Erste Weinblindrateprobe in der schönen Fremde, Weinschank sagt Dank, sehr nette Gastgeberin und Gruppe, viel Unterstützung bei der Organisation, so konnte ich meine großen Riedel-Bembel (Schleichwerbung!, aber der Begriff Burgunder-Bembel hätte schon zu viel über die Grobrichtung der Probe verraten) an den Start bringen. Zu den Weinen gab es Häppchen und Wasser, alles perfekt!, trotzdem war ich beim heimlichen Öffnen der Flaschen im Nebenraum sehr nervös, die Angst des Weinschanks vor zu vielen Korkschmeckern (bin da ja vorbelastet!), hatte dieses Mal zwei Ersatzflaschen dabei, aber der Korkschmecker-Gott zeigte sich äußerst gnädig, alle Weine ok! So konnte ich ein Tablett nach dem anderen mit hellroten Weinen in markierten Gläsern zur Gruppe bringen, die Tortenschlacht konnte beginnen.
Ach so!, vorher wurden noch die Spielregeln bei einem Glas Sekt „Jour fixe 2011“ vom Weingut Immich-Batterieberg (Enkirch, Mosel) erklärt, es musste noch der Begriff Appellation fallen, eine weitere Punktequelle bei der folgenden Raterei, wie man gleich lesen wird:
Die fett markierten Antworten (Reihenfolge nicht wichtig!) brachten Punkte und später dann die Gewinnerflasche „Assmannshäuser Höllenberg 2009 von Krone“ zum stolzen Sieger:
Wein 1: Italien – Toskana – Chianti Colli Senesi (Appellation) –Sangiovese (Rebsorte) – Jahrgang 2015 – Weingut Castello di Farnetella (Zweitweingut vom berühmten Chianti Classico Haus Felsina)
„Signore Giuseppe Mazzocolin erzeugt seit 30 Jahren am Südrand der Appellation Chianti Classico DOCG um den Ort Castelnuovo Berardenga berühmte Weine, mit dem Zweitweingut Castello di Farnetella ist er nun auch in der Nachbarappellation Chianti Colli Senesi („Hügel Sienas“) DOCG vertreten.“
Wein 2: Deutschland – Baden – Spätburgunder Tschuppen – Jahrgang 2013 – Weingut Hans-Peter Ziereisen
„Noch drei Tage vor der Probe durch Zufall (begleitende Weinauswahl zum Menü) vom Weinkellner im tollen Restaurant „Brust oder Keule“ in Münster den 2014er zum Hauptgang bekommen, als ich von „meinem“ 2013er und der Weinprobe in Haltern erzählte, zeigte er mir auf seinem Smartphone ein Video von den neuen Kellerräumen der Ziereisens mit Showeffekt (es war stockdunkel und dann wurde das Licht eingeschaltet, wow!) sehr nett im Restaurant, man vergaß die Zeit…“.
