Julius in der Pfalz!

 

Südliche Pfalz

Der Kräutergarten und das Tor in eine besondere Welt!

Hier im blog Premiere und wahrscheinlich bleibt das auch einmalig , ein Fortsetzungsbeitrag, aber auch einmalig, wofür sich der Weinhändler aus Herne, Hartmut Julius Meimberg, und seine Frau Ulrike ab dem Jahre 2012 entschieden haben. Sie haben ein aufgegebenes Weingut in Hainfeld (südliche Pfalz) gekauft und in mehreren Schritten mit viel Stil, Liebe zum Detail und Kreativität zu einem paradiesischen Appart-Hotel umgebaut. Nun war es endlich soweit, nach dem Besuch der Weinprobe in Herne 12 Tage Urlaub bei Julius in der Pfalz!

 

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Blick aus unserem Studio in den wunderschönen Innenhof!

 

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Stu, Stu, Studio…

 

Liebe auf den ersten Blick und nach einer Führung durch das ehemalige Weingut durch eine Freundin der Besitzer („vielen Dank und viele Grüße liebe Marion!“), großes Staunen, was für eine Detailversessenheit, die Sauna in den Weinkeller mit den ehemaligen Betontanks integriert, überall tolle Deko und Kunst, gemütliche Aufenthaltsbereiche und viel Platz, Gourmetfrühstück von der Etagere durch Herrn Meimberg mit immer wechselnden Köstlichkeiten und Überraschungen arrangiert. Und wenn es am Wochenende voller wurde, durfte ich sogar in der hauseigenen Vinothek mit Blick auf die Weinregale frühstücken, das war für mich echter Luxus! Der Besitzer brennt immer noch für die Themen Essen und Wein, veranstaltet Kochmenüs und Weinabende, verkostet regelmäßig, reist, sucht und bringt auch jährlich eine eigene Wein-Spezialedition heraus.

 

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Spezialedition Julius aus der Pfalz! Grauburgunder und Rotwein Cuvee.

 

Ich bin ja eigentlich wegen fehlender Transparenz und einigen Enttäuschungen kein Freund von diesen Spezialeditionen, aber hier war ich sehr neugierig, wie das Thema wohl vom Perfektionisten gelöst wurde, außerdem hatte ich schon auf der Weinprobe in Herne eine schöne Scheurebe aus der Edition verkosten dürfen. Im Innenhof dann nette Weingespräche und der Grauburgunder „Julius in der Pfalz“ 2022 vom Kalk im Vergleich mit Grauburgunder Klumpp aus Baden und Grauburgunder Rebholz aus der Pfalz. Alle drei Grauburgunder stark, der Rebholz benötigte viel Luft (die Flasche war schon zum Glück einen Tag geöffnet, bei Rebholz entstehen immer tolle Essensweine mit viel Zukunft), der Klumpp (ein Bekannter hier im blog) sehr süffig und gut solo vorstellbar. Der 2022er Julius vom Kalk dann mit einem tollen Spagat zwischen Frucht und mineralischen Tönen, in der Nase Birne, Kräuter und nussige Aromen, im Mund Frucht und kreidig-kalkige Mineralität, viel Schmelz und Trinkfluß, sehr süffig, milde Säure, im Abgang feine Würze, unglaubliches PGV! Toller Wein für Balkon oder Terrasse, habe nachprobiert, mich fasziniert einfach an diesem Grauburgunder der deutliche Terroir-Einschlag, hier wurde die Rebsorte an richtiger Stelle gepflanzt, mit Respekt und Sorgfalt vom Winzer behandelt und dann wurde die Partie im Fass von einer absoluten Spürnase mit feiner Zunge entdeckt.

