
Volltreffer am Vorderrad!
Münsters Altstadt ist für Fahrradfahrer ein gefährliches (Kopfstein-) Pflaster, das habe ich schon öfter durch Beinahe-Unfälle zu spüren bekommen. Die Gefahr kann dabei von allen Seiten kommen, auswärtige Autofahrer auf hektischer Parkplatzsuche, LKW-Fahrer mit totem Rückspiegel-Winkel, ins Handy vertiefte Fußgänger, die Dir blind einfach ins Rad laufen, aber auch andere Rad- und Rollerfahrer, die ich mal als völlig furchtlose und recht realitätsferne Studenten-Rowdys bezeichnen würde. Nach gründlichen Recherchen im Franziskus-Krankenhaus, habe ich festgestellt, dass ich in sieben Jahren auf dem Weg zur Arbeit und zurück bestimmt schon ein dutzend Zusammenstöße durch Konzentration und gute Reflexe verhindern konnte. Aber am 07.08.24 auf dem Weg zur Spätschicht wurden mir spektakulär meine Grenzen aufgezeigt. An einer engen aber eigentlichen harmlosen Stelle am „Krummen Timpen“, Höhe Juridicum, riss der Hermes-Paketbote die Fahrertür auf und traf mich am Vorderrad. Ich flog wohl spektakulär mit dem ganzen Rad nach links, knallte auf den Boden und blieb benommen liegen.

Unfallort Krummer Timpen
Eine Fahrstuhltür öffnete sich und ich trat heraus und traf auf einen kleineren älteren Herrn im weißen Kittel, brauner Brille, schütterem Haar und schorfigen Stellen auf der Kopfhaut, dazu seltsamen Verbrennungsmalen an den Unterarmen. Es bleibt unter uns, aber der Typ war mir sofort unsympathisch. „Petrus mein Name, ich bin für die weitere Behandlung Ihrer Person zuständig!“, begrüßte er mich. Außerdem outete er sich als einer meiner wenigen regelmäßigen blog-Leser, meinte aber, das Weinthema wäre doch wohl mittlerweile nach sieben Jahren auserzählt. Beim Warten auf Formulare (die katholischen Kirchensteuer-Bescheide sollten noch von der Erde in den Himmel gefaxt werden) könnte ich Ihn ja mit einer originellen Weingeschichte überraschen, er wäre ein großer Sammler und immer auf der Suche nach neuen und originellen Rotweinen.

Falls der Fahrstuhl zu Petrus mal kaputt sein sollte, gibt es nun in Münster auch eine Himmelsleiter!
Und so erzählte ich ihm die Geschichte von meinem frühen Auszug mit 19 Jahren aus dem Elternhaus aus der Dortmunder Peripherie ins angesagte Dortmunder Kreuzviertel. Dort lebte ich dann in einer WG. Der Mitbewohner feierte fast täglich bis in die tiefe Nacht mit Freunden das Leben, ich fand am nächsten Morgen in aller Frühe vor dem Aufbruch zu meiner Ausbildungsstelle immer viele leere Weinflaschen in der Küche vor. Das muss das erste Mal gewesen sein, dass ich mir ein Weinetikett etwas genauer angeschaut habe. Der Lieblingswein der Dauerfeierer neben Amselfelder war wohl ein lieblicher Supermarkt-Kadarka, um die zwei bis drei Mark damals, bestimmt schlimme Plörre, habe den Wein nie selber probiert. Aber den Namen „Kadarka“ habe ich nie vergessen und ich war sofort Feuer und Flamme als ich plötzlich Kadarka-Weine aus dem Hochpreis-Segment bei einem Weinhändler in Berlin entdeckt hatte.
Kadarka ist eine sehr alte Rotwein-Rebsorte, die vom Balkan abstammt, eine genauere Herkunftsbestimmung ist nicht mehr möglich, da es zu viele Möglichkeiten gibt (Griechenland, Bulgarien, Serbien, Bosnien-Herzegowina, Albanien, Nordmazedonien, Montenegro und Kosovo). Dazu auch noch Vorkommen in Kroatien, Slowenien, Rumänien und der Türkei. Fern vom lieblichen Kadarka-Rachenputzer soll die Rebsorte reinsortig oder in Cuvees eine hohe Qualitätsstufe erreichen.

Kadarka „1880“ Jahrgang 2021, Weingut Oszkar Maurer, Hajdukovo, Vojvodina, Serbien
Aus dem ältesten noch existierenden Kadarka-Weinzeilen der Welt, die schon 1880 in der K.u.K.-Monarchie-Zeit angepflanzt wurden und durch die Sandböden noch wurzelechte Rebstöcke enthalten, denen die Reblaus nichts anhaben konnte: der Kadarka 1880 von Oszkar Maurer, Jahrgang 2021! Das Weingut liegt in Nordserbien (Vojvodina) in Hajdukovo schon fast an der Grenze zu Ungarn in der Weinregion Subotica-Horgos. Starker Anteil an ungarischstämmiger Bevölkerung, auch Oszkar Maurer mit ungarischem Hintergrund, obwohl die Familienwurzeln eigentlich in Salzburg liegen. Die begehrten Kadarka-Trauben kommen aber ca. 100 km südwestlich aus dem alten Nationalpark Fruska Gora („Frankenwald“), der zur Weinregion Syrmien gehört und zur Zeit ein echter Weinhotspot Serbiens ist. Oszkar Maurer konnte eine historische und wertvolle Kadarka-Rebanlage zum Glück von seinem Nachbar übernehmen, der schon an Rodung und Umwandlung in eine Streuobstwiese gedacht hatte. Der wunderschöne Nationalpark gilt als Mittelgebirge und besteht aus einigen bewaldeten bis zu 500 Meter hohen Hügeln, die aber durch die umliegenden Ebenen um die Donau viel imposanter wirken. Hier findet man neben reicher Flora und Fauna, uralten Klöstern auch Weinbautradition, die schon immer auf die außergewöhnlichen Böden, die Höhe, die gute Belüftung und die Sonneneinstrahlung mit gleichzeitigem Schutz durch viel Wald begünstigt wurde. Dazu nun das Können von Maurer, die uralten Rebstöcke, Bioanbau und die Naturwein-Philosophie der „low intervention“ im Keller, hier sollte doch was ganz Besonderes entstehen, oder?
Ein Naturwein der Luxusklasse, helles Rubinrot mit Granaträndern, in der Nase Himbeere, Hagebutte, Pfeffer, Tabak und Feuerstein, im Mund saftig und frisch, animierende Säure, komplex, kühl und süffig, sehr elegant und viel Schmelz, es läuft Dir der Wein im Mund zusammen, dazu salzig-mineralisch langer Abgang. Einfach fantastisch, solche Weine lassen mich noch zum Naturwein-Fan werden, Glückwünsche nach Serbien!

Kadarka 2019, „Devas“, Weingut Ernö Sagmeister, Kanjiza, Vojvodina, Serbien
Ernö Sagmeister ist ein Hochtalentierter und betreibt mit seiner Frau Laura ein kleines Weingut in der Gemeinde Kanjiza im Norden von Serbien an der ungarischen Grenze. Seine Trauben holt er genau wie Ozskar Maurer 100 km südwestlich aus der Fruska Gora, hier besitzt er gerade mal 4 Hektar, die er liebevoll und biologisch pflegt. Die Lage Devas besteht aus eisenhaltigen roten und schwarzen Lehmböden.
Interessante transparente karminrote Farbe, in der Nase Dörrobst, Wassermelone, Himbeere, Kräuter, Tabak und auch erdige Noten, im Mund Sauerkirsche, sehr kühl, weich und süffig, leicht und elegant, feine schmelzige Würze, dazu mineralisch-salzig langer Abgang, begeistert ebenfalls, großartiger Naturwein!

Der Fahrstuhl zu Petrus
Nun war die Rotweinnase Petrus aber richtig angefixt, die beiden Kadarka-Weine musste er unbedingt haben und am liebsten noch viel mehr! Was ich denn für einen Rotwein auswählen würde, wenn es definitiv mein Letzter wäre? Ich erzählte ihm vom legendären Barolo Monprivato vom Weingut Giuseppe Mascarello, Monprivato ist eine berühmte Kalksteinlage für Nebbiolo. Von diesem Barolo möchte ich noch einmal im Leben eine Flasche im perfekten Zeitfenster genießen, was nicht einfach und sehr kostspielig werden dürfte. Der gierige Wettergott wurde richtig nervös und schrie „Geld spielt doch keine Rolle!, welchen Jahrgang empfehlen sie denn?“ Zur Zeit würde ich Jahrgang 2013 empfehlen, allerdings kostet der Monprivato 620 Euro die Flasche, der viel zu junge 2019er liegt auch schon bei 250 Euro, den müsste man dann mal zehn Jahre weglegen. Komplizierte Materie und selbst für mich Weinirren zu teuer, ich lud „den Fels“ lieber zu einer Flasche Barbaresco 2013 von Oddero aus meinem Keller ein, mit dem Fahrstuhl war die Flasche schnell oben, ein Test, ob ich mit dem Jahrgang bezüglich Trinkreife richtig liegen würde. Öffnet man nämlich die Nebbiolo-Diven zu früh, greifen grimmige unreife Tannine an, öffnet man zu spät, trinkt man praktisch Hustensaft.

Mein kostspieliger Traum, ein gereifter Barolo von Giuseppe Mascarello!

Barbaresco Gallina 2013, Oddero, La Morra, Piemont, Italien
Wir trinken Barbaresco im Himmel: transparentes Rubinrot mit bräunlichen Rändern, benötigt sehr viel Luft, bis irritierende Aromen von Liebstöckel und Kleber verfliegen, zum Glück Problem bekannt, dann sensationelle Nase nach Himbeere, Rosenblättern, Wacholder, Waldboden und Leder, im Mund sehr trocken, kraftvoll und elegant zugleich, traumhafter Essensbegleiter, knorrig und edle Tannine, feine Säure und langer würziger Abgang. Was für ein Wein!, Barbaresco kann zu ganz großer Form auflaufen und liefert einfach beständiger und eher ab, als die noch größere Diva Barolo.
Apropos Barolo, Familie Oddero sitzt eigentlich seit dem 18. Jhd. im berühmten Barolo-Gebiet in La Morra und erfindet sich immer wieder neu, Giacomo Oddero wagte 1878 nach burgundischem Vorbild die Umstellung von Fass- auf Flaschenweinverkauf, seitdem hat jede Generation immer für eine Weiterentwicklung beigetragen, seit 2008 experimentiert man mit biologischer Bewirtschaftung, es gab Kellerinvestitionen und clevere Zukäufe (in Verduno und eben auch im Barbaresco-Gebiet im Weiler Gallina), Generation 7 (Isabella Boffa und Pietro Viglino Oddero) ist hochtalentiert und wird tatkräftig von Generation 6 (Önologin Mariacristina) unterstützt. Der Besitz an Rebfläche beläuft sich auf ca. 36 Hektar, wobei ca. 16 Hektar dem Star der Langhe, Nebbiolo, gewidmet sind.
Der Himmelswächter schien wie benommen und stammelte, dass er mich noch nicht im Himmel haben wollte, ich sollte lieber mit solchen Rotweintipps im blog weitermachen! Den großen weißen Chef würde er mit einer ganzen Horde von Instagram-Weinscharlatanen ablenken, die ihn schon mehrmals mit Empfehlungen gefoppt hätten, sehr korrupt und omnipräsent wären und sogar schon tausende follower gekauft hätten und nun nach baldigen Ableben im Kellerrestaurant „Hochheimer Hölle“ in der Küche zum Spülen eingeteilt würden.

