank dafür vom Weinschank, habe durch Zufall und zum ersten Mal überhaupt nun auch einen zum Thema passenden Wein bei Instagram gefunden, einen wirklich exotischen Grenache 2018 aus der Pfalz vom Weingut Reibold aus dem schönen Freinsheim in der Pfalz! Bis dorthin habe ich es mal von der Nahe aus bei sengender Hitze mit Rad und einem Kollegen geschafft, in der fast schattenlosen Weinlandschaft eine große Strapaze! Hätte ich da mal schon von der superschönen Wohlfühloase auf dem Musikantenbuckel gewusst, ein tolles Herzensprojekt von Vater Hans-Dieter Reibold. Seit 2012 sind die Söhne, Philipp und Johannes, ins Weingut eingestiegen und haben die Weinkritik aufhorchen lassen, ab Jahrgang 2017 ist man auch biozertifiziert.

 

 

Freinsheim

Eingang zum Paradies Mubu (Musikantenbuckel) der Winzerfamilie Reibold! (Das Bild wurde mir von Johannes Reibold von der sehr schönen Internetseite zur Verfügung gestellt!)

 

 

Auf dem Musikantenbuckel ist nicht nur dieser tolle Wohlfühlort der Reibolds, sondern so heißt auch eine extrem warme Quarzsandlage mit Kiesuntergrund. 2010 hat man hier die in der Welt weitverbreitete spanisch-französische Rebsorte Grenache gepflanzt, in Deutschland eine mutige Pionierleistung mit Alleinstellungsmerkmal, natürlich werden bald andere Weingüter nachziehen. Der 2018er mit rubinroter Farbe, in der Nase am Anfang ein verfliegender Muffton (kein Kork!), dann viel Kirsche, etwas Pfeffer und  ein Hauch Vanille, am Gaumen  frische Säure und wieder Kirsche, wirkt auf mich trotz guter Länge noch etwas zu ungestüm und jung, zur Zeit nicht mein Grenache-Favorit, aber abwarten!

 

 

Münster

Genuss-Hotspot mit eigener Bushaltestelle!

 

 

Mit dem Bus raus aus Münsters Altstadt, raus an der Haltestelle Ackermann und rein in das schöne Restaurant Ackermann. Dort haben wir dann eine nette Bedienung erwischt: zum Menü gab es auf Wunsch von mir blind eine Weinbegleitung, ich liebe dieses Format, auch wenn ich öfter daneben liege, aber nur so lernt man was dazu und schärft seine Sinne! Der angenommene Grauburgunder war ein Chardonnay, der Spätburgunder dann ein Treffer!, aber was kam da zum Hauptgang? Ein sehr üppiger und weicher Wein, hat mir zum Essen (Fleisch) sehr gut gefallen, mein Tipp Merlot wurde aber verneint und mit Cabernet Sauvignon gekontert. Nach Auflösung und Recherche „Minutenglück“ vom Weingut Ökonomierat Johannes Kleinmann aus der Pfalz, eine Cuvee aus Cabernet Sauvignon und Merlot. Matthias Kleinmann führt das traditionelle Weingut in Birkweiler (südliche Pfalz) „lagenhaft“ souverän, ich war auf die Nachprobe gespannt!

Dunkelroter Wein, in der Nase Beeren, Pflaume, etwas Holz und Schokolade, am Gaumen überraschend weich, die Säure vom Holz gezügelt, mit viel Körper und alkoholisch, dadurch schön langer und feuriger Abgang, Bordeaux-Stil rechtes Ufer, St. Emilion oder ähnliches, aber nach Auflösung dann südliche Pfalz. Ganz gut, dass ich schon mit meiner Antwort in Runde 1 auf die Bretter musste.

 

 

Castell

Albalonga Auslese 1990, Lage Schloss Frankenberg, Fürstlich Castellsches Domänenamt, Castell, Franken

 

 

Schon oft im Weinladen in Solingen gesehen, aber bisher noch nie rangetraut: ein gereifter Wein aus der Rebsorte Albalonga, eine Kreuzung aus den 50er Jahren aus Müller-Thurgau und Rieslaner, die in Würzburg gezüchtet wurde. Soll auch wunderbare edelsüße Weine liefern, hier aber eine trockene 90er Auslese mit 12% Alkohol. Da mich die Rieslaner Auslese aus dem gleichen Jahrgang und vom gleichen Erzeuger Fürstliches Castellsches Domänenamt schon vor längerer Zeit begeistern konnte, war ich mal wieder sehr auf diesen alten Exoten gespannt. Leider ist die Albalonga-Anbaufläche sehr geschrumpft (nur noch ca. 14 Hektar in Deutschland) und die Weine sind sehr selten geworden. Kleinere Bestände noch in Franken (2 Hektar), Rheinhessen und in der Pfalz.

Wie schon befürchtet, lieferte ich mir dieses Mal ohne Hilfe aus der Verwandtschaft oder des genialen Francois Audouze einen langen Kampf mit dem Korken. Dieses Mal bekam ich ihn gar nicht aus der Flasche, dafür konnte ich einen Teil aus der Mitte herausziehen und so hatte ich ein durchgehendes Loch. Musste den Wein dann durch einen Filter gießen, was für eine Ochsentour für den Wein, da träumt man sehr von Spezialwerkzeug. Habt Ihr Tipps, wo man das herbekommen kann? Transparente braune Farbe (der Rotschimmer auf dem Foto täuscht), aber der Wein scheinbar unverwüstlich und mit wunderbarer Nase: Grapefruit, kandierte Zitrusschale, Kumquats und Feige, im Mund durch schöne Säure (weniger als beim 90er Rieslaner) und Mandarine überraschend frisch, Mandeln, sehr konzentriert und voll, mächtige Mundfülle, köstlich, langer Nachhall, sehr überzeugender und spannender Wein. Toll, was hier für ein lagerfähiger Stoff in die Flasche gebracht wurde.

 

 

Fazit:

 

Sehr gute Noten für Exoten, probiert mal Rotwein (Pinot Noir oder Mondeuse) aus den Savoyen, Aglianico aus Kampanien, Exoten aus der Pfalz oder Albalonga aus Deutschland und berichtet hier in den Kommentaren. Ohne die Sekte wäre das hier eine 1+ geworden, leider hat mir da die Stilistik nicht gefallen, das kann man eigentlich mit Noten gar nicht bewerten, aber ich wollte die Beschreibung und Bewertung der Schaumweine auch nicht aus dem Beitrag herausnehmen. Trotz finsterer Zeiten hat die Verkostung sonst sehr viel Spaß gemacht und abgelenkt.

Veröffentlicht unter Aglianico del Taburno DOCG, Birkweiler Kastanienbusch, Deutschland, Frankreich, Hessische Bergstraße, Italien, Kampanien, Pfalz, Sannio DOC, Savoyen, Schloss Frankenberg, Ungsteiner Honigsäckel, Vin de Savoie AOC, Vin de Savoie Arbin AOC | Verschlagwortet mit , , , , , , | 7 Kommentare

Hattenheim, das Herz des Rheingaus!

 

 

Hattenheim

Hotel-Restaurant und Weinhotspot „Zum Krug“, Hattenheim

 

 

Viele wollen das Jahr 2021 so schnell wie möglich vergessen, ich kann dagegen hier einen letzten Rückblick und ein echtes highlight präsentieren: ich bekam einen Gutschein für ein Wochenende im „Zum Krug“ in Hattenheim (Rheingau) zum Geburtstag von meiner Freundin im April 2021 geschenkt und konnte ihn dann auch noch tatsächlich zum Ende des Jahres einlösen, was für ein Glück und was für Gastgeber, das Ehepaar Laufer und ihr wunderbares Team sind einfach nur großartig! Der wunderschöne und uralte Gasthof liegt direkt im historischen Zentrum Hattenheims und wurde liebevoll von innen auf einen sehr ansprechenden Wohlfühlstandard  modernisiert. Überall gibt es dazu Details aus vergangener Zeit zu bestaunen, aber natürlich war ich am ersten Abend auf das Essen und besonders auf die dazu empfohlenen Weine gespannt. Zum wunderbaren Mehrgang-Menü gab es vom jungen Sommelier zwei spannende Weine zu verkosten und Küchenchef und großer Weinkenner Josef Laufer ließ es sich nicht nehmen, einen Gang persönlich zu präsentieren und so einen kurzen Kontakt mit seinen Gästen aufzunehmen. Hier macht man vieles richtig und zeigt Herz!

 

 

Hattenheim

Aperitif, gespannte und entspannte Vorfreude, „Zum Krug“, Hattenheim!

 

 

Und dann ging es los: zur Vorspeise kam ein weißer Mischsatz vom Weingut Hanka, Johannisberg! Auweia, natürlich ließ ich mir nichts anmerken! Mir kamen sofort meine ablehnenden Blindverkoster-Thesen aus meinem Oktober Beitrag Jahr 2017 „Gemischter Satz?: einwöchige Wienreise nach Wein...“ in den Sinn. In Wien erschien mir das Aufleben des historischen „Gemischten Satz“ zwar werbetechnisch genial und eine Trendchance zu sein, ich selber wollte in Wien aber lieber klassisch bleiben und Rebsortentypizität und Reintönigkeit verkosten. Schön, dass mich als manchmal zu starr und zu sehr in Kategorien denkender Mensch, meine alten Beiträge und Baustellen wieder einholen! Der „Gemischte Satz“ ist in Österreich nicht nur wiederbelebt, sondern mittlerweile auch äußerst erfolgreich, in Mode und nun auch als Begriff geschützt, so arbeiten die nachziehenden deutschen Winzer mit dem Begriff „Mischsatz“.

Beim „Mischsatz“ des 11 Hektar großen Familienweingutes Hanka (Vater Veit, Mutter Sigrid und Sohn Sebastian) handelt es sich um ein Herzensprojekt von Sebastian, das Traditionen und Ideen der Vergangenheit in die Zukunft überführen will. So heißt der Wein „Zurück in die Zukunft field blend 2020“: früher war es auch im Rheingau üblich, verschiedene Rebsorten wild durcheinander in den Rebgärten stehen zu haben und die Trauben gemeinsam zu verarbeiten. Nach viel Recherche und Überzeugungsarbeit bei den Eltern ging es nach Topausbildung in Wanderjahren für Sebastian Hanka 2015 mit der Mischneubepflanzung auf 0,2 Hektar im Familienbesitz der Toplage Oestricher Doosberg für den Traumwein los. Hier wurden sechs verschiedene, traditionelle Rebsorten neu gepflanzt, die nachweislich schon in vergangener Zeit im Rheingau zu finden waren. U.a. sind das Riesling, Traminer und Gelber Orleans, der Rest ist wohl Geheimsache! Spannend wird es auch durch die Festlegung eines gemeinsamen Lesezeitpunktes und die Verarbeitung von sehr unterschiedlichen Rebsorten. Wie so etwas wohl riecht und schmeckt?

 

 

Johannisberg

Zurück in die Zukunft: Ist das Rebenkunst oder kann das weg? Field blend 2020, Hanka

 

 

Vor allen Dingen wird der Wein auch wunderbar präsentiert, Rheingauer Schlegelflasche (Flöte), wunderbare Korkenqualität (nicht lachen!, das fällt mir wirklich sofort auf!), das Etikett aus feinstem Stoff (das habe ich gelesen!) und was liest man darauf im ausführlichen Text so?: Pressung aller an einem Zeitpunkt gemeinsam geernteten Trauben in einer historischen Korbpresse! Jetzt aber los, wie schmeckt das Zeug? Ganz ruhig!, erst einmal sieht es auch spektakulär aus: goldgelbe Farbe! Dann ein sensationeller Duft nach Quitten, tropischen Früchten und floralen Tönen! Im Mund Pampelmuse mit viel Säure und Bittertönen, große Konzentration, schmelzig, sehr lang, aber auch sehr jung. Bin auf das Alterungspotential gespannt, das kann ich leider überhaupt nicht einschätzen! Auf jeden Fall ein Freakwein für hippe Weinläden in Berlin oder Düsseldorf, einfach nur großartig, dass es den Wein auch noch ganz normal in der Straußwirtschaft (Öffnungszeiten beachten!) bei den Hankas in Johannisberg gibt, auch so ein Ort mit Herz!

 

 

Wuppertal

Exkurs nach Wuppertal, der Ölberg leuchtet!

 

 

Exkurs nach Wuppertal: mal wieder die Dunkelheit ausgenutzt und mich vom Luisenviertel steil zum Ölberg hochgequält, es soll ja keiner sehen, dass ich alt werde und schon leicht ins Japsen komme! Oben residiert seit über 40 Jahren der Weinhändler Stefan Klute in seinem genialen und sehenswerten Weinladen „Est Est Est“! Es gibt extrem viel zu entdecken, das Sortiment profitiert sehr von regelmäßigen Direkteinkaufstouren des Chefs ins Piemont, Burgund, zur Loire, in den Rheingau, zur Mosel oder sonst wohin. Eigentlich wollte ich wieder Klassiker aus alten blog-Beiträgen bei Ihm nachkaufen, doch plötzlich sah ich einige Hanka-Weine, Stefan Klute kennt auch den Krug in Hattenheim und empfahl mir u.a. einen Sauvignon blanc. Kommt mal vorbei, wenn es dunkel ist und der Ölberg leuchtet, es strahlt aus den Altbauten und Stefan Klute hat schon viel gesehen, erlebt und probiert! Obendrein soll er auch noch ein cooler Musiker sein!

