
Berlin HBF: Vorhang auf für den Weinschank!
Gerüchten zufolge dauert es ja immer so 10 bis 15 Jahre, bis die gerade angesagten Weintrends aus den Metropolen in Münster ankommen. Das hat natürlich auch Vorteile, manche übertriebene Kurztrends verpasst man dann (zum Glück?) komplett. Aber ich wollte doch mal lieber wieder nachschauen, was in der Weinwelt da draußen so los ist und reiste für fünf Tage zum Prenzlauer Berg, Berlin. Eine hippe Quelle für Trends! Wunderschöne Altbauwohnböcke (und nicht so schöne Neubauten) bieten mit ihren betuchten Mietern und Eigentümern einen brodelnden Mikrokosmos für die Verwirklichung neuer Ideen und Lebensmodellen, hier können viele Spezialisten überleben und fernab vom mainstream verrückte Sachen machen. Auch das Weinthema läuft hier so, bitte bloß keinen Durchschnitt!, extrem hohe Frequenz von spezialisierten Weinläden und Weinbars, besonders das Thema Natural-/Orangewein ist in den Kiezen omnipräsent. Und was hört man in Berlin so, als man die Frage nach seinem Wohnort mit Münster beantwortet? „Trinkt ihr in Münster eigentlich immer noch nur VDP?“ Eine bodenlose Frechheit, aber irgendwie ist da ja auch was dran, hier für den Münsteraner Etikettentrinker noch mal die Verlinkung zur VDP-Qualitätspyramide aus dem Jahre 2012. Scheinbar immer noch ein Trend!

Oben rechts meine Bude, rechts beginnt auch der Kollwitzkiez, Prenzlauer Berg!
Ein erster Glückstreffer der schöne Weinladen „Winematerial Berlin“ mit dem superfreundlichen und -höflichen Carlos Rodriguez-Santamarta an der Schönhauser Allee, ausschließliches Angebot von spanischen Naturalweinen und für mich mittags ein großartiger Anlaufpunkt, um spanische Orangeweine zu köstlichen Tapas zu testen und die Kiezbewohner zu beobachten. Schön auch die Erfahrungen, dass Orangeweine nicht wie angenommen alle irgendwie gleich schmecken, tolle Tapasbegleiter sein können und beim Einlassen auf das Thema in der Sonne richtig Spaß machen. Paradiesische Zustände und sofort ein Paukenschlag. Ich wurde behutsam an das Thema herangeführt, die Auswahl war riesig.

Spanischer Orangewein bei winematerial Berlin!

Leckere Tapas, happa happa!

I’m a winematerial boy!
Ich war sehr gespannt, ob sich meine Vorauswahl auch ohne Berliner Luft, Sonne und köstliche Tapas im trauten Heim im dunklen und lauten Münster (Baustelle im Hinterhof) bewähren sollte.

Airene 2018, Vinos Ambiz, Fabio Bartolomei, El Tiemblo, Sierra de Gredos, Weinregion Madrid
Köstlich auf jeden Fall der trüb orangene 2018er Airene (Rebsorte Airén von ca. 40 Jahre alten Rebstöcken) aus der Sierra de Gredos aus dem Dorf El Tiemblo, ca. 100 km westlich von Madrid. Dezent fruchtige und schöne Nase nach Mandarine, Zitrone und Apfel, dazu faszinierende Steinnoten, im Mund neben Orange eine gewisse Herbe, dazu viel Mineralik und spürbare Säure, toll zu Tapas, Antipasti oder feinen Salaten, mein erster großer Favorit in Berlin und auch in Münster!
Für diesen Wein zeigt sich Fabio Bartolomei verantwortlich, halb Schotte und halb Toskaner, in Madrid ansässig und schon ein kleiner Star in der Orangewein-Szene, mittlerweile bei (immer noch sehr wenigen!) 30 000 Flaschen Jahresproduktion angekommen und mit 12 verschiedenen Weinen im Portfolio unterwegs. Unnachgiebig und unaufgeregt in seiner Philosophie der natürlichen Weinerzeugung, Wahnsinn!, was man alles weglassen kann (steht hinten auf dem Flaschenetikett!), ich kannte zwar den Nachnamen Bartolomei aus der Toskana, betrete hier aber echtes Neuland! Aber richtig gut gefallen hat mir dieser Orange-Wein, hätte ich nicht für möglich gehalten!

Ovella Negra 2019, Viticultor Ramon Jané, Les Gunyoles d’Avinyonet, Penedes
Vielleicht noch überzeugender der Ovella Negra, ein Orangewein aus 65% Garnacha blanca und 35% Malvasia de Sitges aus alten Reben (ca. 60 Jahre) von kalkhaltigen Böden mit Feuerstein rund um das schöne Dorf Les Gunyoles d’Avinyonet im Penedes. Von der Farbe erinnert der Wein an einen Federweißen, trübes Gelb, die irre und fantastische Nase erinnert an Macchia-Kräuter, Piniennadeln, Aprikose und einen leichten Hefeton, im Mund tropische Früchte, feine Herbe, Schmelzigkeit, Frische und eine gute Säurestruktur, dazu ein salziger Abgang, schon solo großartig, aber ein blockbuster (blogbuster?) zu Sushi, Tapas, orientalischen Gerichten oder gegrilltem Fisch. Einfach mal über den Schatten springen und probieren, ganz toll!
In Spanien brodelt es fern von der Massenproduktion der riesigen Weinfabriken biologisch, ich war schon von der Rotweinauswahl in kleiner Produktion im Weinladen vom Spanienspezialisten Christian Fenske mit seinem Team in Wuppertal begeistert und total überrascht, hier der Link zum Artikel, in vielen Ecken Spaniens besinnt man sich scheinbar wieder auf seine uralten Traditionen und alten Rebanlagen, die vom Opa noch hingebungsvoll gepflegt und niemals mit Chemie kontaminiert wurden, Ramon Jané fühlt sich zwar selber als schwarzes Schaf der Familie, geht aber wohl den richtigen Weg! Nachhaltiger Anbau, strapaziöse manuelle Techniken, erst mit gleichgesinnten und ebenfalls talentierten Freunden (Ramon Galimany, Toni Carbó und Mercè Cuscó), nun auch schon wieder mit diesem Soloprojekt! Fantastisch!