Auch die rubinrote Rotwein-Cuvee „Julius in der Pfalz“ 2020 trocken „Muschelkalk“ (aus Spätburgunder und Merlot) richtig überzeugend, in der Nase Kirsche, Himbeere, Leder und etwas Pfeffer, im Mund sehr weiche und runde Fruchtfülle, Fassnoten, wieder pfeffrig, würziger Abgang, ebenfalls ein toller Wein und wieder ein großartiges PGV! Ich stelle es mir extrem schwierig vor, solche Qualitäten in Zusammenarbeit mit Winzern hinzubekommen, aber da kommt die langjährige Erfahrung des Weinhändlers ins Spiel, der mittlerweile über 10 Jahre vor Ort ist und mit seinen Ansprüchen und dem Terroirgedanken in Hainfeld und Nachbarschaft nicht auf taube Ohren trifft. Experten können wohl anhand der A.P.Nr. den diesjährig auserwählten Erzeugerbetrieb für die beiden Weine herausbekommen, es ist der Betrieb 108, wahrscheinlich aus dem wunderschönen Nachbarort Rhodt unter Rietburg. 

 

Pfalz

Theresienstr. in Rhodt unter Rietburg, schöne Pfalz!

 

Rhodt unter Rietburg erwanderten wir noch am Ankunftstag von Hainfeld aus durch die Weinberge mit fantastischem Panoramablick, um dann mit Stechschritt die wunderschöne Theresienstr. in Kastanienblüte  runter zu hetzen, um pünktlich im  Restaurant Rhodter Adler zu sein. Richtige Bilderbuch-Pfalz, diese hübschen Sandstein-Torbögen mit den bunten Holztoren, richtige Idylle und der Blick nach oben auf Villa Ludwigshöhe brachte dann die Gewissheit, die Pfalz war mal bayrisch. Ludwig I. von Bayern und seine kluge Frau Therese aus Sachsen erholten sich hier am Sommersitz im italienischen Baustil vom Lola Montez Skandal, dem Ludwig 1848 die Abdankung von der Krone bescherte.   

 

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Spätburgunder 2019 Buntsandstein, Weingut Klaus Meyer, Rhodt unter Rietburg

 

Das Weingut Klaus Meyer von Klaus und Dorit 1987 als Quereinsteiger gegründet, liegt direkt in der Theresienstr. und ist nach bescheidenen Anfängen aktuell auf 18 Hektar angewachsen. Sohn Marius (1987 geboren) ist nach spannenden Wanderjahren in den elterlichen Betrieb zurückgekehrt und sorgt für zusätzliche Impulse. Ein echter Familienbetrieb mit Ambitionen!

Der dunkle rubinrote Spätburgunder mit ausdrucksstarker Nase nach Kirsche, dunklen Beeren, Gewürzen und Leder, im Mund voll, dicht, feurig, pfeffrig, Fassnoten, dezente Säure, bei wunderbar weichem Abgang, sehr gelungen! Gefunden in der Vinothek bei Julius in der Pfalz!

 

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Beginn der Kastanienallee in Rhodt unter Rietburg.

 

Im oberen Teil der Theresienstr. beginnt eine schöne Kastanienallee und irgendwann besuchten wir auf Wunsch meiner Freundin dann auch den idyllisch gelegenen Kastanienhof, bei mir schrillten beim Besuch schnell die Weinschrank-Alarmglocken, sehr anstrengende Gäste an den Nachbartischen, erinnerte mich kurzzeitig an die Drosselgasse oder Kröv, wie würde wohl das Niveau der Speisen und Weine sein? Supernette Bedienung und viele offene Weine des Weingutes Kastanienhof Fader aus Rhodt auf der Weinkarte, wir bestellten Silvaner, ich wollte unbedingt den Kalkmergel 2022 probieren. Der Wirt kam selber an den Tisch und brachte zwei mal den Guts-Silvaner! Auf meinen Hinweis, dass ich so gerne den Kalkmergel probieren würde, erdreistete er sich mit den Hinweis, dass ich den dann auch hätte bestellen müssen. Plötzlich war ich König Weinschank I., wollte dieser Flegel etwa meine Wein- und Bestellkompetenz in Frage stellen? Majestätsbeleidigung, was sollten meine Lola Montez und der Pöbel an den Nachbartischen vom König denken? Zum Glück bemerkte der Kastanienweinschank noch selbst seinen Fehler und kroch demütig zu Kreuze, Wein und Essen konnten den verwöhnten Gaumen des Monarchen dann aber tatsächlich milde stimmen,  auch Wein Nummer 2, eine Albalonga Beerenauslese, eine königliche Versuchung zum Dessert.   