 

 

Johannisberg

Sauvignon blanc 2020 trocken, Weingut Hanka, Geisenheim-Johannisberg, Rheingau

 

 

Volltreffer!, genau ein Wein, der mir noch fehlte, ein deutscher Sauvignon blanc, ganz weit weg von allen diesen übertriebenen Exemplaren, die ich schon im Glas hatte. Als Farbe zeigt er ein blasses Gelb mit grünlichen Reflexen. In der Nase ganz dezenter Duft nach Stachelbeere, Johannisbeere und grüner Paprika. Im Mund sehr ausbalanciert, schlank, frisch, süffig, tropische Frucht und  feine Säure, macht extrem viel Spaß, tolle Entdeckung, Dank vom Weinschank an Familie Hanka und natürlich an Stefan Klute, sein Weinladen heißt nicht zufällig „Est Est Est“, auf dem Ölberg herrscht eine sehr hohe Trefferwahrscheinlichkeit für tolle Weine!

 

 

Asmannshausen

Assmannshäuser Rotwein-Rasselbande: wunderbare Weine und ein starker Neuzugang: Pinot Noir 2016 Assmannshäuser vom Weingut Dr. Corvers-Kauter!

 

 

Aber wieder zurück zum Krug-Abend: der zum Hauptgang präsentierte rote Ortswein eine große Freude, Pinot Noir 2016 Assmannshäuser vom Weingut Dr. Corvers-Kauter, transparentes helles Rot, sehr komplexe Nase, Kirsche, Schlehe,  Gewürze, erdige Noten und Rauch, wow!, im Mund sehr elegant, schönes Spiel zwischen Frucht und Würze, weichen Tanninen und leichter Alkoholnote, dabei so elegant und ausgewogen, intensiv, schöner und langer Abgang, ein Bilderbuch-Burgunder in Bilderbuch-Idylle, der es trotz starker Konkurrenz (siehe Foto oben) locker in die Siegerschankwein-Liste schafft, Assmannshausen, ein Mythos lebt!

 

 

Oestrich-Winkel

Weingut Dr. Corvers-Kauter, Oestrich-Winkel

 

 

Das Weingut Dr. Corvers-Kauter aus Winkel (Oestrich-Winkel) kenne ich schon lange, ich habe schon im wunderschönen Garten gesessen (unbedingt besuchen!), tolle Weißweine getestet, Kleinigkeiten probiert und mich gewundert, warum man nicht schon viel berühmter und teurer ist. Eigentlich habe ich mich darüber auch sehr gefreut! Wie schon geschrieben, die Konkurrenz ist groß! Deshalb muss scheinbar immer eine Initialzündung oder ein besonderer Clou her, um seinen richtigen Platz in den Weinführern zu finden und besser wahrgenommen zu werden. Ab 2018 konnte man 15 Hektar hochwertige Rebflächen (u.a. auch Besitz in den Spitzenlagen Erbacher Marcobrunn, Hattenheimer Nussbrunnen und Rauentaler Baiken) langfristig vom traditionsreichen und wunderschönen Weingut Freiherr Langwerth von Simmern in Eltville anpachten. Die neu dazugekommenen Rebflächen sind in sehr guten Händen und die Philosophie des Weingutes Dr. Corvers-Kauter wurde auch hier mit Umstellung auf zertifizierten biologischen Weinbau sofort konsequent umgesetzt. Hier wird es in den nächsten Jahren sehr spannend, spannend aber auch, was der Freiherr Georg-Reinhard Langwerth von Simmern wohl mit seinem ehemaligen Weingut in Eltville vor hat. Es wurde in einem ersten Schritt viel Platz durch Abriss in der Nachbarschaft geschaffen.

 

 

Oestrich-Winkel

Rheingau-Idylle

 

 

Am nächsten Tag hatten wir noch einen Familienauftrag zu erfüllen, ein Teil der Familie war nämlich schon einige Zeit vor uns 2021 ins Rheingau gereist (nach Johannisberg) und hatte im Rahmen der Reise eine Vergleichsweinprobe mit vier Weinen von vier kleinen Weingütern durchgeführt. Stolzer Sieger hier ein Riesling Kabinett 2020 trocken, Hattenheimer Schützenhaus vom Weingut Stefan Molitor in Hattenheim, den wir am Weingut kaufen und nach Hause mitbringen sollten. Das Weingut Stefan Molitor gehört mit ca. 2 Hektar Anbaufläche sicher zu den ganz kleinen Familienbetrieben, hat diese 2 Hektar aber in sehr namhaften Lagen und gewinnt regelmäßig Preise in der Kategorie Weingüter mit Anbaufläche < 5 Hektar. Das Weingut liegt unauffällig und sehr versteckt in Bahnhofsnähe, wir machten erst mal unfreiwillig einen Gang durch die Gemeinde und konnten dadurch direkt auf die schon erwähnte Lage Schützenhaus schauen, Hattenheim ist neben dem historischen Teil viel größer als gedacht und Standort unzähliger Weingüter.

Spontananruf Handynummer, die auf der Tür des Weingutes stand, die Nachbarschaft fieberte gleich mit, Stefan Molitor meldete sich ganz nett direkt aus den Weinbergen und verwies auf seine Frau, die uns dann die Tür öffnete und sofort zu einer Weinprobe überredete. Der Charme einer dieser kleinen Familienweingüter, es hat uns super gefallen, ich war sehr gespannt auf die heimatliche Nachprobe der gekauften Probewein-Favoriten.

 

 

Hattenheim

Getestete Weine Weingut Stefan Molitor

 

 

Der Riesling Kabinett trocken 2020, Hattenheimer Schützenhaus, mit schöner mineralischer Pfirsichnase, im Mund für einen Kabinett unglaublich voll und kräftig, viel Frucht und Mineralik, ein würziger Abgang. Der Wein kommt von schweren Lehmböden, zeigt dabei ein unglaubliches PLV und ist ein toller Weinwert, hat nur für mich nichts mit einem klassischen Kabinett (Prädikatsstufe) zu tun. Die Weinstilistik geht nicht in Richtung tänzelnde Verspieltheit, Eleganz und Leichtigkeit, hier kommt pure Kraft und Fülle, bekommt man diese Information aber vorher, kann ich mit dem Wein sehr gut leben.

Der Riesling Classic 2020 kommt sehr frisch und jung daher, verhaltener Duft nach gelben Früchten, im Mund Zitrusfrüchte, leichte Bitternote und etwas Mineralik, unterlegt von einer mächtigen Säure, der Wein benötigt dringend noch eine längere Beruhigungsphase und ist nichts für säureempfindliche Genießer.

Wunderbar elegant dagegen die 2020er Riesling Spätlese halbtrocken, „Alte Reben“ aus dem Hattenheimer Rheingarten, die Wurzeln der Reben erreichen das Grundwasser des Rheins. In der Nase Pfirsich und Aprikose, im Mund sehr schlank, leicht mineralisch, sehr fein und süffig. Wunderschöne Spätlese!

Die Riesling Spätlese 2019 aus dem lehmigen Hattenheimer Schützenhaus wieder eher breit und voll, fruchtig und mit feiner Süße, mir fehlt etwas die von der Mosel bekannte Rassigkeit und das damit verbundene Süß/Säurespiel.

 

 

Oestrich-Winkel

Am Bahnhof in Hattenheim!

 

 

Nun sollte es nur mal kurz ins besagte und benachbarte und ebenfalls schöne Eltville gehen, Hattenheim gehört als Ortsteil ja zu Eltville. Hattenheim hat auch einen kleinen Bahnhof und profitiert von Tagesausflüglern aus Wiesbaden oder sogar Frankfurt, bei uns wäre schon die zweite Haltestelle der Hauptpreis gewesen. Leider kam der Zug nicht! Meine Geduld war als der ewige Pendler (siehe allerersten blog-Beitrag, Mai 2017, ein klitzekleines Trauma!) sofort am Ende, ich kam wieder in diese sehr gefürchtete Gewaltmarsch-Stimmung! An den Hattenheimer Weinfässern vorbei ging es am Rhein entlang bis zum schönen Schloss Reinhartshausen. Von dort am berühmten Erbacher Marcobrunn entlang durch das ebenfalls mit Weingütern gespickte Zentrum Erbachs bis zum Haltepunkt Erbach. Und wieder kam kein Zug!

 

 

Erbach

Weingut Schloss Reinhartshausen, Erbach

 

 

Nach Wutanfall meinerseits ging es per pedes wieder Richtung Rhein und  Eltville, wir hatten die Schnauze gestrichen voll, aber wie aus dem Nichts tauchte dann zur rechten Zeit das Cafe Gutshof – Patisserie Pretzel auf, eine Wohlfühloase, genau wie das angrenzende Gutshotel mit viel Landhaus-Stil und Charme, ein Schatz der Familie von Oetinger. Nach Stärkung mit Kaffee und Nervennahrung und deutlicher Beruhigung dann der Schlussspurt nach Eltville. Nach Besichtigung der schönen Rosenstadt und Einkauf von Sekt aus Hattenheim beim schon mal erwähnten Esskork-Service der Besuch des Bahnhofes Eltville. Und es kam wieder kein Zug!

 

 

Eltville

Rhein bei Eltville

 

 

Der Taxifahrer versuchte mich zeterndes und nervlich zerrüttetes Subjekt zu beruhigen und erzählte, dass der Betreiber der Zuglinie namens VIAS ein Segen für seine Branche wäre und regelmäßig Züge einfach ausfallen oder liegenbleiben würden und dann immer riesiges Chaos ausbräche. So kann man die wunderschöne Region Rheingau nachhaltig schaden und abhängen, eine Schande und Frechheit! Wenn ich daran denke, könnte ich mich schon wieder aufregen, nun aber mal endgültig runterkommen, ich hatte da ja noch was zum Nachverkosten mitgebracht!

 

 

Hattenheim

Drei Hattenheimer Sekte!

 

 

Hier kommen meine Silvester-Sekttipps, leider mal wieder total verspätet! Die erste Flasche Sekt vom Weingut Stefan Molitor kaputt, roch nach Kellergeister oder so, wie ich als Kind Kellergeister in Erinnerung hatte (habe da mal heimlich in Omas Kühlschrank an der Pulle gerochen!). Mein Silvester war übrigens sekttechnisch auch ein Desaster, Korkschmecker und Bohnenkraut pflasterten meinen Weg ins neue Jahr! Aber man muss auch mal ein Lob an einen meiner stationären Weinhändler (in Solingen) aussprechen, es wurde sofort eine Ersatzflasche versandt, großes Lob, das war richtig nett! Und ein wenig Erfahrung hat der Weinschank mittlerweile auch, er kauft nun immer zwei Probeflaschen ein, das macht den Aufwand für den blog zwar noch größer, bringt aber in Notsituationen auch echte Glücksgefühle! Die zweite Flasche Sekt Riesling Brut 2018 vom Weingut Stefan Molitor war nämlich in Ordnung und ein großer PLV-Kracher: in der Nase gelbe Früchte und grüner Apfel, im Mund fruchtig, frisch und süffig, schöne sprudelnde Perlage, ein Spaßmacher!

 

Der Barth-Sekt eine Scheurebe Brut, schon im 1. Versuch tadellos und spannend, mit einer extrem expressiven Nase nach Rosen, schwarzen Johannisbeeren und Grapefruit, im Mund sehr frisch, exotische Früchte, Stachelbeere, mir wurde es aber sehr schnell zu intensiv und viel, leider nicht mein Fall, ich hätte einen Riesling-Sekt probieren sollen, hier ist so viel Potential vorhanden, habe einfach die falsche Rebsorte erwischt, dabei mag ich Scheurebe eigentlich sehr. Das war wohl mal wieder Künstlerpech! Behalte das VDP-Weingut Barth aber im Blick und teste sofort wieder, wenn ich etwas finde!

 

 

Hattenheim

Weingut Irene Söngen

 

 

Der Riesling Sekt 2019 brut vom Weingut Irene Söngen dann wieder was für mich, schöne Zitrusnase, etwas Holunder, druckvolle, recht kräftige Perlage, trocken, aber mit Frucht, sehr süffig und schmelzig, schöner Sekt mit sehr gutem PLV! Das Etikett erinnert allerdings sehr an einen Zaubertrank aus der Apotheke, aber bitte nicht ändern, ist originell und hat Alleinstellungsmerkmal.

1994 gegründetes 8 Hektar-Weingut, das Ehepaar Söngen lieferte sogar in den Aufbaujahren an die örtliche Winzergenossenschaft, nun gilt man aber als ewiger Geheimtipp und produziert und vermarktet zum Glück selbst, auch hier muss ich unbedingt mehr vom Sortiment entdecken!

