Zweite Woche beruflich in Karlsruhe, dieses Mal auf Nachtschicht und eigentlich mit nur wenig Hoffnung ausgestattet, tagsüber überhaupt irgendetwas machen zu können. Dafür wieder mit viel Elan, Disziplin, Ehrgeiz, Plänen und neuer Orientierung, sollte in dieser Woche der Knoten platzen und ich auch weintechnisch in Karlsruhe meinen Frieden finden?
Ein neues aber auch wieder traditionsreiches Hotel im Ostviertel (wieder ein Tipp eines netten Karlsruher Arbeitskollegen) und gleich beim Abendessen im hoteleigenen Restaurant der erste Weintreffer: Das Weingut Klumpp (Kraichgau) war mir mit einer Rotwein-Cuvee schon in der ersten Woche Karlsruhe aufgefallen, aber der Rosé 2017 überzeugte mich dieses Mal richtig, die Farbe war mir eigentlich zu dunkel (Cuvee aus Lemberger, Spätburgunder, St. Laurent und Cabernet Sauvignon), aber schöner Duft nach Erdbeeren und Kirschen, fruchtiger Geschmack mit Würze, elegant und schöne Säurestruktur, ein Schmeichler und guter Allrounder als Essensbegleiter, passte wunderbar zu den selbstgemachten Ravioli, aber auch zu Jakobsmuschel mit Melone und zu Kokos-Panna Cotta. Ein Auftakt nach Maß!
Die nächsten Tage dann leichte Spaßkiller, tagsüber nach der Nachtschicht im Hotel schlafen (ging trotz einer angekündigten Fahrstuhl-Reparatur problemlos!) und bei heftigen Temperaturen schweißüberströmt in einer mittelgroßen Lache aufwachen. Erstaunlich, dass das Leben immer wieder neue Grenzerfahrungen bereit hält, eigentlich reicht es mir für dieses Jahr! Immerhin konnte ich noch zwei Pläne umsetzen:
Die Reise vom Ostviertel mit der Straßenbahn ins Westviertel. Dort angekommen stellte ich das Viertel gründlich auf den Kopf und fand am Gutenbergplatz auch einen Weinladen. Je mehr Weine ich hier im blog vorstelle, desto spannender werden Erstbesuche in Weinläden: Sollten wirklich mal meine vorgestellten Weingüter im Sortiment sein? Oder noch besser: sind meine vorgestellten Weine mit gleichem Jahrgang vorrätig? Sensation!, Volltreffer!, im Laden gab es den schon im blog vorgestellten Barolo Marcenasco 2011 von Renato Ratti.
Da wurde natürlich eingepackt und gleichzeitig unterstellte ich hier know-how und bediente mich deshalb auch an der Auswahl an badischen Weinen. Werde in Kürze schreiben, ob da auch wirklich was passendes dabei war.
Nachtrag: Eine Woche Norderney und ich hatte Zeit, die mitgebrachten „Schätze“ aus dem Karlsruher Westweinladen zu kosten, leider gab es dann doch keinen Quotenknaller und vier neue Weine im blog, sondern nur einen wirklich scheußlichen Riesling und zwei belanglose Weinchen im Altglascontainer zu versenken. Nur ein Weißer Burgunder vom VDP-Weingut Andreas Laible konnte trotz Spätzündung (nach dem Öffnen der Flasche konnte man erst mal fünf Minuten fast keinen Duft feststellen) dann doch sehr überzeugen.
Nach kleiner Kunstpause legte der Wein dann richtig los, neben einem feinwürzigen Duft konnte man sich immer stärker auch Äpfel und Nüsse als Geruchsvorbild vorstellen, im Geschmack dann eine tolle Anisnote, ein sehr feiner Wein, der in der VDP-Qualitätspyramide unten angesiedelte Gutswein Kabinett trocken macht Lust auf die anderen Laible-Weine. Hier stimmt auf jeden Fall schon mal die Grundqualität und der Preis ist auch moderat.
Eigentlich beabsichtigt die VDP-Qualitätspyramide die Prädikate nur noch bei halbtrockenen bis fruchtsüßen Weinen (die rechte Seite der Zeichnung) zuzulassen, aber um den Winzern nicht Ihre Brot- und Butterweine zu nehmen, gibt es beim VDP.Gutswein weiterhin die Ausnahme, auch bei trockenem Wein die Prädikate „Kabinett“ oder „Spätlese“ hinzufügen zu dürfen. Wenn ein Ausnahmewein wie der VDP.Gutswein Kabinett trocken vom Weingut Andreas Laible (übrigens aus der Ortenau) allerdings so fein schmeckt, bin ich ganz klar für diese Ausnahmemöglichkeit.
Letzter Nachtrag:
Endlich klappte auch der Besuch in einer schönen Weinbar namens Aurum am Schlachthof in Karlsruhe (in meiner ersten Woche hatte der Laden genau in dieser Woche Betriebsferien) und ich entdeckte ein weiteres interessantes Weingut aus Baden (Kaiserstuhl): das Weingut Bercher, wieder ein VDP-Weingut und wieder gefiel mir der Weißburgunder so gut, alles so fein und zurückgenommen, dezente Frucht und blumige Anklänge, mäßige Säure und süffiger Trinkfluss, ein sehr guter VDP.Ortswein (aus Jechting) zu kleinem Preis, auch hier wurde meine Neugierde auf das Restsortiment des Weingutes geweckt.