Tardana 2019, Bodegas Cueva,, Mariano Taberner, La Portera, Requena, Valencia
Eine Kanone auch der Tardana 2019 von Mariano Taberner. In der Nase Muschelschale, aber auch süße Frucht, im Mund viel Volumen und frische Säure, salzige Herbheit, Pampelmuse und dabei lang anhaltend. Durch Anklänge an eine frische Meeresbrise wieder ganz anders, aber richtig super, besonders zu Tapas, Fisch oder feinen Salaten.
Mariano Taberner ist ein Rebenflüsterer, er hat seine 10 Hektar ca. 35 Jahre alten Reben auf 600 Meter Höhe auf lehmig-kalkigen Böden im Hinterland von Valencia stehen. Auf seinem Weingut aus dem 18. Jahrhundert, der Bodegas Cueva in La Portera, zaubert er aus alten einheimischen Sorten mit viel Kreativität kleine Kunstwerke. Bei aller Besonderheit und Eigenständigkeit ist der Tardana trotzdem nicht kompliziert oder schwierig zu trinken, der Stil gefällt mir sehr gut, im Portfolio sind noch viele verrückte und natürlich hergestellte Weine zu entdecken und sogar Bier.
Fazit: drei großartige Orangeweine, ein Supereinstieg in diese faszinierende Welt! Ein großer Dank an Carlos Rodriguez-Santamarta und seine Winzer!

Schankhalle am Pfefferberg
Hätte mich die ganze Woche nur von Kleinigkeiten zum Wein in den tollen Weinbars ernähren können, das Niveau war extrem hoch, habe die besten Adressen oben unter Reisen zum Wein/Berlin eingetragen. Da ich auch zwei Verabredungen hatte, ging es aber auch zwei Mal ins Restaurant. Im Restaurant Kink am Pfefferberg entdeckte ich mit meinen jungen und netten Bekannten La. und Ki. aus Berlin „White Wedding“ einen sehr schönen Xinomavro 2019 von Thymiopoulos „Terre et Ciel“ aus Naoussa, Griechenland. Der Rotwein kam leicht gekühlt auf den Tisch.

Xinomavro 2019, „Terre et Ciel“, Thymiopoulos Vineyards, Naoussa POP, Makedonien, Griechenland
Rubinrot mit transparenten Rändern, in der Nase fantastische Kirschnoten, aber auch Waldboden, Gewürze und Tabak. Im Mund viel Frucht, aber auch mineralische Noten, fein hinterlegte Säure, sehr elegant und ausgewogen, langer Abgang. Toller Wein, er entpuppte sich auch als großartiger Essensbegleiter zu der feinen Küche im Restaurant Kink. Klare Empfehlung!
Aufstrebendes 50 Hektar Weingut aus Nordgriechenland, Naoussa, Makedonien. Apostolos Thymiopoulos arbeitet sehr natürlich, zum Teil auch biodynamisch, kann auf hervorragende Lagen zurückgreifen und versucht Terroirweine zu erzeugen, die ihre Herkunft widerspiegeln. Dafür ist Xinomavro eine sehr geeignete und spannende Rotwein-Rebsorte. Müsst Ihr unbedingt probieren! Werden vielleicht griechische Weine ein neuer Trend?

Qvevri Weine von der JSC Cooperative Kindzmarauli, Kvareli, Georgien
Interessanter Besuch auch im Weinhaus Tsinapari an der Prenzlauer Allee, gegründet 2003, zwei nette Überzeugungstäter haben eine kleine georgische Oase in Berlin geschaffen. Hier gibt es georgische Kunstausstellungen, legendäre georgische Weinproben und viele Infos über das für mich doch sehr fremde Land. Beim Wein ist man natürlich stolz auf die uralte Tradition der Amphorenwein-Herstellung, Georgien gilt als das Land mit der ältesten Weinkultur und als Wiege des Weinanbaus, es wurden Amphoren (auf georgisch Qvevri) mit Entstehungsdatum ca. 6000 v. Christus gefunden. Die Amphoren wurden und werden in die Erde eingegraben und haben ein Fassungsvolumen von 800 bis 5000 Litern. Ich konnte vier weiße Weine der Genossenschaft Kindzmarauli aus Kvareli erwerben und war auf die Verkostung sehr gespannt! Hier kann man wirklich von einem Trend sprechen, die Amphorenwein-Herstellung ist zur Zeit bei einigen deutschen, österreichischen, italienischen, spanischen, kroatischen und anderen Winzern schwer angesagt!