 

 

Oestrich-Winkel

Auch der Rheingau leuchtet!

 

 

Hattenheim

Pfaffenberg 53

 

 

Als Mensch mit früher eigentlich sehr guten Nerven benötigte ich nach der unendlichen Zuggeschichte nun noch  mal dringend Entspannung, es ging direkt in einen weiteren hotspot Hattenheims, uns war aufgefallen, dass sich was im Innenhof des altehrwürdigen Weingutes Schloss Schönborn getan hatte, hier war verblüffend viel los! Das bekannte Rheingauer VDP.Weingut Künstler, eigentlich weit im Osten am Main in Hochheim ansässig, hatte die Gunst der Stunde genutzt und wertvolle Lagen vom Grafen Paul von Schönborn langfristig gepachtet (schon wieder so eine Geschichte!, läuft da gerade Wein-Monopoly im Rheingau ab?). Und auch für den Innenhof des Weingutes mit spektakulärem Blick auf den Rhein wurde ein neues Konzept erarbeitet, eine wunderschöne location mit dem Abverkauf aller Schloss Schönborn Weine (es werden keine neuen Weine mehr produziert werden!) und natürlich auch mit vielen offenen Weinen vom genialen Weinmacher Gunter Künstler im Ausschank! Da war der Weinschank natürlich gespannt und aus nostalgischen Gründen voreingenommen, halbblinde Probe, ich hätte gerne einen Schloss Schönborn-Sieger gehabt, aber es gab für mich nur einen eindeutigen Sieger und der kam aus dem Hause Künstler!

 

 

Hattenheim

Tolle Chillout-Zone in Hattenheim!

 

 

Bei den verkosteten Weinen gewinnt für mich ein ganz starker Chardonnay 2020 „Kalkstein trocken“ vom Weingut Künstler, ein VDP.Gutswein, also Basis und eine immer vielbeachtete Visitenkarte des Weingutes, hier wirklich eindrucksvoll gelungen, aber leider preislich auch kein Schnapper mehr: strohgelbe Farbe, in der Nase Birne, Mandel und etwas Butter, im Mund wunderbare nussige Noten, sehr schmelzig, milde Säure und dazu mineralische Töne im Abgang,  wo ist man hier?, besonders wenn man weiter unten auf der Terrasse auf einer Liege liegt, Chablis?, Meursault?, tatsächlich Rheingau, die Lage heißt Hochheimer Herrnberg, liegt ganz im Osten am Main und ist für ihren hohen Kalkanteil im Boden bekannt. Ich war sehr begeistert und überzeugt, mein Favorit!

 

 

Hochheim

Toller Chardonnay 2020 Kalkstein von Künstler!

 

 

Fazit: Entdeckt doch mal 2022/23 den Rheingau und den Krug in Hattenheim, ein idealer Ort (nicht nur für Weintrinker), um alle Klassiker (z.B. Kloster Eberbach, Schloss Johannisberg und Vollrads, die berühmte Tour um Rüdesheim und auch die schöne Stadt Wiesbaden), wunderbare Gastronomie und viele Weingüter zu entdecken, vielleicht fährt sogar mal wieder ein Zug! Ich möchte da sofort wieder hin…

 

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Sachsen, ein Weinland ist erwachsen!

Dresden

Wunderschönes Dresden, erlebe Dein blaues Wunder!

Dieses Jahr ging noch ein großer Reisetraum von mir in Erfüllung, 12 Tage Dresden und die Umgebung mit einem kleinen, aber traumhaft schönen deutschen Weinanbaugebiet: Sachsen (518 Hektar, damit kleiner als das Weinanbaugebiet in Wien!)! Allerdings wirkt das Gebiet gar nicht so klein, weil es sich von Dresden am Elbtal entlang bis hinter Meißen zieht. Wir wohnten in der schönen Villa Freisleben im Villenvorort Blasewitz, gar nicht weit von der berühmten Brücke „Blaues Wunder“, dem Schillergarten (hier war wirklich öfter der geniale Friedrich Schiller zu Gast!), den Seilbahnen in Loschwitz und den Elbschlössern.

Blasewitz

Villa Freisleben, Blasewitz, Dresden

Am Ankunftstag waren wir von der langen Anreise geschlaucht und hatten einen Tisch im Restaurant „Villen-Colonie“ um die Ecke reserviert, weintechnisch erwartete ich da eigentlich  gar nichts, doch die Kellnerin war nett und kannte sich aus, unser Hinweis, dass wir auch Rosé mögen, wurde gerne aufgegriffen und es kam ein erster süffiger und überzeugender Wein: das „sächsische Gezwitscher“ vom 7 Hektar großen Familienweingut Matyas aus Coswig. Der Ungar Matyas Probosckai kam 1970 vom ungarischen Weinforschungsinstitut in Budapest in die Weinhauptstadt Sachsens und Nachbarstadt Dresdens, Radebeul, um im Staatsweingut Schloss Wackerbarth beim Aufbau einer Sektkellerei zu helfen. Dort lernte er seine Frau kennen und nach der Wende wollte sich das Paar den Traum von einem eigenen Weingut erfüllen. 1998 war es dann soweit. Coswig liegt westlich von Radebeul, seit 2014 liegt die Verantwortung nun bei Tochter Andrea und einem jungen Team.

Coswig

Rosé 2020, Sächsisches Gezwitscher, Weingut Matyas, Coswig

Die leuchtende lachsfarbene (mit kupferfarbenen Reflexen)  Rosé-Cuvee 2020 duftet nach Erdbeeren, Kirschen und etwas Honig, ist aber sehr schlank und feinfruchtig im Mund, etwas Pfirsich, frische Säure, süffiger Cool-Climate Rosé mit einem leichten Bitterton im Abgang. Sehr gelungen, aber leider wohl schon ab Weingut ausverkauft. Habe den Rosé nach langer Suche dann doch noch in einer Vinothek in Meißen gefunden.

Radebeul

Erlebnisweingut Schloss Wackerbarth, Radebeul

In der Karl May-Stadt Radebeul liegt das sächsische Staatsweingut Schloss Wackerbarth, hier arbeitete nicht nur Matyas, hier tauchte auch der Weinschank schon 1995 mit einem Studienkollegen zur Weinprobe auf und erlebte eine kleine Anekdote: die Weine wirkten doch etwas säuerlich und so erdreistete ich mich, bei der Kellnerin nach Knabbereien zu fragen. Das hätte ich besser nicht getan, ich bekam eine richtige Abfuhr, „wenn sie speisen möchten, dann besuchen sie doch bitte eine Speisewirtschaft!“ Kam mir damals etwas sehr unflexibel und unfreundlich vor, deshalb war ich umso überraschter, im Jahre 2021 ein strahlendes „Erlebnisweingut Schloss Wackerbarth“ vorzufinden, in dem es an der Weinausgabe reichlich Knabbereien, Brezel und Käsewürfel gab, eine späte aber großartige Genugtuung! Auch so hatte sich einiges getan, ein moderner Anbau sorgt für reichlich Platz, es gibt nun auch eine eigene „Speisewirtschaft“, Gäste können im herrlichen und zum Belvedere aufsteigenden Garten sitzen, bei Bedarf auch heiraten und die Weine und Sekte schienen mir von ganz anderer Klasse als vor 25 Jahren.

Radebaul

In der Mitte die Grau-/Weißburgunder-Cuvee 2019 vor dem Belvedere des Barockschlosses Wackerbarth

In einem sehr nördlichen Weinanbaugebiet spielt auch immer die Säure eine große Rolle (ich war schon vom Vorgänger-Beitrag Mosel speiseröhrentechnisch  angezählt!), ich mag eigentlich als Blindverkoster diese Weißwein-Cuvees nicht, wie soll man die denn auch erkennen?,  aber von allen offenen Weißweinen von Schloss Wackerbarth gefiel mir ausgerechnet eine Cuvee besonders gut: ein 2019er Grau- und Weissburgunder, den ich blind durch seine nussigen Aromen (hoffentlich) sofort als Grauburgunder identifiziert hätte! Duft auch nach Quitte und Pfirsich. Im Mund zitrische Noten, mineralisch, aber auch sehr süffig, herber Abgang mit gezähmter Säure. Wunderbar, dass es nun auch diverse Kleinigkeiten im fantastischen Ambiente gibt, dadurch sehr entspannender Weingenuss!

Radebeul

Radebeuler Johannisberg! Hoch und weg!

Über das Belvedere des Schlosses ging es steil hoch in die Weinberge und auf verschlungenen Wegen nach einiger Zeit an einer Nebenstelle der Sächsischen Vinothek in Dresden entlang, dem Weinschank an der finsteren Gasse (welch großer Name!).

Radebeul

Überall wird mein Künstlername verwendet, eine bodenlose Frechheit!

Radebeul

Dafür aber perfekte Ausschilderung!

Weiter ging es abwärts durch die berühmte Eisweinlage Paradiesgarten, über den Lößnitzgrund bis zur noch berühmteren Lage Goldener Wagen, um dann hunderte Stufen hoch zum Spitzhaus  zu steigen. Nach einer Erfrischung auf der aussichtsreichen Terrasse des Spitzhauses dann der Abstieg auf der anderen Seite, es ging spektakulär runter in die Weinkernzone Radebeuls, dort liegt auch das Weingut Aust. Eine unglaublich schöne Tour, kann ich jedem nur ans Herz legen, aber wie schmecken denn die gekauften empfohlenen Weine der Sächischen Vinothek in Dresden (an der Frauenkirche) eigentlich?

Dresden

Beuteflaschen nach Beratung in der sächsischen Vinothek und in der Weinhandlung Andrich (Radebeul) !

Der erste Wein vom Weingut Ricco Hänsch gleich ein Treffer, Rebsorte Kerner, eine Kreuzung aus Riesling und Trollinger, leider in Deutschland stark rückläufig im Anbau und unterschätzt, obwohl es in jedem Jahrgang bisher einige sehr interessante Weine gab (auch im edelsüßen Bereich!). Der 2020er Kerner Meißner Kapitelberg überzeugt mit einem Duft nach Aprikose, grünem Apfel und etwas Muskat, im Mund sehr ausgewogen, säurearm, mit deutlicher Fruchtsüße und mineralischer Würze, einfach schon toll jung zu trinken, ein großes Lob!

Erst 2005 gründete der gelernte Werkzeugmacher Ricco Hänsch mit eigener Maschinenbaufirma im Rücken sein eigenes Weingut in Meißen am Kapitelberg. Auf 2 Hektar erzeugt er ca. 8000 Flaschen im Jahr, Konzentration liegt auf Riesling, Müller-Thurgau, Kerner und Traminer.

Noch jünger das Weingut Kastler Friedland in Radebeul-Zitzschewig, erst 2013 gegründet. Bernd Kastler und Enrico Friedland setzen sich engagiert für den Erhalt der Weinberge mit ihrem großen Rebsortenspiegel ein. Ihr Motto „Elbtalweine für Entdecker“ kann gleich in der eigenen Vinothek oder in der Straußenwirtschaft im herrlichen Ambiente umgesetzt werden.

Der Riesling  2019 ebenfalls für mich sehr gelungen: schönes Bukett nach Aprikose und Zitrusfrüchten, Kräutertöne, im Mund schöne Fruchtsüße und klassische Riesling-Säure, alles sehr ausgewogen und süffig, alles in Balance, gefällt einfach! Schöne Entdeckung, habe leider zu spät mitbekommen, dass die Beiden auch Besitz in der Toplage Goldener Wagen in Radebeul haben, da muss wohl nachbestellt werden!

Radebeul

Goldener Wagen, Radebeul

Und dann noch Schloss Proschwitz und die Erfolgsstory des Dr. Georg Prinz zur Lippe, ein Adelsgeschlecht mit westfälischen Wurzeln und ein Mann, der die große Jahrhundert-Chance sah und dann beharrlich und mit viel Herzblut nutzte, um einen großen Traum umzusetzen. Die Rückkehr nach der Wende zum alten Familienbesitz nach Meißen. Nach der entschädigungslosen Enteignung 1945 in der Sowjetzone war es mit der Gebäudesubstanz und  auch den Weinbergen kontinuierlich bergab gegangen, eine unglaubliche Leistung, was  dann in den vergangenen Jahrzehnten erreicht wurde, eine gigantische Aufbauleistung, schaut Euch mal den Rundflug über Schloss Proschwitz auf der Internetseite des VDP-Weingutes an. Wunderschön und der Prinz setzt unermüdlich immer weitere Ideen um, Neubepflanzung verschwundener, ehemals berühmter Weinberge auf der anderen Elbseite, Expansion nach Weimar, Kulturprojekte und v.a.m.. Ein Glücksfall für Meißen und die ganze Region.  Mittlerweile ist man bei stolzen 90 Hektar und das größte Familienweingut im Osten, einige der ca. jährlich erzeugten 400 000 Flaschen kann man sogar in meiner Heimatstadt Münster in der Weinabteilung bei Karstadt erwerben.

