Meine Welt ist rosa (trotz Cordoba und Corona)!

 

Gerade hat uns das Schweinegrippe Corona-Virus nach Bonn den nächsten Ausflug versaut, die traditionelle Gruppenfahrt über Pfingsten mit ca. 20 Leuten fällt aus! Ich bin zwar letztes Jahr zum ersten Mal mit dabei gewesen und deshalb kein Traditionsfaktor, fand aber die Idee so großartig und die Teilnehmer dabei sehr entspannt, routiniert und nett: jedes Jahr plant eine andere Partei den Ausflug, der Rest der Gruppe erfährt dann erst live am Starttag durch die Anreise, wo es dann hingeht! Durch Zufall waren meine Freundin und ich jetzt auch noch für 2020 dran, wir haben uns wirklich Mühe gegeben und den neuen Zielort sogar im Februar bereist und geprüft, alles super, aber dann kam das Virus und wir durften ja nichts verraten! Wir konnten jetzt auf Oktober verschieben, ob das so eine gute Idee war, werden wir sehen! Auf jeden Fall habe ich nun wegen des ganzen Corona-Schlamassels eine große Rosé-Suche gestartet, es kann ja nicht sein, dass die Teilnehmer der Fahrt einsam in Ihren Gärten sitzen und ohne Wein-Tipp von mir in Quarantäne dauergrillen!

 

Deshalb präsentiere ich hier mit 8 Rosé-Teilnehmern das 1. Weinschrank-Open Turnier! Aus zwei Vierer-Gruppen sollten zwei neue Rosé-Siegerschankweine für meinen blog im K.o.-Modus gefunden werden. Ich musste ein bisschen vorfiltern und sortieren (das Rosé-Angebot ist riesig, es gibt nicht nur farblich alles (von pink bis zart lachsfarben), auch beim Geruch (vom Inhalt Sardinenbüchse bis Schweiß) und beim Geschmack (sogar kräftige Holz-Vanilletöne!) war alles vertreten!  Manche Paarungen (z.B. Kreideknaller gegen Fruchtbombe) hätten auch keinen Sinn gemacht. Natürlich wie immer wieder sehr subjektiv und nur meine Meinung, aber ein ernsthafter und aufwändiger Versuch, was für die unterbesetzte Rubrik Roséweine zu finden!

 

Runde 1

 

Austria

Die Cordoba-Gruppe

 

 

Im ersten Aufeinandertreffen begegneten sich zwei Rosés aus dem Rheingau und der Pfalz, zwei VDP-Weingüter, Breuer gegen Knipser, Breuer mit Spätburgunder 2018, Knipser mit einer Cuvee 2019 aus französischen Rebsorten (Cabernet Sauvignon, Merlot und Cabernet Franc). Wer konnte dieses Duell für sich entscheiden?

 

 

Rheingau

Zwei VDP-Weingüter mit Ihren Rosés: Breuer gegen Knipser!

 

 

Kurz gesagt, der Knipser „Clarette“  Rosé trocken 2019! Glückwunsch zur Teilnahme an  Runde 2!

 

 

Rüdesheim

Breuer Rosè 2018

 

 

Einer der Vorgängerjahrgänge vom Breuer Rosé war mein Lieblingswein im Cafe Marienhöhe auf Norderney. Deshalb war ich auf den 2018er sehr gespannt: leuchtendes Rosa, duftet nach Erdbeeren und Muskat, im Mund dann sehr viel Säure und eine gewisse Kargheit, eher ein Essensbegleiter, wenig Charme, da war ich ein wenig enttäuscht, aber so läuft das beim Wein, jeder Jahrgang bringt andere Ergebnisse.

 

 

Neusiedlersee

Umathum (Frauenkirchen) gegen Artisan Wines (Halbturn), beide Ostufer Neusiedlersee

 

 

Der Artisan Rosé Reserve 2018 von DI Franz Schneider leuchtet verführerisch lachsrosa im Glas und wurde aus 60% Merlot und 40% Blaufränkisch-Trauben erzeugt. Man benötigt etwas Geduld nach dem Öffnen der Flasche durch den deutlichen Holzvanilleton, der dann aber nach einiger Zeit abnimmt. Es entwickelt sich eine große Komplexität im Duft (Apfel- und Kräutertöne) und auch beim Geschmack wird richtig aufgedreht, Holz frisst Säure!, so ein Schmeichler, im Hintergrund aber immer diese deutlichen Vanillenoten, dazu viel Frucht, dadurch extrem süffig, eine echte Entdeckung! Sehr schöner Wein, unbedingt probieren, aber das Aus in Runde 1 durch den Umathum Rosa, den fand ich einfach noch spannender und besser!