Nicht bewegen!, hier geht es um Millimeter-Arbeit, zum Glück idiotensicher!
Ich schreckte auf und lag verdreht auf der Straße, schlimme Schmerzen im linken Bein und in der rechten Hand, um mich herum geschäftiges Treiben, eine nette englischsprachige Passantin tupfte mir Blut von der Hand und der Paketbote fragte geschockt nach meinem Befinden. Mit Fahrradfahrern konnte er in Münster echt nicht rechnen, woher kam der nette Bengel überhaupt? Rheingauer Bub? (Wiesbadener Autokennzeichen), aus dem fernen Zweistromland?, Münster-Kinderhaus war seine Antwort, tja, der Stress und die schlimmen Arbeitsbedingungen ließen ihn wohl so unkonzentriert werden. Er blieb die 20 Minuten immerhin bei mir (hoffentlich muss er die Zeit nicht nacharbeiten, die Firma Star Car besitzt als Subunternehmer für Hermes nicht den allerbesten Ruf!) und bei den versammelten Jura-Studenten vom Juridicum brandete Jubel auf, als sie hörten, dass ich auf dem Weg zur Arbeit war (Wegeunfall, ein Fall für die Berufsgenossenschaft). Etwas kopflastig das Publikum in Münster! Nach 20 Minuten kamen dann auch die Sanitäter, verfrachteten mich mit ausgefeilter Technik in den Rettungswagen, um mich dann über Rumpelstrecken ins Franziskus-Hospital zu fahren, die Art der Verletzung hatte die Retter schon zur Vorsicht alarmiert, möglichst sachte! Danke noch mal dafür!

Antizipation an den steigenden Altmetallpreisen und auch nach 8 Monaten noch Schmerzen!
Spektakulärer Einzug in die Notfallaufnahme, und schnell die vernichtende Diagnose, Oberschenkelhalsbruch, da war ich meiner Zeit als influencer mal wieder zwei Jahrzehnte voraus, musste sofort operiert werden, „sofort“ kann auch relativ sein, um 0:30 Uhr in der Nacht wurde ich endlich nach der OP auf mein Zimmer geschoben, das Zeitalter der Krücken, Schmerzen und Wein-Abstinenz begann. Sechs Wochen musste ich fiese Schmerzmittel nehmen, nachträglich wurde noch ein Mittelhandbruch rechts festgestellt, der fiese Petrus hatte mir wohl eine etwas längere blog-Pause verordnet, ich konnte den Flaschenöffner nicht mehr bedienen! Ich versuchte mich dann noch mit ehrgeizigem Training in der Reha-Turnhalle (Desinfektionstuch-Weitwurf und immer neuen Laufband-Rekorden) in den geplanten vierwöchigen Sabbatmonat Oktober nach Österreich zu retten, das wurde natürlich nichts, wir mussten unsere geräumige Ferienwohnung direkt am Marktplatz in Rust am Neusiedler See stornieren.

Ohne Rust sehr viel Frust!
Habe unter Dauerschmerzen den Stockholm-Beitrag geschrieben und mit tauben Fingern auf der Landkarte viel darüber nachgedacht, was ich in Rust und im Burgenland wieder mal so alles angestellt hätte. Ich war schon sehr oft in Rust, leider machte das die Stornierung nicht einfacher, eigentlich die einzige Gegend der Welt, in die ich auswandern könnte, Ort, Neusiedler-See und Burgenland sind traumhaft, für Weintrinker sogar paradiesisch. Um nicht im totalen Frust zu versinken, habe ich mir ein paar Rotwein-Hochkaräter aus der Vinothek Selektion Burgenland in Eisenstadt direkt gegenüber Schloss Esterhazy bestellt.

Schloss Esterhazy, Eisenstadt, Burgenland

Rust
Das wunderschöne und berühmte barocke Weingut Feiler-Artinger mitten in Rust ist bekannt durch Funk und Fernsehen. Es diente Schauspieler Harald Krassnitzer in der Fernsehserie „Winzerkönig“ als spektakuläre Weinguts-Kulisse. Trotz aller Noblesse und Geschichte bewirtschaftet eine nette Familie das Weingut mit ca. 29 Hektar Rebfläche erst in der 3. Generation. Karoline und Gustav Feiler kauften das Weingut 1936. Die Böden aus Granit-Gneis-Urgestein und Muschelkalk im Neusiedler-See Hügelland bieten die Basis für einen enormen Rebsortenspiegel. Neben Weiß- und Rotweinen auch berühmte Süßweine. Seit 2008 Anbau nach biodynamischen Richtlinien und seit 2013 Übernahme des Weingutes durch Katrin und Kurt Feiler von den Eltern Hans und Inge Feiler. Anteile am Weingut und Rieden auch noch durch eine Schwester von Hans, Gertrude Artinger, deshalb der Weinguts-Doppelname Feiler-Artinger. Kurt Feiler mit exzellenter Ausbildung (Weinbaufachschule Klosterneuburg) und spektakulärem Auslandspraktikum bei Chateau Cheval Blanc in St. Emilion. Ebenfalls erfolgreicher Abschluss auf der benachbarten österreichischen Weinakademie in Rust und für das Weingut noch mal ein Qualitätssprung.

Riede um Rust
Solitaire 2016, eine Cuvee aus 88% Blaufränkisch, 11% Merlot und einem Prozent Cabernet Franc, Schraubverschluss, kommt rubinrot ins Glas, keine Altersnoten, benötigt viel Luft, zeigt am Anfang noch leichte feurig brandige Noten in der Nase, die aber von feiner Kirschfrucht, roten Beeren, Nougat, Tabak und einem Hauch Holz spektakulär abgelöst werden, im Mund dunkle Beerenfrucht und eine großartige Mineralität, die sich immer deutlicher präsentiert, runde Tannine und ein sehr langer Nachhall, ein begeisternder Wein und ein echter Langläufer, der noch viele Jahre Trinkvergnügen liefern wird.

Rotwein-Hochkaräter aus dem traumhaften Burgenland: Solitaire 2016 Feiler-Artinger, Eichkogel 2021 Kollwentz und Zweigelt Ried Hallebühl 2018 von Umathum.
Das Weingut Kollwentz in Großhöflein am Leithagebirge ist ein klassisches Weingut mit Bioweinerzeugung, aber ohne Hang zu Naturweinexperimenten. Geformt durch den visionären, durchsetzungsstarken und streitbaren Seniorchef, Anton Kollwentz (Jahrgang 1940), der früh beeindruckende Weichenstellungen vornahm und immer den Qualitätsgedanken im Kopf hatte, konnte Sohn Andi (Jahrgang 69) nach guter Ausbildung und Praktika in Frankreich 1993 die Verantwortung des Vaters für den Keller ablösen und 2003 dann mit Frau Heidi die Leitung des Weingutes endgültig übernehmen. Neben Besitz an einem beeindruckenden Riedenportfolio (Steinzeiler, Point, Dürr, Tatschler, Gloria und Setz, Namen seit dem 16.Jahrhundert bekannt) hatte der Vater auch für die Pflanzungen der richtigen Reben gesorgt. Er gilt nicht umsonst als Vater des österreichischen Rotweinwunders und ist hochdekoriert, Sohn Andi schreibt die Erfolgsgeschichte aber souverän weiter!
Der Eichkogel 2021 von Kollwentz ist eine Cuvee aus Blaufränkisch (Riede Setz und Point) und Zweigelt (Ried Neusetz) und begeistert vom ersten Moment an und animiert zum sofortigen Nachkaufen. Kommt funkelnd Rubinrot mit Purpur-Reflexen ins Glas, benötigt etwas Luft, dann öffnet sich eine tolle Nase nach schwarzen Beerenfrüchten, Kirsche, Tabak, Zedernholz und Kaffee, hochintensive und elegante Kombination aus samtiger Eleganz und würziger Fruchtfülle im Mund, saftig, druckvoll, dabei mit feiner Mineralnote, ein großer Wein, der mit einem endlosen Abgang abschließt. Absolute Empfehlung!, auch toller Essensbegleiter, schon wunderbar antrinkbar aber auch mit viel Potential für Lagerung im Keller.

Schlimme Dinge passieren: mein erstes Katzenbild im blog!
Einer der besten Winzer Österreichs, Josef „Pepi“ Umathum, übernahm das elterliche Weingut in der Nähe der wunderschönen Wallfahrts-Basilika „Mariä Geburt“ in Frauenkirchen am östlichen Neusiedler-Ufer 1985 noch als Mischbetrieb in sehr unruhigen Zeiten. Eine geraume Zeit war die Nachfolgeregelung im Weingut nicht klar und es kam zu einem Investitionsstau, viel schlimmer aber der berühmt-berüchtigte Glykolwein-Skandal im gleichen Jahr im Burgenland. Großabfüller und einige zuliefernde Winzer hatten einen Weg gefunden, die steigende Nachfrage nach günstigen und edelsüßen Prädikatsweinen mit großen Mengen zu stillen und dabei noch ein hübsches Sümmchen zu verdienen. Normalerweise ist die Herstellung von Beerenauslesen, Trockenbeerenauslesen und Eisweinen aufwändig, risikoreich und dadurch sehr teuer, mit etwas Frostschutzmittel konnte auch Süße vorgaukelt werden, die Komplexität der herrlichen burgenländischen Süßweine blieb auf der Strecke, genau wie die große Mehrheit der natürlich arbeitenden Weinbetriebe, der Ruf und die Existenz vieler Betriebe schuldlos durch die Gier einiger Wenigen zerstört, das Weinland Österreich total am Boden, Stunde Null! Bevor das kriminelle Panschen aufflog, war das lukrative System natürlich auch schon nach Deutschland weitergezogen und ein Großabfüller namens Pieroth in Bingen war tief in den Skandal verstrickt und auch in Deutschland wurde der vormals weltberühmte Ruf von Süßweinen total und nachhaltig zerstört. In Österreich hagelte es Haftstrafen für viele Beteiligte und es wurde nach diesen üblen Erfahrungen ein strenges Weingesetz implementiert, das solche Exzesse von Grund auf verhindern sollte und nur noch auf strenge Qualität setzte. Genau in dieser Umbruchzeit trat Josef Umathum nach einem fachfremden abgeschlossenen Studium und einer drangehängten Winzerausbildung an, um den Ruf des elterlichen Weingutes, des Burgenlandes und ganz Österreichs wieder herzustellen. Eine unglaubliche Erfolgsgeschichte begann, schon nach kurzer Zeit schaffte er die Umstellung auf ein reines Weingut und verblüffte und begeisterte die Weinwelt jedes Jahr (auch in schwierigen Jahrgängen) mit Rotweinen der Extraklasse aus den autochthonen Rebsorten Blaufränkisch, Zweigelt und St. Laurent aus seinen Rieden wie Hallebühl, vom Stein und Kirschgarten. Im blog auch schon sein Rose-Wein „Rosa“ und auch die Weißweine sollen große Klasse erreicht haben. Mittlerweile bei knapp 50 Hektar angekommen, glänzt der Winzer mit immer neuen Ideen und Projekten, ein absoluter Glücksfall für Österreich, eine spektakuläre Erfolgsgeschichte und eine rasante Rückkehr aus dunklen Zeiten ins Licht!
Der Zweigelt 2018 Hallebühl (von Hollerpirchl -> Holunder-Hügel) von Umathum kommt von der höchsten Erhebung des östlichen Neusiedlersee. Kommt dunkel Rubinrot ins Glas, nach etwas Luft tolle Noten nach Sauerkirsche, Himbeere, Blumenwiese und etwas Pfeffer, dazu feine Röstaromen in der Nase, im Mund vielschichtig, druckvoll und samtig, fruchtig und mineralisch, ein Hauch Karamell und Kräuter, dazu ein endloser Abgang. Ein high-end Zweigelt, unglaublich toller Wein, habe noch nie so einen Zweigelt im Glas gehabt, riesiger Unterschied zu den bisher probierten Weinen, großartig! Und auch bestimmt großartiger Begleiter zu Wild- oder Lammgerichten.

Hier kommen Helden her!
Durch eine Empfehlung in einem Restaurant in Münster bin ich auf das Weingut Herbert Zillinger aufmerksam geworden. Gereicht wurde der Grüne Veltliner Hirschenreyn. Ich wurde durch den Stil des Weines, das etwas seltsame Etikett und die Lage des Weingutes (Weinviertel, Österreich) sehr überrascht, dann aber auch zum Fan. Seit der ersten zufälligen Begegnung sind mir immer mal wieder Weine des Weingutes untergekommen, anderes Restaurant in Münster, Weinbars Solingen-Gräfrath und Solingen-Ohligs, und schließlich sogar eine Bezugsquelle in Düsseldorf (Pipos Weinbude). Fand den Stil der Weine immer spannend und hätte die Zillingers gerne vom Neusiedler See aus im Weinviertel besucht, so konnte ich mich „nur“ (war auch sehr nett!) bei Pipo eindecken und recherchieren.
Ich konnte mir am Anfang einfach nicht vorstellen, wie im abgelegenen Weinviertel nahe der Grenze zur Slowakei solche Weine entstehen können. Das Weinviertel mit ca. 15800 Hektar zwar das größte Weinanbaugebiet Österreichs, aber nicht gerade für Innovationen und Bioanbau bekannt. Herbert Zillinger übernahm das elterliche Weingut als dritte Generation mit 20 Jahren, 1998 noch ein Mischbetrieb mit Mais-, Kartoffel- und Getreideanbau. Kompromisslos und strategisch ging er seinen Weg, überwand viele Widerstände und setzte Meilensteine. 2003 Umstellung auf ein reines Weingut, seit 2005 Unterstützung von seiner Frau Carmen, Schwerpunkt Grüner Veltliner von Löss-, Lehm- und Kalksteinböden auf mittlerweile ca. 16 Hektar, nur absolut gesundes Traubengut im Bioanbau, seit 2016 sogar auf biodynamische Wirtschaftsweise umgestellt. Strenger Verzicht auf alle gesetzlich erlaubten Mittelchen im Keller, wie z.B. Reinzuchthefen, Enzyme, Schönungsmittel, usw., usw., minimaler Einsatz von Schwefel. Dadurch entstehen spannende Naturweine mit Charakter und Tiefgang, fernab vom mainstream, besonders und fordernd, aber auch immer sanft und mit extremen Trinkfluss.

Besondere Grüne Veltliner, Neuland, Horizont und Kalkvogel 2022 mit klassischen Etiketten, Weingut Herbert und Carmen Zillinger, Ebenthal, Weinviertel, Österreich
Schon oft in den MAKU-Weinbars in Solingen (Gräfrath und Ohligs) probiert und immer spannend und nie langweilig gefunden: Grüner Veltliner Neuland 2022, die Grüner Veltliner „Basis“ der Zillingers, praktisch der Einstiegstest mit Drehverschluss, ob man sich auf den besonderen Naturwein-Stil und die ganz eigene Interpretation der Rebsorte einlassen will. Alle jungen Weine der Zillingers benötigen viel Luft (sogar ein Karaffen-Zeichen auf dem Etikett!), zeigen dann aber sehr viel Charakter. Der GV Neuland strohgelb im Glas, leicht trüb, in der Nase Birne, Kräuter, etwas Pfeffer und Hefe, im Mund wunderbar schmelzig und süffig, volle herbe Frucht trifft auf Mineralität und sanfte Säure, ganz eigener Naturwein-Stil zum Verlieben, apropos, meine Freundin bei jedem Blindversuch konstant und zuverlässig raus, erstaunlich!, einfach nicht ihr Stil!, den langen würzigen Abgang konnte ich aber trotzdem allein genießen! Richtig klasse bei 11,5% Alkohol, bravo!
Mein absoluter Liebling aber der GV 2022 Horizont, ebenfalls Schraubverschluss, kommt zitronengelb ins Glas und bietet mit viel Luft eine noch expressivere Nase nach gelbem Apfel, Birne, Kräutern, Blumenwiese und nussigen Aromen, im Mund wieder so schmelzig-süffig mit sanfter Säure, dazu ein tolles Wechselspiel zwischen herber Frucht und Mineralik, dazu ein endlos langer salziger Abgang, ein Lieblingswein und eine Herausforderung zur Kombination mit Essen.
Der konzentrierteste und schwierigste Wein für mich der GV 2022 Kalkvogel (Ried Vogelsang), strohgelb im Glas, aber trotz langer Belüftung sehr verschlossen, benötigt noch viel Lagerzeit zur Harmonisierung, in der Nase alles sehr zurückgenommen, etwas gelbe Frucht, Kräuter, Hefe und erdige Töne, im Mund viel herbe Frucht und salzige Mineralität, feine Säure und ein würziger Abgang, sehr viel Konzentration und ein Versprechen auf die Zukunft!

Greisslerei, Schützen am Gebirge
Bei den letzten Besuchen in Rust immer einmal mit dem Rad unterwegs nach Schützen am Gebirge, um die Greisslerei zu besuchen, die dem berühmten Sternelokal Taubenkogel angeschlossen ist. Es ging dann immer über Oslip, um die NN-Fabrik und den schönen Skulpturengarten von einem meiner Lieblingskünstler, Johannes Haider, zu besuchen. Von ihm hängt einiges in meinem Wohnzimmer, bei einem meiner Besuchsversuche klärte mich ein Nachbar von ihm auf, dass der Künstler durch einen tragischen Treppensturz zwei Tage vorher ums Leben gekommen wäre. Ich weiß noch, dass mich diese Nachricht tagelang beschäftigt hat und ich erst wieder ruhiger wurde, als ich an seinem Grab in Eisenstadt stand. Ich werde ihn nicht vergessen!

Im Skulpturengarten von Johannes Haider
Zurück nach Schützen am Gebirge. Hier sitzt auch das Weingut Prieler und ich wollte immer mal dort eine Weinprobe machen, fiel auch aus, zum Glück war wieder der Weinpipo aus Düsseldorf zur Stelle und ich konnte zuhause drei Prieler-Weine verkosten.

Blick vom Aussichtsturm Ungerberg!

Drei Weine von Prieler und viel Kunst.
Einer der Parade-Rebsorten bei Prieler ist der Pinot Blanc (Weißburgunder), hier ein ganz frischer Wein Jahrgang 2023 von jüngeren Rebstöcken aus dem Ried Seeberg bei Schützen, der schon viel Trinkspaß bietet, aber eher ein Essensbegleiter als ein Solokünstler ist: Schraubverschluss, kommt funkelnd Gelb mit grünen Reflexen ins Glas, duftet nach Birne, Blumenwiese und Kräutern, im Mund schöne Balance zwischen Frucht und Mineralnoten, langer Abgang mit einem Tick zu viel Alkohol, erinnert ganz leicht an gebrannte Mandeln, benötigt noch Zeit. Trotzdem toller weißer Einstiegswein in den spannenden Prieler-Kosmos, hat mir sehr gut gefallen!

Hoch über dem Neusiedlersee.
Bei Rot im Burgenland schwärmt alle Welt vom Blaufränkisch, hier ein 2020er von der Johanneshöhe beim Nachbarort Oggau mit Neusiedlersee-Blick, wieder Schraubverschluss, kommt extrem dunkel mit violetter Randaufhellung ins Glas, in der Nase Brombeere, etwas Pfeffer, Lorbeer und ein Hauch schwarze Olive, saftige Beerenfrucht im Mund, schmelzig, aber auch noch spürbare Säure, langer Abgang mit feiner Frucht und Mineralität, toller Wein und im jetzigen Zustand interessanter Essensbegleiter.
Der Blaufränkisch 2021, Ried Pratschenweingarten, Leithaberg DAC, mit Naturkorken, strömt sehr dunkel ins Glas, in der Nase viel rote Frucht, Brombeere, Pflaume, etwas Limette, Kräuter und schwarzer Pfeffer, im Mund viel Kirschfrucht, saftig, frisch und mineralisch, feine Tannine und ein sehr langer salziger Abgang mit Würznote. Toller Wein, aber doppelt so gut wie sein Vorgänger? Auf jeden Fall doppelt so teuer, nach meinen Erfahrungen laufen hier (und auch bei vielen anderen Weingütern) Qualitäts- und Peiskurve stark auseinander und trotzdem bin ich angefixt, auch mal die noch höherpreisigen Blaufränkisch von den Rieden Marienthal und Goldberg zu probieren.

Am Goldberg, Schützen am Gebirge
Den Namen Prieler findet man in Schützen am Gebirge erstmals urkundlich erwähnt schon 1347, aber weintechnisch richtig los ging es erst mit dem Großvater vom jetzigen Besitzer Georg Prieler, der die ersten Flaschenweine abfüllte, Preise damit gewann und schon Flaschen bis nach Salzburg liefern konnte. Die Eltern von Georg kauften ausgesuchte Riede zu, prüften und optimierten die Standorte für die Reben und erweiterten den Rebsortenspiegel um Merlot, Cabernet Sauvignon, Pinot Noir, Pinot Blanc und Chardonnay, ohne die heimischen Rebsorten wie Blaufränkisch und Zweigelt zu vernachlässigen. Durch die extrem unterschiedlichen Böden im Hügelland und am Leithagebirge bieten sich für viele Rebsorten enorme Chancen. Es wurde auch schon ein erstes Holzfasslager angelegt. Schwester Silvia setzte dann voll auf biologische Bewirtschaftung und viele mutige Experimente, ab 2012 konnte dann Georg nach Auslandpraktika in Kalifornien, Argentinien und Neuseeland das Weingut übernehmen und seinen Traumberuf ausüben.

Drei Weine von Beniamino Zidarich, Prepotto, Karst, Friaul
Nach zwei Wochen am Neusiedlersee wollte ich dann noch eine Woche in Wien verbringen, auch hier ist der Weinschank bekannt, hat liebe Bekannte und vielleicht hätte es auch endlich mal mit einem Besuch und Tisch im La Salvia am Yppenplatz, 16. Bezirk (Ottakring), geklappt, schöne Vinothek und Feinkostgeschäft mit Schwerpunkt Friaul. Oweh, die Ausfall-Liste wurde immer länger und die Laune richtig im Keller, da konnte nur ein Probierkistchen der Ottakringer helfen.

Unterwegs im Karst, Friaul
Beniamino Zidarich ist ein heimatverbundener Natur- und Biowinzer aus dem Dorf Prepotto hoch oben im italienischen Karst. Prepotto?, spielte hier im blog als Hochburg der Rebsorte Schioppettino auch schon mal eine Rolle, ist aber ein anderes Dorf, liegt viel weiter nördlich in der DOC Colli Orientali Friuli. Aber das im blog auch schon positiv erwähnte Weingut Edi Kante kommt ebenfalls aus dem Karstdorf Prepotto. Hier im Osten besteht Italien nur noch aus einem kleinen Streifen, unten führt die Straße vom riesigen Soldatenfriedhof des 1. Weltkrieges bei Duino-Aurisina Richtung Triest. Oben liegen Dörfer im wilden Karst, jede Parzelle für Weinanbau musste den kargen Böden abgerungen werden, auf roter Erde stehen diverse Rebstöcke und trotzen den bei Seglern auf der Adria gefürchteten eisigen Fallwinden der Bora. Dafür gibt es Sonne satt und etwas Schutz durch noch weiter oben stehende Wälder, durch die man schon zur slowenischen Grenze kommen kann. Faszinierende Landschaft, faszinierende Winzer und Weine, hier produziert Beniamino Zidarich mühevoll und leidenschaftlich auf 8 Hektar ca. 25000 Flaschen Karstwein im Jahr.

Trauben und Kunst im Friaul.
Der Prulke 2020 ist eine Cuvee aus 60% Sauvignon blanc, 20% Vitovska und 20% Malvasia, erinnert vom Namen an einen typischen Klingelschild-Namen aus Gelsenkirchen-Ückendorf, Prulke ist aber eine Lage unterhalb des Karst-Dorfes Prepotto. Helle goldgelbe Farbe, leicht trüb, duftet nach Orange, Honig und Lavendel, im Mund harmonisch, cremig, sanftes Säurespiel zwischen Zitrusfrucht und Mineralität, dichter und langer Abgang, fruchtig und herb mit deutlicher Salznote. Eigenständiger und faszinierender Orange-Wein, ausgezeichnet!
Eine versuchte Steigerung an Mineralität zum Prulke der noch junge 2021 „Kamen“ (Stein) aus 100 % Rebsorte Vitovska. Goldgelbe Farbe mit orangenem Einschlag, in der Nase Aprikose, Pfirsich, Orangenzeste, Honig und erdige Töne, im Mund extrem konzentriert mineralisch, dazu ein säurearmer samtig balsamischer Eindruck, sehr wenig Frucht, langer würzig-harziger Abgang. Benötigt zur Harmonisierung noch viel Zeit, ist aber schon jetzt ein toller Esensbegleiter zu Fisch und Meeresfrüchten.
Der Terrano (Teran) 2021 von Zidarich kommt mit rubinroter Farbe ins Glas, in der Nase Sauerkirsche, Preiselbeere, Feige, balsamische Noten und Waldboden, im Mund cool climate-Stil, Johannisbeere, frische und feine Säure, mineralisch, langer erdig würziger Abgang, kein Wein für Anfänger, aber ein Wein mit einem starken Charakter und Eigenständigkeit, dadurch ein Wein für die Blindprobe. Natürlich auch super Essensbegleiter für Crostini mit Oliventapenade, feinen San-Daniele Schinken oder Mortadella mit Pistazien. Gefällt mir sehr gut und erinnert mich an meine Reisen ins Friaul.

Wilder Fluss Tagliamento, Friaul
Von Wien sollte es dann auf Rückreise noch eine Woche in die Wachau gehen, bisher hat es noch nie mit einem Besuch geklappt und auch dieses Mal fiel die berühmte Weinregion ins Wasser, ich schaute in die Röhre und musste sogar mehrmals hinein (MRT), die Durchgangsärzte konnten sich die anhaltenden und ausstrahlenden Schmerzen nicht erklären und gingen per Ausschlussprinzip vor, ich hätte ja auf die Hüfte getippt! Als Durchgangsarzt 1, der mir irgendwie sehr bekannt vorkam, dann auch noch behauptete, die Schmerzen kämen nicht vom Unfall, sondern wären Verschleiß, war meine Geduld endgültig am Ende und ich wechselte zu Durchgangsarzt 2, Durchgangsarzt 1 damit verschlissen. Die Suche läuft noch, mittlerweile ist aber wenigstens klar, dass die Schmerzen doch vom Unfall herrühren. Der Ärztemarathon wurde mit langen Terminwartezeiten garniert, ich hätte den Unfall so gern endlich abgehakt, so gönnte ich mir zwei sehr junge Grüne Veltliner Smaragd aus der berühmten Lage Loibenberg von zwei berühmten Weingütern aus der Wachau, damit schließe ich leicht schwermütig den Beitrag hier ab.

Grüner Veltliner Smaragd 2023, Ried Loibenberg, Weingut Alzinger, Unterloiben, Wachau DAC, eine echte Versuchung!
Das Weingut Alzinger verfügt über 11 Hektar Rebfläche in ausgezeichneten Lagen, meistens handelt es sich um Urgestein- und Gneisverwiterungsböden mit Lösslehm-Anwehungen wie dem Ried Loibenberg. Hier konzentrieren sich Vater und Sohn Leo Alzinger auf Grüne Veltliner und Riesling, Jahresproduktion ca. 70 000 Flaschen.
Der 2023er Grüne Veltliner Loibenberg Smaragd kommt hell Gelbgrün ins Glas, duftet fein nach gelbem Obst, einem Hauch Mango, Honig und Kräutern, im Mund noch stürmische Säure, aber auch schon eine unglaubliche Süffigkeit, zarte Fruchtsüße trifft auf Mineralik, voluminös und stoffig, trotzdem sehr fein und ein langanhaltender salziger Abgang. Hat mich sehr überzeugt, lege ich mir in den Keller und warte auf weitere Harmonisierung, toller Wein.

Grüner Veltliner Smaragd 2023, Ried Loibenberg, Weingut Knoll, Unterloiben, Wachau DAC
Das Weingut Knoll ist einer der bekanntesten österreichischen Weinbaubetriebe, mit ca. 16 Hektar Besitz in tollen Rieden wie Loibenberg, Schütt, Kellerberg, Pfaffenberg und Kreutles ausgestattet. Zusätzlich zu den tollen Böden herrscht eine besondere Luftzirkulation. Seit 1825 lässt sich der Name Knoll in der Wachau zurückverfolgen, erste Flaschenabfüllungen 1947, Vater Emmerich Knoll Senior, Geburtsjahr 1950, sorgte für einen beispiellosen Aufschwung, mittlerweile führen die Söhne August und Emmerich (Junior) die Geschicke des Weingutes als 6. Generation weiter. Erzeugt werden mittlerweile jährlich ca. 150 000 Flaschen.
Der GV Smaragd Loibenberg kommt mit mittlerem Strohgelb ins Glas, in der Nase Birne, Pfeffer, Kräuter, ein Hauch Honig und Mineral, am Gaumen sehr fein, bei noch zu deutlicher Säure, wunderschöne Fruchtandeutungen an gelben Apfel und etwas Mango, wieder Pfeffer, sehr konzentriert und schmelzig, voluminös mit Tiefgang, aber auch elegant und verspielt, schöner langer Abgang mit einem Tick Grapefruit-Bitterkeit und salzigen Anklängen. Viel Potential zur weiteren Harmonisierung, hab mir auch hier was in den Keller gelegt.
Ich habe zwar weiterhin Schmerzen, trotzdem aber auch beim Humpeln durch die Gemeinden neue Weine gefunden, es geht hier auf jeden Fall weiter, vergesst mich trotz langer Wartezeiten auf neue Beiträge nicht!
Peter,
ich gehe liebend gerne spazieren. Hoffentlich kannst du das bald auch wieder vollkommen schmerzfrei machen.
F-
Da ich mich vorübergehend aus dem Arbeitsleben ausgeklinkt habe, kann ich nun in aller Ruhe deinen langen Eintrag lesen.
Er enthält einige spaßige Passagen über die „Studentenstadt“ Münster und die „Hochheimer Hölle“. Letztere ist mir wohlbekannt.
In Rust war ich nur zweimal. Von meinem letzten Aufenthalt sind mir vor allem die unzähligen Störche in Erinnerung, von denen sich heutzutage ja jeder gerne sein Dach zukacken lässt. Die Rotweine des Burgenlands fand ich sehr beeindruckend.
Die Wachau kenne ich auch. Tolle Landschaft. Ich war sogar in der Donau schwimmen.
Soviel für heute
Grüße von Frank aus Frankfurt
Hallo Frank,
schön, dass Du mal wieder hier direkt im blog schreibst, freut mich immer sehr! Ich
habe immer noch an den Folgen des Unfalls zu leiden, gerade bei Spaziergängen
in Hamburg gemerkt, heute keimt nach 8 Monaten Schmerzen aber mal Hoffnung auf,
Durchgangsarzt 2 scheint drei Klassen besser als Durchgangsarzt 1 zu sein.
Auch sehr schön, dass Du mit fast allen Weinen was anfangen kannst, mache demnächst wieder mit
Einzelbildern bei Instagram Werbung für den blog hier, vielleicht diskutieren wir dann
noch bei Instagram.
Grüße aus Münster
Peter