Ich wollte im neuen Jahr 2018 unbedingt mit einem Pinot Noir aus dem Burgund beginnen, dem Mekka der Rotwein-Eleganztrinker: die Cote d’Or (bestehend aus den Unterbereichen Cote de Nuits und Cote de Beaune) bietet dutzende weltberühmte und wohlklingende Rotwein-Appellationen, ein 50 km langer und schmaler Streifen von Dijon (berühmt durch Senf und Schokolade (Fabrice Gillotte)) bis nach Santenay (südl. vom Buntdach-Städtchen Beaune).
Über die Weihnachtsfeiertage testete ich dann also Pinot Noir aus den Appellationen Cote de Nuits Villages, Nuits-Saint-Georges, Pernand-Vergelesses und Pommard (die ausgesuchten Weine alle im Ortswein-Bereich angesiedelt, die dritthöchste Stufe der Burgunder-Klassifikation und trotzdem preislich schon teilweise bei 35 Euro(?!)), es kamen noch zwei Pinot-Noir Piraten als Vergleich dazu, die hier noch als Treibgut vor Weihnachten angeschwemmt wurden. Der Sieg eines Weines war meiner Meinung sehr eindeutig, verhagelte mir aber meine Burgund-Story total, statt Chapuis & Chapuis aus Pommard mit ihrem Pernand-Vergelesses hieß der Sieger plötzlich Birgit Braunstein aus Purbach und der Region Neusiedlersee-Hügelland in Österreich.

Neusiedlersee-Hügelland
Ihre Pinot Noir Reserve 2011 begeisterte mit tollem Duft nach Kirschen, Veilchen, Gewürzen und Leder, beim Geschmack ein Wechselspiel zwischen Frucht, Würze und ganz leichten Zartbittertönen, im Hintergrund noch etwas Säure und mineralische Töne spürbar, das Ganze superelegant und rund, betörend, trinkanimierend und lang, ein herrlicher Wein der Superlative und was für ein Zufall.

Braune Steine, Birgit Braunstein, Pinot Noir Reserve 2011
Obwohl ich schon drei Mal in Purbach war und den Ort schon mehrmals komplett auf der Suche nach dem berühmten Purbacher Türken abgesucht habe, ist mir das Weingut von Birgit Braunstein noch nie aufgefallen. Es liegt wohl etwas versteckt, aber mitten im Ort Purbach, die Bio-Winzerin gewinnt aus 22 Hektar Fläche ca. 80 000 Flaschen jährlich, das ergibt niedrige 24 hl pro Hektar (zum Vergleich die Appellation Nuits-Saint-Georges, dort sind bis zu 37hl/ha zugelassen). Die Trauben für den Pinot Noir kommen aus einer Weinbergslage namens Thenau von Muschelkalkböden des Leithagebirges, Thenau ist auch der Name eines Naturschutzgebietes zwischen Purbach und Breitenbrunn. Der Wein wurde 20 Monate in kleinen Eichenholzfässern ausgebaut, der Holzeinsatz wurde perfekt durchgeführt.

Rockertreff Purbach
Ich bin sehr froh, diesen Wein und dieses Weingut entdeckt zu haben (O-Ton im Münster-Weinhandel übrigens „Es gibt keine guten Ösis!“), allerdings stelle ich jetzt nach dieser Probe nicht die Gegenthese auf („Es gibt keine guten Burgunder-Französen!“), sondern suche einfach weiter, um das Thema Pinot Noir aus dem Burgund mal gebührend präsentieren zu können. Bitte weiter um Geduld, die Suche nach gutem Wein ist spannend, aber auch sehr zeitaufwändig.
Glückwünsche an Birgit Braunstein und Grüße an alle Birgits dieser Welt.
Hallo Peter,
als alter Pinot Noir Liebhaber bin ich ganz neugierig geworden und habe mal n Kistchen von den beiden Pinots bestellt. Die Reserve ist echt der Hammer…kein Dampfhammer, sondern elegant, fein, lang, dezent rauchig. Keine Erdbeer/Himbeer Fruchtbombe. Toll, hat mich überzeugt. Aber ebenso klasse ist der Gutswein, der 2016er Pinot vom Berg.
Sensation in Tüten für unter 10€…trinkig, elegant, auch hier wieder Rauch und etwas Frucht, Geräucherter Speck. Ne Wucht!!! Probieren!!!
Schöne Grüße vom
Cabernet Frank
Hallo Cabernet Frank,
das wäre natürlich sensationell, wenn von den vorgestellten Weingütern auch die „einfachen“ Weine überzeugen würden, ich kann nicht alles probieren und bin natürlich für solche Tipps sehr dankbar, da ich ja im Moment fast ausschließlich im Hochpreissegment unterwegs bin, gelobe aber bald Besserung und merke mir dann den Gutswein Pinot vom Berg von Birgit Braunstein schon mal vor, überzeugende Weine unter 10 Euro sind wie seltene Edelsteine und mindestens Gold wert.
das ist eine super schöne Überraschung
Herzlichen Dank für die charmanten Zeilen und die großartige Bewertung!
Das schönste Kompliment ist für mich, wenn mein Wein schmeckt und die Menschen berührt! Bei ihrer nächsten Burgenland Tour müssen Sie mich im Weingut besuchen, würde mich sehr freuen! Und ach ja Herzlichen Dank für Ihren Einsatz: Pro-Ösi:) der Herr Weinhändler hat offensichtlich noch keine Reise ins schöne Burgenland gemacht! Auf ihr Wohl und beste Grüße aus Purbach Birgit Braunstein
Hallo Frau Braunstein,
sorry für die späte Antwort, ich war etwas abgelenkt: Der Durchreisetag in Purbach war einfach großartig, erst habe ich auf einem langen Spaziergang durch eine tolle Landschaft Richtung NSG Thenau oben im Hang die alten knorrigen Rebstöcke mit Ihrem Logo vor der Reihe gesehen und nach dem Rückweg konnte ich sogar noch mit Ihnen sprechen, mit der Winzerin einer meiner Lieblingsweine (Pinot Noir Reserve 2011), besser geht es nicht! Natürlich komme ich 2019 wieder zurück und schaue mir dann auch Ihr Weingut an. Vielen Dank vom Weinschank für den schönen Kommentar und viel Glück mit dem nächsten Jahrgang! Viele Grüße aus Münster
Hi Pedro,
danke für die Grüße und natürlich den sehr gelungenen Ösi Artikel. Macht neugierig!!
LG, Birgit aus K.
Hallo Birgit,
auch Dank für den Kommentar, habe von meinem Spezi Secondo aus Wien einen weiteren Pinot Noir Reserve geschickt bekommen, einen 2009er aus der Thermenregion vom Weingut Familie Auer, auch sensationell gut!, verschiebe die Vorstellung dieses Weines und des Weingutes aber aus taktischen Gründen in die Zukunft. „Es gibt keine guten Ösis!“, so ein Blödsinn!, man sollte Weinhändler bei unqualifizierten Äußerungen immer sofort Essig saufen lassen, nur so kommt scheinbar ein gewisser Lerneffekt zustande! Grüße aus Katholistan und bis bald Der Weinschank