 

 

Halbturn

Artisan Wines Rosé Reserve

 

 

 

Rosé aus Frankreich

Die mineralische und würzige Rosé-Gruppe aus Frankreich!

 

 

In der ersten Runde traten auch Rosés aus den Appellationen Menetou-Salon und Sancerre gegeneinander an. Das sollte spannend werden, die Terroirs ähnlich, Kalk-Kreideböden, beide Weine aus 100% Pinot-Noir, alteingesessener leicht angestaubter Ruhm gegen eine der westlich von Sancerre gelegenen Aufsteiger- und Angreifer-Appellationen.

 

 

Pinot Noir

Menetou-Salon gegen Sancerre!

 

 

Das Match des 2017er Rosé vom Weingut Isabelle et Pierre Clement (Menetou-Salon) gegen den 2018er Rosé der Domaine Daulny (Sancerre). Zwei schöne Weine, allerdings durch Ihre Mineralität für Anfänger mit Vorsicht zu genießen, das riecht und schmeckt völlig anders, als man erwarten würde. Als Essensbegleiter zu Lachs, Nizza-Salat, Thunfisch-Sushi, Pizza mit Salami oder Käse dann wieder ein Favorit für alle Weintrinker. Hauchdünner Sieger für mich der Sancerre, einfach noch einen Tick mehr Duft und Tiefe, dadurch Domaine Daulny weiter in Runde 2 . Glückwunsch!

 

 

Chatenoy

Rosé 2017, Isabelle et Pierre Clement, Mentou-Salon

 

 

Der Rosé von Isabelle und Pierre Clement leuchtet blass rosa, Duft nach Erdbeeren und Hagebutte, zarte Frucht, milde Säure und dazu geheimnisvolle mineralische Anklänge, würziger Nachhall. Sehr interessanter Wein, je mehr ich über ihn nachgedacht habe, um so unsicherer wurde ich wegen meiner Entscheidung. Aber beim Ko-System musste ich mich für einen Sieger entscheiden. Dieser Wein damit 2. Sieger und  raus, aber auf jeden Fall keine Enttäuschung und es lohnt sich sehr, ihn zu probieren!

 

 

Grenache, Syrah

Cotes de Provence gegen Cotes-du- Rhone

 

 

Eine weitere Paarung bestritten zwei Rosés aus den Appellationen Cotes de Provence und Cotes-du-Rhone. Der Wein von der Rhone gehört eigentlich geographisch zur Appellation Chateauneuf-du-Pape und damit zu den berühmten Quarzböden, wurde aber vom Großvater der heutigen Besitzerin als Cotes-du-Rhone abgestuft, um Steuern zu sparen. Rebsorten Grenache, Syrah, Mourvedre und Counoise.

Der Rosé aus der Provence von ca. 200 Meter hohen Lagen mit Schiefer, rotem Sandstein und Kiesel. Cuvee aus den Rebsorten Grenache, Cinsault, Syrah, Mourvedre und noch anderen Sorten.  Da die Provence neben Bordeaux die einzige Region mit einem eigenen Klassifikation-Ranking für Weingüter ist, startet einer von den 18 Provence Cru Classé-Erzeugern, Domaine de Rimauresq.

 

 

Cotes de Provence

Rosé 2019 Domaine Rimauresq cru classé, Cotes de Provence!!!

 

 

Härtefall!, ganz toller Wein aus der Provence, der sich dem unwiderstehlichen Le Caillou von der Rhone (Glückwunsch zur 2. Runde!) noch geschlagen geben musste. Als kleinen Trost habe ich den Provence-Wein trotzdem in die Siegerschankweinliste aufgenommen! Auch der Rimauresq Cru classé mit dieser tollen blassen rosa Farbe, Duft nach Kräutern und roten Früchten, sehr fein und elegant, mit feiner Würze, lang anhaltend, fantastischer Rosé!

