Wohin sollte man als weitsichtiger und getriebener weinblogger auch sonst gehen, wenn man nicht mit Corona in Quarantäne säße? Zu guten Weinentdeckungen in diesen kurzen Zeitintervallen benötige ich einfach ein Netzwerk aus guten stationären Weinhändlern, engagierten Sommeliers in Restaurants, weinverrückten Instagramern, charismatischen Weinbar-Besitzern, gut orientierten Urlaubsbekannten, netten Arbeitskollegen und dazu noch möglichst viele Reisen in die einzelnen Weinanbaugebiete selbst. Normal also immer auf Spähtrupp!
Wir sitzen leider aber mittlerweile mit Corona in Quarantäne (die blog-Killer Variante hat mich und Sommelier Gorilla zum Glück nicht erwischt!) und sichten die Notizen, ganz selten kommen die Siegerschankweine auch einfach mal direkt zu uns: ein netter Arbeitskollege hatte mir eine Flasche Bardolino aus der gleichnamigen Appellation Bardolino DOC vom Ostufer (Venetien) des Gardasees mitgebracht. Ich habe mich sehr gefreut und war sehr gespannt, als überzeugter und regelmäßiger Westufer-Besucher (Salò, Lombardei) kannte ich bisher nur die Bardolino-Chiaretti (Rosés), die regelmäßig für mich gegen die Valténesi-Chiaretti vom Westufer untergingen, aber dafür auch nur die Hälfte kosteten. Hatte auch gelesen, dass es die Bardolino-Rotweine in modischen Zeiten der totalen Überkonzentration genau so schwer hätten, wie der vom Aussterben bedrohte Valpolicella Classico. Und auch der Arbeitskollege war nach einer kurzen Valpolicella Classico-Phase im Verlaufe seines Urlaubes dann doch lieber auch auf Valpolicella Ripasso umgeschwenkt, ich mag diese Art Wein einfach nicht!
Aber mitgebracht hatte er mir den Bardolino Le Nogare 2019 von Bertani! Ein großer Weinbetrieb (mittlerweile 220 Hektar) mit viel Tradition (gegründet 1857), mit viel unterschiedlichem Besitz in Venetien, mit einem Flaschenausstoß von jährlich ca. 1,6 Millionen Flaschen und auch einer Spitzenlinie mit Amarone-Weinen. Bei der Ernte kann man auf eine eingespielte Frauenkooperative zurückgreifen.
Der Bardolino in einer aufwändigen Flasche mit schönen Einprägungen, Cuvée aus den Rebsorten Corvina, Rondinella und Molinara, sensationell transparente und hellrote Farbe, in der Nase ein toller Duft nach Erdbeeren, Blumen und Pfeffer, im Mund sehr fein und leicht, moderate Säure, feine Lakritzspur, im Abgang dazu eine leichte Bitternote, finde den Wein nicht nur wegen des tollen PLV großartig, allerlei food-pairing bietet sich an (Pasta, Käse und sogar Fisch), eine wunderschöne Entdeckung! Vielen Dank vom Weinschank noch mal an den Arbeitskollegen und erfolgreichen Jugend-Fußballtrainer D. aus Dortmund, nach fast fünf Jahren blog der Rotwein mit dem besten PLV, ein Urlaubsmitbringsel, aber mit Plan ausgesucht, die Ripasso-Weine von Bertani waren nämlich die eigentlichen Favoriten von D., ein schöner Zufall, vor Ort sein, ist immer Gold wert!
Sensationell kontrovers auch die Bewertungen im Internet, neben einigen wenigen (aber überschwänglich positiven) Bewertungen, eine totale Vernichtung des Weins mit so Kommentaren wie „die schwere Flasche hat viel versprochen, aber der Inhalt ist nur dünn!“ oder „guter Zechwein, aber blasse Farbe!“, Freunde, Freunde, ihr müsst mit Euren total verklebten Glutamat-Wodka-Gaumen noch viel lernen, aber was viel schlimmer ist, ich muss bald die fetten Lieblingsweine dieser hater durchprobieren, bestimmte Themen kommen immer näher, ich glaube, es wird für mich bald sehr unangenehm!
