Das erste Mal bin ich vor vielen Jahren an der Mittelmosel in der Nähe des majestätisch steilen Weinberges Calmont (bei Ediger-Eller) über die Rebsorte Elbling gestolpert und habe mich noch im Königreich des Rieslings über ihre Existenz gewundert, viel steht dort allerdings nicht mehr. Doch dann erzählte ein gewisser externer Mitarbeiter Christmän auf der Arbeit in Düsseldorf von seiner beruflichen Zeit in Luxemburg und den genussvollen Übernachtungen im Ort Nittel auf der deutschen Seite, einer Elblinghochburg an der Obermosel. Meine Neugierde war geweckt und eines Tages reiste ich mit IC und Taxi von Wasserbillig (?!) nach Nittel und quartierte mich im Weingut Dostert ein.
In dieser Gegend ist also Elbling der Rebsorten-Star! Mir fiel sofort die Herzlichkeit und Freundlichkeit der Gastgeber und das großartige Essen im weingutseigenen Restaurant auf und ich mochte auch sofort die wunderbaren Elbling-Sekte. Die Elbling-Weine fand ich dagegen nicht so aufregend, aber ich freute mich sehr über die Sauvignon Blancs aus der Steiermark auf der Weinkarte, die ganzen Zusammenhänge erfuhr ich erst nach vielen weiteren Besuchen in Nittel: Vater Matthias Dostert führt mit Tochter Carina, die deutsche Weinkönigin 2000/2001, das Weingut. Carina ist mit dem österreichischen Spitzenkoch Walter Curman verheiratet, aus der Steiermark stammend und ehemals rechte Hand des berühmten Fernsehkochs Johann Lafer. Diese Verbindung hat in Nittel das schöne Restaurant „Culinarium“, eine Kochschule und ein eigenes „Schlafgut“ entstehen lassen. Bei jedem Besuch von mir hat man sich gesteigert und besonders unter Luxemburgern sprach sich schnell das Können des Kochs, die Herzlichkeit der Gastgeber und die Qualität der Speisen und Getränke herum, nach vielen Jahren Aufbauarbeit ist es nun nicht immer einfach, eine Übernachtung mit Besuch des „Culinarium“ zu buchen, wer in der Gegend ist, sollte das aber unbedingt versuchen.
Der Elbling ist einer der ältesten Rebsorten Europas und stammt trotz des Namens nicht von der Elbe sondern aus der Rheinebene. Die ertragreiche Sorte wurde früher überall in Deutschland angebaut, auch wegen der üblichen Abgabe des „Zehnten“. Erst nach Abschaffung des sogenannten Zehntweines wurde sie durch andere, qualitativ hochwertigere Rebsorten wie Riesling immer weiter zurückgedrängt. Der Kurfürst und Erzbischof von Trier, Clemens Wenzeslaus, verfügte dann sogar, dass der Elbling im Gebiet Mosel-Saar-Ruwer sogar ganz zu verschwinden hätte. Eigentlich ein Wunder, dass an der Obermosel noch große Bestände bestehen, der hier statt des Schiefers der Restmosel vorherrschende Muschelkalkboden bietet dem Elbling ideale Bedingungen. Die Weinberge Matthias Dostert sind noch bis zu 90% mit Elbling bestockt.
Die Dosterts/Curmans vergären Ihre Elbling-Sekte mit echter Champagner-Hefe, rütteln per Hand und erzeugen jedes Jahr herrlich nach Apfel und frischem Heu duftende, saftige und wohldosiert schäumende Preis-Genuss-Knaller. Dabei ist der „Brut“ sehr fruchtig und eine Alternative für all jene, denen der Extra Brut zu trocken ist. Haltet die Augen offen, ob Ihr mal einen Elbling-Sekt findet.
Wünsche allen Lesern einen guten Rutsch nach 2019, dort geht es bald mit interessanten Rotweinen weiter. Ich hoffe, dass Euch mal der eine oder andere „Siegerschankwein“ ins Glas läuft oder dass Ihr Euch mal mit Kritik und Vorschlägen über die Kommentarfunktion meldet. Grüße Euer Weinschank
Hallo Peter, ich war ein wenig verwundert, einen Blog Beitrag über die Rebsorte Elbling zu lesen. Die kennt kaum jemand, evtl. noch vom Hörensagen aber kaum jemand hat da schon was getrunken davon. Habe als alter Weinfreak noch zwei Tipps. Probiert doch mal den Elbling Stillwein vom Margarethenhof in Ayl. Das ist n prima Sommer/Terrassenwein. Auch die Weine von der Domaine Alice Hartmann in Luxembourg sind echt toll. Falls du mal wieder in der Gegend sein solltest. Gruß, Cabernet Frank
Hallo Cabernet Frank, die Elbling-Sekte vom Weingut Dostert sind echte Preis-Genuss-Kracher und schienen mir für einen Silvester-Tipp sehr geeignet! Bei den Elbling-Stillweinen habe ich mich ja nicht gerade als Fan geoutet, aber ich bin für einen späteren Beitrag für jeden Tipp dankbar und bin dann sehr froh, wenn ich auf Deine Wein-Tipps hier bei den Kommentaren zurückgreifen kann. Ganz erstaunlich fand ich auch, was uns unsere C. mal für einen Elbling vom Weingut Frieden-Berg präsentiert hatte, so dicht und druckvoll, der gehört hier auch für spätere Recherche erwähnt. Geht bald im blog mit dem Thema Bordeaux weiter…