Der Goldriesling, eine Kreuzung, die 1893 im Elsass aus Riesling und Früher Malingre entstand, gibt es heute in Deutschland nur noch nennenswert mit kleinen Anbauflächen in Sachsen. Bei Schloss Proschwitz überzeugt der VDP.Gutswein 2020 mit hellgelber Farbe, einem schönen Bukett nach Apfel, einer feinen Muskatnote und Würze, im Mund Grapefruit, deutliche Säure und ein ebenfalls würziger Abgang. Hat mir auch gut gefallen!  Damit alle drei Weine in der Siegerschankweinliste, wer hätte das gedacht?, nur richtige Schnapper waren leider nicht dabei. Habe in einem tollen Weinladen „Edelrausch“ in Dresden-Blasewitz die Bemerkung „Angebot und Nachfrage!“ gehört und den Verkäufer dabei grinsen sehen, aber Recht hat er!

Meißen

„Kleine“ Weine von Martin Schwarz, Meißen

Martin Schwarz war Kellermeister bzw. später dann beratender Kellermeister beim Schloss Proschwitz mit großen Erfolgen und entschied sich trotzdem oder gerade deshalb  2013 für die Selbstständigkeit in einem eigenen Weingut bei Meißen. Er ist in der Gastronomie in Dresden und Umgebung omnipräsent, ein echter Holzkünstler, in solchen Breitengraden ein riesiger Vorteil,  Zähmung der teilweise heftigen Säure, bei gleichzeitiger Herausarbeitung der Typizität der Rebsorte,  eine bewundernswerte  Gabe!

Der Müller-Thurgau 2019 ein wirklich starker Vertreter seiner Art, in der Nase florale Düfte (Blumenwiese?), Aprikose und etwas Muskat, im Mund sehr viel Schmelz, wenig Säure, sehr süffig und breit, etwas Würze und ein ordentlicher Abgang, unbedingt mal probieren, hat mich positiv überrascht! Ich weiß genau, was nun passieren wird, die Franken werden mich auf dem Kieker haben, sie lieben ihren Müller-Thurgau nämlich wirklich und reagieren bei Konkurrenz meistens allergisch. Bin gespannt!

Auch der „kleine Schwarz“ ein kleines süffiges Meisterwerk, jahrgangslos, aber nicht charmelos, hatte auf Holzeinsatz getippt, lag dabei aber völlig daneben, 100% Ausbau im Edelstahltank, in der Nase Zitrusfrüchte, Apfel, Birne, sehr viel Schmelz und perfekt eingebundene Säure, frisch und fruchtig, ein richtiger Spaßmacher! Aber was ist da drin? Riesling, Silvaner und Scheurebe? Netter Versuch, Herr Weinschank, sie werden aber immer ein Anfänger bleiben: Riesling, Weißburgunder und Müller-Thurgau! Ich schrieb ja schon. ich bin kein Freund von diesen Cuvees, aber auch hier habe ich gesündigt, in Dresdner Restaurants habe ich den wiederholt geordert, weil er mir wirklich super geschmeckt hat, als blogger natürlich auch ein grober Anfängerfehler, da nimmt man sich selber alle Chancen für Neuentdeckungen, ich muss wirklich an mir arbeiten!

Radebeul

Lößnitzgrundbahn

Findet man in Ostdeutschland großartigerweise noch öfter, Dampflokomotiven, die täglich noch nach einem regulären Fahrplan fahren, aber die Strecke der Lößnitzgrundbahn in Radebeul ist schon noch etwas ganz besonderes. Der Zug quält sich erst dampfablassend und tutend parallel zur Elbe durchs untere Radebeul-Ost, überquert dann eine Straße und damit auch eine Straßenbahnlinie und biegt dann rechts ab, um spektakulär auf die terrassierten Weinberge zuzuhalten, die steil links und rechts im Hintergrund als Sperrmauer emporragen. Man rechnet fest mit einem Tunnel, doch es geht durch ein tief eingeschnittenes, finsteres Wald-Bachtal kilometerweit leicht bergan. Man erreicht mit dem Bahnhof Moritzburg die wunderschöne Seen-Landschaft rund um das Schloss Moritzburg („Drei Nüsse für Aschenbrödel“), hier musste ich einfach die absolute Romantikkarte ziehen und noch für eine Kutschfahrt vom Schloss zur Churfürstlichen Waldschänke Moritzburg sorgen, eine empfohlene Adresse, die nicht enttäuschte.

Moritzburg

Schloss Moritzburg

Moritzburg

Kutschfahrt Moritzburg

Zwei sehr schöne Sekte , man lasse sich allerdings nicht durch die eigenartigen Bestimmungen der gesetzlichen Grundlagen für Sekt hinters Licht führen, „trocken“ bedeutet beim Sekt z.B. ein Restzuckergehalt von 17 bis  32g/Liter. Also alles andere als trocken. Die Cuvee Tradition von Wackerbarth scheint aber in der unteren Range zu liegen und wirkte nicht süß. Bei blassgelber Farbe duftet sie nach Apfel und Holunder, wirkt im Mund sehr fruchtig und süffig und besitzt eine sanfte, zurückhaltende Perlage. Empfehle ich als Kompromiss-Sekt für Silvester!

Die halbtrockene (wir sind hier im Bereich zwischen 32 und 50g Restzucker pro Liter)  Cuvee Tradition glänzt mit goldgelber Farbe, Duft nach reifen Früchten und Fruchtsüße im Mund, die durch eine straffe Perlage in Schach gehalten wird. Im Abgang etwas herbe Töne, auch diese Cuvee ist gelungen und wird ihre Liebhaber finden.

Churfürstliche Waldschänke Moritzburg

Sekte Cuvee Tradition trocken und halbtrocken.

Ich liebe einfach solche Urlaubstage, in denen scheinbar mühelos alle Pläne aufgehen. Dass die Tour dann doch nicht perfekt endete, war wohl meinem Übermut geschuldet, ich war aber auch sehr von Landschaft und der Bahnstrecke fasziniert und wollte einfach noch mehr sehen. Als wir zwischen zwei Seen hindurch unter Zeitdruck noch gerade den nächsten Halt Cunnertswalde erreichten, bemerkte ich auf der Abfahrtstafel, dass der Zug nur noch ab Moritzburg zurückfuhr. Das bedeutete einen langen ungeplanten Spaziergang auf den Schienen entlang bis nach Moritzburg. Von dort fuhr zum Glück ein Schnellbus direkt nach Dresden, ein Tipp von einem lokalen Busfahrer (tausend Dank vom Weinschank!), wir hätten sonst sehr lange auf den wirklich allerletzten Zug warten müssen.

Karl May Museum

Karl May

In Radebeul kommt man an Ihm nicht vorbei, dem sächsischen Lügenbaron Karl May, mit eigener Villa Shatterhand und Holz-Villa Bärenfett im Garten. Geächtet (warum eigentlich?, der Knastbesuch entstand wohl eher aus Verleumdung in seiner tiefsten Lebenskrise), aber zum Glück für seine überbordende (und super recherchierte) Fantasie millionenfach geliebt, interessanter Museumsbesuch, was da alles so gesammelt wurde und wie sich DDR-Bürger in die innere Emigration zurückzogen und plötzlich als Indianer leben wollten. Und gleich ein Anschiss im Museumsshop („Die Postkarten bleiben hier, die können sie nach der Besichtigung kaufen!“), die Frage nach den Knabbereien habe ich mir bei der resoluten Frau dann  doch lieber geklemmt. Aber was hat das alles mit Wein zu tun? Schaut doch, was es im Museums-Shop zu kaufen gab: Weine vom Weingut Karl May aus Rheinhessen! Super Idee, ich kannte das Weingut aus Rheinhessen schon vorher, aber da hat jemand Humor bewiesen und wahrscheinlich  damit auch große Synergieeffekte gehoben!

Osthofen

Karl May Weine, Osthofen, Rheinhessen

Der Exkurs nach Rheinhessen soll natürlich ganz kurz ausfallen, soso, Blutsbruder 2018, für immer vereint, wenn ich mich nicht irre!, ganz im Gegenteil, wir gehen mal lieber getrennte Wege, das ist so einer der Weine, mit der man mich jagen kann, dunkel, konzentrierter Beerenduft und brandig, man schmeckt den Alkohol deutlich durch, einfach zu viel des Guten, aber vielleicht wie die Bücher Karl Mays ein Liebling der Massen. Rebsorten Dornfelder und Merlot!

Viel besser, mit tollen Anlagen der Pinot Noir Geyersberg 2018, schöne helle transparente Farbe, feiner Duft nach Beeren, etwas Rauch, leider noch zu jung, dadurch eher kräftig als fein im Geschmack, noch etwas ruppig und kantig, weglegen!

Mein Favorit aber der Frühburgunder 2016 Vordere Mulde, sehr fein und kühl wirkend, Beeren, Mineraltöne, feine Tannine, frische Säure, schöner langer Abgang. Top!

Radebeul

Villa Shatterhand

Mit Leihfahrrädern ging es an einem anderen Tag an der Elbe entlang Richtung Meißen. Je mehr man sich dem Porzellanstädtchen näherte, um so mehr erinnerte das oft wechselnde und in immer wieder anderen Farben schimmernde Gestein an die Nahe. Um Meißen gibt es neben verwittertem Felsgestein wie Syenit und Monzonit, auch  Granit-/ rote Granit- und Riesensteingranitböden, dazu Vulkangestein wie Porphyr und Rhyolith. Genau wie an der Nahe ein geologisches Schatzkästlein auf engstem Raum. Nach schöner Einfahrt in Meißen besuchten wir das uralte und wunderschöne Weinrestaurant des Weinguts Vincenz Richter. Hier konnte man sich im verwinkelten und museumsähnlichen Ambiente glasweise durch das Sortiment verkosten, aber auch ganz toll essen. Auf den engen Stiegen konnte man sich allerdings auch ganz hervorragend den Hals brechen, mit ganz viel Glück blieb uns das noch so gerade erspart! Ich war gespannt, ob die beiden ausgesuchten Weine auch bei einer Nachprobe bestehen würden, ich hatte mich im „Weinladen“ Meißen eingedeckt.

Meißen

Dom zu Meißen

Meißen

Auxerrois feinfruchtig und Riesling 2020 Kapitelberg, Vincenz Richter

Der Auxerrois feinfruchtig vom Weingut Vincenz Richter völlig anders als sein geliebter Namensvetter trocken vom Weingut Klumpp aus dem Kraichgau (Baden): aber auf seine Weise auch besonders und spannend, in Sachsen selten zur Reife kommend und ohne Jahrgangsbezeichnung auf dem Etikett (aber wohl Jahrgang 2019?), in der Nase tolle Aromen von Birne und Quitte, im Mund schöne Fruchtsüße. dazu dezente, milde Säure, eine gewisse Würze im Abgang, super, hat mich sofort an asiatisches food-pairing denken lassen, damit hat man als Sommelier(e) die show im Kasten, da kommt keiner der Gäste drauf und bei Auflösung glänzt dann auch noch diese besondere bauchige  sächsische Flaschenform!

Der Riesling trocken 2020 vom Meissner Kapitelberg mit interessanter Kräuternase und Pfirsichnote, im Mund schon überraschend harmonisch, milde Säure, sehr fruchtig und breit, dadurch sehr süffig, leicht mineralische Noten im Abgang. Schöner sächsischer Einstiegswein!

Dresden

Evangelische Frauenkirche. Dresden

Zurück ging es auf der anderen Elbseite, mit meinem normalen Fahrrad hatte ich irgendwann Schwierigkeiten meiner Freundin auf ihrem e-bike zu folgen, die Strecke war nicht minder schön, auch die Fahrt auf Dresden zu (mit der herrlichen Silhouette) und an den vielen gastronomischen Elbgärten vorbei, einfach traumhaft! In Dresden spielt Wein wieder eine große Rolle, es gibt tolle Restaurants, Weinläden, die sächsische Vinothek an der Frauenkirche und auch einige Weinbars, zwei hochgelobte locations  musste ich unbedingt testen. Eindeutiger Sieger für mich die Weinzentrale in Dresden-Neustadt, hier gab es auf Empfehlung glasweise die Weißburgunder & Grauburgunder-Cuvee 2020 vom Radebeuler Weingut Karl Friedrich Aust, die einschlug. Schönes Ambiente, sehr entspannte Atmosphäre, leckere Kleinigkeiten, hier fühlte man sich sofort wohl!

Dresden

Großartige Weinzentrale, Dresden-Neustadt

Radebeul

Weißburgunder und Grauburgunder Cuvee 2020, Weingut Aust, Radebeul

Das Weingut Aust in Radebeul ist und liegt wunderschön, Und auch die Cuvee aus Weißburgunder und Grauburgunder 2020 hat mich sofort überzeugt: schöner floraler Duft und reife Birne, im Mund Zitrusfrüchte, kräftige Säure, Mineraltöne und langer, würziger Abgang. Einer meiner großen Favoriten, natürlich auch wieder Cuvee, da habe ich echt dazugelernt!