Halsbrecherische Touren haben wir schon einige auf Madeira zusammen gemacht, Wanderkollege Christian war bei meinen Schwindelanfällen auf der Levada immer die Ruhe selbst! Wir beide kannten schon vorher die portugiesische Kultur und waren immer an gutem Wein und Essen interessiert, also immer schön statt Genickbruch abends aus der grünen Hölle wieder in der quirligen Inselhauptstadt Funchal auftauchen und die großartigen Speise- und Weinkarten der Restaurants erforschen (übrigens mein Lieblingsabenteuer!). Ich befürchte, die Zeit ist vorbei, dafür hat mein Wanderkumpel nun eine kleine Familie gegründet und ist von Mainz in die Pfalz umgezogen. Von der Quelle unterstützt er mich und meinen blog neuerdings mit Tipps, was ich sehr großartig finde, weil ich die Pfalz sehr liebe, aber bisher nur sehr wenige Treffer im blog hatte! Sorgen um Kungelei muss man sich hier auch nicht machen, weil Christian meinen Lieblings-St. Laurent aus Österreich verrissen hat und ich es ihm eigentlich sehr gerne heimgezahlt hätte, aber neben dem schon vorgestellten sehr guten Tempranillo (!) aus der Pfalz haben es mir auch die Spätburgunder vom Nussbaum-Projekt sehr angetan.
Drei Freunde, die sich beim Studium Weinbau und Önologie in Neustadt kennengelernt haben, führen seit 2014 nebenberuflich ein Garagenweingut in Neustadt-Königsbach, das Nussbaum-Projekt. Matthias Rau arbeitet eigentlich in einem anderen Winzerbetrieb in der Pfalz, hat aber im Keller des Wohnhauses seiner Eltern einen kleinen Weinkeller mit Fässern eingerichtet und produziert dort mit seinen Freunden Joachim Schmidt und Benedikt Grein nach eigenen Vorstellungen Riesling und Spätburgunder, manchmal auch Sylvaner, Sauvignac oder sogar selbstgebrautes Bier (die beiden Freunde von Matthias Rau sind gebürtige Franken!). Namensgeber für das Projekt ist ein schöner alter Nussbaum im Garten der Raus.
Der Spätburgunder vom Königsbacher Ölberg wächst auf Buntsandstein, Lehm und Kalkmergel und bringt dadurch hellrote und transparente Weine, die herrliche Kirsch- und Beerenaromen im Duft bieten, 2017 (leider ausverkauft!) bot dazu noch Kräuter auf und ruhte in sich selbst, 2018 bietet dafür im Mund viel Kirschfrucht, vibrierende Säure, junge Tannine, viel Eleganz und Kühle, einen schmelzigen Abgang mit einem Hauch Bitterschokolade, sehr schöner Spätburgunder mit tollem PLV! Auch 2019 sehr gelungen, dunkler in der Farbe, aber immer noch transparent, benötigt Luft, dann intensive Nase nach süßen Kirschen und Leder, im Mund sehr viel dunkle Frucht, fein unterlegte Säure, schmelziger Abgang mit feiner Würze, drei sehr gelungene Spätburgunder, Respekt!
Als ich früher noch raus durfte und fast jeden Tag von Münster nach Düsseldorf pendeln musste, besuchte ich regelmäßig nach Feierabend auf dem Rückweg zum Düsseldorfer HBF den schönen Weinladen von Mrs. Pipco in der Friedrichstadt (Helmholtzstr. 28). Im Laden der ausgebildeten Sommelière gab es immer viel zu entdecken und eine besondere Holzkiste inspirierte mich dann auch zu einem Beitrag im blog, manchen Schatz konnte ich nach Münster bringen und sehr oft war der Besuch der kleinen Oase das einzige highlight des sonst quälend langen Tages. Nach acht Jahren Bundesbahn-Marter meinte es dann der damalige Arbeitgeber gut mit mir und ich wurde entlassen! Mit zwei gescheiten Arbeitskollegen aus Düsseldorf machte ich noch bei Mrs. Pipco eine schöne Abschluss-Weinprobe, einer der beiden Arbeitskollegen ist leider Silvester 2021 verstorben, was mich immer noch unendlich traurig macht!
