Auf der diesjährigen Portugalreise entdeckt, Weine aus der kleinen und geheimnisvollen Appellation Colares, westlich von Lissabon und damit auch schon am westlichsten Punkt Europas: Da wo die Erde endet und das Meer beginnt! Dort hat die nach Europa eingeschleppte Reblaus die Rebstöcke nicht wie woanders killen können und deshalb wachsen hier in Atlantiksanddünen noch wurzelechte Malvasia- und Ramisco-Reben, wir waren sehr gespannt, wie solche Weine wohl schmecken würden und entschieden uns von der Handvoll noch produzierender Weingüter für einen Besuch bei der „Witwe Gomes“ von 1808 im Örtchen Almocageme.
Portugiesisch-Kenntnisse können auf Einheimische auch befremdlich wirken, wenn man unbewusst direkt vor dem Weingut steht und nach selbigem fragt, beim Blick nach oben dann alles klar:
Die Witwe Gomes entpuppte sich als senhor Baeta, Käufer des Weingutes in den 1980er Jahren, der uns freundlich empfing und durch die heilige Halle führte. Dann der große Moment, die beiden Colares DOC Weine, beide in 0,5 Liter Flaschen mit Uralt-Etiketten, entworfen in alten Zeiten, als man Colares noch Collares schrieb, zur Probe:
Ich hatte jetzt wilden Experimentierwein a la Josko Gravner erwartet, aber es kam ganz anders:
Der Weißwein 2014 (Rebsorte Malvasia) duftete nach Aprikosen und Orange, im Mund Pampelmuse, schöne Säure, elegant und lang anhaltend, dazu eine salzige Komponente, sehr schöner Wein!
Der Rotwein 2008 (Rebsorte Ramisco) mit hellerem Rot, sehr elegant und fein, dabei feurig und wieder diese Salzkomponente, auch wieder schöne Säure, toller Wein!
Senhor Baeta berichtete noch, dass die Weinwelt starker Modeströmungen unterliege, jahrzehntelang schrumpfte die Appellation Colares vor sich hin und schien durch die Bauwut erholungssüchtiger Lissaboner langfristig vernichtet zu werden, der Absatz der Weine verlief schleppend, doch in den letzten Jahren ist das Interesse an besonderen Weinen plötzlich stark angezogen, Viuva Gomes könnte vergrößern, doch die Hektarpreise sind astronomisch hoch.
Will man übrigens neue wurzelechte Rebstöcke in der Colares DOC setzen, muss man bis zu 6 Meter Sand wegbuddeln, um an die wertvolle Tonschicht zu gelangen. Sind die Pflanzen angegangen, bedeckt und schützt der Sand die Wurzeln wieder.
Senhor Baeta empfahl auch noch ausdrücklich, ältere Jahrgänge zu probieren, gerade die Roten seien extrem lagerfähig. Alle anderen angebauten Rebsorten laufen nicht unter der Appellation Colares DOC (Denominação de Origem Controlada ) sondern unter dem Kürzel IPR (Indicação de Proveniencia Regulamentada) oder ohne Bezeichnung.
Weingutsbesuch und die beiden vorgestellten Weine sind ausdrücklich zu empfehlen!