Beim Besuch einer anderen Weinbar versuchte man die doch sehr beliebige und qualitativ schwankende sächsische Weinauswahl mit endlos langem Werbegeplapper schön zu reden, ich kann so etwas einfach nicht leiden, erinnerte mich an Gehirnwäsche, ich war froh, als die Tortur vorüber war.

Weingut Klaus Zimmerling

Skulptur und Rysselkuppe

Und zum Abschluss besuchten wir noch zwei große Stars in der Nähe des Schlosses Pillnitz elbaufwärts, Richtung Sächsische Schweiz, aber noch auf Dresdener Stadtgebiet.. Hier haben sich der weintechnische Autodidakt Klaus Zimmerling und seine immer bekannter werdende Frau, die Bildhauerin Malgorzata Chodakowska, ein Paradies geschaffen. Nachdem man sich nach der Wende durch Glück und Geschick Weinbauflächen unterhalb der sog. Rysselkuppe von der ehemaligen Genossenschaft durch Kauf sichern konnte, begann eine tolle Erfolgsstory. Unterhalb des Weinberges wurde ein Stollen in den Berg getrieben, um optimale Voraussetzungen für die Verarbeitung der Trauben zu gewährleisten. Der Eingang wurde mit zwei Türmen „gesichert“ und mit viel Sandstein warm gestaltet. Im Internet erinnerte mich das Weingut an die Wohnung von Bilbo Beutlin aus dem Herr der Ringe.

Pillnitz

Gutsausschank Klaus Zimmerling

Doch als wir nun wirklich um die Ecke kamen, wurde in Hobbingen gerade gebaut, ein großer Rundbau entsteht (neue Vinothek) und auch an der kleinen Zufahrtsstraße wurde gewerkelt. Trotzdem schien sich niemand dem Zauber dieses Ortes entziehen zu können, man schaut von der Terrasse weit ins Auenland, äh Elbtal, hinein. Überall stehen die fantastischen Figuren der Bildhauerin, mal mit und mal ohne Wasseranimation. Dahinter der steil aufragende, an eine Stufenpyramide erinnernde Weinberg Rysselkuppe. Mittlerweile ist das Weingut Mitglied im VDP und konnte sich auch Flächen am ehemaligen königlichen Weinberg Pillnitz sichern. Erst in den 80er Jahren begannen Feierabendwinzer die brachliegenden Weinbergsflächen neu zu reaktivieren. Die Wanderung vom Weingut Zimmerling zum königlichen Weinberg über verschlungene Wege ist großartig und nur zu empfehlen.

Pillnitz

Pillnitzer Königlicher Weinberg

In die Flaschen des Weingutes konnte ich mich als Fan der Bildhauerin nur verlieben, weil in jedem Jahrgang ein anderes Werk der Künstlerin als Etikett auf die Flaschen kommt. Aber sollten uns die Weine auch blind überzeugen? Die Menge ist jedes Jahr knapp, Klaus Zimmerling füllt schon in 0,5 Liter Flaschen ab, mein Favorit vor Ort im Gutsausschank, ein Riesling R 2019, war schon käuflich nicht mehr zu erwerben. Immerhin konnten wir drei verschiedene Weine erwerben und zuhause blind verkosten.

Pillnitz

Drei Probierflaschen Zimmerling

Mein Lieblingswein der Spätburgunder 2019 Rosé Illusion, ein ganz heller und sehr feiner Wein, duftet nach roten Beeren und schmeckt sehr ausgewogen und harmonisch, im Mund Frucht und gut eingebundene Säure, schöne Länge. Der Rosé hätte sehr schön in meiner großen Rosé-Probe mitgemischt, eine Option auf den Sommer. Und als Blindverkoster schreibe ich es noch Mal nur ungern, ich liebe diese Etiketten!

Dresden

Ein Blindverkoster verfällt den Zimmerling-Etiketten!

Der Grauburgunder  2019 R  kommt mit goldgelber Farbe ins Glas, in der Nase viel Apfel, aber auch feine florale Noten, im Mund sehr voll und fruchtig, viel Schmelz, fein unterlegte Säure, auch Mineraltöne, langer Abgang. Genau wie der Rosé von der Sächsischen Prüfkommission als nicht typisch  zum „Sächsischen Landwein“ abgestuft, erinnert mich hier an die tollen Weine von Hans Peter Ziereisen aus dem Markgräfler Land, die teilweise ebenfalls dieses (erfreuliche) „Schicksal“ als „Badischer Landwein“ teilen. Was die Einen untypisch nennen, nennen die Anderen aufregend anders, mir gefiel der Wein sehr gut, ich konnte ihn allerdings blind auch nicht als Grauburgunder zuordnen.

Zum Schluss noch ein elegantes Flaggschiff aus VDP.Grosser Lage, ein trockener Gewürztraminer 2017 aus dem Pillnitzer Königlichen Weinberg. Das große Gewächs (GG) benötigt Luft!, in der Nase dann feine Rosen- und Muskatdüfte, im Mund sehr schlank, Birne und exotische Früchte, bei moderater Säure, die als Regulator im Hintergrund bleibt, ein sehr interessanter Wein und Exot!

Fazit: 

Schon 1995 habe ich mir Gedanken darüber gemacht, wie das Weinanbaugebiet Sachsen wohl sein Profil finden und schärfen könnte, voll auf Traminer oder Goldriesling oder Sekt setzen? Die vergangenen Jahre haben eine viel bessere Antwort gefunden, als nördliches Weinanbaugebiet spielt die Vielfalt der Rebsorten nämlich eine sehr große Rolle, Sachsen glänzt mit über 50 verschiedenen Rebsorten im Anbau, damit haben die Winzer bei manchmal wirklich widrigen Witterungseinflüssen alle Möglichkeiten spontan zu reagieren  und Vorteile bestimmter Rebsorten auch in Cuvees auszunutzen. Die Weingüter Klaus Zimmerling, Martin Schwarz oder das große Gut Schloss Proschwitz sorgen dabei für das überregionale Ansehen.

Wünsche Euch allen frohe Weihnachten und einen guten Rutsch nach 2022, auch ein oder mehrere schöne Gezwitscher, nehmt Euch mal 2022 vor, sächsischen Sekt oder Wein zu probieren und schaut hier wieder rein, es geht bald weiter, ich hab noch so viele Ideen und Themen! Danke fürs treue Lesen!

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Meine erste Weißweinliebe: Riesling von der süßen Mademoiselle Mosella!

 

Schon vor der ersten Rotweinprobe (siehe unter „Über 27 Jahre her, meine erste Rotweinprobe!“) hatte ich durch einen traumatischen Zwischenfall eine Top-Weißweinlage an der Mosel entdeckt: an den leider leeren geerbten Weinregalen meines verstorbenen und gemochten Latein-Doktor-Großvaters stand an der Seite noch sehr sorgfältig per Pflaster „Piesporter Goldtröpfchen Spätlese“ aufgeklebt, mein neugieriger erster Vorstoß zum Weißwein in Deutschland konnte daher eigentlich nur nach Piesport ins Weinanbaugebiet Mosel (damals noch Mosel-Saar-Ruwer) gehen. Aber erst 1999 ging es dann für eine Woche nach Trier und ich entdeckte u.a. durch die Weinprobierstube gegenüber vom Dom die Rieslinge des Weingutes Reichsgraf von Kesselstatt, in Ayl im Restaurant der Familie Lauer erste fantastische Saar-Rieslinge und im Cusanus-Stift (Weinprobierstube) in Bernkastel-Kues dann auch tolle Rieslinge vom Karthäuserhof und Maximin Grünhaus von der Ruwer.

 

 

Piesport

Piesport: Liebe auf der ersten Blick bzw. Schluck!

 

 

Aber so richtig überspringen sollte der Funke erst beim Besuch und  Probieren des Piesporter Goldtröpfchens auf der schönen Terrasse des Weingutes Hain direkt an der Mosel (lateinisch Mosella). Die Weine waren hier anders, goldene funkelnde Schmeichler mit betörender Frucht und einem immer wieder neu begeisternden Süß-Säure-Spiel. Süffige Spaßmacher, dabei elegant und mineralisch. Erst beim zweiten Besuch bei den Hains lüftete der damalige Senior-Chef Kurt Hain für mich das Geheimnis, mir hatten die frucht- bzw. restsüßen Weine so gut gefallen! Bis heute bin ich für diesen Einstieg in die faszinierende Mosel-Weinwelt dankbar, kein Platz für damalige weit vorherrschende Vorurteile gegen Süße im Wein (der Weinskandal, blablabla…), einfach Liebe vom ersten Schluck an und dadurch auch Eintrittstor zu den edelsüßen Weinen. Auf dem wertvollen Besitz an der Top-Lage und dem gelegten Fundament der Eltern (eigenes Restaurant Piesporter Goldtröpfchen) konnte der ehrgeizige und hochtalentierte Winzersohn Gernot mit seiner Frau Susanne spektakulär aufbauen. Mittlerweile gewinnen die Hains Preise ohne Ende (sogar „auch“ mit trockenem Piesporter Goldtröpfchen), wie z.B. den „Deutschen Riesling Cup 2016“ im Hotel Bayrischer Hof in München, noch vor Schloss Lieser, Dönnhoff und anderer namhafter Konkurrenz. Nach vielen Jahren der Ablenkung und des Herumtreibens endlich ein Schritt zurück zu den Anfängen und eine Blindverkostung meiner 2018er Hain-Wein Kellerbestände. Da war ich sehr gespannt:

 

 

Piesport

Probe Weingut Hain Jahrgang 2018 mit einem Piraten.

 

 

Entspannte Weinprobe (ohne Korkschmecker!) auf hohem Niveau. Wer einmal vorurteilsfrei in die Welt der fruchtsüßen Moselweine eingestiegen ist, der vermisst plötzlich bei den trockenen Weinen etwas. Dafür konnte mich aber das feinherbe Goldtröpfchen Alte Reben 2018 sehr begeistern. Blasses Gelb, in der Nase Pfirsichnoten und hefige Mineralik, im Mund feine Säure, Mineralik und Frucht, würziger Abgang, toller Wein.

Und dann die zwei goldenen Spätlesen, beide drehten nach einiger Zeit Belüftung immer weiter auf, der Domherr (Kernlage des Goldtröpfchens) wirkte durch zurückhaltende Säure sehr füllig und barock, süße Düfte von Honig, Birne und Pfirsich, Hefe, überbordene süße Frucht im Mund, dazu dezent Säure, die Klebrigkeit verhindert und ein langer, süffiger Abgang. Wunderbar!

 

 

Piesport

Domherr Spätlese 2018, Weingut Hain

 

 

Die Goldtröpchen Spätlese mit sehr ähnlicher Nase, aber mit viel mehr Säure und dadurch mit diesem faszinierenden Süß-Säure-Spiel, die üppige Fruchtsüße wird durch immer neu anlaufende Säurewellen im Mund in Schach gehalten, Faszination Mosel, Faszination Goldtröpfchen, tänzelnd, verspielt, viel Frucht, süffig. Daumen hoch!

Der Pirat entpuppte sich sogar für mich schnell als Hain-Traubensaft, allerdings ein besonders köstlicher, unbedingt probieren, reine Traubenfrucht,  sehr intensiv!

Auf die Spitze getrieben wurde das Thema Süß-Säure-Spiel von Gernot Hain mit dem großartigen Piesporter Goldtröpfchen Spätlese Felsterrassen 2018: ganz feine, messerscharfe Säure trifft am Gaumen auf klare, üppige Frucht, wie ein hochklassiger Boxkampf im Bantamgewicht, alles so fein und elegant, ein endloser Kampf, der im großem Genuss endet. Glückwunsch nach Piesport für solche Weine!

 

 

Piesport

Piesporter Goldtröpfchen

 

 

Dem Weingut Hain bin ich über die Jahre relativ treu geblieben, aber schon 2002 wollte ich über den Tellerrand schauen und sehen, was die Mosel sonst noch so zu bieten hat und buchte über Weinland Mövenpick (den Lagerhallen-Weinhändler aus der damaligen Gewerbegebiet-Nachbarschaft in Dortmund) eine Mosel-Saar-Ruwer Weinreise. Es ging per Selbstanreise für drei Übernachtungen ins schöne Romantikhotel Richtershof des Weingutes Max Ferd. Richter in Mülheim an der Mosel. Große Versammlung im Hotel, der charismatische Reiseleiter Götz Drewitz stellte sich vor und zum Kennenlernen ging es erst mal mit der ganzen Gruppe in die Remise des Hotels zum Verkosten der hauseigenen Weine.

Das Weingut besitzt Weinlagen in Mülheim (Helenenkloster, Sonnenlay) und Nachbarschaft (Brauneberger Juffer und Juffer-Sonnenuhr, Gracher Himmelreich und Domprobst, Wehlener Sonnenuhr) direkt an der Mosel und produziert spektakuläre feinherbe, fruchtsüße und edelsüße Rieslinge. Leider sind diese großartigen Weine in Deutschland verkannt und so gehen ca. 85% davon in den Export.

