Mit dem Flugzeug ging es bis zum Flughafen der Stadt Rijeka (Europäische Kulturhauptstadt 2020, leider durch Corona eine Auszeichnung ohne Wert!) auf der Insel Krk und dann mit dem Mietwagen nach Opatija. Hier an der Kvarner Bucht fühlten wir uns gleich ein wenig wie in Wien, nach der Fertigstellung einer Bahnlinie im 19 Jhd. von Wien bis Rijeka entdeckten der Adel und das betuchte Großbürgertum der k.u.k.-Monarchie das kleine Seebad (damals italienisch Abbazia) als Sommerfrische. Als die ersten Grafen und Geheimräte sich von Wiener Stararchitekten Villen in die Hänge bauen ließen, löste dies einen regelrechten Bauboom aus und so kann man heute über steile Treppenwege große Villenkolonien mit verwunschenen Gärten erreichen und sich an der Pracht einer vergangenen Epoche erfreuen.
Mit der 12 km langen Kaiser Franz Josef-Promenade wurde die Küste von Volosko über Opatija bis Lovran zum Spazieren, Flanieren und Baden erschlossen. Es gab eine Straßenbahnlinie, noble Hotels, eine Operette, einen Markt im barocken Ambiente, Kaffeehäuser, ausgezeichnete Gastronomie, schöne Parks, viele kleine Geschäfte und auch Reichtum auf dem Wasser. Der Glanz ist ein wenig verblasst, die Straßenbahn ist verschwunden, an manchen Ort bröckelt es, manches Hotel und die Operette sind geschlossen, aber der Charme der alten Zeit ist noch da. Das Noble vermischt sich mit der Lebenslust der Kroaten, die die Promenade an manchen Stellen auch für das gemeine Volk aufbereitet haben, es gibt Cocktail-Bars, Discos, große Schwimmbecken und Hotels für den kleinen Geldbeutel. Ein paar Meter weiter verliert sich die Promenade dann wieder über stillen Felsbuchten.
Mich interessierte als Weinschank natürlich besonders, was die Gastronomie so zu bieten hatte (ich war ja nicht zur Erholung da!) und so stürzten wir uns sofort am Anreisetag in ein Restaurant in ausgezeichneter Lage und mit wunderbarer Abendstimmung.
Wir waren vom vielfältigen Angebot der Karte überrascht, neben der erwarteten Fisch- und Meeresfrüchteküche gab es aus dem istrischen Hinterland frisches Gemüse, Trüffel, Schinken, Käse, Honig, ausgezeichnetes Olivenöl und Weißweine aus einer Spielart der Malvasia-Familie, Malvazija Istarska genannt, die Betonung bei Malvazija auf der zweiten Silbe. Und auf Empfehlung kam dann der Terzolo, mein erster Malvazija Istarska und gleich ein Kracher, mir war klar, bei dieser Rebsorte sollte was für meinen blog zu finden sein und in Kombination mit dem Essen (Fisch) sollte das auch noch richtig Spaß machen.
Hellgoldene Farbe, feiner Geruch nach Akazienblüte und Pfirsich, im Mund dann Pampelmuse und so ein „Pfefferl“, das an die Grünen Veltliner aus dem Weinviertel erinnert, lebendig und frische Säure, cremig, langanhaltend, wunderbarer Essensbegleiter zum Fisch, toller Urlaubsauftakt, beeindruckend und schon hatte ich mein Thema gefunden.
Am nächsten Tag ging es von Opatija die Promenade links herunter, Richtung Norden und Volosko. Vorbei am schönen Park Angiolina, in deren rosafarbenen Villa sich früher die austro-ungarische high-society traf, am Yachthafen, an diversen Badebuchten und dann direkt hinein in den kleinen und schönen Hafen Volosko mit seiner sichelförmigen Bucht. Hier soll auch schon Sisi ihr Unwesen getrieben haben. Wir dagegen wollten nur ganz schicklich das gelobte Restaurant Plavi Podrum besuchen und ein Mehr-Gänge-Menü verspeisen. Es gab großartige Dinge, wie Thunfischtatar, hausgemachte Nudeln mit Scampis, Shrimps, Pfirsichen und Trüffeln, gegrilltes Fischfilet mit Kartoffelschaum und Tonka und ein unglaubliches Schokolade-Dessert. Beeindruckend gut auch wieder der Malvazija Istarska, ein 2018er vom Weingut Fakin aus Motovun. Ein Trüffelstädtchen aus dem Herzens Istrien hoch über dem Mirna (Fluss)-Tal mit vielen guten Weingütern.
Der Wein überzeugte sofort mit goldgelber Farbe und schönem Duft nach grünem Apfel, Zitrusfrüchten und etwas Honig. Im Mund dann wunderbare Grapefruitnoten in Verbindung mit Mineraltönen, ausgewogene Säure und sehr langer Abgang. Großartiger Wein und toller Begleiter zu Fisch und Meeresfrüchten, aber auch zu Pasta mit Trüffeln. Der nächste Treffer!