Gott schuf den Georgier und der Georgier schuf ein göttliches Getränk: den Wein!
Die Wein-Cooperative Kindzmarauli ist eine der ältesten Weinkellereien Georgiens und hat eine bewegte Geschichte hinter und hoffentlich auch eine verheißungsvolle Zukunft vor sich. Die Anfänge lassen sich bis zum Anfang des 16. Jahrhundert zurück verfolgen, damals hatte man im Schloss von Kvareli schon ca. 60 Amphoren im Einsatz. In der kommunistischen Zeit erfolgte eine starke Zäsur, die Amphoren wurden durch Beton-Eier ersetzt, aus dem traditionellen Weingut sollte in kürzester Zeit eine Weinfabrik namens „Roter Keller“ werden. In den 60er Jahren wurde der „Rote Keller“ von dem großen georgisch-sozialistischen Staatskonzern „Samtrest“ übernommen und produzierte nur noch Tankweine aus vom Konzern angelieferten Trauben, wohl schlimme Massenware, der Tiefpunkt war erreicht. Erst mit der Perestroika unter Gorbatschow gab es wieder eine neue Chance, sich aus dem Riesengeflecht der „Samtrest“ zu lösen und eine eigenverantwortliche Genossenschaft mit Mitgliedern aufzubauen. „Samtrest“ wollte den defizitären „Roten Keller“ sehr gerne loswerden und so startete man als Cooperative Kindzmarauli und staatsferner Betrieb neu durch. Die Anfänge mit 260 Mitgliedern waren sehr beschwerlich, man musste viel tricksen und z.B. auch zusätzlich Weizen und Haselnüsse anbauen, um unauffällige Zahlen vorweisen zu können. Mit dem Ende der Sowjetunion konnte man 150 Hektar Rebfläche neu erwerben und wandelte sich in eine Aktiengesellschaft um. Ohne Auslandsinvestitionen verfolgte man langsam seine Strategie, zurück zu den Amphoren, dazu neue Fässer, neue Abfülltechnik, neue Pressen, Revitalisierung des Rebbestandes, biologisches Konzept und seit 2013 auch ein schönes Hotel (Chateau Kvareli) mit Gartenrestaurant. Hier geht es scheinbar immer weiter aufwärts, Generaldirektor ist Nugsar Ksovreli, ein Georgier mit Ausbildung in der Pfalz und Klosterneuburg (Austria).

Kisi 2017, Qvevri, Cooperative Kindzmarauli, Kvareli, Kachetien, Georgien
Die weiße autochthone Traube Kisi als 2017er Amphorenwein, sehr klimaempfindlich und aufwändig zu pflegen, in der Sowjetzeit fast ganz verschwunden. Heute gibt es wieder kleinere Flächen, im Glas schöne Bernsteinfarbe, in der Nase Dörrobst, Pfefferminz, Nüsse und florale Töne, im Mund sehr trocken, leichte Schärfe, feurig, schöne Säure und langer Abgang mit leicht bitterer Note. Sehr aufregend, sehr anders, ganz kurz flackerte eine Erinnerung an die trockenen Madeiraweine (Rebsorte Sercial) auf.

Rkatsiteli 2018, Qvevri, JSC Cooperative Kindzmarauli, Kvareli, Kachetien, Georgien
Die Weißweintraube Rkatsiteli als 2018er Amphorenwein, orangene Farbe mit Bernstein- Reflexen bei Zimmertemperatur im Burgunder-Glas, in der Nase wunderbar komplex, Bienenwachs, Karamell, Kräuter, Nüsse und Honig, im Mund trocken, intensiv, ölig, Holzspur, eingebundene Säure, langer Abgang mit ganz leichter Schärfe! Super, mit viel Lagerpotential, der Wein hat noch eine große Zukunft vor sich!

Mtsvivani Kakhuri 2018, Qvevri, Cooperative Kindzmarauli, Kvareli, Kachetien, Georgien
Die sehr seltene Weißweintraube Mtsvivani Kakhuri schon eher ein Anti-Aussterbe- und damit Lieblingsprojekt vom Kindzmarauli-Weinmacher Tamaz Konchoshvili, der 2018er Wein aus der Amphore mit Bernsteinfarbe, verhaltener Nase nach Zitrone, Birne, Nüssen und grünem Tee, im Mund Schmelz, erstaunlich süffig, schon sehr ausgewogen und rund, wenig Säure, langer Abgang mit ganz leichter Bitternote, macht wie bisher alle probierten Amphorenweine aus Georgien Lust auf Kombination mit Essen. Erst dann wird der Genuss perfekt sein, bin neugierig auf asiatische Küche, aromatischen Käse, eine tolle Herausforderung für Sommeliers.

Mtsvane Qvevri 2019, Coop. Kindzmarauli, Kvareli, Kachetien, Georgien
Autochthone Rebsorte Mtsvane Jahrgang 2019 aus der Amphore, orangene Farbe, tolle Nase nach Hagebutte, Gras, Harz, Kleber, voller Körper, Grapefruit, Schmelz, feine Säure, beim langen Abgang leichte Schärfe und Bitterton. Spannender Amphorenwein von 25 Jahre alten Mtsvane-Rebstöcke, trotz Jugend schon fertig für die Kombination mit Essen.
Fazit: besondere Verkostungs-Erfahrung mit den georgischen Amphorenweinen, hatte am Anfang so meine Vorurteile und Bedenken, da die Weine nach mind. 6 Monaten in der Amphore noch mal ins Holzfass kommen. Gehen da nicht alle Eigenheiten der autochthonen Rebsorten verloren? Aber bei allen vier Weinen bleibt genug Säure vorhanden, die Farbe und die Geruchseindrücke sind unterschiedlich, gemeinsam die leichte Schärfe und die Bittertöne im Geschmack und der lange Abgang. Nehme alle vier Weine als Siegerschankweine auf, in einem nächsten Schritt müsste man die Weine jetzt mal blind mit der angesprochenen Amphoren-Konkurrenz vergleichen, das wäre sehr aufschlussreich, ich benötige jetzt aber erst mal eine Pause, spannend, anstrengend und fordernd diese Georgier!

