Bloody, bloody vulcano: der Weinschank kurz vor dem Ausbruch!

 

Immer wieder für mich ein großer Moment, wenn ich einen neu entdeckten Weinladen zum ersten Mal betrete und versuche, im Schnelldurchlauf zu checken, ob sich unter den angebotenen Bouteillen irgendetwas interessantes für meinen blog befinden könnte. Dieses Mal befand ich mich irgendwo im bergischen Land und wurde durch die französischstämmige Besitzerin äußerst freundlich begrüßt, nach eigenen Angaben 38 Jahre (!) vor Ort. Ich fühlte mich sofort wie im Weingarten Eden, sollte ich hier nach meinem Lieblingsweinladen 2017 („Estestest“ von Stefan Klute am Ölberg in Wuppertal!!!) einen würdigen Nachfolger für 2018 gefunden haben?

Die nette Frau zog das gesamte Programm, Werbung für die regelmäßig stattfindenden Weinproben („8 Weine für 15 Euro!“), kurzer Überblick über das Sortiment (sogar Weine aus der Schweiz, Ungarn und Übersee) und Aufnahme in Ihren email-Verteiler, kurze und präzise Beantwortung meiner Fragen und Wünsche, dazu noch Verkostungsangebot von zwei Süßweinen aus Chile und Ungarn, ich war richtig begeistert und wählte neben den Süßweinen noch zwei Rotweine aus, die in mein Beuteschema passten. Natürlich bin ich als wein-blogger auf solche know-how Quellen angewiesen, ein großartiger Treffer!, was sollte jetzt noch schief gehen….?

Der exorbitante Preis für die vier Weine hatte mir schon im Laden ein ungutes Gefühl gemacht, aber die Internet-Recherche übertraf dann alle Befürchtungen: ich sehe ein, dass die Preise der reinen Internethändler im stationären Weinhandel nicht angeboten werden können und bin immer bereit, einen gewissen Aufschlag zu bezahlen, aber hier waren drei Weine mit fast 100% Aufschlag zum durchschnittlichen Internethandelspreis dabei, ich konnte mich kaum beruhigen (hatte ich, ohne es zu merken, ein Restaurant besucht?) und wartete auf das erste email von der lieben Frau, um Gift und Galle zu geifern, so ein Beschiss, unglaublich! Und wie kann so etwas im gläsernen Internetzeitalter noch dauerhaft laufen?, der heftige Aufschlag wird doch sofort bemerkt! Einer der Rotweine war dann auch noch richtige Plörre, hier wäre es fast zum Ausbruch des Weinschanks gekommen, mir kamen böse Schimpfworte aus der alten Heimat Ruhrgebiet für solches Geschäftsgebaren in den Sinn…

Nach zwei Stunden autonomen Trainings und Kopf vor die Wand dann die Gewissheit, der zweite Rotwein ist ein Siegerschankwein, im Internetweinhandel bekommt man zwar zwei Flaschen für den aufgerufenen Preis in dem Laden für eine Flasche, aber ich konnte mich schon wieder beruhigen, es war ja doch Kenntnis da und der Wein ist spitze!, mehr wollte ich ja gar nicht, einen Wein für den blog!, eine email an mich ist übrigens auch nie angekommen und ich werde die Wein-Apotheke nie wieder betreten…

Nun ist der als hervorragend befundene Rotwein auch noch vom Vulkan Ätna aus Sizilien, zum Glück bricht dieser Vulkan im Gegensatz zum Weinschank dauerhaft aus und stellt die Winzer mit seinen Lavaströmen im Weinberg vor zusätzliche Herausforderungen.

 

Nerello Mascalese

Etna DOC 2016 Graci

 

Am Ätna kann die Rebsorte Nerello Mascalese in der Appellation Etna DOC große Weine hervorbringen, zum Glück ist Alberto Aiello Graci mit 33 Jahren nach Wirtschaftsstudium in Mailand nach Sizilien zurückgekehrt und kümmert sich nun mit seiner jüngeren Schwester Elena um das Weingut, der Wein hat mich schnell alle negativen Geschichten über seine Entdeckung vergessen lassen:

In der Nase deutlich Kirsche und Würzaromen, dann mittelgewichtiger Körper, schöne Frucht und diese pfeffrigen Anklänge, herrlich süffiger Stil, ein Geheimtipp aus Sizilien, die spannende Alternative zu vielen langweiligen Nero d’Avola-Weinen…

 

Etna DOC

Fürs Geld bekomme ich im Internet plötzlich zwei Flaschen!

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