 

 

Mülheim

Wunderschöne Brauneberger Juffer-Sonnenuhr Auslese 2015 Max Ferd. Richter

 

 

Sehr frische und schlanke Auslese, in der Nase Pfirsich, Apfel und Kräuterwürze, im Mund dann deutliche Süße aber auch gleich eine sehr deutliche werdende Säure, faszinierendes Süß-Säure-Spiel, lang anhaltender, fruchtig mineralischer Abgang. Solche Weine sind fantastisch, fallen aber meiner Meinung als Auslese zu schnell in die Schublade Dessertwein. Dadurch beraubt man sich beim food-pairing aber vieler Möglichkeiten und ich meine da nicht nur die asiatische Küche. Hier ist ein besonderer Auslese-Stil entstanden, da sollte man bei Kombinationsversuchen mit Essen ruhig  sehr experimentierfreudig sein.

 

 

Mosel

Er war mittlerweile auch schon da!

 

 

Morgens dann Start mit einem eigenen Bus, Diplom-Geograph Götz Drewitz besonders an der Geologie der Mosellandschaft interessiert, so kam der Bus auf der Fahrt zum ersten Weingut schon mehrmals zum Halten, einige Besonderheiten diverser Lagen mussten erläutert werden, mich faszinierten dagegen eher die weißen Buchstaben der Lagenbezeichnungen, die a la Hollywood in den Weinbergen standen. Nach einigen Sonnenuhren bogen wir in ein Seitental ab und besuchten das Weingut Markus Molitor, Haus Klosterberg. Schon damals wunderte ich mich über das große Lagenportfolio, Markus Molitor hatte frühzeitig trotz aller logistischen Herausforderungen den Weg nach vorn gewählt und sich wertvollen Besitz an namhaften Lagen verstreut über die ganze Mosel (und Saar) gesichert. Der Start begann als 20 Jähriger 1984 im elterlichen Weingut relativ bescheiden, heute ist er durch sein Können, Fleiß und auch Risikobereitschaft  ein berühmter Topwinzer mit ca. 50 Hektar Lagenbesitz geworden.

 

 

Molitor

Drei MM-Auslesen

 

 

Die Lage Ürziger Würzgarten schauten wir uns später mit der Gruppe noch genauer an, am Würzgarten bricht rote Erde aus dem Wittlicher Tal an der Mosel hervor. Das gibt es an der Mosel wohl nur zwei Mal. Die feinherbe Riesling Auslese** 2013 von Markus Molitor erscheint goldgelb und füllig, ist aber in Nase und Mund extrem schlank, fein und elegant. Würzige Kräuternoten, Pfirsich und nasser Stein, wunderbar süffig und ausgependelt, langanhaltender würziger Abgang, schöne Überraschung und ein ganz eigenständiger Wein.

 

 

Ürzig

Ürziger Würzgarten

 

 

Die ebenfalls goldgelbe Riesling Auslese** 2013 aus dem Erdener Treppchen deutlich süßer und fülliger, mit erst versteckter, dann aber sehr angriffslustiger Säure ausgestattet. Ein wirklich toller Wein, hoch bewertet, aber ich habe aus der Flasche an mehreren Tagen nachprobiert, Käse dazu gegessen, die Säure blieb krass, für mich in dem kein Zustand kein Genuss. Hier hilft nur eine sehr lange Lagerung im Weinkeller, um die Komponenten im Wein weiter zu harmonisieren.

 

 

Erden

Erdener Treppchen

 

 

Sehr schön die Riesling Auslese** 2012 Saarburger Rausch, etwas blassere goldgelbe Farbe, fantastische Nase nach Pfirsich, Mandarine, Kräuter und Tee, im Mund opulente süße Frucht, die von der Säure in Schach gehalten wird, dadurch schlank und elegant wirkend.  Der Abgang lang und trotz Süße ein Sieg für die rassige Säure, die mit vermischter Würzigkeit die Oberhand behält. Finde den Wein sehr gelungen, unbedingt noch Jahre weglegen und lagern, die Säure ist zur Zeit auch hier nichts für schwache Nerven.

 

 

Saarburg

Saarburger Rausch

 

 

Auf dem Rückweg stieg dann ein Hüne (über 2 Meter groß!) mit seinem kleinen Sohn direkt aus den Weinbergen kommend in den Bus zu. Martin Kerpen (Weingut Kerpen) war an Bord und wir besuchten mit ihm seine wunderschöne Jugendstil-Villa in Wehlen, in der der Sohn erst mal eine Hausführung mit uns machte und dabei zu großer Form auflief. Martin Kerpen besitzt ca. 8 Hektar auf der anderen Moselseite, darunter Besitz an der weltberühmten Wehlener Sonnenuhr. Er ist auch Vorsitzender vom Bernkasteler Ring, der ältesten Weinversteigerungs-Winzergemeinschaft (Gründungsdatum 29. April 1899) mit aktuell 35 Mitgliedern (u.a. auch Weingut Markus Molitor).

 

 

Wehlen

Wehlener Sonnenuhr

 

 

Die hellgelbe Riesling Spätlese 2020 Wehlener Sonnenuhr mit erdig-mineralischen Tönen und Apfel in der Nase, im Mund etwas Fruchtsüße in Verbindung mit Zitrusnoten, Pfirsich und einer lebhaften Säure, die zur Zeit noch dominant im Abgang ist. Schöner Wein, aber unbedingt noch lagern.

Die Auslese** 2017 aus dem Bernkasteler Bratenhöfchen fließt dicht goldgelb ins Glas, hat ein tolles Bukett nach Pfirsichen, Aprikosen und Honig, im Mund wunderbare Fruchtsüße und deutliche Säure, im Mund wechseln sich Eindrücke von Honig und Grapefruit ab, Säure behält beim langen Abgang noch die Überhand, wunderbarer Wein aber er gehört noch Jahre in den Keller.

 

 

Wehlen

Zwei schöne frische und fruchtsüße Rieslinge vom Weingut Kerpen.

 

 

Weiter ging es zur Ruwer, wo uns Dr. Carl-Ferdinand von Schubert etwas verspätet und in Eile sportlich aus seinem Jeep begrüßte und bei der Vollbremsung kleine weiße Steinchen über den Hof fliegen ließ. Das Anwesen ist eine wunderschöne eigene Welt und besitzt mit Abtsberg, Herrenberg und Bruderberg drei unterschiedliche Terroirs, die sich in Mikroklima, Bodenbeschaffenheit und Hangneigung deutlich unterscheiden. In guten Jahren kann hier großartiges entstehen. Auch die Kellerwelt absolut sehenswert. Ein großer Klassiker am Flüsschen Ruwer, das etwa 2 km später in die Mosel fließt. Auch hier war ich gespannt, wie neuere Jahrgänge schmecken würden.

 

 

Ruwer

Riesling Maximin Grünhaus

 

 

Die 2017er Riesling Spätlese „Abtsberg“ ein Favorit von mir, blasses Gelb, in der Nase Apfel, Zitrusfrüchte, Pfirsich, im Mund sehr feinfruchtig, ganz leichte Honignote, unterlegt mit feiner Säure, langer Abgang mit Mineraltönen. Wunderbar leicht und frisch, trotzdem mit Tiefe, toller Wein!

Die 2018er Auslese Nr. 89 aus dem Abtsberg ging mir dagegen zu sehr in die Karamell-Richtung, das entspricht einfach nicht meinem Geschmack. Wer möchte, kann sich gerne die Superlativ-Beschreibung bei einem bekannten Bremer Weinhändler durchlesen, 98 von 100 Punkten, was hilft das alles?, habe verblüfft festgestellt, dass bei der über eine DIN A4-Seite gehenden Bewertung nicht einmal das Wort Karamell fällt, dafür „die in feinem Honig kandierte Zitrusfrucht“ oder „feines Salz und Schieferwürze“. Ich hätte es lieber knapper und deutlicher, wie schon geschrieben, nicht mein Wein. Aber probiert selbst!

 

 

Saarburg

Menüfolge mit den damals verkosteten Weinen

 

 

Auf der Weiterfahrt zu einem Restaurant an der Saar (Hotel-Villa Keller) dann die Nachricht, dass irgendein weiteres Weingut abgesagt hätte, wir nun dafür aber das Weingut Egon Müller – Scharzhof besuchen würden. Ich konnte mein Glück kaum fassen, denn ich wusste schon damals, dass Egon Müller sensationelle rest- und edelsüsse Rieslinge produziert, die auf den VDP-Versteigerungen Rekordpreise erzielten. Das Vergnügen war aber nur von kurzer Dauer, weil wir den Bus nicht verlassen durften und nur einen Blick auf das schöne Weingut mit der dahinterliegenden Toplage Scharzhofberg werfen konnten. Das wirkte alles sehr aristokratisch und versnobt, es ist allerdings auch nur die eine Seite des Scharzhofs. Später im Restaurant tauchte Egon Müller dann nämlich plötzlich auf und präsentierte fantastische Prädikatsweine (Spätlesen und Auslesen) zum Menu.

 

 

Scharzhofberg

Berühmte Auslese aus dem Scharzhofberg von Egon Müller!

 

 

Die blassgelbe 2018er Riesling Auslese Scharzhofberger vom Weingut Egon Müller duftet nach Apfel und Pfirsich, im Mund dann deutliche Süße exotischer Früchte, fein unterlegte Säure und eine Mineralspur, schön langer Abgang mit deutlicher Süße. Finde die Auslese schon gelungen, hätte aber bei dem exorbitanten Preis mehr Finesse, Spiel und Zug erwartet.

 

Am nächsten Morgen wirkte die Gruppe beim Frühstück doch etwas angeschlagen und gerädert, es war wirklich ein extremer Vortag gewesen und Reiseleiter Götz Drewitz versprach, die Besuche auf Weingütern etwas einzuschränken. Dafür sollte es einen Besuch in Bernkastel-Kues und Besichtigungen weiterer interessanter Lagen geben. Gestartet wurde aber mit einem Besuch im Nachbarort von Mülheim, Brauneberg wurde angefahren und es ging zu Fuß über asphaltierte Wirtschaftswege in Richtung Brauneberger Juffer. Dort standen plötzlich Verkostungstische an einem aussichtsreichen Platz und es gab die ersten Weine vom Weingut Fritz Haag zu verkosten . Der freundliche Besitzer Wilhelm Haag beantwortete geduldig alle Fragen, Sohn Thomas Haag hatte als ehemaliger Kellermeister und Betriebsleiter von Schloss Lieser 1997 den Betrieb tatsächlich erwerben können und war mit gewaltiger Aufbauarbeit beschäftigt, Sohn Oliver sollte dagegen zukünftig in den elterlichen Betrieb einsteigen. Auch meine Frage, warum denn das Weingut den Zusatz Dusemonder Hof trüge, wurde beantwortet: Dusemond war der alte Ortsname von Brauneberg und wies schon damals auf die fantastischen Bedingungen der Weinberge hin: lateinisch mons dulcis, süßer Berg! Das Weingut ist berühmt für seine Konstanz, hier finden sich vom Guts-Riesling bis zu den Weinen aus den VDP.Grosse Lagen überdurchschnittlich viele Treffer. Wilhelm Haag ist dieses Jahr (2021) leider mit 83 Jahren verstorben.

 

 

Brauneberg

Zwei feine Kracher aus zwei großen Brauneberger Lagen.

 

 

Spannende Riesling Spätlese 2018 aus der VDP. Grosse Lage (Brauneberger) Juffer, hellgelb, geheimnisvolle Nase mit steinigen Noten, Grapefruit und etwas Blüten, im Mund schon wunderbar ausgewogen, fein und frisch, Süße und Säure haben angefangen sich zu verbinden, sehr elegant, im Abgang tauchen leichte Karamellnoten auf, die immer wieder versuchen, gegen die zitrischen Noten anzukämpfen, auch mineralische Töne, unbedingt noch lagern, ein schöner Schatz!

 

Eine wunderschöne Riesling Auslese 2019 aus der VDP.Grosse Lage (Brauneberger) Juffer Sonnenuhr: strahlendes Gelb, in der Nase Birne, exotische Früchte und ein Hauch Mineralik, im Mund ein unglaublich feines Süß–Säure-Spiel,  schon recht harmonisch, sehr schmelzig und süffig, wunderbar frische und schlanke Auslese, im Abgang treffen Grapefruit, Honig und etwas Würze aufeinander, macht schon großen Spaß und bietet großes Potential für die Zukunft. Nicht nur eine große Lage, sondern auch eine große Empfehlung, Oliver Haag ist ein würdiger Nachfolger und ein weiterer Topwinzer in der Familie Haag!

 

 

Weinspruch

Der Winzer ist ein großer Faktor!

 

 

Dann ein unvergesslicher Moment der Reise, Götz Drewitz wollte den Besuch des nächsten Weingutes ankündigen, doch der ganze Bus rief „Pause“ und „Feierabend“, so ging es ins benachbarte Städtchen Bernkastel-Kues und ich konnte einen Teilnehmer dort glücklich machen, der unbedingt seiner Mutter den berühmten Wein Bernkastler Doctor mitbringen wollte und bisher noch nicht fündig wurde. Im Weinkeller des Cusanus-Stiftes dann ein Treffer, ich staunte wieder über die breite Auswahl an Moselweinen in den Gewölben.