Aus beruflichen und familiären Gründen hat der Weinladen von Mrs. Pipco nur noch freitags geöffnet und mein comeback dort wird immer unwahrscheinlicher, immerhin war ein Teil meiner Familie dort und holte besagte Holzkiste ab, dabei brachten sie auch noch einige andere Weine mit, darunter auch einen wunderbaren Frühburgunder von der Nahe.
Frühburgunder 2016 Kapellenberg vom Weingut Disibodenberg (früher Weingut Klostermühle Odernheim). Obwohl ich von Kaiserslautern die Flüsse Lauter und Glan hochgeradelt bin, um wieder zurück zur FW an der Nahe in Oberhausen zu kommen, habe ich die berühmte und geschichtsträchtige Klosterruine Disibodenberg an der Mündung des Glans in die Nahe nicht gesehen. Auch die sehr alten Lagen sind mir nicht weiter aufgefallen, allerdings habe ich bis heute abgespeichert, dass die Gegend zwischen Meisenheim (Glan) bis zum Rotenfels (Nahe) wunderschön ist. Acht Generationen hat eine Familie Schmidt aus Odernheim eine Basis für das heutige Weingut gelegt, bei Ihr dominierten die Burgundersorten, neben Chardonnay, Grau- und Weißburgunder bildeten dabei auch Spätburgunder (in den Lagen Montfort und Langenberg) und der seltenere Frühburgunder (in der Lage Kapellenberg) Schwerpunkte, was außergewöhnlich und der geologischen Besonderheit der Lagen geschuldet ist. Hier gibt es teilweise eine Mischung aus vulkanischen Gestein (Melaphyr), Sandverwitterungsböden und schieferdurchsetzten Bereich. 1992 ging das Weingut an Prof. Held, 1997 übernahm operativ der ambitionierte Weinmacher Thomas Zenz. In den letzten Jahren flossen beträchtliche Investitionen in Modernisierung, in eine Brennerei, in Versektung und in ein schönes Weinhotel in Meisenheim. Der Clou gelang aber 2017, man konnte vom traditionsreichen Weingut v. Racknitz (Luise von Racknitz entschied sich leider komplett gegen die Weiterführung Ihres Weinbaus) die Riesling-Toplage Disibodenberg erstehen und ist nun mit 22 Hektar bemerkenswert ausgeglichen und gut aufgestellt.
Der Frühburgunder hat eine schöne transparente rubinrote Farbe, duftet herrlich nach Sauerkirschen, Johannisbeeren, Pfeifentabak und Leder, im Mund Kirsche und etwas Pfeffer, wirkt voll, aber trotzdem sehr elegant und kühl, sanfte Tannine, eingebundene, aber präsente Säure, schöner Nachhall mit eleganter Holzspur, wieder begeistert mich ein Frühburgunder, sehr interessanter Wein, gerne wieder, ein Besuch auf einem Freitag in Düsseldorf bei Mrs. Pipco sollte aber doch auch irgendwann mal wieder klappen!
Anfangsschwierigkeiten hatte ich mit dem Weinladen Lapinski in Wuppertal-Vohwinkel, es gibt viel Konkurrenz im Tal und auf dem Ölberg, habe erst zwei oder drei Nieten erwischt, bin dann aber zum Glück über meinen Schatten gesprungen und wieder aufgetaucht, als „Belohnung“ habe ich dann in dem schönen und breit aufgestellten Weinladen zwei wirklich tolle Weine von der Loire gefunden. Bei Recherche dann für mich immer wieder verblüffende Infos über Wuppertal, es soll noch einen zweiten Weinladen der Lapinskis hoch oben in Cronenberg geben, war dort schon öfter, sogar einmal mit meinem großartigen Bekannten Secondo aus dem Friaul, der nach 30 Jahren Abwesenheit in die alte Heimat zurückgekehrt ist und dort wirklich noch einen ehemaligen Stammgast der ehemaligen Familien-Eisdiele getroffen hat. Bei so viel emotionaler Ablenkung ist mir leider der Weinladen total durchgegangen, das ändere ich bald, reise demnächst rassig über die Samba-Trasse mit dem Rad an und bin sehr gespannt!