 

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Zwei Silvaner von Fader.

 

Das Familien-Weingut Kastanienhof Fader (ca. 16 Hektar) gleich um die Ecke auf der Theresienstr. mit schöner Vinothek und sehr freundlicher Beratung,  sehr praktisch, konnte man gleich die Weine noch mal probieren und für die ultimative Verkostung zu Hause kaufen.

 

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Silvaner 2022 trocken Kalkmergel und Albalonga 2018 Beerenauslese, Weingut Fader, Rhodt unter Rietburg

 

Der Silvaner hellgelb mit grünlichen Reflexen, in der Nase Birne, Kräuter und nussige Töne, im Mund Zitrusfrucht, Birne und eine deutliche und faszinierende kreidig-kalkige Mineralität, gut eingebundene Säure, schön voller Abgang mit dem Hauch einer Bitternote, wieder richtig toller Wein, wieder fantastisches Preis-Genus-Verhältnis! Großes Lob!

Ein Superwein auch die goldgelbe Albalonga 2108 Beerenauslese, intensiver Duft nach Papaya, Mango und Backpulver, im Mund feine Säure, die die exotische Fruchtfülle nicht zu süß oder klebrig werden lässt, viel Schmelz und Trinkfluss, schön langer und voller Abgang mit einem Hauch Mineralität. Wir fanden den Wein richtig klasse! 

 

Pfalz

Auf dem Weg zur Burrweiler Mühle.

 

Die Landschaft um Hainfeld ist wunderschön, die bewaldeten Pfälzer Hügel stürzen als Rebenmeer kilometerweit mal steil oder weniger steil runter in die Rheinebene. Auf mehreren Ebenen schöne Dörfer wie Weyher, Burrweiler, Hainfeld oder Rhodt unter Rietburg. Dazwischen tief ausgewaschene Bachtäler mit Mühlen und in der idyllischen Burrweiler Mühle im Modenbachtal waren wir zwei mal essen (werft mal einen Blick auf die Restaurantseite, Reisen zum Wein/Pfalz). Beeindruckende Weinkarte mit offenen Weinen und nanu, schon wieder ein Julius?  Der Riesling gefiel mir genau wie der Merlot beim zweiten Besuch der Mühle sehr gut und so stand fest, wir mussten unbedingt noch das Weingut Scherr in der direkten Nachbarschaft von Julius in der Pfalz besuchen. Der Riesling Julius ist einem der Kinder von Andreas und Karin Scherr gewidmet und hat nichts mit Julius in der Pfalz zu tun. Aber schöner Glückstreffer!

 

Riesling trocken 2021 „Julius“, Weingut Scherr, Hainfeld

 

Strohgelber Riesling mit schönem Aprikosenduft und floralen Noten, im Mund Zitrusaromen und eine noch sehr präsente und frische Säure, schöner Abgang mit mineralischen Tönen und einer leichten Bitternote, ein schöner Sommerwein, mit sehr gutem PGV!