Wundervino! Wundervolle Adresse in Alt-Köpenick!
Der zweite geplante Besuch in einem Restaurant brachte mich dann richtig ins Strampeln bzw. ins Schleudern. Ich hatte morgens eine Fahrradtour ins weit östliche Köpenick gemacht (was für Ausdehnungen hat Berlin!) und mittags dann das schöne Wundervino direkt in Alt-Köpenick besucht und tolle Chenin blancs von der Loire verkostet. Laden und Besitzer einmalig großartig und mit toller Qualität, hier wäre ich Stammkunde, die Straßenbahnen quietschten alle 5 Minuten am Laden entlang, trotzdem schien die Zeit irgendwie still zu stehen und ich war voll in meinem Element! Erst als Ki. aus Wedding auf der Bildfläche erschien, kehrte ich in die Realität zurück, abends war da doch auch noch ein für mich ganz wichtiges Treffen in der Weinwirtschaft Lochner um 19 Uhr mit dem großartigen Instagramer 1950Michael angesetzt! Aber zwei Gläschen Wein und eine Käseplatte mussten noch probiert werden! Kurz danach dann Ki. mit dem Rennrad weit vor mir, sie ist diesjährige stolze Alpenüberquererin mit dem Rad, aber da lässt sich ein Weinschrank natürlich mit seinem ausgeliehenen Damenfahrrad nicht bange machen, immerhin hat er ja auch dieses Jahr zwei mal die Alpen unterquert (mit dem Zug!), erst ein Platten konnte Ki. dann stoppen und den Weinschank allein auf die triumphale Bergetappeneinfahrt zum Prenzlauer Berg bringen! Hab so sehr geschwitzt und gelitten, bitte nicht wieder Wadenkrämpfe wie in bella Italia, nein nein, 18:45 Uhr war ich in meiner Bude!
Um 19:25 Uhr saß ich dann leicht zerstört im schönen Wein-Restaurant Lochner in Schöneberg, vorher hatte ich noch Schöneberg mit Schönefeld verwechselt und mich gewundert, warum ein Taxifahrer bei Nennung des Fahrtziels mit den Worten „Ich hab Feierabend!“ davonbrauste. Aber ich habe es dann doch geschafft und dann tauchte er auf, der nette und manchmal geheimnisvolle Michael, und unglaublich, wie man sich irgendwie schon ganz gut kannte, gut harmonisierte und großartige Häppchen (das Tapas-Konzept bei Lochner hat mir super gefallen, großes Lob!) und einen fantastischen 2013er Spätburgunder Nummer 1 vom Weingut Richard Östreicher aus Sommerach (Franken) vertilgte. Ein großer Moment, Instagram hat dunkle Seiten, aber wenn man dann solche Weinexperten kennen lernen darf, wiegt das alles auf! Ich bekam sogar zwei Flaschen als Geschenk mitgebracht, da war ich super gespannt! Er wird es nicht gerne lesen, aber für mich ist er der Gralshüter der vergessenen Rebsorten, der alten Sätze, er beackert das Taubertal und Franken, taucht regelmäßig in München und Berlin auf, liebt klassische Musik, wandert in Pakistan, gibt wertvolle Tipps und ist dabei immer sehr bescheiden und immer geradeaus und ehrlich, eine tolle charismatische Persönlichkeit! Staune dann immer und fühle mich selber etwas blass!

Alter Satz trocken 2019, Rimbacher Landsknecht, Weingut Otmar Zang, Sommerach, Franken
Natürlich muss ich mich zuerst für das Foto-Arrangement entschuldigen, aber meine Vorurteile gegenüber „Alten Sätzen“ oder „Mischsätzen“ oder „gemischten Sätzen“ saßen als Blindverkoster tief. Mich schreckte immer das Durcheinander in Mund und Nase, das Danebenliegen beim Erraten und Ratlosigkeit war bei dieser Art von Wein immer Hauptprogramm! Gehen wir mal lieber von dieser königlichen Disziplin weg und verkosten ganz bürgerlich entspannt mit Musik und Kopfhörer im Rolf Benz Sessel, dann haben wir hier einen sehr ungewöhnlichen und charakterstarken Wein im Glas: das Spektakel beginnt mit blassgelber Farbe mit grünen Reflexen, die Nase ist sofort komplex da, wird aber mit Belüftung immer intensiver, Kräuter, Gewürze und Birne, sehr eigen und großartig, volle Ladung aus dem Bocksbeutel, im Mund viel Würze und Herbheit, dazu Zitrusfrucht, spürbare aber eingebundene Säure, schmelzig und irgendwie trotz aller Besonderheit auch süffig, dazu ein langer mineralischer Abgang! Eine große Überraschung und ein großes Erlebnis!
Das 10 Hektar Weingut Otmar Zang in Sommerach besitzt in seinem tollen Lagenportfolio noch mal einen ganz großen Schatz, den Rimbacher Landsknecht. In dieser Lage, dem ältesten Weinberg Frankens, wurden 1835 über 35 verschiedene Rebsorten gepflanzt, die zwar teilweise nicht mehr bestimmbar sind, aber eine beeindruckende Basis für den Wein „Alter Satz“ von Otmar Zang bilden. Auf jeden Fall fließen u.a. Riesling, Silvaner, Elbling, Muskateller und Traminer in die Cuvee ein. Früher hat man sich mit dem Anpflanzen verschiedener Rebsorten eine Lebensversicherung beim Ausfall einzelner Rebsorten in den Weinbergen schaffen wollen, heute ist diese Methode durch die Wiener Winzer mit ihren gemischten Sätzen (den Begriff hat man sich rechtlich schützen lassen!) wieder in aller Munde. Auch in Deutschland revitalisiert man mit Neuanpflanzungen von Mischsätzen die alte Tradition, um so großartiger ist es, dass man in Sommerach noch diese uralte Original-Anlage vorfinden kann, die beweist, dass diese Tradition auch in Deutschland tief verwurzelt ist.