Da ist einmal ein Chenin aus der Appellation Vouvray vom Weingut Champalou, einem Mitglied der unabhängigen Winzervereinigung. Hinter Champalou stehen Catherine und Didier Champalou, die 1985 mit einem halben Hektar mit Chenin blanc (das blanc kann man auch weglassen, es gibt keinen roten Chenin!) in Vouvray gestartet sind und mittlerweile über 21 Hektar verfügen. Bei allem ökonomischen Wachstum wurde dabei das ideale Wachstum für Ihre Reben aber auch nie aus den Augen verloren, man arbeitet nach biologischen Grundsätzen.
Der 2019er Chenin hat eine blassgelbe Farbe mit grünlichen Reflexen, in der Nase viel Zitrus, aber auch Quitte und Akazie, im Mund richtig voller fruchtiger Körper, rassige Säure, Mineraltöne, anhaltender Abgang. Um den Wein pur genießen zu können, erscheint es mir noch viel zu früh, wegen der Säure sollte man mit Essen kombinieren, ich denke da an das ganze Fischprogramm (Zander, Lachs, Steinbutt, Seeteufel u.a.), aber auch gerne Austern, Muscheln und Sushi, aber auch Carpaccio vom Thunfisch, für Abenteurer auch krosse Ente oder Kalbsnieren. Super dazu auch ein Griff unter die Käseglocke (z.B. Munster, Crottin de Chavignol, Reblochon, o.ä.).
Toller Sancerre 2020 Domaine des Brosses, 11 Hektar Weingut aus Veaugues bei Cher, Überzeugungstäter und Herzensbrecher sind die Eheleute Girard mit ihrer Familie, die mich trotz zwei voller Weinregalreihen mit Sancerre in meinem Keller nach Großprobe dazu gebracht haben, fast alle Weine in einem Instagram-Gewinnspiel abzugeben und lieber auf diesen Sancerre zu setzen: helles Gelb, in der Nase spektakulär mit Zitrus, Melone, Feuerstein und floralen Noten, ein wirklich winziger Hauch Stachelbeere, im Mund zwar noch präsente Säure, aber auch viel Trinkfluss, viel Mineralik, frisch und auch fruchtig, dabei ausgewogen und mit schmelzigem Abgang, ein großer Favorit, bin plötzlich der beste Freund der Lapinskis!
Konzertbesuch in der Historischen Stadthalle Wuppertal, die einen legendären akustischen Ruf genießt und auch von Taxifahrern gerne vom Klang zwischen die Elbphilharmonie in Hamburg und den Großen Musikvereinssaal in Wien eingereiht wird. Ich fand den Abend nicht nur musikalisch beeindruckend, es gab mehrere flammende Appelle gegen den verfluchten Krieg in der Ukraine vom jüngsten Generalmusikdirektor in Deutschland, dem hochbegabten Grazer Patrick Hahn, sensationelle Ausstrahlung, gleich auch noch Pianist, danach großartige 1. Sinfonie von Brahms, tolles Orchester, wir kommen wieder! Vor und nach dem Konzert waren wir noch in der Rex-Bar unseres Postboutique Hotels. Das Hotel ganz im Bauhaus-Stil gehalten, konnte für die schöne Bar die Familie Akgün gewinnen, die dieses Jahr mit ihrem Restaurant Shiraz und ihrem jungen und großartigen Koch Alexander Hoppe zu einem Michelin-Stern in Wuppertal greifen konnte. Glückwunsch dazu, Alleinstellungsmerkmal in der Stadt, die gastronomisch aber noch einiges mehr zu bieten hat!
Für mich natürlich auch immer interessant, was gibt es zu den Gerichten, die im Restaurant Shiraz vorbereitet und vom Berg ins Tal geliefert wurden, in der Bar für Weinempfehlungen? Der Graue Burgunder 2020 vom VDP.Weingut Burggarten von der gebeutelten Ahr eine echte Visitenkarte und Ansage des Weingutes für betriebsinterne Pyramiden-Besteigung, toller Grauburgunder VDP.Gutswein, strahlende goldgelbe Farbe, schönes Bukett nach Apfel, im Mund volle Frucht, viel Süffigkeit, frische Säure, alles sehr ausgewogen und mit Trinkfluss versehen, beim Abgang auch mineralische Töne, großes Lob! Da wäre ich alleine nie drauf gekommen, das Weingut Burggarten mit Paul-Josef Schäfer gilt eigentlich als Spätburgunder-Spezialist. Die Rex-Bar ist auf jeden Fall einen nächsten Besuch wert, ich habe da sogar schon einen neuen großartigen Mitstreiter bei Instagram gefunden!
Und wieder so eine tolle Entdeckung in Wuppertal, der ehemalige und leider schon lange stillgelegte große Ausflugsbahnhof in Wuppertal-Hahnenfurth wurde nach vielen Jahren aus dem Dornröschenschlaf erweckt und mit viel Herzblut und großen Aufwand renoviert und bietet nun dem umtriebigen Getränkehändler Stefan Jukic ein neues Refugium mit tollen Räumlichkeiten und nun auch schönen Sitzmöglichkeiten an der frischen Luft. Wenn die location so perfekt ist, hapert es ja meistens beim Sortiment, aber ich habe als Probierflasche einen Silvaner 2021 vom Winzerhof Stahl mitgenommen, beim nächsten Besuch war es dann schon eine Kiste! Hier gibt es viel zu entdecken, neben Wein auch tollen Käse aus Kroatien, Bier, Bierlikör, Eierlikör, Limoncello und v.a.m., Stefan Jukic beackert nun besonders auch das Weinthema, paradiesische Zustände für mich, hoffentlich wird der superschöne Laden angenommen, werde nach Spähtrupp mit dem Auto dieses Jahr auch noch sehr oft mit dem Rad oder der neuen S-Bahn Linie anreisen.
Der unaufhaltsame Aufstieg des Christian Stahl: setzten die Eltern noch eher auf klassische Landwirtschaft und lieferten die Trauben aus zugepachteter Fläche im Taubertal bei der Genossenschaft ab, war beim Sohnemann Christian längst die Begeisterung und Leidenschaft für das Thema Wein entfacht. Ich bewundere immer diesen Typus Mensch, der zielgerichtet, selbstbewusst und gegen alle Widerstände seiner Berufung nachgeht, Christian Stahl wählte Lehrjahre in einem Würzburger Weingut und die Ausbildung an der Rheingauer Hochschule für Wein in Geisenheim im Rheingau. Nach dann schweren Anfangsjahren stellte sich nach und nach großer Erfolg ein, die Stahl-Serien Federstahl, Damaszener und Edelstahl wurden von Jahr zu Jahr besser, ist leider an mir komplett vorüber gegangen, was soll ich sagen?, ich bin schon vom Basiswein Silvaner 2021 total begeistert und werde im Juli hoffentlich das Weingut mit dem tollen Restaurant besuchen.
Mag ja Silvaner sehr und habe schon einige tolle Weine aus Franken gefunden und vorgestellt, der Basis-Silvaner vom Winzerhof Stahl konnte mich restlos begeistern: sehr helles Gelb, in der Nase Apfel, florale Noten und ein Hauch Kreide, sehr schön eingebundene Säure, viel Schmelz und Süffigkeit, im Abgang wieder mineralische Noten, was den Wein sehr spannend, aber bestimmt nicht zum Liebling der Massen machen wird. Ich mag den Wein wirklich sehr, ein einziger Kritikpunkt, ich vermisse den geliebten Bocksbeutel!
Mein dritter Besuch in der Weinbar Emma in Essen-Rüttenscheid sollte ein ganz besonderer werden, wir waren zu viert, alle neugierig und wollten volles Programm. Und wir bekamen volles Programm! Es gab eine Köstlichkeit nach der nächsten, charmant präsentiert vom Patron Rainer Podzuck, der zu jedem Gang eine Geschichte zu erzählen wusste (mal war es der Großmarkt Paris, mal die Toskana, mal seine schillernde Vergangenheit) und natürlich einen passenden Wein empfehlen konnte, da wurde ein großartiges Feuerwerk gezündet! Gerüchteweise hat er die Weinbar sechs Monate später eröffnet, weil er mit Details der Inneneinrichtung noch nicht zufrieden war, ein absoluter Perfektionist, dem man aber auch vertrauen und mögen muss. Im Internet gibt es für dieses Konzept großes Lob, aber auch einige üble Ausreißer nach unten, die dem Überzeugungstäter Intransparenz bei den Preisen und am Ende des Abends dann „Frühlings Erwachen“ vorwerfen, wenn die Gäste dann auch noch zum Geldautomat geschickt wurden, weil das Bargeld nicht reichte (Vorsicht, keine Kartenzahlung möglich!), kochte die Volksseele über! Dabei wird in der Weinbar Emma extrem entschleunigt, wir hatten einen fantastischen Abend mit vielen Überraschungen, die Weintipps passten alle, mir haben besonders der Champagner (leider gibt es zu meinen notierten Namen im Internet nichts, aber ich habe auch letztens in einem Restaurant statt Gosset leider „Rosé“ verstanden!) und ein Rosé-Sekt aus Österreich gefallen! Ich finde die Weinbar spitze, es gibt auch Spezialveranstaltungen und Weinreisen, man kann auch herrliche Momente bei einem Glas Wein und einer Köstlichkeit erleben, ein wunderbarer Weinhotspot in Essen-Rüttenscheid. Komme bald wieder!
Mein Emma-Siegerwein trotz wirklich starker Konkurrenz, der Rosé-Sekt Reserve von Bründlmayer, ein großer Charmeur: lachsrosa Farbe, schöner Duft nach Erdbeeren und Zitrusnoten, ganz feine Hefenoten und Vanille, im Mund wunderbar fruchtig und süffig, feine Perlage, schöne Länge mit mineralischen Anklängen, ganz stark, ein toller Sekt und endlich stimme ich mal mit den Falstaff-Punkten überein! Erstaunlich fand ich auch die Rebsorten der Cuvee: Pinot Noir, Zweigelt und St. Laurent! Köstlich!
Fazit: Bleibt neugierig wie Mausbiber Gucky auf Spähtrupp im Teil 742 der Perry-Rhodan Serie (bin leider bei Heft 12 ausgestiegen!) und schreibt gerne mal Kommentare, ich bin wieder genesen und gehe in Reha auf Weinreise! Bleibt dabei und bis bald!
Monsieur,
danke für die Credits! Freut mich, dass das Pfälzer Spanier gemundet hat.
Habe seit heute Nachmittag die nächste Exotenkiste aus der Südpfalz im Keller. Wenn der Inhalt den hiesigen Geschmackstest besteht, ist das Päckchen für den Weinschank schon fast unterwegs.
Christiano
PS: In ca. 10 Jahren sind die Jungs soweit, Madeira zu durchwandern. Falls wir dann auch noch können, kann’s weitergehen.
Hallo Christiano,
sehr nett, aber vergiss nicht, ein weinblogger muss immer weiterziehen, die wenigen Leser sind sehr anspruchsvoll und wollen immer neue Themen, von
den Instagramern ganz zu schweigen, die wollen immer neue Bildchen. Führe den blog jetzt 5 Jahre und spüre den Raubbau an meinem Körper, ich glaube, ich werde
mich bald zur Ruhe setzen müssen. Möchte mich trotz Flugangst aber noch von Madeira verabschieden, drück die Daumen, dass ich noch einmal auf die atlantische Buckelstrecke
komme.
Grüße Dein Weinschrank