Auf der ProWein 2019 in Düsseldorf!

Und endlich war es soweit, nach Fahrt in der verstopften U-Bahn (auf einem Sonntag!?) und trüben Gedanken an vergangene acht Jahre Berufspendelei nach Düsseldorf, der langersehnte Eintritt ins Weinparadies, es ging endlich auf die gigantische Weinmesse ProWein:

Natürlich hatte ich mir einen einfachen und zweiteiligen Plan für meine beiden Messetage überlegt, ich wollte in einem ersten Schritt alle in meinem blog vorgestellten und auf der ProWein anwesenden Weingüter besuchen (22 von 44/Stichtag 21.02.2019 ) und prüfen, ob sich in den Sortimenten vielleicht noch mehr Siegerschankweine für meine Bestenliste finden ließen. Danach wollte ich dann noch in der Übersee-Halle meinen Horizont erweitern.

 

ProWein 2019

Halle 14 ProWein

 

Beim Gang zu meinem „Sektfrühstück“ beim Weingut Dostert durch die großen Hallen fiel mir schon mal auf, wie sich die Menschenmassen vom Eingang praktisch auflösten und verteilten. Leider stach mir auch bald ein Geruch nach Fusel in die Nase (die ProWein ist schon lange keine reine Weinmesse mehr, es werden Tabletts mit Schnaps herumgereicht, es gibt Craft Beer, Whiskey, Gin und viel anderes buntes Zeug, was meiner Meinung nach woanders hingehört!) und ich stolperte sofort über eine Kante. Jeder Probierstand war mit dieser Stolperfalle umgeben, gut wer den Stolperer wie ich noch am Anfang machen konnte und vorgewarnt war. Interessant auch weitere Hindernisse, die sich als Spucknäpfe herausstellten.

 

ProWein 2019

Spucknapf

 

Zum Start also einen Sekt, einen Elbling-Sekt Extra Brut von der Obermosel vom Weingut Dostert aus Nittel.  Ausgeschenkt wurde dieser von Walter Curman, dem sehr netten Schwiegersohn der Dosterts und Spitzenkoch im hauseigenen Restaurant „Culinarium“. Meine beiden Weinkollegen trudelten ein und konnten nach dem Extra Brut sofort die Brut Variante probieren, einstimmige Meinung war, dass der Extra Brut der viel bessere Sekt sei. Ich finde ihn sortentypisch, mit großartigem PLV versehen und schön trocken, der Brut dagegen ein Sekt, der für Leute gemacht ist, die etwas Süße im Schaumwein haben wollen. Werde hier im blog weiter für die Dosterts/Curmans und besonders für Elbling-Sekt von der Obermosel trommeln, so eine Spezialität muss wiederentdeckt werden und gehört wegen des sehr guten Preis-Leistungs-Verhältnisses in die Gastronomie!

 

Nittel

Elbling Sekt Extra Brut Weingut Dostert

 

Stopp beim VDP-Weingut Bercher vom Kaiserstuhl in Baden. Martin und Arne Bercher konnten sich über regen Zulauf freuen. Nachdem ich in Karlsruhe das Weingut durch einen Weißburgunder Ortswein aus Jechtingen entdeckt hatte, wollte ich unbedingt auch die Ortsweine aus Burkheim probieren. Burkheimer VDP.Ortsweine Weissburgunder und Grauburgunder 2017 sehr gelungen! Im direkten Vergleich der Weissburgunder 2017 zeigte der Burkheimer mehr Fülle und Würze als der Jechtinger. Letzterer dafür sehr elegant. Werde in Zukunft wahrscheinlich noch mehr über dieses Weingut im blog schreiben, habe endlich eine direkte Bezugsquelle auch mit älteren Weinen gefunden.

 

Kaiserstuhl

VDP-Weingut Bercher Kaiserstuhl Baden

 

Dann eine der großen Überraschungen auf der ProWein 2019: das Weingut Klumpp aus dem Kraichgau! Ein tolles Sortiment, angefangen von den Gutsweinen (wieder toller Rosé, Jahrgang 2018, sehr ausgewogene und Spaß machende Weissburgunder, Grauburgunder und Auxerrois 2018) über fantastische Lagenweine (2017 Weissburgunder aus dem Kirchberg, 2017 Grauburgunder Rothenberg) bis zum 2016 Pinot Noir Weiherberg, einem meiner großen Favoriten. Klumpp ist ein Name aus Baden, den man unbedingt auf der Liste haben sollte. Wegen des sehr guten PLV gehören die Weine unbedingt auch in die Gastronomie.

 

Kraichgau

Weingut Klumpp Kraichgau Baden

 

Tolle Weine dann auch vom Weingut Birgit Braunstein aus Purbach (Neusiedler See-Hügelland) im Burgenland/ Oesterreich. Die verkosteten Weine waren sehr elegant, fruchtig und von großer Klasse. Der Jahrgang 2012 von dem schon im blog vorgestellten Pinot Noir Reserve 2011 ist ein würdiger Nachfolger, aber auch der „einfachere“ Pinot vom Berg 2016 ist sehr gut. Eine superschöne Überraschung der 2012 Blaufränkisch „Thenau“, ein seidig feiner Schmeichler, mit Anklängen von Schokolade, Pflaumen und Johannisbeere. Auch nach diesen Weinen unbedingt Ausschau halten!

 

Weingut Birgit Braunstein

Ab Jahrgang 2012 nur noch mit braunem Etikett, der Pinot Noir Reserve von Birgit Braunstein.

 

Interessant auch immer die Nebbiolo(Chiavennasca)-Weine aus der Valtellina (Lombardei). Beim Weingut Dirupi wurden vom charismatischen David Fasolini sogar zwei Top-Lagenweine „Grumello“ ausgeschenkt. Ich bleibe aber lieber bei meiner Empfehlung für die neuen Jahrgänge des 2016 Valtellina Superiore DOCG und des 2017 Olè Rosso di Valtellina DOC. Beide wieder mit transparenter rotbrauner Farbe, schönen Aromen und eingebundener Säure. Erstaunlicherweise bieten beide Weine trotz ihrer Jugend schon großen Trinkgenuss.

 

Valtellina

Auch in den neuen Jahrgängen wieder in Form!

 

Durch meine Weinkollegen gab es zwischendurch auch noch ein wenig Freestyle und „über den Tellerrand gucken“, nach der Trennung von Ihnen war es dann aber Zeit, ein erstes Fazit zu ziehen. Nach der ganzen Hektik, dem Weggekippe und Anschauen der Spucker, bekam ich die Gewissheit, dass ich mich am zweiten Tag noch wirklich steigern müsste, wenn ich meinen Plan noch umsetzen wollte.

Zur Entspannung und zum Tagesausklang verkostete ich noch fruchtsüße Rieslinge aus Piesport am Stand des Weingutes Hain, der Stil dieser Weine begeistert mich jetzt schon seit fast zwei Jahrzehnten, immer fruchtige Eleganz mit tollem Süß/Säurespiel, beim Verkosten der Weine erinnere mich immer an die fantastische Landschaft und vergesse die Zeit. Natürlich Ehrensache, dass man solche kostbaren Tröpfchen nicht einfach wegschüttet. Bald mehr zum Weingut Hain.

 

Piesport

Piesport

 

Am Montag war ich dann trotz abermaliger überfüllter U-Bahn überraschend gut in Form und ging hochkonzentriert in die Probe Tag 2:

 

Rheingau

VDP-Weingut Spreitzer, Rheingau

 

Start beim VDP-Weingut Spreitzer, hier wollte ich die Qualität der neuen Weine aus den schon vorgestellten Top-Lagen Wisselbrunnen, Lenchen und Jesuitengarten testen. Die 2018er aus den VDP.Grossen Lagen schlummern noch im Fass, aber der probierte 2017er Riesling GG Wisselbrunnen kann an den sehr starken 2016er anschließen, wieder ein gelungenes Grosses Gewächs mit Pfirsichfrucht und viel Mineralik zu einem angemessenen PLV, sehr schön!

 

Saar

VDP-Weingut Van Volxem

 

Und weiter beim VDP-Weingut Van Volxem von der Saar, hier die 2018er als sog. Fassprobe erhältlich, noch nicht auf Flasche abgefüllt, eine große Frage, ob sich das Probieren solcher Fassproben lohnt. Der erste Eindruck auf jeden Fall schon mal positiv. Und die älteren verkosteten Jahrgänge, der im blog schon vorgestellte Saar Riesling 2015  und der Riesling Alten Reben 2016 sehr gut. Das Weingut bleibt ebenfalls auf meiner Beobachtungsliste.

 

Pinot Noir

Weingut Josten + Klein ProWein 2019

 

Dann ein erster Höhepunkt des zweiten Tages, Marc Josten vom Weingut Josten und Klein drückt mir einen Burgunder-Bembel in die Hand und ich darf seine unglaublich guten Pinot Noirs verkosten, ein großes Feuerwerk, die Weine hellrot und fast durchsichtig, schon der „einfache“ Pinot Noir Schiefer 2016 ein Hochgenuss, ein Genuss, der sich dann noch über die Glanzstück-Edition mit Pinot Noir 2016 bis zu den Grossen Lagen Pinot Noirs Mönchberg und Laacherberg steigert. Sehr eleganter und feiner Stil, gut eingebundene Säure, mineralisch, absolute Empfehlung! Glückwunsch zu diesen Weinen!, auch dazu, dass Josten nun allein seinen Weg konsequent weiter verfolgt.

 

Wien

Weingut Christ, Wien-Jedlersdorf

 

Ein weiterer Könner in der Oesterreich Halle, Rainer Christ aus Wien-Jedlersdorf, etwas unauffällig abseits stehend, aber mit großen Weinen im Gepäck. Richtig toll schon der gemischte Satz aus dem Bisamberg 2018 und ebenso der Weissburgunder Vollmondwein aus dem gleichen Jahrgang. Die im blog schon beschriebenen Spitzenweine aus den Rieden Falkenberg (Weissburgunder) und Zwerchbreiteln (Riesling) sind auch 2017 bzw. 2018 wieder groß, mächtige Fülle gepaart mit Frucht und mineralischen Noten, dabei schöner Trinkfluss, großartige Weine aus Wien! Empfehlenswert auch der schöne und moderne Heurige, ich hoffe, dass ich im September einen Besuch schaffe.

 

Südoststeiermark

Auch 2017 wird ein Klassiker: der Sauvignon blanc Ried Klausen von Neumeister

 

Und dann zum Vulkanland-Weingut Neumeister aus Straden in der Steiermark. Fassprobe des Jahrganges 2018 und dann eine spannende Sauvignon blanc Vergleichsprobe der schon vorgestellten Riede Klausen (1STK) mit dem Ried Moarfeitl (GSTK). Die Weine aus dem Ried Klausen sind immer fein, mineralisch und im Duft zurückgenommen, auch 2017 geht wieder in diese Richtung, wunderbar! Aus der Magnum gab es dann den hier auch schon vorgestellten 2011er, ein geschliffener Hochgenuss! Der Moarfeitl Sauvignon blanc mit völlig anderer Stilistik, mehr Kraft und Volumen, deutliche Stachelbeer-Nase, langer Abgang. Tolle Weine und sehr schöne Herausarbeitung der sehr unterschiedlichen Lagen, ich bin ein großer Fan!