Tauberschwarz 2015 RR, Röttinger Feuerstein, Weingut Familie Hofmann, Röttingen, Franken
Was für ein Wein und was hätte der Weinschank alles bei einer Blindprobe erzählt, aber gewusst hätte er gar nichts: purpurrote Farbe, elegantes Bukett nach Johannisbeeren, Holunder, Nelke, Leder und Gewürzen, im Mund leicht herb, Sauerkirsche, spürbare Säure, Mineraltöne, sehr elegant und mit gutem Nachhall, erinnerte mich an feine Weine aus Frankreich oder Italien, ist aber ein Tauberschwarz, eine sehr selten gewordene Rebsorte aus dem fränkischen Taubertal-Stück bei Röttingen. Unbedingt probieren und mit Fleischgerichten kombinieren, toller und interessanter Wein, der mich bei einer Blindprobe immer wieder in die schöne und weite Irre geführt hätte, sehr spannend!
Vater Alois Hofmann begann mit der Selbstherstellung und -vermarktung seiner Weine 1991 mit gerade einmal 1,3 Hektar. Unter Sohn Jürgen, der schon früh ins Weingut einstieg und erfolgreicher Geisenheim-Absolvent ist, konnte die Rebfläche behutsam auf 9 Hektar vergrößert werden. Der meiste Besitz liegt in der Spitzenlage Röttinger Feuerstein, hier entstehen auf Muschelkalkböden mit weißen Quarzadern (Feuerstein) besondere Weine. Für mich auch ein Grund, demnächst mal diese Ecke zu besuchen, da hat vielleicht auch unser 1950Michael mal wieder einen echten Trend gesetzt!

The mindful drinking club
Schöner Laden an der Prenzlauer Allee mit nur alkoholfreiem Angebot und seltenen Öffnungszeiten, da war ich ganz froh, dass ich an meinem Abreisetag noch auf der Matte stehen konnte. Im Geschäft hörte ich dann gleich ein ganz interessantes Gespräch zwischen einer Kundin und dem Verkäufer. Die Kundin berichtete von einer großen Probe von 21 (!!!) alkoholfreien Weinen, die alle nicht geschmeckt hätten und richtig grauselig gewesen wären. Ich war sehr auf die Reaktion gespannt, der Verkäufer entgegnete seelenruhig, dass sie bisher zu gleichen Ergebnissen gekommen wären und auch noch keinen alkoholfreien Wein führen würden, sich aber auf alkoholfreie Schaumweine spezialisiert hätten. Über diese Antwort war ich sehr froh und ließ mir erst einmal ein Probepaket mit sechs Flaschen nach Münster schicken. Ich war sehr gespannt auf die Verkostung und ob die alkfreien Schäumer an das Niveau meines bisherigen Anti-Alkohol-Lieblings Jörg Geiger herankommen würden.

Alkoholfreie Schäumer aus dem „Mindful drinking club“
Der alkoholfreie Noughty Organic Sparkling Chardonnay von Thomson & Scott kommt mit mächtiger Schaumkrone ins Glas, die nach einiger Zeit verschwindet. Goldgelbe Farbe, in der Nase Blüten, Tee und Honig, im Mund schöne straffe Perlage und Noten von Zitrus, wirkt cremig und hat etwas Würze im mittellangen Abgang. Hat mir gut gefallen, bilde mir ein, in einer Blindprobe durch das mangelnde Fruchtvolumen den alkoholfreien Schäumer zu erkennen.

Noughty, Organic sparkling wine, Alcohol free,Thomson and Scott
Die ehemalige BBC-Kulturredakteurin Amanda Thomson hat sich nach ihrem Umzug mit ihrer jungen Familie von London nach Paris ganz dem Thema Wein verschrieben und hat sich wohl mit alkoholfreien Schäumern einen Namen in angesagten Bars und Restaurants auf der ganzen Welt gemacht. Wenn ich das richtig verstanden habe, ist der Firmensitz in England, die Trauben kommen aus Südspanien und die Weinbereitung wird in Deutschland durchgeführt.
Auch der Noughty Organic Sparkling Rosè von Thomson & Scott gefällt mir sehr gut, wieder am Anfang viel Schaum, dann Erdbeer-, Melonen- und Blütenduft, im Mund viel Straffheit, Erdbeernoten und leicht würziger Abgang.
Der Senza, ein alkoholfreier Schäumer der Firma Winade Getränke GmbH aus Gerbach am schönen Donnersberg in der Pfalz (an dem ich mich schon relativ intensiv und erfolglos mit dem Fahrrad abgekämpft habe) mit schöner straffer Perlage und einem tollen Bukett nach Apfel, Birne und floralen Noten. Wirkt dann aber im Mund für mich nur flach und dünn, etwas Frucht, aber ohne Nachhall. Schade!
Der alkoholfreie Schäumer „Eisenkraut und Quitte“ von „von Wiesen“ aus Bensheim, Hessische Bergstr., direkter Nachbar der Griesel Sekt Company, mit schöner schäumender Perlage und toller Nase nach Quitte, Kräuter und Tee. Kein Wunder bei der Zubereitung, Knollenselleriesaft, der durch milchsaure Gärung frischer Selleriestücke in Salzlake gewonnen wird, wird dann mit Kräutertee aus Eisenkraut, Quittensaft und Hopfen versetzt. Im Mund fehlt mir dann aber das Volumen, die Fülle und die Frucht, etwas Salz, aber mir kam das Ganze etwas charmelos und dünn vor! Schade, wieder kein Treffer von der Hessischen Bergstr..
Die beiden alkoholfreien Schäumer von Altdrinks riechen und schmecken verblüffend identisch (oder sehr, sehr ähnlich!) wie die alkfreien Schaumweine von Thomson und Scott, was in diesem Fall ja gar sogar ganz gut ist, weil mir die Thomson und Scott Flaschen ja gefallen haben. Dieses Mal soll es sich um zwei junge Norweger als Macher handeln, die Weinproduktion aber wieder in Deutschland. Es scheint mir, als würden hier kreativ immer neue labels erfunden und mit Internet- und Instagram-Auftritten hinterlegt. Die Produkte gefallen mir, wer aber genau dahinter steckt, bleibt im Nebel.
Fazit: Das Thema ist ausbaufähig, ich werde es auf dem Schirm behalten!