Die Scherrs betreiben schon über Generationen (seit 1782) Weinbau in Hainfeld und haben sich auf ca. 20 Hektar ganz dem Nachhaltigkeitsgedanken nach Fair’n Green verschrieben, jeder Faktor bei der Weinerzeugung wurde bei allen finanziellen Zwängen auf Grundsätze der Nachhaltigkeit geprüft, um die Weine möglichst umweltgerecht und naturnah zu erzeugen, zufriedene Mitarbeiter zu haben und die in dieser Gegend außergewöhnlichen Terroirs vielleicht einmal vital an die nächste Generation weitergeben zu können.  Im Raum Hainfeld finden sich auf kleinstem Raum Terroirs wie Buntsandstein, Granit, Devonschiefer, Rotliegendes, Kalkmergel (auch Letten genannt), Lehm, Löss, Lösslehm, Lösssand und Muschelkalk. Wo das Fair’n Green Logo oder generell Weinguts-Logos an den Rebzeilen prangen, grünt und blüht es, Insekten summen, nur ganz selten leuchtet der Innenbereich einer Rebzeile mal weißverbrannt, Pestizide, kein Besitzerschild, Genossenschaftsmitglieder der alten Schule?, eine Schande! So etwas habe ich nicht für möglich gehalten. Das Gegenmodell in der Gestalt von Frau Scherr, Feuer und Flamme für das nachhaltige Konzept, das merkt man sofort, großes Lob für die tolle Moderation und die Infos, man fühlte sich sehr willkommen. 

 

Pfalz

Merlot trocken 2019, „im Barrique gereift“, Weingut Scherr, Hainfeld

 

Den tiefdunklen Merlot von der Lage Hainfelder Kappelle  im Restaurant zum Essen bestellt (Wildgericht), in der Nase Backpflaume, Kirsche und etwas Vanille, im Mund sehr voll, warm, aber auch weich und rund, langer Abgang mit einer würzigen Note. Hielt auch den heimatlichen Nachverkostungen stand, noch ein schöner Treffer und das Weingut ein echter Geheimtipp mit überzeugendem Konzept und tollen Weinen. 

 

Elsass

Elsass-Grand Cru-Probe Riesling 2019. Domaine Julien Meyer Muenchberg gegen Domaine Hurst, Brand

 

Großartige Vergleichsprobe im wunderschönen Innenhof „Julius in der Pfalz“, die Meimbergs öffneten zwei Riesling 2019 Grand Cru-Weine aus dem Elsass, man diskutierte über den Terroirgedanken bei Natur-/Orangeweinen und wir verloren völlig die Zeit! Toller Urlaubsmoment und zum Glück konnte ich die Probe zuhause in aller Ruhe noch mal nachstellen.

Der 2019er Riesling GC Muenchberg der Domaine Meyer mit trüber orangener Farbe, in der Nase mostig, Bienenwachs, Klebstoff, im Mund viel Säure, aber auch erfrischende Frucht und eine gewisse Salzigkeit, schön langer Abgang, alles noch etwas unrund, da fehlt noch Zeit, der 2018er hat mich da aktuell mehr fasziniert. 

Der 2019er Riesling GC Brand der Domaine  Hurst goldgelb und in Topform im Glas, in der Nase Pfirsich, Zitrusfrucht und florale Noten, im Mund elegante Frucht, dazu sehr cremig, fast ölig, aber auch mineralisch, wunderschöner langer Abgang mit einer hauchfeinen Bitternote. Toller Essenswein, eine tolle Entdeckung und noch mal tausend Dank an das Ehepaar Meimberg in Hainfeld.

 

Pfalz

Gute Nacht, Weinschank!

 

Das Weingut Theo Minges in Flemlingen liegt südlich von Hainfeld und für uns wohl in einem toten Winkel, in dem Dorf sind wir nicht gewesen, obwohl es dort eine Weinstube Zechpeter gibt. 1977 bestand Theo Minges jr als Zwanzigjähriger die Winzer-Meisterprüfung und übernahm kurze Zeit später als 7. Generation den elterlichen Betrieb. Heute führt er das 25 Hektar VDP-Weingut zusammen mit seiner Frau Martina und den beiden Töchtern Regine und Julia. Ich war sehr gespannt auf den Spätburgunder VDP.Gutswein, an den Grundqualitäten entscheidet sich für mich immer, ob ich auch Weine aus der nächsten Stufe der Qualitätspyramide probiere. 

