Von Rust ging es auch einmal mit dem Bus nach Eisenstadt, in die schöne Hauptstadt des Burgenlandes. Dort gibt es für Weintrinker direkt gegenüber des Esterhazy-Schlosses ein Eldorado, die großartige Vinothek Burgenland in den alten historischen Stallungen, eine unglaublich große Auswahl an burgenländischen Weinen und die Möglichkeit, verschiedene flights (jeweils drei Weine) zu einem Thema zu verkosten. Als ich dann auch noch bemerkte, dass etwas zum Thema Orange-Wein angeboten wurde, war ich nicht mehr zu halten:
Auch in Österreich ist Orange-Wein ein großes Thema, Weißweine werden wie Rotweine hergestellt, die Weißweinbeeren werden mit den Schalen vergoren und erhalten dadurch Tannine und Farbstoffe, die zu einer goldgelben bis sogar orangenen oder rötlichen Farbe führen können. Die Weine haben überall für Furore oder auch zu totaler Ablehnung geführt, die Stilistik der Winzer ist überall extrem unterschiedlich, hier wird richtig experimentiert, ich war so sehr gespannt:
Beim Wein gibt es immer wieder große Überraschungen, ich bin normal für jedes Probierexperiment zu haben und auch robust, aber hier war ich mir dann doch sehr schnell sicher: was für ein Reinfall!, alles schmeckte durch die Bank sehr unangenehm und einfach, dazu dann auch noch teuer, der trübe Wein in der Bildmitte schmeckte wie der berüchtigte Sturm in Österrreich und hatte auch ähnliche Wirkung, immerhin war wenigstens der Zufluchtsort dann wieder mit klassischen Weinflaschen aus Österreich ausgestattet:
Auch die in der Vinothek erworbene Flasche Orange-Wein, die uns von einer sehr netten Mitarbeiterin im tollen Restaurant Bittermann in Göttlesbrunn, Carnuntum, empfohlen wurde, machte schnell Lärm im Gedärm, dazu auch wieder so hochpreisig, ich war wirklich bedient und auch total desillusioniert, weil der Erzeuger eigentlich zu meinen Lieblings-Pannobile-Winzern gehörte (anderes Thema, große Pannobile-Probe später hier im blog!).
Zwei Tage später und zurück in Rust besuchten wir den sehr schönen Buschenschank Peter Schandl und neben supertollen Gerichten (!!!) sah ich einen Orange-Wein auf der Karte, meine Freundin weigerte sich nach den letzten Erfahrungen und bestellte eine 2012er Pinot Gris Auslese, aber ich riskierte einen letzten Versuch, weil mir das Weingut schon bei den letzten Besuchen in Rust immer so positiv aufgefallen war, damals blieb ich allerdings beim Pinot Noir hängen:
Beide Weine wunderbar und nur der rechte, rötlich schimmernde Wein ist ein Orange-Wein, Rebsorte Traminer! Und was für einer: ein Wein, mit dem man sich beschäftigen muss und kann, irgendwie schwer einzuordnen, geheimnisvoll und herausfordernd, aber trotzdem ein angenehm zu trinkender Wein (Jahrgang 2017), so muss das Thema interpretiert werden, man muss ein zweites Glas bestellen und trinken wollen. Man staunt über florale Düfte (Rosen, Veilchen), Würzigkeit und richtig schönen Trinkfluss, das macht richtig Spaß und wäre mit der dezenten Süße ein richtig schöner Begleiter zur asiatischen/indischen Küche, das wird vom Weingut Schandl empfohlen und bald auch sicher hier in der Heimat des Weinschanks ausprobiert! Nicht nur strange, sondern auch great:
Die Pinot Gris Auslese ist kein Orange-Wein, aber genauso spannend: von 44 Jahre alten Reben kommt ein köstlicher Wein: goldgelbe Farbe, Duft nach Kastanienblüten, schönes Süß-Säure-Spiel, Honig, Karamell, ganz dezente Röstaromen, wirklich toll. Glückwunsch an das Weingut Schandl für diese Weine! Und da sind noch weitere spannende Weine im Sortiment…