Cantina Sant’Ambroeus by Marco, Hufelandstr., Bötzowkiez
Schon 2015 durfte ich Marco Callegaro in seinem kleinen Weinladen Cantina Sant‘ Ambreus in der Hufelandstr. (Bötzowkiez, Prenzlauer Berg) erleben, ein großer Experte für italienische Weine. Mittlerweile hat er sich wohl auch große Kompetenz beim Thema italienische Orangeweine erarbeitet. Ich habe ihn vor meinem Berlin-Besuch angeschrieben, der Gute hat dadurch von meinem Auftauchen Wind bekommen und sich mal gleich in den Urlaub verabschiedet. Immerhin konnte ich mir so wenigstens noch ein 6er Probierpaket schicken lassen. War sehr gespannt, fühlte mich aber ohne Beratung erst mal ein wenig auf verlorenem Posten.

Italienischer Orangewein: die durchsichtigen Flaschen!
Das Schönste und Spannendste beim Erstellen meines blogs ist mittlerweile für mich die Recherche geworden, wer steckt hinter dem Wein, aus welcher Ecke kommt er, gibt es unbekannte Informationen? Bei der Kombination Orangeweine mit einem meiner Lieblingsländer Italien war ich noch einmal besonders gespannt.
Ein ganzer Liter Orangewein (É Orange 2019), der lustigerweise eher zitronengelb ist und nach dem empfohlenen Schütteln (!) etwas trüb wird und an Federweißer erinnert! Tolle Nase nach tropischen Früchten, Hefe und Honig, im Mund frisch und herb, Zitrone und Grapefruit, langer mineralisch-salziger Abgang, sehr schön in der Sonne mit leckeren italienischen Kleinigkeiten vorstellbar. Der Wein besteht wohl aus einer Cuvee der seltenen piemontesischen autochthonen Rebsorte Nascetta, Muscat Blanc und Manzoni bianco und wird in der Amphore und danach in der Betonkugel ausgebaut.
Poderi Cellario sind eigentlich Fausto und Cinzia Cellario in 3. Generation mit Familie in Carrù, ganz im Süden der Langhe im Piemont noch am Fluß Tanaro gelegen, aber schon ein ganzes Stück weit weg von den Nebbiolo-hotspots Barolo DOCG, Barbaresco DOCG, Nebbiolo d’Alba DOC oder Roero DOCG. Man hat sich konsequent für nachhaltigen und umweltfreundlichen Weinbau entschieden, pflanzt wieder vermehrt autochthone Reben an, sorgt für Artenvielfalt und produziert Naturalweine. Mit Ihrer Begeisterung haben sie Freunde, Bekannte und andere Winzer angesteckt, die alle beim Projekt Poderi Cellario mitarbeiten und know-how und Rebfläche eingebracht haben, man ist immerhin bei 13 Hektar in der südwestlichen Langhe angelangt und kein reiner Dolcetto-Spezialist mehr. Auch schöne Homepage, auf der man die jungen Wilden und die erfahrenen Alten in Aktion erleben kann. Daumen drücken, dass das Konzept weiterhin erfolgreich bleibt.

Drei Orangeweine, von unten È Orange bis oben Sirocco von La Via del Colle
Der FxF 2020 ist eine Cuvee aus den kampanischen autochthonen weißen Rebsorten Coda di Volpe, Fiano und Greco und ein Gemeinschaftsprojekt der Cantina Giordano und der Tenuta Vincenzo Nardone aus Venticano bei Avellino. Hier erzeugen zwei Weingüter unabhängig voneinander zwei Cuvees mit den drei Rebsorten. Die Orange-Weine wurde dann zu einem Wein (Fifty-Fifty) vereinigt. Orangene Farbe, Nase nach Birne, Quitte und Kräutertee, im Mund dann bissige Säure, herbe Frucht und ein jodiger Abgang, kein Kindergeburtstag und sehr speziell! Hat mir nach der ersten ablehnenden Verkostung bei der Nachprobe viel besser gefallen, auf jeden Fall spannend und für Weintrinker, die Herausforderung suchen und vielleicht verrückte pairings ausprobieren wollen.
Nicola Nardone ist 2004 in den kleinen Betrieb seines Vaters Vincenzo eingestiegen, nachdem er eine önologische Ausbildung in Bordeaux absolvieren konnte. Die Weinwelt im noblen Bordelais hat ihn nachhaltig abgeschreckt, diese Art von Weinen wollte er auf keinen Fall machen. Er hat sich lieber auf einheimische Rebsorten konzentriert, die sich auf den besonderen Böden (Lehm, Kalksteineinschlüsse, Kieselsteinvorkommen) auf bis zu 500 Meter Höhe wohl fühlen.
Der Sirocco 2020 von der Azienda La Via del Colle hat eine wunderbar leuchtende Bernsteinfarbe, in der Nase Akazienhonig, Karamell und Malz, im Mund Schmelzigkeit, aber auch leichte Herbe und jodige Noten, Ähnlichkeit zum Vorgänger, dabei langer Abgang mit leichter Brandigkeit, wieder ein fordernder Wein, man muss sich drauf einlassen und mit Köstlichkeiten kombinieren oder einfach passen. Auch hier hat mir der Wein im 2. Durchgang viel besser gefallen, gewöhnungsbedürftig, aber sehr spannend!
Die Azienda agricola biologica La Via del Colle in Bertinoro, Provinz Forlì-Cesena, Emilia-Romagna, ist durch die Liebe zweier Menschen entstanden. Der „Bienen- und Trüffelmann“ Renzo verliebte sich in Oriana aus der Weinfamilie Tesini und man beschloss 1982, einen Bauernhof mit 7 Hektar zu kaufen. Hier erzeugte man Wein, verkaufte aber auch Trüffel und selbst angebaute Artischocken, Honig, Spargel und Obst. Schon Anfang der 90er fiel der Startschuss für einen modernen Erweiterungsbau, 1996 waren ein neuer Keller, Wohnungen, ein Labor und ein neuer Laden fertig. Mittlerweile sind auch die Kinder Chiara und Francesco in den Betrieb eingestiegen, 2019 erlangte man die Biozertifizierung und man besitzt mittlerweile 28 Hektar, davon 18 Hektar Rebfläche, der Rest mit Wald, Obstbäumen, Ackerfläche und 300 Bienenstöcken bestückt. Ein Paradies!