 

Pfalz

Spätburgunder Tradition trocken 2017, VDP.Gutswein, Weingut Theo Minges, Flemlingen

 

Benötigt ganz viel Luft zur Harmonisierung, am Anfang zu viel Holz, dann schöne Nase nach dunklen Beeren, Leder und Tabak, im Mund süße Frucht, viel Fülle, etwas Herbe, schön eingebundene Säure, langer fruchtiger Abgang mit etwas Würze. Starker Gutswein, tolles PGV, der Weg die Qualitätspyramide hinauf ist frei, gefunden in der Vinothek von Julius in der Pfalz. 

 

Pfalz

Neustadt an der Weinstraße, geschichtsträchtiger Ort für Weinfans!

 

Ausflug nach Neustadt an der Weinstr., eine Stadt mit wunderschönen idyllischen Ecken und auch mancher Bausünde. In der schönen Stadtkirche spielte ein ukrainisches Mädchen großartig improvisierend auf einer Orgel und sorgte für feuchte Augen. Bei richtig trüben Gedanken trafen wir dann auf die „La Boutique Trinkkultur„, eine schöne Weinbar mit einem Weinkellner, der uns sofort die Möglichkeit anbot, die angebotenen offenen Weine blind zu verkosten, ich erwachte sofort aus meiner Lethargie, Blindverkostung?, besser geht es nicht, was für eine geniale Wendung! Ich probierte blind zwei Weine, die ich richtig toll fand und auch kaufte, aber was soll ich schreiben?, mir fehlten meine Spielregeln, ich konnte beim ersten Versuch nichts erraten, ein wenig peinlich, aber trotzdem will ich immer nur blind verkosten!    

 

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Blindprobe im La Boutique Trinkkultur.

 

Der erste von mir probierte Wein war ein strohgelber und  frischer Wein, in der Nase leichte Hefetöne, ein ganzer Obstkorb und auch nussige Töne und Kräuter, im Mund kreidig-kalkig, aber auch Frucht, sehr schmelzig, salzig und süffig, dezente Säure, ein schöner langer Abgang mit Würze, richtig toll, konnte Riesling ausschließen, aber Grauburgunder war falsch und dann kam auch schon die Auflösung: ein 2022er Silvaner Steinsprung aus sehr alten Rebanlagen aus Albersweiler vom Weingut Gies-Düppel aus Birkweiler. Immerhin konnte ich ein wenig von meiner Schmach ablenken und erzählen, dass ich Rotwein vom Weingut im Keller habe und meinem netten Ex-Chef aus Düsseldorf mal eine Empfehlung ausgesprochen hatte und dieser total begeistert von seinem Besuch bei Gies-Düppel aus der Pfalz zurück kam.

Volker und Tanja Gies führen das Familienweingut in Birkweiler in vierter Generation und haben behutsam erweitert (auf ca. 22 Hektar) und kontinuierlich investiert und modernisiert. Die einschlägige Weinkritik stuft die Weine immer hoch ein und auch ich hatte noch keinen schwachen Wein, aber irgendwie ist das Weingut immer noch ein Geheimtipp (auch wegen der guten Preise!) und bei mir schon wieder leicht in Vergessenheit geraten. Deshalb war ich sehr froh, den Namen Gies-Düppel bei Auflösung der Blindprobe auf dem Etikett zu sehen, werde meinen kleinen Kellerbestand mal aufstocken, versprochen! 

 

Pfalz

Tolle und junge 2022er Weine aus der „La Boutique Trinkkultur“ in Neustadt.

