Nebbiolo aus der Schweiz? Oder lieber New York?

 

Heute geht es um Wein aus der Valtellina in der Lombardei, ein von Ost nach West verlaufendes Alpental, eine abgeschiedene Region mit Bergweinbau auf Terrassen und steilen Treppen. Hier wird seit Urzeiten Nebbiolo angebaut, er wird in der Valtellina nur „Chiavennasca“ genannt. Meine Neugierde war geweckt und ich wollte am Westufer des Gardasees (auch Lombardei) unbedingt in Restaurants oder Vinotheken Weine aus der Ecke probieren, auf meine Frage nach Nebbiolo aus der Valtellina bekam ich immer von grinsenden Italienern zu hören, dass die Gegend ja schon „Schweiz“ wäre und es deshalb auch bei Ihnen nichts zu kaufen gäbe.

 

Valtellina

Eisige Alpen, Valtellina, Dirupi

 

Fündig wurde ich dann erst wieder in Deutschland, mein Lieblingsweinhändler aus Wuppertal hatte zwei Weine aus der Valtellina im Programm. Hinter „Dirupi“ stehen die beiden charismatischen Wuschelköpfe und Grinspfirsiche Davide Fasolini „Faso“ und Pierpaolo di Franco „Birba“, positiv verrückte Önologen, die 2004 gemeinsam Ihr ganz eigenes Projekt starteten. 18 Parzellen in 450 bis 600 Meter Höhe zu bewirtschaften, heißt Knochenarbeit, es ist kaum maschinelle Hilfe möglich, die beiden Freaks haben sich aber durchgebissen und sind so Vorreiter für eine neue Generation von Winzern in der Region geworden.

 

Valtellina

Bergterrassenweinbau, Valtellina, Dirupi

 

Eine New Yorker Zeitung hat neulich einen lobenden Artikel über Dirupi gebracht und die Weine sind auch schon auf den Weinkarten einiger New Yorker Restaurants gesichtet worden, das macht mir ein wenig Sorge, beide hier vorgestellten Weine haben nämlich ein sehr gutes PLV, bei ca. nur 40 000 abgefüllten Flaschen pro Jahr könnte es schnell zu Preissprüngen kommen. Deshalb stelle ich die Weine jetzt doch schon dieses Jahr vor (beide Weine sind trinkbar, werden aber meiner Meinung nach bei vernünftiger Lagerung in den nächsten Jahren noch weiter zulegen):

Beide Dirupi Weine leben von ihrer Eleganz und inneren Spannung, doch der 2014 Valtellina Superiore DOCG (rotes Etikett) hat noch mehr Komplexität und Länge, eine tolle Nase nach schwarzem Pfeffer, Pfeifentabak, Kardamom und etwas Vanille, im Mund würzig, voll, ganz leicht vibrierend und schneidend, ein sehr aufregender Wein!

Der 2015er Olé Rosso di Valtellina DOC (blaues Etikett) ist etwas einfacher gestrickt, überzeugt aber auch durch Eleganz, Frucht, Frische und Würze. Ein sehr guter Wein!

 

Dieser Beitrag wurde unter Italien, Lombardei, Rosso di Valtellina DOC, Valtellina Superiore DOCG abgelegt und mit verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

2 Responses to Nebbiolo aus der Schweiz? Oder lieber New York?

  1. Cabernet Frank sagt:

    Hallo Peter,
    ich gebe dir absolut Recht!! Beide Weine sind unglaublich trinkig, machen Lust auf ein zweites und drittes Glas und ruhen in sich selbst. Einerseits eine deutliche, aber nicht störende Säure, Körper (aber nicht fett), fast kühl wirkende Frische…kurz: einfach gut. So muss Rotwein schmecken. Mache mir aber nun auch Sorgen um den Preis, wenn die Dirupi Weine dort schon auf Restaurantkarten auftauchen. Fazit: kaufen und trinken.

    • Weinschank sagt:

      Hallo Cabernet Frank,
      für Kommentare immer großen Dank vom Weinschank, mach Dir mal nicht zu große Sorgen um die Dirupi-Preise, Wuppertals Ölberg leuchtet noch!, Stefan Klute und seine Weinhandlung „Estestest“ sind was ganz besonders, ich denk an Dich, wenn ich wieder vor Ort bin. Habe übrigens auch was unter „Reisen zum Wein“ zum Thema Madeira (Funchal) geschrieben, Wuppertal kommt auch noch dran!
      Bis bald Dein Weinschrank

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert