Der Weinschank war wieder für zwei Wochen am westlichen und lombardischen Ufer des majestätischen Gardasees in Salò (gesprochen mit scharfem S und kurzem o). Der Ort liegt in einer malerischen Bucht und bildet den Übergang des westlichen Steilufers in eine sanfte und liebliche Hügellandschaft, der Valtènesi (gesprochen so ähnlich wie Tennessee). Ich war schon öfter in der Gegend und dieses Mal fest entschlossen, Weine aus der dort beheimateten autochthonen Rotwein-Rebsorte Groppello zu probieren und vorzustellen.
Schon am Ankunftsabend im ristorante musste ich bei Schwüle und Hitze beim Blick in die Weinkarte kapitulieren und den Plan verwerfen, die Rotweine aus der Appellation Garda Classico Rosso DOC mit Groppello-Anteil waren vom Alkoholgehalt schwere Jungs und eher was für kalte Winterabende und strengen Käse. Zum Glück fiel mir mit dem Weingut Comincioli ein alter Bekannter auf, hier war ich vor drei Jahren und hatte in Puegnago in der Valtènesi wunderbares Olivenöl gekauft. Auf der Karte stand ein Garda Classico Chiaretto DOC „Diamante“ und mir fiel wieder ein, dass auch hier ein Anteil Groppello-Trauben bei der Herstellung verwendet wird. Also gab es zum Essen einen Rosé. Manchmal benötigt es so Zufälle, der Wein passte perfekt zur leichten italienischen Mehrgang-Küche: rosarote Farbe mit rubinroten Reflexen, Duft nach Erdbeeren und Blumen, im Geschmack große Fruchtfülle und leicht salzige Noten, frisch und süffig, dezente Säure, ein schöner Wein, die Neugierde war geweckt, der Diamante bildete die Benchmark für eine große Chiaretto-Probe vom westlichen Ufer (am östlichen Ufer, Provinz Veneto (Venetien) wird auch ein Chiaretto hergestellt, der Bardolino Chiaretto wurde aber nicht probiert).
F
arblich konnte man mit Chiaretto am Gardasse mit den ganzen Aperol- und Campari-Spritz-Trinkern locker mithalten (das Spektrum ging von rosarot bis zu hell lachsfarben) und bis auf ganz wenige Ausnahmen machten die Weine richtig Spaß, es waren zwei Stile zu erkennen, entweder Weine der fruchtigen (Weingüter Avanzi, Ca dei Frati, Montonale) oder der feinen und mineralischen Art (Weingüter Leali di Monteacuto, Le Chiusure). Wegen der kompletten Art, der tollen Farbe und der Fruchtfülle knapper Sieg für den „Diamante“ 2017 von Comincioli.
Nachtrag:
Habe in einem Weinladen in Haltern am See einen Bardolino Chiaretto entdeckt und gekauft, die Freude war nach Öffnen der Flasche schnell verflogen, ein sehr dünner Wein mit extrem kurzem Abgang. Warum muss man als Weinhändler solche Qualität importieren und den Namen damit beschädigen? Preislich liegen die Chiaretti von der anderen Seeseite auch 3 bis 4 Euro unter den „Valtenesi“ Chiaretti von der Westseite, man sollte lieber wieder auf den Qualitätsweg zurückfinden, was nutzt mir ein untrinkbarer Wein, bei dem ich 3 Euro sparen kann?