Italienischer Orangewein: die dunkeln Flaschen!
Der Il signor Kurtz Nista 2021 mit sehr schöner orangener Farbe, auch komplexe Nase nach Apfel, Kräutern, Honig und Nüssen, im Mund Zitrus, erdig, malzig, spitze Säure, langer rauchiger und herber Abgang, kein Anfängerwein, übt aber eine gewisse Faszination auf mich aus und sollte mit Essen kombiniert werden. Dürfte die Weingemeinde spalten, von totaler Ablehnung (Ekel) bis Jubelarien dürfte alles dabei sein.
Hinter so einem Wein kann nur ein positiv Weinverrückter stehen: signor Kurtz (Anspielung auf den Kurtz in seiner eigenen Welt im Herz der Finsternis von Joseph Conrad) ist Marco Durante, ein Überzeugungstäter in einem Mikroweingut mit schönem Weinhang in Vallupina, ein Tor zum Trasimeno See in Umbrien. Die ca. 1800 Flaschen des 2021er Nista hat er aus Trebbiano erzeugt, für mich ein kleines Wunder! So eine Komplexität hätte ich niemals mit der Rebsorte in Verbindung gebracht.

Drei Orangeweine, von unten Nista bis oben Coenobium
Der Monocromo #1 mit goldgelber Farbe, in der Nase tropische Früchte, Kräuter und Jod, im Mund Zitrus, Schmelz, leicht, frisch und ausgewogen, eingebundene Säure, dazu erstaunliche Mineralität (Salz) und langer Abgang mit leichter Bitternote, gefällt mir sehr, ist aber nicht gefällig.
Mario Macciocca ist ein ehemaliger Fußballprofi und ließ nach Karriereende nach einer kurzen Stipvisite in der Gastronomie in Rom alles hinter sich und wanderte in die benachbarte Weinregion Latium (Lazio) aus. Dort betreibt er nun auf 4 Hektar natürlichen Weinbau und bringt sieben Weine heraus. Der Monocromo #1 aus Passerina Trauben macht richtig neugierig.
Der Coenobium 2020 wird wirklich komplett auf einem Trappisten-Kloster (Coenobium Monastero Trappiste Vitorchiano) im Latium produziert. Der Trappisten-Orden ist 1892 durch Teilung des Zisterzienser-Ordens entstanden und steht Männern und Frauen offen, die Mitglieder des Ordens sollten Abgeschiedenheit, klösterliche Askese und harte körperliche Arbeit mögen. Auf gerade mal 2,5 Hektar entstehen jährlich ca. 24 000 Flaschen Wein.
Der Naturwein Coenobium besteht zu 45% aus Trebbiano, zu 35% aus Malvasia und zu 20% aus Verdicchio, hat eine goldgelbe Farbe mit orangenem Einschlag, duftet nach Aprikose, Apfel und Bienenwachs, schmeckt zitrusfrisch und herb, mineralisch, hat Säure und Schmelz, langer Abgang mit etwas Würze. Ist kein einfacher, aber ein komplexer Wein, finde ich ebenfalls gelungen. Auch hier sollte Essen auf den Tisch kommen.
Fazit: Tausend Dank an Marco Callegaro für die schöne und spannende Weinauswahl, der Tausendsassa hat mir ein wenig gefehlt, aber ich habe mich auch so ins Thema reinprobiert, auch hier öffnete sich wie bei den spanischen Orangeweinen eine faszinierende Welt, ich fand die italienischen Vertreter etwas schwieriger und mit mehr Ecken und Kanten und hab mir nach der Probe erst einmal einen ganz normalen und konventionell hergestellten Pinot Noir gegönnt!
Gesamtfazit: die Weinwelt fasziniert durch ihre Vielfältigkeit und fordert die Konsumenten heraus. Entweder bleibe ich stehen und trinke nur Riesling und Bordeaux (oder noch schlimmer: ich werde Nationalweintrinker!) und bezeichne Orangeweine dann als Katzenpisse oder ich lasse mich auf immer wieder neue Erfahrungen ein und werde dadurch zum echten Weinkenner und Kosmopoliten. Diese Neugierde wird sehr oft durch Bekanntschaften mit tollen Menschen belohnt, Wein verbindet, die Woche in Berlin war so schnell rum, ich hätte noch viel mehr entdecken können, die Stadt ist voll mit guten Adressen und engagierten Weinfreaks, beim nächsten Mal! Schreibt mir mal einen Kommentar, auch gerne, wenn Ihr eigene Weintrends entdeckt haben solltet.
Da ich zwischen Österreich, Friaul und Istrien oszilliere, sind mir Orange Weine doch vertraut. Freue mich, daß du diese Tür aufgestoßen hast!
Hallo Daniel,
danke für den Kommentar hier, das Thema spanische Orange-Weine flog mir in Berlin so zu, hatte eigentlich nur was für italienische Orangeweine geplant,
bin aber sehr froh, dass ich in diese drei schönen Weine reinschnuppern durfte! Hat sehr viel Spaß gemacht!
Ich hoffe natürlich auch, dass ich beim nächsten Besuch in Deiner Lieblingsecke Osterreich, Friaul, Slowenien und Kroatien auch gute Orangeweine finde,
hast mich mit Deinem Ribolla Gialla Orangetipp schon inspiriert.
Viele Grüße aus Münster und hoffentlich mal bis bald…