 

Runde 2

 

Jetzt fallen die Entscheidungen, die Gewinner der 2. Runde sind Siegerschankweine, die „Verlierer“ waren sehr nah dran:

 

 

Neusiedlersee gegen Pfalz

Umathum gegen Knipser

 

Laumersheim

Knipser Clarette 2019

 

Der Knipser Rosé Clarette 2019 leuchtet kupferrot im Glas und irritiert erst mal beim Öffnen der Flasche  mit einer Vanillenote in der Nase (eigentlich unmöglich bei Edelstahltankausbau!). Nach Beruhigungszeit dann eine herrliche Erdbeer-Pfeffernase, viel Fruchtfülle, Trinkfluss und dezente Würznoten im Mund! Ein richtig toller Rosé aus der Pfalz, aber 1978 in Cordoba (Argentinien) lief es genau so: die Österreicher einfach noch besser, der Hansi Krankl heißt nun Pepi Umathum, dieses Mal keine Blamage für Deutschland, das war ganz knapp und auch dem unterschiedlichen Stil geschuldet! Den Knipser-Rosé kann ich nur empfehlen, probiert mal und schreibt einen Kommentar…

 

 

Loire gegen Rhone

Daulny gegen Le Caillou

 

 

Der Sancerre Rosé 2018 von der Domaine Daulny mit wunderschöner rosa Farbe, im Duft und Geschmack sehr fruchtig, unterlegt mit deutlicher Säure und mineralischen Anklängen. Kein unkomplizierter Sommerwein, schon sehr herausfordernd und nicht so schmeichelnd wie mein Favorit, der Le Caillou von der Rhone. Deshalb hier Endstation, Wein und Erzeuger behalte ich aber im Auge.

 

 

Sancerre

Sancerre Rosé 2018 Domaine Daulny

 

 

So sehen Sieger aus:

 

 

Frauenkirchen

Rosa 2019 Umathum

 

 

Glückwunsch an Pepi Umathum aus Frauenkirchen mit seinem Rosa 2019.  Bei der Farbe (strahlende himbeerrote Farbe) habe ich erst ein wenig Angst bekommen und an die missglückten Orange-Weine gedacht, die ich in meinem Leben schon so verkosten durfte. Aber der Rosa 2019 ist aus roten Trauben, aus Blaufränkisch, Zweigelt und St. Laurent. Ein echter Charmebolzen, überzeugt sofort mit seiner kräftigen Fruchtnase (Kirsche, Himbeere), ist im Geschmack sehr ausgewogen, sehr süffig, ein schöner Sommerwein, dazu langer Abgang, ein kleines Kunstwerk. So soll es sein: schon ein „kleiner“ Wein macht Lust auf mehr aus dem Sortiment von Umathum. Glückwünsche nach Frauenkirchen, dieser Wein hat mir viel Spaß gemacht!

Eine kleine Anekdote gibt es zu dem Wein auch noch: nach der Wiedereröffnung des großartigen Beisel Blauensteiner in der Josefsstadt (8.Bezirk)  in Wien kam es beim Bestellen zu einem Missverständnis mit dem Kellner, ich wollte essenstechnisch etwas riskieren (Innereienküche!), er interpretierte meinen Risikowunsch auf den Wein und servierte mir ein Glas Rosa von Umathum. Ich fand den Wein schon vor Jahren ganz erstaunlich!

 

 

Cotes-du-Rhone

Le Caillou Rosé 2019

 

 

Und noch ein Charmeur: der Le Caillou Rosé 2019 mit wunderbarem sehr hellen Lachsrosa, er hat mich durch seine Feinheit überzeugt, trotz superstarker Konkurrenz vorne, feiner Duft nach Aprikose, Mandarine und Melone, am Gaumen zurückgenommene Frucht mit mineralischen Noten und spürbarer Säure, trinkanimierend, langer Abgang, eine schöne Entdeckung für den Sommer! Glückwünsche auch an die Rhone!

 

Ich bin nach diesem Thema jetzt urlaubsreif, vielleicht geht ja jetzt doch was, melde mich dann hoffentlich mit Urlaubsweinentdeckungen.

 

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