 

Thermenregion

Superwein vom Weingut Familie Auer

 

Kurz vor dem Verlassen der Halle fiel mir dann noch ein Etikett ins Auge, das Weingut Auer aus der Thermenregion war doch auf der ProWein! Beim Gespräch mit Herrn Auer wurde klar, dass sich das Weingut wohl mit der Bezeichnung „die burgundermacher“ ins Ausstellerverzeichnis eingetragen hatte und ich so mit dem Suchbegriff Auer keinen Eintrag finden konnte. Großes Glück, dann das Weingut Auer trotzdem noch zu finden. Ein geschicktes Geschenk von meinem Spezi Secondo aus Wien entpuppte sich nämlich als großer Wein, der 2009er Pinot Noir Reserve! Leider war das Thema Pinot Noir aus Oesterreich zu der Zeit gerade von mir im blog behandelt worden und so gab es bis jetzt noch keinen eigenen Artikel sondern nur einen Siegerschankwein-Eintrag. Das wird nun bald geändert, denn die probierten Weine waren wieder klasse, Pinot Noir 2016 und Pinot Noir Reserve 2016!

 

 

ProWein 2019

Die Restweinwelt in Halle 9

 

Schon deutlich erschöpft ging es jetzt noch in die Übersee-Halle zur Weltumrundung, ich merkte schnell, dass mir viele Fachbegriffe auf englisch fehlten (nächstes Jahr muss da mehr kommen!) und dass die Reise wohl mit Schiffbruch enden würde. Immerhin konnte ich noch die Weingüter Grgich Hills (Kalifornien), Quilceda Creek (Washington) und Babich (Neuseeland) besuchen und erste Erfahrungen mit sehr intensiven Weinen sammeln. Danach war ich durch und stolzierte im reinen Beobachtungsmodus noch durch die nächste Halle voll mit portugiesischen und spanischen Weinen.

 

 

Mosel und Rheingau

VDP-Weingut Wegeler mit Besitz an der Mosel und im Rheingau

 

Die Entspannungs- und Abschlussweine gab es dann noch beim Weingut Wegeler (Besitz an der Mosel und im Rheingau), fruchtsüße Weine mit wunderbarem Süß-/Säurespiel, die Säure sorgte immer dafür, dass die Süße nie zu dominant oder zu unangenehm wird. Tolle 2017er Spätlese aus der Rheingau VDP.Grosse Lage Berg Rottland und eine Mosel-Klassiker Auslese 2017 aus der VDP.Grosse Lage Doctor. Wunderbar auch aus der Magnum-Pulle der 2009er Riesling Kabinett aus der VDP.Grossen Lage Wehlener Sonnenuhr. Damit ging es auch wieder an die Sonne, die ProWein 2019 war für mich beendet.

 

Fazit: Ich bin sehr zufrieden, weil sich ein Großteil meiner durch Einzelflaschen entdeckten Weingüter sehr stark in Ihren präsentierten Sortimenten zeigte, so konnte ich viele weitere Siegerschankweine finden. Dank an die Winzer und Winzerinnen, die vielen Helfer und die Organisatoren, die so eine riesige Messe möglich gemacht haben.

Alles konnte natürlich nicht klappen, es gab unreifen Champagner und den ein oder anderen irritierenden Wein, manchen Besuch habe ich auch nicht geschafft, bei der Menge wohl alles normal. Werde mich weiter ins Thema Übersee-Weine reinfuchsen. Nach dieser Veranstaltung mit „freier Auswahl“ im Hochpreissegment, werde ich jetzt als nächsten blog-Beitrag im Selbstversuch eine budgetierte Weinsuche im Supermarkt starten, um die Bodenhaftung nicht völlig zu verlieren.

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1 Response to Auf der ProWein 2019 in Düsseldorf!

  1. Super geschriebener und informativer Artikel :-). Eine sehr gute Aufstellung. In diesen Blog werde ich mich noch richtig einlesen

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