Auch die späteren Spaziergänge in die andere Richtung der Promenade Richtung Lovran brachten viele Entdeckungen. Da war da einmal das Restaurant Mali Raj mit seinem tollen Meerblick und entspanntem Service, der uns den frisch gefangenen Fisch filetierte. Dazu eine riesige Weinkarte, auf Empfehlung gab einen weiteren hervorragenden Malvazija, einen 2019er von Kabola aus Momjan, schon fast an der Grenze zu Slowenien.
Helles Gelb mit grünlichen Reflexen, in der Nase feine florale Noten (Blüten) und Zitrusfrüchte, am Gaumen diese leicht bitteren Noten (Pampelmuse, Grapefruit), dazu mineralische Anklänge, gut eingebundene Säure, langer Abgang, machte richtig Spaß!
Aber ein richtiger Weinhotspot befand sich am Ende der Promenade im Städtchen Lovran, benannt nach seinen großen Lorbeerwäldern an den aufsteigenden Hängen. Im Feinkost-Laden Peperoncino mitten im Ort arbeiten Überzeugungstäter ohne Rücksicht auf Verluste (und Marge) und haben eine beeindruckende und wechselnde Auswahl an Top-Produkten aus Istrien aber auch aus den anderen Ecken Kroatiens zusammengestellt. Schnell war der empfohlene Malvazija 2018 Sonata von Dobravac gekauft und ich konnte noch das restliche Sortiment bewundern und mich auch noch mit Öl, Trüffelprodukten, Rotwein (Teran) und Orange-Wein eindecken. Rotwein aus Istrien bleibt für die kommende Rotwein-Saison auf dem Schirm, beim Thema Orange-Wein musste ich bei der Probe in unserer Ferienwohnung passen, für mich nur hochpreisige Anstrenger, die einfach keinen Spaß machten und mich mit Klebstoffnoten und Schärfe ärgerten. Sehnte mich sofort zu „meinem“ Malvazija zurück.
Der Sonata mit strohgelber Farbe und mit diesem typischen Malvazija-Duft nach Akazienblüten und Zitrusfrüchten. Im Mund überraschend wenig Frucht, dafür schöne Mineralität, sehr spannender und eigener Wein, sehr elegant, weich und süffig, langer Abgang. Dank vom Weinschank ans Peperoncino, dieser Tipp war klasse!
Hinter der Kirche die gegenüber vom Peperoncino steht, befand sich auch ein beeindruckendes Restaurant, das Ganeum. Die Bezeichnung „Food and Wine Bar“ pures understatement, hier wurde mehrgängig gezaubert und man servierte und erklärte die Gerichte mit viel Herzblut und Freundlichkeit, auch der empfohlene Wein Malvazija 2019 von Radovan war spitze. Mit dem Plavi Podrum das Restaurant unter unseren Top 3!
Wunderbarer Wein, der meiner Meinung alle sortentypischen Merkmale der Malvazija Istarska vereint: goldgelbe Farbe mit grünlichen Reflexen, Duft nach Zitrusfrüchten (Grapefruit) und Akazienblüten, im Mund eine gewisse Mineralität mit leichter Bitternote, angenehme Säure, langer Abgang, toller Begleiter zu Fisch und Meeresfrüchten! Zufälligerweise tauchte der Wein dann noch beim dritten großen Restaurant-Favoriten von uns im Bergdorf Kastav auf, beim Mehrgänge-Menü im Kukuriku gab es den Wein zum abgebildeten Menü-Gang, einfach ein Traum!, Franko Radovan scheinbar der Liebling der Spitzengastronomie:
Neben den hier vorgestellten großartigen Weinen gab es einige wenige Nieten zu verkosten, seltsamerweise erschienen mir die Weine nie dünn, sondern schreckten mich eher durch Ihre Überkonzentration bei Geruch oder Geschmack ab, manchmal ging die Balance verloren und es wurde dropsig, stachelbeerig oder brandig. Der holzige Vertreter aus dem Barrique-Fass war auch nicht mein Freund, wurde aber in der Konoba (kleines Restaurant) perfekt zum Dessert eingesetzt.
Das waren zwei abwechslungsreiche Woche in Istrien an der Kvarner Bucht in Opatija mit vielen Möglichkeiten und fantastischer Gastronomie, beeindruckend!, wir werden sicher wiederkommen, das Schweinevirus Corona konnte uns nicht stoppen, sind wieder heil in der Heimat, darauf einen Malvazija Istarska 2019 Coronica!
Vielleicht in der jetzigen Zeit kein ganz so glücklicher Name, aber das Weingut Coronica aus Umag konnte mit dem Malvazija 2019 ebenfalls überzeugen, sehr helles strohgelb, in der Nase Birne und Blüten, im Mund Mineralität und leichte Pampelmusen-Bitterkeit, cremig, frisch, mittlerer Körper, langer Abgang, sehr schöner Wein!