 

 

Bernkastel-Kues

Bernkasteler Graben, hinter dem Weinbergshäuschen beginnt der Doktor!

 

 

Die Reise war kein Kindergeburtstag und nach einer steilen Klettertour im Ürziger Würzgarten ging es weiter Richtung Leiwen, wir sollten da jemand abholen und mit zu unserem Abschiedsessen ins Restaurant unseres Hotels nehmen. Bei unserer Ankunft stand dieser Jemand allerdings noch in voller Arbeitsmontur in seinem Weingutskeller und pumpte mal schnell eben was für einen Winzerkollegen um,  der sympathische Tausendsassa Heinz Schmitt in Aktion, einer der Mitbegründer der Leiwener Jungwinzer. Dieses Bild werde ich nie vergessen, genau so wenig wie die Nachricht im schwarzen Moseljahr 2010, dass die Winzer Ulrich Franzen und Heinz Schmitt beide kurz hintereinander in Mosel-Steillagen mit Fahrzeugen tödlich verunglückt sind. Da zeigte die liebliche Mosella mal ein ganz anderes Gesicht, Respekt für alle Steillagen-Winzer, die sich bei aller schweren Arbeit täglich auch einem lebensgefährlichen Risiko aussetzen. Seit diesen schockierenden Nachrichten sehe ich auch noch mal die Flachland-Winzer mit ihren Vollerntern mit ganz anderen Augen. Silvi, die Frau von Heinz Schmitt, konnte mit Hilfe des treuen Kellermeisters Erich Clüsserath und anderer Winzerkollegen das Weingut solange weiterführen, bis Sohn Carlo in den Betrieb einsteigen konnte.

 

 

Leiwen

Alte Schätze und die Zukunft: Weingut Carlo Schmitt.

 

 

Back to the roots, fast 85 Jahre alte Riesling-Rebstöcke im Neumagener Rosengarten bilden nun die spektakuläre Basis für das neu aufgestellte Weingut Carlo Schmitt, viele zugepachtete Flächen in Top-Lagen der alten Mosel-Weinkarte wurden abgegeben, die Rebfläche sank von 22 auf 2 Hektar. Die Fläche im Rosengarten konnte noch von Heinz Schmitt selbst erworben werden, Carlo fühlt sich diesen alten Rebzeilen besonders verbunden. Irgendwo in der Nähe thront der Uhu. Die 2018er Auslese hat mir sehr gut gefallen, helles Gelb, in der Nase Birne, erdige Noten und Kräuterwürze, im Mund ein Hauch Karamell, zurückhaltende Süße und frische Säure, schönes Spiel, schmelziger Abgang.

Spektakuläre 2007er Beerenauslese aus dem Schweicher Annaberg, honiggelbe Farbe, intensiver Duft nach exotischen Früchten, Honig und Kräutern, im Mund überraschend fein, Mandarine, Honig und Würze, wunderschön unterlegt mit Säure, langer Nachhall, absolut begeisternder Süßwein!

Der 1998er Eiswein aus dem Leiwener Klostergarten mit unfassbarer Farbe, intensives bernsteinfarben mit orangenen und bräunlichen Reflexen, in der Nase Orangenzesten, Kräuterwürze und Mineralik, im Mund durch immer noch quicklebendige Säure überraschend schlank, Mandarine, Kräuter und im Hintergrund auftauchende Süße, sehr elegant und zurückhaltend, auch im Abgang sehr frisch und säurebetont, eine ganz eigene Erfahrung.

 

 

 

Mülheim

Letzter Abend im Ballsaal Weinromantikhotel Richtershof

 

 

Das große Finale im Restaurant „Ballsaal“ des Hotels Richtershof mit Reiseleiter Götz Drewitz, der netten Weingruppe und vielen Winzern wie Wilhelm Haag, Martin Kerpen, Heinz Schmitt und Überraschungsgast Thomas Haag von Schloss Lieser, es wurde noch mal ganz groß aufgetischt und ausgeschenkt.

 

 

Lieser

Sensationeller Kellerfund!

 

 

Obwohl die Moselreise nun schon so lange her ist, spuken mir immer noch viele Bilder im Kopf herum, vieles habe ich echt nicht vergessen, ein großartiger Impuls für meine Weinleidenschaft, zum Abschluss noch ein sensationeller Kellerfund: eine Riesling Auslese 2011 Lange Goldkapsel Niederberger Helden vom damaligen Überraschungsgast Thomas Haag von Schloss Lieser. Goldener Nektar, zähflüssig, wunderschöne Nase mit Aromen nach Honig, Orangenzesten, Pfirsich. Melone und Ananas, im Mund wunderbar füllig und dicht, Honig, Rosinen, Mandarine, grandioses Süß-Säure-Spiel, Mineraltöne, extrem langer Abgang, ganz großer Wein, ich hätte blind eine Beerenauslese vermutet, fantastisch!

 

Und noch letzte Gedanken zu den frucht- und edelsüßen Rieslingen von der Mosel. Hier ist nicht die Süße das Problem, die Säure des Rieslings ist manchmal zu heftig, hier hilft dann nur lange Lagerzeit. Habe schon selbst sehr oft erlebt, dass diese wunderbaren Weine in Weinläden in Deutschland von Verkäufern wie Sauerbier angeboten werden („Vorsicht, der ist aber lieblich!“). Durch den dauernden und hirnrissigen Verweis auf einen weit zurückliegenden Weinskandal (mit dem 99% aller Weingüter in Deutschland nichts zu tun hatten) diskreditiert man die aufregendsten und stärksten Weine und sorgt dafür, dass das Ausland dankend zum Zuge kommt. Vielleicht wissen nächste Weintrinker-Generationen diese Weine wieder mehr zu schätzen.

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Zwei Wochen Urlaub in Kappeln an der Schlei, da war für den Weinschank nichts dabei (oder?)…

 

 

Kappeln

Das war Urlaub pur: exotische Getränke und Sitzmöbel!

 

 

Nach den besonders ausufernden Proben für die letzten beiden blog-Beiträge hatte ich mir fest vorgenommen, im Urlaub mal etwas kürzer zu treten und das Thema Wein in den Hintergrund zu schieben. Da kam es mir ganz gelegen, dass das eigentliche Urlaubsziel (Amalfi-Küste in Kampanien, Süditalien) in den Corona-Wirren durch Kappeln an der Schlei in Schleswig-Holstein ersetzt wurde. Eine erste Recherche auf den Weinkarten der Restaurants vor Ort ließ mich dabei sehr zuversichtlich werden, Kappeln an der Schlei?, da ist für den Weinschank doch nichts dabei! Etwas Sorge machten mir dagegen auf der Hinfahrt die drei Übernachtungen in einem Hotel in Hamburg in der Nähe vom Isemarkt in Harvestehude, in den Altbau-Vierteln wimmelte es nur so von Weinläden, Weinbars und Restaurants mit guten Weinkarten, da war totale Selbstdisziplin angesagt! Am ersten Abend gab es ein familiäres Treffen in der „Ufer Restaurant Weinbar“ am Isebekkanal und ich musste eine erste Ausnahme machen, ein alter Bekannter aus dem blog als brandneuer Jahrgang 2020 war zu haben, der Auxerrois (Rebsorte) vom Weingut Klumpp aus dem Kraichgau (Baden), da konnte ich nicht widerstehen.

 

 

Auxerrois

Auxerrois 2020, Weingut Klumpp, Kraichgau, Baden

 

 

Gute Wahl, kam bei meinen beiden Spezis gleichmäßig gut an, was ja schon mal das Wichtigste ist. Strahlende gelbe Farbe, Bläschenbildung im Glas. In der Nase Aprikose und Kräuter, am Gaumen schön fruchtig, feine und milde Säure, sehr frisch und schmelzig, im Abgang eine mineralische Würze. Sehr guter und süffiger Wein, der richtig Spaß machte und perfekt den Urlaub einläutete. Solche Weine wie der 2020er hier von Klumpp schaffen es vielleicht sogar, den Kraichgau zur Auxerrois-Spezialregion in Deutschland zu machen, ich drücke die Daumen!

 

 

Alster

Lautloser Gleiter: der Ü70 Vierer mit Steuermann!

 

 

In den Altbauvierteln rund um die Außenalster, Kanälen und an der Alster selber ist es herrlich, man staunt über die Gebäude, die Gastronomie am Wasser und das Licht, was für eine Lebensqualität in Hamburg! Kaum hat man das für sich positiv abgespeichert, liest man in der Zeitung, dass die Anwohner vom Lärm auf dem Wasser in der Nacht im Sommer schlaflos bleiben, verrückt werden und ultrastrenge Regeln fordern, wer überhaupt noch die verzweigte Wasserlandschaft betreten bzw. befahren darf.    Wir waren natürlich völlig unschuldig und zu  dritt am nächsten Tag auf Fahrradtour an der Alster entlang Richtung Quelle unterwegs, tolle Tour zum Entspannen und alles viel weiter als gedacht, wir schafften es statt zur Quelle nur bis zum Gasthaus Quellenhof im NSG Rodenbeker Quellental (immerhin auch eine Quelle!), dann  ging es nach Stärkung mit Tempo zurück, unser family-guide kannte zum Glück den Weg durch die Innen(Alster)-Stadt, immer cool, wenn Großstädte in die Fahrradweg-Infrastruktur investieren. Aber liegt Hamburg wirklich an der Alster? Ja, auch, aber es war Zeit für die Elbe und es ging am nächsten Tag auf die Süllberg-Terrassen in Blankenese, tolle Aussicht, tolles Essen und dazu ein toller Chenin Blanc aus Südafrika.

 

 

Blankenese

Ausblick Süllberg-Terrassen auf die Elbe in Blankenese

 

 

Blankenese

Gutes Team: Chenin Blanc 2020 von Beaumont aus Südafrika und leckerer Fisch.

 

 

Bot River

Chenin Blanc 2020, Beaumont Family Wines, Bot River, Walker Bay

 

 

Ein 2020er Chenin Blanc vom Weingut Beaumont Family Wines aus dem  Küsten-District Walker Bay (975 Hektar) und der Unterregion Bot River. Hier denkt man sofort an frische Meeresbrise und Cool-Climate-Weine. Blassgelbe Farbe, in der Nase reife Birne und Honigmelone, im Mund dann sehr schlank und frische Säure, Ananas und Limette, im Hintergrund eine ganz leichte herbe Note und auch mineralische Eindrücke. Bei aller Jugendlichkeit schon sehr gut trinkbar, toller Essensbegleiter zum Fisch, hat mir sehr gut gefallen.

1994 verließen die Eltern Jayne und Raoul Beaumont die lokale Kooperative und füllten eigene Weine ab, Sohn Sebastian hat sich mittlerweile einen sehr guten Ruf für außergewöhnliche Chenin blancs erarbeitet. Das Motto „Elegance Over Power“ trifft beim probierten Wein voll zu.

Wunderbarer Zufallstreffer, ein großes Lob auch an das Restaurant unter Leitung vom Sterne-Koch Karl-Heinz Hauser, hier wird sich nicht auf die tolle location verlassen, sondern man setzt voll auf Qualität! Aber von diesen Wein-Zufällen wollte ich ja unabhängig sein und hatte deshalb sechs Flaschen von zuhause mit in den Urlaub genommen.

 

 

Kappeln

Fischräucherei Föh seit 1911

 

 

Und dann Ankunft in Kappeln an der Schlei, Ferienwohnung in einem kleinen Haus direkt neben der traditionsreichen Fischräucherei Föh mit den berühmten Fischbrötchen (gingen weg wie die Leberkäs-Brötchen von Max Liebold in Bamberg!). Was mich an der schönen und gemütlichen Wohnung im Häuschen besonders begeisterte, war das kleine eingebaute Flaschenregal, das ich schnell mit meinen mitgebrachten Flaschen auffüllte, ich wollte mich ja im Urlaub nur auf eine klitzekleine Themenweinprobe beschränken und hatte sogar dazu noch zwei Weine in  Hamburger Weinläden gefunden.

 

 

Kappeln

Sollte in keiner FW fehlen, ein fest eingebautes Weinregal!

 

 

Bevor es an die Probe ging, stellte sich nach einer Niete beim zweiten Restaurantbesuch in Kappeln auch noch ein Treffer ein. Völlig unerwartet tauchte ein hochklassiger Silvaner 2019 Frickenhäuser Kapellenberg VDP.Erste Lage auf der Weinkarte auf, VDP-Weingut Bickel-Stumpf aus Frickenhausen am Main. Den hatte ich überhaupt nicht auf dem Schirm und ich musste ihn unbedingt probieren, das sind immer die schönsten und unvergesslichsten Momente: blassgoldene Farbe, in der Nase betörender Birnenduft, etwas Honig und Graphitnoten, im Mund Grapefruit- und Apfelaromen, frische Säure, cremig und schmelzig, toller Trinkzug, dazu eine ganz feine herbe Note, im Abgang dann mineralisch-würzig, dazu ein superfeines Dorschfilet, ich saß da wie ein Gorilla im Nebel!, was für ein Wein (reiht sich mühelos in die Gruppe meiner Silvaner-Siegerschankweine ein (Suchfunktion benutzen!)) und auch tolles Essen im Pierspeicher in Kappeln, hätte ich doch vorher besser mal den Mund gehalten, toller Abend in Kappeln an der Schlei!