 

Beim ersten Riechen und auch beim ersten Schluck des zweiten Weines wusste ich schon, das wird nicht einfacher, Birne, Quitte und Kräuter in der Nase, im Mund frisch und viel Frucht, deutlich Mandarine, aber auch mineralische Töne, lang anhaltend, wieder ein toller Wein und der Weinschank mal wieder völlig ratlos, keine Chance!, die Auflösung mit Roter Veltliner auch eine „bodenlose Frechheit“, ich kenne die Rebsorte nur aus Österreich (Wagram), ist beim ehemaligen Stiftsweingut Frank Meyer aus Gleiszellen wahrscheinlich nicht der einzige Kracher, ich nehme gerne solche Niederlagen in Kauf, wenn ich dadurch großartige Weingüter mit tollen Weinen finde. Mir hat es viel Spaß gemacht, gerne wieder in diese tolle Weinbar in Neustadt!

Das Weingut Frank Meyer ist eigentlich bekannt für seine Rieslinge, Chardonnays und Muskateller von einer reinen Muschelkalk-Lage bei Gleiszellen. Deshalb großes Glück für mich, über den Exoten Roter Veltliner (der Jahrgang 2022 ist wohl erst der 2. produzierte Jahrgang) das Weingut zu entdecken. Auch hier werde ich das Sortiment noch genauer betrachten. Sohn Nico arbeitet schon im Betrieb und Johannes Meyer wird nach Abschluss seines Weinwirtschafts-Studiums in die Vermarktung der Weine einsteigen.

 

Pfalz

Tolles Restaurant Lilly, Neupotz

 

Apropos Blindverkostung, Teil 2,  beim Besuch des  Restaurants Lilly in Neupotz (schon ganz schön weit unten Richtung Rhein und damit ein Supertipp für blog-Leser aus Karlsruhe, wenn ich denn welche haben sollte!) bekam ich vom netten Sommelier Stefan Echle auch international die Grenzen aufgezeigt, beide Weine toll und großartige Essensbegleiter, aber für mich eine extrem schwere Aufgabe, Auflösung im Restaurantteil. Bewunderswert und meine Hochachtung, wie der Sommelier ganz allein auf einem Montag, dass bis auf den letzten Platz gefüllte Restaurant versorgte und noch Zeit für Weingeschichten und Blindverkostungen fand. Ein Überzeugungstäter mit viel Wissen und Liebe zu seinem Beruf, hat er super gemacht, eine tolle Entdeckung!     

 

Pfalz

Weinbar Fünf Bäuerlein, Landau

 

Auf einem Samstag Besuch des Wochenmarktes im schönen Landau, dazu noch nervenzerfetzender Schuhkauf (für mich!) und zur Belohnung dann ab in die 2023 wiedereröffnete Weinbar Fünf Bäuerlein. Im schönen Ambiente werden hier offene Weine der fünf Weingüter Friedrich Becker, Münzberg, Rebholz, Siegrist und Dr. Wehrheim zu leckeren Kleinigkeiten ausgeschenkt. Fand die Qualität der probierten Weine sehr gut und entschied mich später, einen  Weissburgunder VDP.Ortswein von Dr. Wehrheim aus der Julius-Vinothek zu kaufen.

 

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Weißburgunder 2020, Muschelkalk, VDP.Ortswein, Weingut Dr. Wehrheim, Birkweiler

 

Strohgelber Weißburgunder mit grünlichen Reflexen, in der Nase etwas Zitrusfrüchte, Apfel und nasser Stein, im Mund säurearm, dafür aber die volle kreidig-kalkige Mineraldosis, sehr fein und elegant, süffig, macht Spaß und endet mit einem langen würzigen Abgang.  Schon selbstbewusste Preisgestaltung, aber eine tolle Weißburgunder-Erfahrung. 

 

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Weingut Lingenfelder, Grosskarlbach

 

Ausflug in die nördliche Pfalz nach Grosskarlbach, Mittagessen im wunderschönen Restaurant Karlbacher (einer der Lingenfelder-Söhne arbeitet dort) und dann Besuch des schönen Weingutes Lingenfelder. Vater Lingenfelder sehr charismatisch, freundlich und mit Spaß bei der Moderation der Verkostung und der späteren Weingutsführung, gestartet wurde mit zwei Roses, die trockene Variante hatte ich schon im Karlbacher probiert und reflexartig gleich ein Glas nachbestellt. Äußerst köstlich, schade, dass ich diesen Rose nicht in meiner großen Rose-Verkostung hatte, der wäre ganz weit nach vorne gekommen.  