Peter
Super-Bericht! Gut dass ich so schnell (quer-) lesen kann.
Nationalweintrinker finde ich übrigens total beschissen. Ich selbst bleibe immer „Weintrinker“. „Weinkenner“ ist meines Erachtens ein überholter Begriff. Man kann ja nur noch Bruchteile kennen.
Ja, Pauschalurteile sind schnell gefällt. Ich habe keine abschließende Meinung zu Orange wine. Aber auch keine Lust mich zu tief darin zu vertiefen.
Es gibt garantiert viel zu entdecken in Berlin. Ich bin so ca. 1 mal im Jahr auch dort. Dieses angebliche Provinz-Metropolen-Gefälle halte ich allerdings für eine Nachahmung französischer Verhältnisse.
Wie dem auch sei, es freut mich zu hören, dass du Michael getroffen hast. Kein typischer Instagramer. Alles andere als ein Selbstdarsteller.
Saludos desde Frankfurt
Hallo Frank,
freut mich sehr, dass Du meine Stimmung mit Deinem Kommentar aufhellst, ich mag den dunklen November nicht (nächstes Jahr haue ich für 4 Wochen ab nach Madeira!) und zur Zeit ist die ganze Altstadt Münsters voll mit Polente,
habe sogar einen Scharfschützen im Wohnzimmer sitzen, weil der Ausblick so strategisch gut ist, dafür wird im Hinterhof gebaut, in der Nachtschichtwoche tödlich!
Du merkst schon, ich übertreibe ein wenig, um die ca. fünf täglichen Leser an mich und meinen blog zu fesseln.
Als weinblogger bin ich neugieriger Weinnomade, der immer kurz vor der Spezialisierung zum nächsten Thema weiterzieht, fällt mir in letzter Zeit immer schwerer, aber bestimmte nationale und Betonkopf-Weinauftritte bei Instagram
motivieren mich dann doch immer wieder!
Die Woche Berlin war toll, weintechnisch mit Überangebot, habe tolle Adressen verpasst, aber auch viele Läden besucht, in denen ich bei Wohnort Berlin Stammkunde wäre. Orangewein ist ein tolles Weinthema, vielleicht habe ich demnächst mal wieder einen Chance in Köln! Münster ist tiefste Weinprovinz, aber wahrscheinlich bin ich nachtragend!
Unseren Michael mochte ich sofort sehr, war ein toller Abend in der fantastischen Lochner Weinwirtschaft, habe verblüfft festgestellt, dass ich an Berlin besonders die Ecken mag, die an Wien erinnern. Z.B. das Hotel Myer’s in der Metzer Str..
Da ich aber auch Frankfurt sehr gerne mag, hoffe ich sehr, dass wir uns dort auch mal treffen, bin aber eher Portugiese als Spanier…
Boa noite senhor
Pedro
Hallo Peter,
bevor ich deinen neuen Blogbeitrag zur Amalfiküste und die bestimmt bald folgenden Insta-Lockposts 😉 kommentiere hier noch ein Dankeschön für den wunderbaren gemeinsamen Abend in Berlin! Man kennt sich ja schon ein bisschen, wenn man sich über mehrere Monate bei Insta begleitet – da war meine Überraschung nicht groß, dass der Abend harmonisch sein würde und die Zeit im Nu verflog – bei einem breiten Spektrum an Themen von Wein, Reisen, Social Media und manchen Blogger.Innen, die da rumschwirren …
Wenn ich trotzdem vielleicht immer noch oder wieder etwas geheimnisvoll wirke, ist das glatte Absicht 😎.
Ich bin immer wieder beeindruckt, was du an Arbeit und auch Recherche in deine Beiträge steckst, da sind deine Followerzahlen nur logische Konsequenz! In Berlin bin ich für Monate beschäftigt, das zu erkunden, was du in einer Woche aufgetan hast! Wenn ich dich auf die eine (Gemischte Sätze) oder andere (Tauberfranken) neue Fährte habe locken können, freut mich das natürlich 😁. Danke, dass du das aufgreifst 🙏 . Und natürlich auch für die Einladung am Abend 🙏👏👏👏🍷.
Jetzt wünsche ich dir ein entspanntes Restjahr, keinen Coronafrust, lockere Jahresendschichten und ein tolles Händchen beim Silvestermenu mit Freundin – den passenden Schäumer dazu – und ein tolles 2023! 🍀
Beste Grüße Michael 🙋🏼♂️
Hallo Michael,
vielen Dank für das Lob, ich kann es gebrauchen, bin ein wenig deprimiert und niedergeschlagen, ich hoffe, ich komme 2023 mit Elan zurück,
im Moment hänge ich voll durch!
Berlin war toll, unser Besuch bei der Lochner Weinwirtschaft mit dem Wahnsinnswein (2013 Spätburgunder No. 1 Sommeracher Katzenkopf Richard Östreicher) war ein highlight!
Deine beiden Geschenkweine waren ebenfalls super, werde erst mal den Jürgen Hofmann mit einer Bestellung Tauberschwarz im neuen Jahr glücklich machen.
Wünsche Dir auch einen guten Rutsch nach 2023, da dann weiter viele geheimnisvolle Auftritte und Weintreffer, bleib der pendelnde Tausendsassa und vielleicht läuft
man sich ja 2023 wieder über den Weg…
Grüße und bis später
Dein Weinschrank, Peter