 

 

Frickenhausen

Silvaner 2019, VDP.Erste Lage Kapellenberg, Weingut Bickel-Stumpf, Frickenhausen am Main, Franken

 

 

Und nach langer Einführung nun endlich die Auflösung, ich wollte meine gesammelten Chablis-Bestände im Urlaub testen. Chablis gehört weintechnisch zum Burgund, ist aber nicht mit der restlichen Region verbunden und man spricht daher von einer Satelliten-Appellation. Als einer dieser Kimmeridge-Boden hotspots, die in Frankreich an verschiedenen Stellen an die Oberfläche treten (Loire, Chablis, Champagne), ist das Chablis berühmt für seine feinen, mineralischen Chardonnays. Eine über Jahrzehnte bewährte Chablis-Qualitätspyramide mit vier Appellationen (Petit Chablis AOC, Chablis AOC, Chablis Premier Cru AOC und Chablis Grand Cru AOC) sorgt für den Qualitätsrahmen, die Weine genießen weltweit einen hervorragenden Ruf. Besonders die Grand Cru-Lagen, die weiß rund um das gleichnamige Dorf Chablis durch die grünen Rebzeilen leuchten, sind teilweise unbezahlbar geworden und tauchen in dieser Probe nicht auf. Ich war trotzdem auf die Probe gespannt!, was sollte da eigentlich schief gehen?

 

 

Chablis

Mittelalter,  Chablis Jahrgänge 2015/2016!

 

 

Eine ganze Menge, bei den aufgerufenen Preisen sind Weinfehler besonders ärgerlich und traurig! Auf jeden Fall der Chablis 2015 Premier Cru Fourchaume von Gerard Trembly mit heftiger Salmiaknote und der Chablis 2015 Vent d’Ange von der Domaine Pattes Loup mit laktischen (Milch-) Noten, sehr schade, vielleicht hat ja schon mal jemand diese Weine (Jahrgang 2015!) probiert und kann für Rehabilitation sorgen, dann gerne einen Kommentar schreiben! Was für ein Albtraum-Start in die Probe, jetzt sollte aber etwas von den beiden restlichen Chablis kommen!

 

 

Chablis

Chablis 2015 Premier Cru Les Vaudevey, Domaine Julien Brocard

 

 

Und es kam was: goldgelbe Farbe, in der Nase deutliche Vanille- und Karamelltöne, benötigte viel Luft, um unter der betörenden Vanilleschicht weitere komplexe Duftaromen freizusetzen,  später dann auch Apfel, florale Töne und Mineralien, im Mund sehr wuchtig und voll, buttrig, klar erkennbarer angeholzter Chardonnay aus dem Burgund mit einem würzigen Abgang. Kann man so machen, muss man aber nicht! Die Frage ist, ob man ein einzigartiges Terroir mit besonderen Lagen wie z.B. auch „Les Vaudevey“ mit starkem Holzeinsatz bearbeiten sollte. Holz frisst Säure und macht den Chardonnay so herrlich fett und schmelzig, die Liebhaber solcher Weine werden jubeln,  aber die Gefahr ist immer, dass die eigentlichen feinen Nuancen und besonderen Aromen durch die Bearbeitung übertüncht werden und nicht mehr wahrnehmbar sind. Hier wollte man für mich zu viel, ich verstehe schon, dass man sich bei dem Namen „Chablis Premier Cru“ und der damit verbundenen Preisstruktur im Zugzwang sieht, aber diese Art verbinde ich nicht mit dem Namen Chablis und bevorzuge sie auch nicht. Aber wie seht Ihr das?

 

 

Chablis

Chablis 2016, Les Grands Terroirs, Samuel Billaud,

 

 

Und auch bei der nächsten Flache großes Rätselraten, der Chablis zwar trinkbar, aber völlig ohne Charme und irgendwie ausgezehrt. Nicht, dass wir uns missverstehen, die Primärfrucht verschwindet im Laufe der Jahre, was völlig normal ist, aber statt stärker durchkommender Sekundär- und Tertiäraromen, verharrt der Wein in einem spröden und belanglosen Zustand. Ist das Trinkfenster geschlossen (wie ein geschätzter Instagram-Kollege es immer beschreibt)? Oder vielleicht doch ein Weinfehler? Kann man etwas ableiten, dass mich keiner der Chablis aus den Jahrgängen 2015/2016 überzeugen konnte? Sehr schwierig bei Einzelflaschen-Verkostung, da bin ich alleine überfordert, auch noch in Schockstarre und sehr vorsichtig, da muss zusätzliche Expertise her, erwarte hoffentlich hier oder bei Instagram Kommentare, die vielleicht ein wenig Licht ins Dunkel bringen.

 

 

Wagram

Grüner Veltliner 2017, Ried Fumberg, Weingut Soellner, Gösing, Wagram, Austria

 

 

Trübe Gedanken wurden gleich beim nächsten Restaurantbesuch in der benachbarten, winzigen und sehr schönen Stadt Arnis an der Schlei weggeblasen: großartiges Essen auf der Außenterrasse des Restaurants Specht und interessante und mutige Weinkarte mit auch gereiften Weinen. Der Grüne Veltliner 2017 Ried Fumberg vom Weingut Soellner am Wagram hat mich sofort eingenommen und begeistert, schöner Duft von Apfel, Birne, Blüten und etwas Pfeffer, im Mund überraschend voll und kräftig, aber mit schönem Schmelz, süffiger Struktur und einem würzig mineralischen Abgang! Habe mich zuhause auf die Suche gemacht und den 2017er nicht bekommen, aber dafür den 2019er gefunden und bin ebenfalls begeistert! Ich liebe das Reisen, wenn es solche Weintreffer gibt, bin auf weitere Weine vom Weinmacher Toni Soellner gespannt, auch noch alles Bio, der Weinschank zollt schon Dank! Restaurant und Weingut unbedingt probierenswert!

Leider gab es auch ein paar gastronomische Unstimmigkeiten und Enttäuschungen im Urlaub, eigentlich hatte ich das ja erwartet, aber es blieben zum Glück nur Ausnahmen: ob man z.B. in einem sonst sehr guten Fisch-Restaurant einen Mosel-Riesling Kabinett (zugegebenermaßen sehr gut, ab Weingut 8 Euro) für 36 Euro verkaufen muss, ist eine rhetorische Frage! Der Wein überzeugte trotzdem mit schönen Pfirsich-Aromen, einer schönen Säure und einem langen würzigen Abgang. Toller Begleiter zum Fisch!

 

 

Kinheim

Riesling Kabinett feinherb Alte Reben 2018, Weingut Ames, Kinheim, Mosel

 

 

Auch der Weinhandel vor Ort glänzte nicht unbedingt, der Rose-Champagner war ungenießbar und der Barolo 2011 Riserva (stilvoll im Strandkorb probiert!) sehr gewöhnlich. Dafür gab es auf dem Markt in Kappeln feine griechische Spezialitäten und in Arnis besonderen Gin.

 

 

Bürgstadt

Spätburgunder Tradition 2019, Weingut Fürst, Bürgstadt, Franken

 

 

Und der Spätburgunder Tradition (mittlerweile Jahrgang 2019) vom Weingut Fürst aus Bürgstadt (in einem Weinladen in Hamburg erworben!) enttäuscht scheinbar nie, 2017, 2018 und nun eben auch 2019 spitze: sehr helles, transparentes Rot, in der Nase rote Beeren, etwas Kirsche und Rauch, im Mund Sauerkirsche, wirkt leicht und kühl, feine Herbe, sanfte Tannine, noch etwas zu jugendliche, ungezügelte Säure, schöne Länge mit einem würzig-pfeffrigen Abgang, wieder super gemacht und tolles PLV, Glückwunsch zu solchen „Basisweinen“, die Visitenkarte und das Eingangstor in die faszinierende Burgunderwelt des Weingutes Fürst!

 

 

Chablis

Junges Gemüse: Chablis-Jahrgänge 2018 und 2019!

 

 

Und nun noch die jugendlichen Chablis-Jahrgänge, der erste Wein sofort mein großer Favorit, Chablis 2018 von Billaud-Simon: blassgelbe Farbe und beim Geruch und Geschmack ein Wechselspiel zwischen Zitrusnoten und Mineralität, dazu sehr schmelzig und frisch, gut integrierte, nicht zu heftige Säure und lang im Abgang. So stelle ich mir einen idealtypischen Chablis vor, ruht in sich selbst und ist schon jugendlich sehr gut zu genießen und ein guter Essensbegleiter. Top!

Das Weingut Billaud-Simon ist ein großer Klassiker im Chablis mit wertvollen Lagenbesitz (mit jeweils vier Grand Cru- und Premier Cru-Lagen). Bei aller Tradition ist man aber mit der Zeit gegangen, der neue Kellerbau 1991 eröffnete noch mal neue Möglichkeiten und  der Erfolg und klassische Stil von Bernard Billaud und seinem Neffen Samuel gipfelte 2014 im Verkauf des Weingutes an die Domaine Faiveley. Hier hat man frühzeitig versichert, den Stil des Hauses konsequent weiterzuführen,

 

 

Chablis

Chablis 2018, Domaine Billaud-Simon

 

 

Nach einer Niete dann der Premier Cru Fourchaume 2018 von der Genossenschaft La Chablisienne. Zum Glück war nur das Gewicht der Flasche übertrieben, der Inhalt sehr frisch und fein, in der Nase Zitrus, Apfel und florale Noten, benötigt Luft und entwickelt dann im Mund neben Frucht und Honigtönen seine mineralische Rallye bei dezenter Säure, hocheleganter Wein mit schöner Länge, wunderbar! Auch gerne als Essensbegleiter!

Hochgelobte Genossenschaft (Gründungsjahr 1921), soll schon mit dem Basiswein Petit Chablis regelmäßig überzeugen und einen ebenfalls schlanken und mineralischen Stil pflegen. Der PC Fourchaume 2018 bestätigt meiner Meinung nach die Vorschußlorbeeren. Unbedingt die Augen nach Weinen von La Chablisienne offen halten.

 

 

Chablis

Ins Netz gegangen: Chablis 2018 Premier Cru Fourchaume von La Chablisienne

 

 

Zum Abschluss noch ein mustergültiger Vertreter für alle Liebhaber des sehr mineralischen Chablis-Stils oder die, die Mineralität im Wein leugnen: in der Nase noch Zitrusnoten, Apfel, Pfirsich und Kräuter vorherrschend, gibt es im Mund eine kreidig-kalkige Explosion, dabei verblüffend gut ausbalancierte Säure und mit gutem Körper ausgestattet, langer Abgang, straff, elegant und mineralisch, wunderschöner Wein, unbedingt mit Meeresfrüchten oder Fisch testen, super!

Die Domaine Alain Gautheron gehört zum Verband der unabhängigen, französischen Winzer und ist einer dieser relativ unbekannten Stars. Aufhalten kann diese Winzer nur der Klimawandel, immer früherer Austrieb der Reben verbunden mit Wetterextremen (z.B. Frost und Hagel) haben 2021 für heftige Ernteausfälle gesorgt. Leugner des Klimawandels sollten mal die immer stärker auftretenden Probleme des Weinbaus beobachten, hier zeigt sich die verhängnisvolle Entwicklung schon ganz deutlich. Auch die Flut-Katastrophe an der Ahr gehört leider in diese Reihe.

 

 

Chablis

Chablis 2019 Premier Cru l’Homme Mort, Domaine Gautheron

 

 

Am Abschiedsabend ging es noch mal ins Lieblingsrestaurant unseres Urlaubes, Speisewirtschaft Specht in Arnis, und ich riskierte mal einen gereiften Sauvignon blanc 2014 vom Weingut Weedenborn: meine Freundin war sofort raus und bestellte sich sofort ein Glas Riesling nach, ich muss sagen, das sind mir die liebsten Weine, so ganz für mich allein: blassgelbe Farbe mit grünlichen Reflexen, in der Nase nur ein Hauch von Gras und Stachelbeere, im Mund sehr trocken und karg, aber noch deutlich lebendig und von Mineralität geprägt, voller Abgang, noch etwas Säure, schöner Essensbegleiter, erinnerte mich stark an einen mineralischen Sancerre, mochte ich sehr!

 

 

Monzernheim

Sauvignon blanc 2014, Terra Rossa, Westhofen, Weingut Weedenborn, Monzernheim, Rheinhessen

 

Fazit: endlich spielte der Wein im Urlaub mal nicht die Hauptrolle!

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