 

Pfalz

Zwei tolle 2022er Roses, Weingut Lingenfelder, Grosskarlbach

 

Mein großer Favorit, der Spätburgunder Rose Kabinett 2022 trocken, Grosskarlbacher Burgweg, Weingut Lingenfelder. Leuchtende lachsfarbene Farbe, schöne Fruchtnase, sehr elegant, frisch und ausgewogen, ganz dezente Frucht, Mineraltöne, süffig und langer Abgang, das wird mein Sommerwein!

Aber auch der Rose-Favorit meiner Freundin nicht zu unterschätzen, der feinfruchtige Spätburgunder 2022 Kabinett Minne Rosee, mit tollem Mittelalter-Etikett und ebenfalls toller Strahlkraft, in der Nase viel Erdbeere, im Mund sehr fruchtig, voll, deutliche Süße, sehr süffig, ein Schmeichler wie ein Minnesänger.

 

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Drei besondere Lingenfelder-Weine

 

Im traditionellen Weingut Lingenfelder wurde schon sehr früh der Bio- und Nachhaltigkeitsgedanke gelebt und weitervererbt, zusätzlich bemüht man sich auch sehr um Rebsorten, die woanders nur noch als Massenträger dienen und die Weine dann in den unteren Supermarktregalen verschwinden. Deshalb war ich sehr auf diese kleine Serie gespannt, erster Wein ein 2013er Morio Muskat, Bienen-Edition. Leuchtendes strohgelb, in der Nase Zitrusnoten. florale Töne und Muskatnuss, im Mund überraschende Säure, die die feinfruchtigen Noten in schöner Harmonie hält, sehr schmelzig und süffig, ganz leicht pampelmusige Töne im Abgang, schöne und erstaunliche Entdeckung und bestimmt mal ein Schrecken in einer meiner berüchtigten Weinproben.  Die Rebsorte Morio-Muskat übrigens eine Kreuzung aus Muskateller und Silvaner, bei den Lingenfelder stehen über 45 Jahre alte Rebstöcke im Weinberg.

 

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Kellerführung

 

Verblüffend auch der Onyx Dornfelder 2018, eine reife Spätlese aus dem Grosskarlbacher Burgweg, sehr dunkel und dicht im Glas, tolle intensive Nase nach Kirsche, Brombeere und Holunder, im Mund voll und würzig, schöne Frucht, wirkt trotzdem sehr trocken, langer Abgang, toller Essenswein und auch wieder ein schöner Pirat für Blindproben. Dornfelder ist eine Neuzüchtung von 1955, Kreuzung aus den Rebsorten Helfensteiner und Heroldrebe an der Staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau in Weinsberg durch August Herold, benannt nach dem Gründer des Instituts, Immanuel Dornfeld. Toll, was die Lingenfelder aus dieser Rebsorte machen!

 

Pfalz

Im Keller der Lingenfelder!

 

Und noch ein 2015er Pinot Gris (Grauburgunder), eine feinfruchtige Spätlese aus dem Grosskarlbacher Osterberg. Goldgelb im Glas, faszinierende Nase nach Birne, Honig und Pilzen, im Mund durch Säure gepufferte Fruchtsüße, voll und rund, passt wunderbar zur asiatischen Küche. Noch ein wirklich erstaunlicher Wein!

Fazit: alle probierten Lingenfelder-Weine überzeugen durch ihre Eigenständigkeit und bringen ungewohnte Geruchs- und Geschmackserlebnisse! Wir sind begeistert und mit Georg Lingenfelder steht ein Sohn bereit, der mit seiner Weinlinie noch einen Schritt weiter geht, da freut Euch einfach mal auf den nächsten blog-Beitrag!