Spätburgunder Tschuppen 2013, Wgt. Ziereisen
Wein 3: Frankreich – Burgund – Beaujolais Cru Fleurie AOC (Appellation) – Rebsorte Gamay – Jahrgang 2015 – Domaine Terres Dorees (Jean Brun)
„Ganz im Süden des Burgunds (weintechnisch teilweise auch schon der Rhone zugeordnet) stehen Gamay-Reben auf Granithängen. Die Spitze der dreistufigen Klassifikation bilden die zehn Crus, besonders geeignete Anbaugebiete, nach Gemeinden benannte Appellationen, bekannt davon evtl. Moulin-a-Vent, Morgon und Fleurie. Können sehr eigenständig und probierenswert sein.“
Wein 4: Italien – Piemont – Barolo DOCG (Appellation) – Rebsorte Nebbiolo – Jahrgang 2009 – Weingut Commandante Burlotto
„Siehe auch den blog-Eintrag über Barolo und die Infos im Glossar und der „bunten Theorie“, die Rebsorte Nebbiolo ist (für Gelegenheitstrinker) sehr schwierig, für Blindverkoster ein Traum, in der Ecke Barolo kann sie zu fantastischen Ergebnissen führen, allerdings unbedingt die Reifezeit beachten.“
Barolo 2009, Burlotto
Wein 5: Deutschland – Ahr – Rebsorte Frühburgunder – Jahrgang 2015 – Weingut H.J. Kreuzberg
„Frühburgunder ist eine Spätburgunder-Mutation und wird ca. zwei Wochen eher reif, kann superelegant sein und so eine samtige, seidige Art entwickeln, sehr wenig Anbaufläche in Deutschland, benötigt auch eine gewisse Beruhigungszeit in der Flasche, vorgestellter Wein sehr elegant, aber deutlich zu jung.“
Frühburgunder 2015, Weingut H.J. Kreuzberg
Wein 6: Frankreich – Burgund – Cotes-de-Nuits Villages (Appellation) – Rebsorte Pinot Noir – Jahrgang 2011 – Domaine Julien
„Schöner Vergleich zum Spätburgunder Ziereisens möglich, völlig anderer Stil, mächtiger, rauchig, hat eher Ähnlichkeit mit dem Assmannshäuser Höllenberg von Krone. Die Klassifikation der Pinot Noirs aus dem Burgund wird hier bald vorgestellt, durch das Wort „Villages“ im Appellationsnamen ist mir ein Zuordnungsfehler passiert, in der Qualitätspyramide gehört der Wein in die zweitunterste Kategorie Distriktwein und nicht in die höhere Kategorie Ortswein. Tut mir leid, habe aber jetzt wieder alles im Griff.“
Wein 7: Portugal – Alentejo DOC – Rebsorte Touriga Nacional – Jahrgang 2010 – Herdade do Esperao
„Autochthone portugiesische Rebsorte, die besonders im Dourotal angebaut wird, hier aus dem heißen Hinterland Portugals, dem Alentejo, feuriger, üppiger Stil, mit einer überraschenden, erfrischenden Kräuternote im Bukett…“
Touriga Nacional 2010, Herdade do Esperao, Alentejo, Portugal
Wein 8: Frankreich – Bordeaux – „rechtes Ufer“ – Pomerol AOC (Appellation) – Rebsorten Merlot 85%/Cabernet Franc 15% – Jahrgang 2011 – Chateau Bourgneuf
„Ein kleines Drama zum Ende: habe mir (auch weil ich den Jahrgang 1989 von Bourgneuf so toll fand!) unprobiert zwei Holzkisten von einem Bremer Weinhändler zuschicken lassen. Ein schlimmer Anfängerfehler!, trotz aller positiven Beschreibungen der Weingurus und vielen Punkten (siehe im Internet) kam der Wein trotz mächtiger Würznase nicht an, immerhin kann ich jetzt 22 Jahre (jedes Jahr eine Flasche!?) die Entwicklung dieses Pomerols beobachten, glaube nur noch begrenzt an den Wein, bin sehr gespannt.“
———————————————————————————————————–
Beim Schreiben dieses Eintrages ist mir erst mal aufgefallen, wie schwierig die Probe für die Teilnehmer gewesen sein muss, noch einmal Dank vom Weinschank, dass alle so konzentriert mitgespielt haben und bei der Sache geblieben sind, wichtig war mir auch, dass alle Ihre eigene Meinung und Eindrücke vertreten konnten und auch der Spaß nicht zu kurz kam, für mich war es dadurch eine sehr schöne und runde Sache.
Zum Abschluss gab es noch ein „Feierabend-Bier“, einen schon fast ausgestorbenen Wein aus Sardinien, einen Malvasia di Bosa 2015, „Contos“ von Zarelli, einen sehr interessanten Süßwein mit 14% Alkohol, finde es sehr erstaunlich, dass Malvasia im Schlagwörter-Wortspiegel meines Blogs (noch) an Nummer 1 steht…