 

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Musikantenbuckel

 

Auf der Rückfahrt von Großkarlbach Stopp am Musikantenbuckel, neben einer Lage auch der Name eines sehenswerten und verwunschenen Weingartenparadieses, das von Senior Hans-Dieter Reibold angelegt wurde und nun als sein Reich und Rückzugsgebiet liebevoll gepflegt wird. Das 15 Hektar Weingut direkt in Freinsheim wurde schon 2012 an die beiden Söhne Philipp und Johannes weitergegeben, wir holten dort auf Wunsch von Herrn Meimberg den hier im blog auch schon behandelten Grenache-Nachfolgejahrgang 2019 und für uns eine Flasche Spätburgunder 2019 „Im großen Garten“ ab.  

 

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Spätburgunder 2019, Großkarlbacher Burgweg, „Im großen Garten“, Weingut Reibold, Freinsheim

 

Richtig toller Spätburgunder, sattes Rot mit transparenten Rändern, kräftige Nase mit Kirsche, roten Beeren, Waldboden, Pilzen und einer rauchigen Würze , etwas Vanille, im Mund viel Frucht und eine schöne und samtige Tiefe, gleichzeitig Kraft und Eleganz bei vibrierender Säure, langer und geschmeidiger Abgang! Fantastischer Wein!

 

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Spätburgunder R 2019, Weingut Ökonomierat Rebholz, Siebeldingen, Pfalz

 

Und auch der letzte probierte Spätburgunder R 2019 vom Weingut Ökonomierat Rebholz, ein Abschiedsgeschenk von den Meimbergs für uns, ein großartiger Wein. Strahlendes und transparentes Purpur im Glas, benötigt etwas Luft, in der Nase dann Süßkirsche, dunkle Beeren, Vanille und Pfeifentabak, im Mund viel Frucht, feine Säure, sehr elegant und schlank, schöne Tiefe, langer Abgang mit mineralischen Tönen. Bravo!

 

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Siebeldingen

 

Das traditionsreiche Weingut Ökonomierat Rebholz (die Familiengeschichte reicht bis ins 16. Jhd. zurück) aus Siebeldingen wird von Hansjörg und Birgit Rebholz geführt, die nächste Generation mit den Kindern Hans, Valentin und Helene arbeitet schon mit. Seit 2005 wurden die Weinberge nach ökologischen Richtlinien bewirtschaftet, kurz danach dann auch schon biodynamisch, für mich der einzig richtige nachhaltige Ansatz! Die Weine der Familie Rebholz glänzen durch Langlebigkeit und einem ganz eigenen Stil, habe schon mehrmals bei Weißweinen eine positive und fast unglaubliche Veränderung der Weine als Essenspartner erfahren dürfen. 

 

Pfalz

Deutscher Weinstraßen-Meter

 

Gesamtfazit: nach 2008 (Maikammer und Deidesheim) endlich mein nächster längerer Aufenthalt in der Pfalz, es hat sich weintechnisch für mich viel verändert, die schweren und alkoholreichen Weißweine, die nur Lust auf ein Glas zum Essen machten, scheinen verschwunden, Barrique-Fässer sind teuer und scheinen nur noch bei den Spitzenweinen eingesetzt zu werden, dafür lebt der  Terroir- und Nachhaltigskeitsgedanke, mir haben so viele Weine aus diversen weißen Rebsorten geschmeckt, eine richtige Stiländerung in der Pfalz, ich musste leider aber auch sehr viel weglassen! Auch bei den Rotweinen geht es kontinuierlich und mit großer Klasse in die feine Richtung, erstaunlich auch, was man mittlerweile aus Exoten in der Pfalz machen kann. Ein letzter großer Dank an alle Impulsgeber hier, an die Meimbergs, an alle Winzer und Familienangehörige, Sommeliers ,Weinkenner und Mitarbeiter in der Gastronomie.  

 

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